Schwangerschaftsvergiftung

Gestose

Gestose ist die Bezeichnung für einige Erkrankung während der Schwangerschaft, die zum Beispiel mit hohem Blutdruck einher gehen. Erfahre hier, wie du die Symptome einer Gestose erkennst und wie sie behandelt wird.

Gestose – ein gefürchtetes Rätsel

Schwanger Blutdruck
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Für die Gestose gibt es viele verschiedene Bezeichnungen im Volksmund. Zu den gängigsten gehören Schwangerschaftsvergiftung, Schwangerschaftsleber oder Schwangerschaftsniere. Bei der Gestose handelt es sich nicht um eine eigenständige Krankheit, sondern um eine Reihe unterschiedlicher Symptome, die alle während der Schwangerschaft auftreten und auch auf das Kind einwirken können. Obwohl das Phänomen schon seit über hundert Jahren erforscht wird, gibt es Ärzten und Wissenschaftlern noch immer Rätsel auf.

Bis vor einigen Jahren gingen Mediziner davon aus, dass die Gestose in der Schwangerschaft durch ein spezielles vom Körper produziertes „Schwangerschaftsgift" verursacht wird – daher die Bezeichnung Schwangerschaftsvergiftung. Heute ist diese Annahme veraltet und wurde widerlegt. Dennoch sind die Meinungen über die Ursachen noch immer geteilt. Eins scheint jedoch sicher bei der Schwangerschaftsvergiftung: Das Anzeichen „Bluthochdruck" tritt so gut wie immer auf, auch wenn die Mutter nie zuvor in ihrem Leben mit einer Hypertonie konfrontiert war. Welche Symptome die Gestose sonst noch haben kann, welche ernsten Sonderformen es gibt - wie das HELLP-Syndrom - und wie man dieser gefürchteten Krankheit vorbeugt, erfährst du hier.

Die verschiedenen Formen von Gestose und ihre Symptome

Etwa fünf bis acht Prozent der schwangeren Frauen entwickeln Gestosen. Als Ursache wird eine Überbelastung des mütterlichen Organismus durch die Schwangerschaft vermutet, jedoch tappen die Ärzte im Dunkeln, wenn es darum geht, eine genaue Ursache zu nennen. Neben Ödemen (Wassereinlagerungen) stellt der Arzt noch erhöhten Blutdruck (Hypertonie mit Werten über 140/90) und eine Proteinurie fest: Das heißt, dass über den Urin zu viel Eiweiß ausgeschieden wird (Proteinausscheidungen von mehr als 300 mg innerhalb von 24 Stunden). Von diesen drei Leitsymptomen kommt auch der Begriff EPH-Gestose (wobei E für das englische Wort von Ödemen steht). Heute wird die Gestose in die sogenannte Frühgestose und die Spätgestose unterteilt, wobei die Frühgestose im ersten Trimester auftritt und die Spätgestose im letzten Drittel der Schwangerschaft. Die meisten Betroffenen erwischt es jedoch nach der 20. SSW. Folgende Formen werden unterschieden:

  • Gestationshypertonie: So wird ein schwangerschaftsbedingter Bluthochdruck bezeichnet, der von vermehrten Eiweißausscheidungen im Urin begleitet wird - Proteinurie genannt. Die Gestationshypertonie tritt meist um die 20. SSW auf und kann in eine Präeklampsie übergehen.
  • Präeklampsie (früher als EPH-Gestose bekannt): Auch sie macht sich mit den typischen Anzeichen von Bluthochdruck und Eiweiß im Urin bemerkbar. Hinzu kommen Wassereinlagerungen, Ödeme genannt, vor allem in Händen, Füßen und im Gesicht. Bei einer schweren Präeklampsie treten außerdem schwangerschaftsbedingte Krämpfe, Funktionsstörungen der Leber und Nieren oder Blutgerinnungsstörungen in Erscheinung. Betroffene klagen über Schmerzen im Oberbauch, Kopfschmerzen oder Sehstörungen.
  • HELLP-Syndrom: Der Begriff HELLP leitet sich von den englischen Wörtern für die drei Kernsymptome ab: H = Hemolysis (Zerfall von roten Blutkörperchen), EL = Elevated Liver Enzymes (erhöhte Leberwerte), LP = Low Platelets (niedrige Zahl an Thrombozyten). Das HELLP-Syndrom geht mit Blutgerinnungsstörungen einher und macht sich durch starke Schmerzen im rechten Oberbauch, Übelkeit, Erbrechen oder Kopfschmerzen bemerkbar. Die Symptome des HELLP-Syndrom können sich in kürzester Zeit (mitunter innerhalb einer Stunde) entwickeln und voll ausprägen. Das HELLP-Syndrom tritt bei etwa 2-3 von 300 Schwangeren auf.
  • Eklampsie: Hierbei handelt es sich um die schwerste Form von Gestose. Betroffene Frauen erleben schwere Krampfanfälle, bei denen sie oft das Bewusstsein verlieren. Der Zustand ist für Mutter und Kind lebensbedrohlich. Am häufigsten erkranken Erstgebärende an Präeklampsie. Bei Frauen, die Mehrlinge erwarten, ist die Wahrscheinlichkeit zu erkranken um das Sechsfache erhöht.
  • Pfropfgestose: Diese Form der Gestose liegt vor, wenn Frauen bereits vor der Schwangerschaft unter erhöhtem Blutdruck gelitten haben und während der Schwangerschaft andere Symptome hinzukommen oder die bisherige Erkrankung sich verstärkt.

Diagnose und Behandlung

Es ist wichtig, eine EPH-Gestose so früh wie möglich zu erkennen, um erfolgreich therapieren und eine gesundheitliche Gefährdung für das Kind auszuschließen – denn die Gestose ist für rund fünfzig Prozent der Frühgeburten verantwortlich. Um die ersten Anzeichen frühzeitig zu erkennen, misst der Arzt regelmäßig den Blutdruck, bestimmt die Proteinkonzentration im Urin, fragt die Schwangere, ob sie Ödeme hat und untersucht ihr Blut, um so etwa Rückschlüsse auf die Leberwerte ziehen zu können. Außerdem prüft er per CTG und Ultraschall den gesundheitlichen Zustand des Babys.

Präeklampsie: Bluttest zur Früherkennung

Neben einer engmaschigen Überwachung könnte eine neue Methode die Früherkennung der Präeklampsie erleichtern und schwere Folgen verhindern. Forscher haben herausgefunden, dass sich die Erkrankung über das Verhältnis bestimmter Botenstoffe im Blut identifizieren lässt. Eine wichtige Rolle spielt den bisherigen Erkenntnissen zufolge das Verhältnis zweier Proteine, die in der Plazenta produziert werden und im Blut zirkulieren. Durch einen entsprechenden Bluttest lässt sich laut Studie das Auftreten von Komplikationen viel zuverlässiger prognostizieren oder sicher für eine Woche ausschließen – selbst wenn noch keine Symptome auftreten.

Dr. Stefan Verlohren von der Klinik für Geburtsmedizin der Charité Berlin, deren Geburtsmediziner maßgeblich an der Studie beteiligt waren, erläutert: „Das Hauptproblem an der Präeklampsie ist, dass die Symptomatik häufig nicht eindeutig oder das klinische Bild unklar ist. Der sFlt-1/PlGF Quotient kann uns helfen, die Wahrscheinlichkeit des Auftretens der Erkrankung oder deren Verlauf besser einzuschätzen."

Wie verläuft die Therapie der Gestose?

Die EPH-Gestose ist bei frühzeitiger Diagnose heute gut behandelbar, allerdings muss die Therapie auf die jeweilige Form und ihren Schweregrad abgestimmt werden. Bei leichteren Fällen verschreibt der Arzt blutdrucksenkende Medikamente und verordnet Bettruhe. Bei einer Präeklampsie wird die Schwangere ins Krankenhaus eingewiesen, wo bis zur Geburt täglich mehrmals Blutdruck, Gewicht und Eiweißausscheidung überwacht werden. Häufig erhalten Frauen einen Dauerblasenkatheter, um die Urinausscheidung genau zu erfassen. Bei schweren Fällen kann die Verabreichung von Magnesiumsulfat Krampfanfälle verhindern. Falls es zu besonders schweren Formen wie Eklampsie oder HELLP-Syndrom mit den ernsten Symptomen Blutzerfall, erhöhte Leberwerte und nachlassender Blutgerinnung, Low Platelet, kommt, muss die Schwangerschaft eventuell durch einen Notkaiserschnitt beendet werden, um das Leben von Kind und Mutter zu retten. Gleichzeitig wird die Mutter bei einem voll ausgebildeten HELLP-Syndrom intensivmedizinisch behandelt.

Wie kann man Gestose vorbeugen?

Frauen, in deren Familie es eventuell bereits Fälle von Gestose gegeben hat, sowie Diabetikerinnen und Mütter mit Nierenerkrankungen, Blutdruck oder Diabetes haben ein höheres Risiko, zu erkranken. Auch Schwangere, die mehr als ein Baby erwarten, sind häufiger betroffen. Außerdem begünstigen Stress oder Mangelernährung den Ausbruch der Krankheit. Als besonders wirksam zur Vorbeugung gilt Eiweiß. Daher sollte es auf dem täglichen Speiseplan von Schwangeren stehen. Tierisches Eiweiß findet man vor allem in Milch, Fleisch, Fisch und Käse, pflanzliches Eiweiß vorrangig in Hülsenfrüchten, Getreide, Nüssen und Naturreis. Damit der Körper die Proteine gut verwerten kann, sollte man außerdem immer ausreichend Kohlenhydrate zu sich nehmen, zum Beispiel in Form von Vollkornbrot, Nudeln oder Kartoffeln. Von entwässernden Tees sowie Obst- oder Reistagen zur Bekämpfung der Wassereinlagerungen sollte man hingegen unbedingt die Finger lassen.

Grundsätzlich gilt: Nur eine regelmäßige Untersuchung gewährleistet eine Frühdiagnose und bietet die besten Chancen zur Heilung. Nach dem Ende der Schwangerschaft nehmen die Symptome in der Regel von sich aus wieder ab. Der Zeitraum für diesen Prozess unterscheidet sich aber bei den unterschiedlichen Gestose-Formen und liegt zwischen wenigen Tagen bis einigen Wochen.

Weitere Informationen bei der Arbeitsgemeinschaft Gestose-Frauen e.V