Schwangerschaftskalender

Die 6. Schwangerschaftswoche (SSW 6)

Wie groß ist das Baby in der 6. SSW? Was sieht man im Ultraschall und welche Schwangerschaftsanzeichen sind normal? Die Antworten auf deine wichtigsten Fragen zur 6. Schwangerschaftswoche liest du im urbia-Schwangerschaftskalender.

Autor: Dr. Sandra Hermes

Die 6. Schwangerschaftswoche (SSW 6)

Foto: © metamorworks

In der 6. Schwangerschaftswoche sieht man dir deine Schwangerschaft meistens noch gar nichts an. In deinem Bauch passiert aber unglaublich viel. Der Embryo hat seine Größe in einer Woche verdoppelt, das Herz hat zu schlagen begonnen und auch die anderen Organe entwickeln sich rasant weiter. Das kostet Kraft. Müdigkeit, Stimmungsschwankungen, Übelkeit und andere hormonell bedingte Schwangerschaftsanzeichen sind nicht mehr zu übersehen. Und doch überwiegt die Vorfreude. Du bekommst ein Baby! Neufamilie oder Familienzuwachs? Euer Leben wird in jedem Fall auf den Kopf gestellt. Die Aufgabe werdender Väter ist klar: Geduld und Fingerspitzengefühl sind gefragt. Und Getränkekisten sind jetzt auch für starke Mamis tabu!

Die wichtigsten Daten zur 6. Schwangerschaftswoche

Granatapfelkerne
Foto: © iStock, Ruslan Khismatov

Größe: Dein Baby ist in der 6. SSW etwa so groß wie ein Granatapfelkern (4 mm).
Gewicht: Das Gewicht des Embryos ist in der 6. Schwangerschaftswoche noch zu gering zum Messen.
Noch 34 Wochen bis zur Geburt!

Innerhalb einer Woche hat das Baby seine Größe verdoppelt. Was für eine Leistung! In SSW 5 war der Embryo noch 2 mm groß, in SSW 6 misst er im Durchschnitt vier mm. Wieviel er genau wiegt, ist in diesem Entwicklungsstadium sehr schwer zu sagen. Man schätzt das Gewicht auf höchstens 1 Gramm. Und natürlich kann dein Baby auch ein wenig kleiner oder größer, leichter oder schwerer sein. Mit jeder nun vergehenden Woche, wird sich dein Kind individueller entwickeln. Die Angaben zu Größe und Gewicht sind immer Durchschnittswerte.

Die Entwicklung deines Babys/Embryos in der 6. Schwangerschaftswoche

Der Embryo ist in der 6. SSW etwa vier Wochen alt. Äußerlich ähnelt er einer kleinen Kaulquappe. Und tatsächlich befindet sich in diesem Stadium seiner Entwicklung am Ende des Körpers noch ein kleines Schwänzchen. Ein Überbleibsel unserer Evolution. Den größten Teil des kleinen Körpers macht der nach vorne geneigte Kopf aus. Denn der Embryo entwickelt sich von oben nach unten. Aber auch die Arme und Beine sind schon in Form winziger Gliederknospen zu erkennen. Hände und Füße sehen noch aus wie kleine Paddel. 

Auch das Gesicht entwickelt sich weiter. Dort, wo später Augen und Nase sein werden, sind kleine, dunkle Wölbungen nach außen zu erkennen. Die Ohrstruktur wölbt sich dagegen nach innen. 

Der wichtigste Meilenstein in der 6. Schwangerschaftswoche ist aber die Entwicklung des kleinen Herzens. Es beginnt zum ersten Mal zu schlagen. Und zwar doppelt so schnell wie deins. Damit ist es das erste entwickelte Organ, das seine Arbeit aufnimmt. Mit 150 Schlägen pro Minute pumpt es das frische, mit Sauerstoff angereicherte Blut zu den anderen Organen, die sich so noch schneller weiterentwickeln werden. Nährstoffversorgung und Blutbildung ist noch Aufgabe des sogenannten Dottersacks. Die Plazenta ist erst etwa in der 12. SSW so weit entwickelt, dass sie das Baby über die Nabelschnur allein versorgen kann. In den 6. SSW nehmen auch Bauchspeicheldrüse, Leber, Magen, Darm und Nieren langsam Form an. Auch das Gehirn beginnt sich aus dem Neuralrohr zu entwickeln, erste Hirnareale für Großhirn, Kleinhirn, Zwischenhirn sowie das zentrale Nervensystem entstehen. 

Die Lungen sind jetzt als Einzelröhren zu erkennen. Die taschenförmigen Strukturen werden sich in den nächsten Wochen weiterentwickeln. Für den ersten Atemzug sind sie erst in der 35. Schwangerschaftswoche bereit. 

Auch die Entwicklung des Skeletts deines Kindes beginnt in der Mitte des ersten Trimesters. Entlang des Rückens entstehen aus einem Teil des embryonalen Gewebes sogenannte Skelettknospen. Sie sind die ersten Spuren von Rippen, Wirbelsäule und Rückenmark. 
 

Dein Körper in der 6. Schwangerschaftswoche

Foto: © Neustockimages

Waren die Symptome in den ersten Wochen deiner Schwangerschaft vielleicht noch mehr eine Ahnung, werden die ersten Anzeichen für eine Schwangerschaft bei den meisten Frauen in der 6. SSW eindeutiger. Dein Körper stellt die notwendigen Ressourcen zur Verfügung, damit dein Kind wachsen kann. Und auch die hormonelle Umstellung kostet Kraft. Kein Wunder, dass du dich müde und schlapp fühlst und unter Stimmungsschwankungen und Übelkeit leidest. Das sind alles typische und ganz normale Anzeichen deiner Schwangerschaft. Dass dich in der Frühschwangerschaft ein wahrer Hormoncocktail überflutet, ist keine bloße Laune der Natur, sondern wichtig und notwendig. So verhindert das Schwangerschaftshormon Humanes Choriongonadotropin (HCG), dass weitere Eisprünge stattfinden, während eine vermehrte Progesteron-Ausschüttung die Muskulatur der Gebärmutter und das Bindegewebe lockert, um Platz für dein Baby zu schaffen. Das macht sich im ersten Trimester häufig durch ein Ziehen im Unterleib bemerkbar. Meistens sind die Schmerzen harmlos und dein Körper möchte dir nur sagen: „Ruh dich aus!“ Also Füße hoch und in Ruhe vorfreuen.

Auch der Gebärmutterhals passt sich an und wird fester und unbeweglicher. Übrigens eines der ersten Schwangerschaftsanzeichen, das vom Gynäkologen ertastet werden kann (auch Stock-Tuch-Zeichen). Insgesamt wird dein Körper durch die erweiterten Gefäße besser durchblutet. Ein angenehmer Nebeneffekt für Frauen, die immer frieren: Deine Hände fühlen sich jetzt deutlich wärmer an. 

Das Schwangerschaftshormon HCG wird auch für die noch nicht abschließend erforschte Übelkeit verantwortlich gemacht. Außerdem kämpfen viele schwangere Frauen nun mit einem überwältigenden Erschöpfungsgefühl, Appetitlosigkeit, Verstopfung, schmerzenden, prallen Brüsten und anderen Schwangerschaftsanzeichen.

Typische Schwangerschaftsanzeichen in der 6. SSW:

Wachsende Brüste: Es gibt auch schöne Schwangerschaftsanzeichen. Frauen, die eher eine kleine Körbchengröße haben, freuen sich jetzt über ihre wachsenden Brüste. Toll, solange sie nicht unangenehm spannen. Der Hintergrund: Dein schwangerer Körper bereitet sich schon jetzt auf das Stillen vor. HCG, Östrogen und Progesteron sorgen für die Bildung weiterer Milchdrüsen. Auch die Haut deiner Brüste wird nun stärker durchblutet. Es ist ganz normal, dass man die Adern jetzt deutlicher sieht. Und auch das Nachdunkeln der Warzenhöfe ist ein bekanntes Schwangerschaftsanzeichen. Wissenschaftler vermuten, dass die Natur es dem Baby so leichter macht, die Nahrungsquelle schnell zu finden.

Müdigkeit: Viele Frauen haben das Gefühl, sie könnten sich schon nach dem Aufstehen wieder ins Bett legen und schleppen sich lustlos durch den Tag.

Verstopfung: Das Hormon Progesteron führt leider nicht nur zu Entspannung und einem tieferen Schlaf. Auch die Darmmuskulatur wird träge. Unschöner Nebeneffekt: Verstopfung. Eine ballaststoffreiche, gesunde Ernährung, Bewegung und viel Flüssigkeit können die Beschwerden lindern.

Stimmungsschwankungen: Ich bin schwanger! Endlich! Wie wunderbar! – Ich bin schwanger? Oh mein Gott? Wie soll ich das schaffen? Was passiert mit meinem Job? Meine Eltern wohnen so weit weg! Unfassbares Glück und bange Zweifel liegen in der 6. SSW ganz dicht beieinander. Eine wahre Gefühlsachterbahn. Es ist ganz normal, dass du jetzt auch Angst hast und dir Sorgen macht. Besprich sie mit deinem Partner. Für ihn ist die Situation schließlich auch neu. Einige Sorgen könnt ihr als werdende Eltern teilen und andere sind vielleicht nicht mehr so überwältigend, wenn der Partner wenigstens weiß, dass sie dich umtreiben. 

Nichts zu spüren: Es gibt auch Frauen, die in der sechsten Schwangerschaftswoche noch keine Anzeichen spüren. Hast du einen positiven Schwangerschaftstest oder hat deine Gynäkologin die Schwangerschaft bereits bestätigt, ist auch das völlig normal. Es gibt eben Frauen, die noch ein paar Wochen Schonfrist bekommen, bevor dann auch bei ihnen die typischen Schwangerschaftsbeschwerden zuschlagen. Genieß sie!
 

Das kannst du jetzt für dich und dein Baby tun

Foto: © RgStudio

Alles, was du nun deinem Körper und deiner Seele Gutes tust, hilft auch deinem Kind, sich gesund zu entwickeln. Neueren Studien zufolge bleibt starker und andauernder Stress in der Schwangerschaft nicht ohne Folgen. Kinder, die bereits im Bauch ihrer Mutter Stresshormonen ausgesetzt waren, so die Forscher, entwickeln später oft ein mangelhaftes Immunsystem, sind anfälliger für Allergien und Asthma. Ein guter Grund, jetzt mal einen Gang zurück zu schalten. 

Besser essen: Auch deine Ernährung spielt in der 6. SSW eine wichtige Rolle für dich und den Krümel. Genug Flüssigkeit (2 bis 3 Liter), frisches Obst und Gemüse, Seefisch, fettarme Milchprodukte, Hülsenfrüchte und Ballaststoffe gehören dazu. Rohmilchprodukte, rohe Eier und Fisch und nicht gegartes Fleisch (z.B. in Mett) haben in den nächsten Monaten erstmal Pause! Sie können Listerien und Toxoplasmen enthalten, die deinem Kind schaden können. Auch Kaffee (oder Cola) solltest du auf zwei Tassen (Gläser) täglich beschränken.

Besser nicht: Nikotin und Alkohol schädigen dein Baby. Auch schon ein Glas, auch schon eine Zigarette! Gönn dir zwischendurch lieber mal ein Stück Sahnetorte oder andere Leckereien, aber bleib hier unbedingt konsequent. 

Besser fragen: Du hantierst in deinem Job mit Chemikalien, musst sehr lange stehen oder schwere Dinge heben? Laut Mutterschutz sind mit Bekanntgabe deiner Schwangerschaft einige Tätigkeiten tabu. Sprich deinen Chef an, was du stattdessen tun kannst. Wenn sich keine Alternativen ergeben, musst du evtl. auch freigestellt werden. 

Besser zu zweit: Dein Partner ist nicht nur der Erzeuger. Er möchte schon jetzt seine Paparolle einnehmen und etwas für euch tun. Lass ihn! Füße massieren, gesundes Essen kochen, Einkäufe erledigen, ein romantisches Wochenende planen. Dir fällt sicher noch mehr ein, was Papa nicht untätig danebenstehen lässt. 

Besser ergänzen: Der Embryo entwickelt nun das zentrale Nervensystem, Rückenmark und die Wirbelsäule. Eine ausreichende Versorgung mit Folsäure ist besonders wichtig, um vor Fehlbildungen zu schützen. Nur durch die Nahrung ausreichend Folsäure zu sich zu nehmen, ist sehr schwierig, aber nicht unmöglich. Maßgeschneiderte Folsäurepräparate für Schwangere helfen.

Besser stützen: Wenn du unter dem Gewicht deiner wachsenden Brüsten leidest, kann ein stützender BH (z.B. ein Sport-BH) deine Beschwerden lindern. Außerdem solltest du regelmäßig etwas Öl in die Haut massieren. Denn auch dort können leicht Schwangerschaftsstreifen entstehen.

Welche Untersuchungen stehen in der 6. SSW an?

Die erste gesetzlich empfohlene Vorsorgeuntersuchung ist erst in der 8. SchwangerschaftswocheDann ist das Baby mit großer Wahrscheinlichkeit deutlich im Ultraschall zu sehen. Der Arzt kann dann seine Größe bestimmen und auf dieser Grundlage den voraussichtlichen Geburtstermin errechnen. Wenn du dir aber unsicher bist, die Schwangerschaft einfach ärztlich bestätigt haben möchtest, du Beschwerden hast oder dir wichtige Fragen auf den Nägeln brennen, hindert dich auch niemand daran, schon in der 6. SSW einen Termin bei deinem Gynäkologen zu vereinbaren. Das ist allein deine Entscheidung. 

Ein früher Arztbesuch ist auch dann sinnvoll, wenn bei dir aufgrund deines Berufs ein individuelles Beschäftigungsverbot in Frage kommt oder du bisher regelmäßig geraucht hast, und Hilfe bei einer Nikotinentwöhnung brauchst. Auch wenn die Übelkeit bei dir so ausgeprägt ist, dass du keine Nahrung oder Flüssigkeit mehr bei dir behalten kannst, solltest du schnell zum Arzt gehen. Eine sogenannte Hyperemesis muss medikamentös behandelt werden. In einigen Fällen ist auch eine Versorgung mit einem Tropf notwendig. 

Bei einem Frauenarztbesuch in der 6. SSW wird zunächst die Schwangerschaft offiziell bestätigt. Das geschieht mit einem weiteren Urin- oder mit einem Bluttest. Zusätzlich kann ein vaginaler Ultraschall die Schwangerschaft nachweisen. Wow! Jetzt ist es amtlich: Du bist schwanger :-)

Ultraschallbilder aus der 6. Schwangerschaftswoche

Foto: © romankosolapov

Kann man schon was sehen? Geht es meinem kleinen Krümel gut? Die Erwartungen an den ersten Ultraschall sind natürlich hoch. Das ist verständlich. Wenn er schon in der 6. SSW gemacht wird, solltest du aber nicht enttäuscht sein, wenn sich der Embryo noch versteckt. Manchmal sieht der Arzt in der Gebärmutter nur die Fruchthöhle. Um das vier Milimeter große Wesen jetzt schon zu erkennen, müsst ihr einfach Glück haben. Dann kann man tatsächlich schon den Kopf, die flossenähnlichen Anlagen der Armknospen und das pochende Herz sehen. Deins hüpft dann natürlich vor Freude gleich mit. Was für ein Moment! Wenn sich dein kleines Baby noch nicht zeigt, heißt das nicht, dass etwas nicht in Ordnung ist. Oft hängt die Darstellbarkeit in der frühen Schwangerschaft auch von der Qualität des Ultraschallgeräts ab. Freut euch auf den nächsten Termin. Dann gibt es schon viel mehr zu schauen im Baby-TV.

Übrigens: Vielleicht hast du während des Ultraschalls den kleinen „Ballon“ gesehen, der neben dem Embryo in der Gebärmutter schwebt? Das ist der Dottersack, der in den ersten Schwangerschaftswochen das Kind versorgt. Manchmal kommt es auch vor, dass er direkt neben dem Kopf des Babys liegt. Dann wird er manchmal mitgemessen und es kommt zu einer Fehlbestimmung der Scheitel-Steiß-Länge (SSL) und damit auch deiner Schwangerschaftswoche.

Medizinerlatein: Was bedeutet 1. Trimenon?

Wenn dein Arzt sagt, dass du jetzt im 1. Trimenon bist, will er dir sagen, dass du dich im ersten Schwangerschaftsdrittel befindest. Man spricht auch vom ersten Trimester einer Schwangerschaft. Es umfasst die ersten 13 Schwangerschaftswochen. Das 2. Trimenon geht von SSW 14 bis SSW 26 und das dritte Trimenon von der 27. bis zur 39. oder 40. Schwangerschaftswoche.

Gut zu wissen

  • Gegen Morgenübelkeit kann Zwieback oder ein Keks vor dem Aufstehen helfen. Stell dir am besten einen Teller neben den Wecker. Dann wirst du rechtzeitig erinnert. 
     
  • Du möchtest lieber erst in der 8. SSW zum Arzt? Vereinbare schon jetzt den Termin!
     
  • Arzt oder Hebamme? Hör dich doch mal unter Freundinnen um, die schon Mama sind. Welche Erfahrungen haben sie mit ihrer Geburtsbegleitung gemacht?

 

Quellen:

  • Imlau, Nora; Pfützner, Sabine: Babybauchzeit: Geborgen durch die Schwangerschaft und die Zeit danach. Hebammenwissen für Mutter und Kind, Weinheim 2018.
  • Kainer, Franz; Nolden, Annette: Das große Buch zur Schwangerschaft. Umfassender Rat für jede Woche, München 2018.

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