Wie funktioniert das Abstillen? Tipps für eine sanfte Entwöhnung

Abstillen ist für Mutter und Kind ein wichtiger Entwöhnungsprozess. Wie das Abstillen gelingt, erfährst du hier.

Abstillen – so geht’s

Abstillen
Foto: © iStock, Steve Debenport

Nach einigen Monaten kommt die Zeit, in der man merkt: Ich möchte abstillen. Um dem Säugling den Abschied von Mamas Brust möglichst leicht zu machen, sind beim Abstillen kleine Schritte nötig. Lies unsere Tipps, wie du dein Baby sanft vom Stillen entwöhnst.

Ideal für das Abstillen ist es, wenn Mutter und Baby sich einig sind. Manchmal fühlen einfach beide gleichzeitig, dass es jetzt genug ist. Das Kind stillt sich nach und nach selbst ab, indem es das Interesse an der Brust und der Muttermilch verliert. Und die Mutter ihrerseits bietet die Brust nicht mehr an, sondern wartet ab, ob ihr Kleines sich meldet und ihre Milch trinken möchte. Diese Form des Abstillens ist naturgemäß die harmonischste für beide Seiten. Doch wenn man nicht bereit ist zu warten, bis sich das Kind selbst abstillt, muss man damit rechnen, dass die Stillzeit recht lange dauern kann.

Abstillen: Der richtige Zeitpunkt

In welcher Woche die Entwöhnung deines Babys von der Muttermilch beginnen sollte, ist nicht vorgegeben. Die Nationale Stillkommission der Bundesregierung empfiehlt, das Baby im ersten halben Lebensjahr ausschließlich zu stillen. Wie lange darüber hinaus du dein Baby noch mit Muttermilch ernährst, ist in erster Linie dir überlassen. Schließlich kannst du am besten beurteilen, wann dein Kind bereit ist, seine Milch aus einem Fläschchen statt aus der Brust zu trinken oder wann es Beikost braucht. Und natürlich hängt es einfach davon ab, wie lange du dich mit dem Stillen wohl fühlst. Viele Mütter stillen irgendwann ab, weil sie wieder unabhängiger werden wollen. Kein guter Zeitpunkt, um mit dem Abstillen zu beginnen ist, wenn dein Baby gerade krank ist oder ein Zahn durchbricht.

Und auch aus den folgenden Gründen musst du nicht zwingend abstillen:

  • Wenn du krank bist. Glücklicherweise können viele Erkrankungen mit Medikamenten behandelt werden, die nicht in die Muttermilch übergehen.
  • Wenn dein Säugling Zähnchen bekommt. Manche Mütter befürchten dann, dass das Baby in die Brustwarze beißt. In den meisten Fällen passiert das nicht. Wenn das Baby jedoch beißt, kann es sein, dass es gerade Zahnungsschmerzen hat und auf etwas beißen möchte. Dann machte es Sinn, ihm vor dem Stillen einen kühlen Beißring anzubieten.
  • Wenn du eine Brustentzündung hast. Gerade dann kann es wichtig sein, dass die Milch weiter gut fließt.
  • Wenn du wieder schwanger bist. Die Antwort lautet ganz einfach: Auch während der Schwangerschaft und nach der Geburt kannst du das erste Kind ohne Probleme weiter stillen.

Einige Mütter entscheiden sich auch für das Langzeitstillen und geben ihrem Kind selbst mit einem Jahr und noch länger Muttermilch. Das stößt zwar hierzulande manchmal auf Unverständnis, doch viele Mütter sehen auch im langen Stillen einfach das, was es ist: ein natürlicher Prozess.

 

Mit diesen Tipps dein Baby sanft abstillen

Häufig ist es so, dass die Frau irgendwann von sich aus beschließt, dass es Zeit zum Abstillen ist. Jetzt ist es wichtig, den großen Schritt der Trennung von der mütterlichen Brust für das Kind möglichst sanft und langsam zu gestalten. Entscheidend ist, dass du diesen Entschluss nicht abrupt in die Tat umsetzt, sondern jeweils in kleinen Schritten vorgeht, zwischen denen mindestens eine bis vier Wochen liegen. So kann sich auch die Brust am besten an die gesunkene Nachfrage gewöhnen, aber auch der Säugling gewöhnt sich ganz einfach und unmerklich um. Weitere Methoden, um das Abstillen für das Kind so angenehm wie möglich zu gestalten, können sein:

  • Eine Brustmahlzeit Schritt für Schritt ersetzen: Am besten beginnst du damit, zum Beispiel vor einer Stillmahlzeit am Mittag, dem Baby für ein paar Schlucke das Fläschchen zu geben oder ihm ein paar Löffelchen Breimahlzeit anzubieten. Beides sollte zu Beginn ganz spielerisch vor sich gehen. Also es kommt nicht darauf an, dass möglichst viel Brei oder Milch in Babys Magen gerät. Viel wichtiger ist, dass dein Baby diese neue Erfahrung ohne Druck genießen kann.
  • Mit dem Abstillen beginnen, wenn dein Baby schön wach und ausgeschlafen ist.
  • Dein Baby am Abend noch stillen - also nicht die Abendmahlzeit als erste ersetzen - weil das Stillen ja auch wohltuend und beruhigend zum Ausklang des Tages ist.
  • Die Stilldauer reduzieren: Du kannst es auch umgekehrt machen. Statt das Kind so lange trinken zu lassen, bis es satt ist, löst du es nach einer bestimmten Zeit sanft von der Brust und gibst ihm dann noch, wenn es schon bereit für feste Nahrung ist, ein paar Löffel gesunde Beikost.
  • Wenn du eine feste Routine für das Stillen hattest, verändere deine Tagesroutine beim Abstillen. Verbringe mehr Zeit draußen, wenn du dein Kleines hauptsächlich zu Hause gestillt hast und umgekehrt. Meide deine typischen „Stillplätze", wenn du solche hattest, um dein Stillkind nicht in Versuchung zu führen.
  • Minimiere die Versuchung: Wenn dein Baby auf deinem Arm ist, riecht es so vertraut und "nach Milch", so dass es vielleicht wieder bei dir trinken möchte. Dann kann es helfen, wenn du gut bedeckende Kleidung trägst oder dein Baby in einem solchen Moment dem Papa auf den Arm gibst.
  • Beziehe den Vater, wenn möglich in die Fütter-Routine mit ein. Von ihm erwartet dein Baby keine Muttermilch und lässt sich daher von ihm manchmal leichter an die neuen Mahlzeiten gewöhnen.

Wie lange der Abgewöhnungsprozess dauert, ist individuell verschieden. Manche Kinder brauchen nur einige Wochen, um sich an die neue Situation zu gewöhnen, andere bis zu sechs Monate. In solchen Fällen haben viele Mütter gute Erfahrungen damit gemacht, über einen längeren Zeitraum hinweg eine Stillmahlzeit täglich beizubehalten – zum Beispiel als letzte Mahlzeit abends vor dem Schlafengehen. Falls gar nicht mehr gestillt wird, sollte das Kleinkind jedoch bis zum dritten Lebensjahr noch Gelegenheit zum Saugen haben (Flasche, Trinklerntasse, Daumen oder Schnuller).

Das Abstillen für die Brust

Nicht nur für das Kind, auch für den Organismus der Mutter ist es hilfreich, wenn das Abstillen nicht schnell, sondern über mehrere Wochen langsam und schrittweise geschieht. Denn dann geht auch die Milchproduktion von allein zurück und die überschüssige Milch wird vom Körper resorbiert. Wird hingegen plötzlich nicht mehr gestillt, zum Beispiel weil die Mutter schwer erkrankt oder aus sonstigen Gründen verhindert ist, kann es beim Abstillen zu einem Milchstau oder gar zu einem Problem wie einer Brustentzündung kommen. Du weißt es sicher schon: Abpumpen ist nicht geeignet, um überschüssige Milch loszuwerden. Denn durch das Abpumpen der Milch wird die Milchbildung wieder angeregt. Um die Milchbildung zu drosseln gibt es folgende Möglichkeiten:

  • Trage einen eng sitzenden BH oder wickele dir ein Tuch um die Brust, um die Durchblutung und somit auch die Milchbildung einzuschränken.
  • Kühle deine Brust mit Kühlkompressen. Das schränkt nicht nur die Durchblutung ein, sondern beugt auch Brustentzündungen vor
  • Salbeitee hilft mit, die Milchproduktion allmählich zu senken.
  • Sollte es beim Abstillen doch zu einem Milchstau kommen, erkennbar an verhärteten Stellen in der Brust, helfen Massagen. Ist der Druck zu groß, kann eine kleine Menge ausgestrichen werden. Allerdings nicht zu viel, da dies die Neuproduktion der Milch wieder anregen würde.

Hängende Brust nach dem Abstillen?

Nach dem Abstillen bemerken viele Frauen, dass ihre Brüste nun (wieder) kleiner und vielleicht auch schlaffer sind. Das liegt jedoch nich am Stillen bzw. Abstillen. Stillt eine Frau nicht, bildet sich der Busen, der während der Schwangerschaft an Umfang zugenommen hat, bereits nach der Geburt wieder zurück. Stillt sie jedoch, wird dieser Prozess erst nach dem Abstillen in Gang gesetzt. Deine Brust verändert sich also ganz unabhängig davon, ob du stillst oder nicht. Wie stark diese Veränderung ist, hängt von unterschiedlichen Faktoren wie Veranlagung, Ernährung und Alter ab. Mit Wechselduschen, Sport und Massagen kannst du  die Durchblutung des Brustgewebes anregen und deine Brust ein wenig festigen. 

Wie richtig abstillen, wenn es schnell gehen muss?

Manchmal treten Umstände ein, die ein schnelles Abstillen nötig machen, zum Beispiel eine Erkrankung der Mutter, die Medikamente erfordert, die in die Muttermilch übergehen und dem Säugling schaden können. Für diese Situation gibt es Medikamente, die die Produktion des Stillhormons und damit die Milchbildung hemmen. Zusätzlich kann die Milchbildung durch drei Tassen Salbei- oder Pfefferminztee gedrosselt werden. Es kann trotz der Medikamente nötig sein, die Brust zu kühlen und vorsichtig überschüssige Milch in kleinen Mengen auszustreichen. Wichtig ist aber, dass du, wenn du schnell abstillen musst, dein Kind nicht mehr anlegst.

Wenn sich das Baby selbst abstillt

Zwar kann Muttermilch im ganzen ersten Lebensjahr einen wichtigen Platz in der Ernährung deines Kindes haben. Manchmal hört ein Säugling aber nach einigen Monaten innerhalb ziemlich kurzer Zeit auf, Interesse an der Brust zu bekunden. Ursache kann zunächst einfach sein, dass das Baby nach einem Entwicklungsschub alles, was in seiner Umgebung passiert, interessanter findet als die deine Brust. In diesem Fall ist es sinnvoll, in einer möglichst reizarmen Umgebung zu stillen und dem Baby während der Mahlzeit viel Zeit zu lassen. Frühestens ab dem Alter von vier bis fünf Monaten kann es auch sein, dass für das Baby nun das Thema Löffel und das Essen mit diesem Hilfsmittel interessant wird. Möglicherweise ist dann die Zeit gekommen, die erste Breimahlzeit einzuführen. Manche Kinder wollen irgendwann von sich aus überhaupt nicht mehr an die Brust. Auch wenn es ein bisschen weh tut: Akzeptiere den Wunsch deines Kindes und biete die Brust nicht gegen dessen Willen immer und immer wieder an.

Lass ruhig bei dir selbst Tränen zu, wenn du dir eigentlich eine längere Stillzeit gewünscht hast. Gib dem Kind weiterhin die Aufmerksamkeit und körperliche Nähe - singe und kuschle zum Beispiel mit ihm – die es während des Stillens erlebt hat. So erhältst du die innige Nähe aufrecht, die durch das Abstillen ein Stück weit verloren geht.

Wenn dein Kind aber eigentlich altersmäßig noch nicht abstillreif ist (mit ca. vier Monaten), wende dich an eine Hebamme oder Stillberaterin (etwa von der La Leche Liga) , um zu ergründen, warum das Baby momentan im „Stillstreik" ist.

Nachts abstillen: Wie geht das?

Gerade nachts kann es sein, dass dein kleiner Liebling häufig trinken will. Hintergrund ist nicht allein das Hungergefühl, sondern einfach auch all das andere Schöne, das mit dem Thema Stillen zusammenhängt: Geborgenheit, Sicherheit, Liebe, Wärme, einfach Mama ganz nah sein. So verständlich das ist, manche Mütter finden während der Stillzeit nicht ausreichend Schlaf und wünschen sich, zumindest nachts abzustillen. Zwar rät dir deine Hebamme oder Stillberaterin sicher dazu, auch nachts lange zu stillen. Ist der Säugling aber bereits älter als vier oder sogar sechs Monate, kann bei Bedarf natürlich auch als Erstes mit einem gut sättigenden Abendbrei begonnen werden, um nachts nicht mehr stillen zu müssen. Wenn du also sicher bist, dass dein Kleines am Abend ausreichend Nahrung zu sich genommen hat, kannst du versuchen, nachts mit dem Stillen aufzuhören. In den ersten Nächten kann es sinnvoll sein, wenn der Vater den Säugling dann tröstet, wenn er weint und ihm für sein Saugbedürfnis den Finger oder einen Schnuller gibt. Nach etwa drei Nächten hat sich das Baby oft bereits daran gewöhnt, dass es in der Nacht nicht mehr gestillt wird.