Smartphones, Tablets und Co

So lernen Kinder den Umgang mit Medien

Wischen, drücken, reagieren: Schon für kleine Kinder ist der Umgang mit Smartphones, Tablets o.ä., heute selbstverständlich. Das Dilemma dabei: Die Kontrolle der Mediennutzung wird durch die mobilen Endgeräte für Eltern immer schwieriger. Hier ist unsere Anleitung, wie Mediennutzung in Ordnung ist und welche Regeln Eltern empfohlen werden.

Autor: Nina Braun

1. Akzeptiert den Umgang mit digitalen Medien

Mediennutzung-Teaser
Foto: © Colourbox

Viele Eltern betrachten digitale Medien für ihre Kinder immer noch als notwendiges Übel, klagt Christiane Schwinge. Die Medienpädagogin macht mit Ihrem Verein „Creative Gaming" Bildungsarbeit - vorrangig mit Computerspielen. Sie empfiehlt Eltern einen zugewandten Umgang mit diesen Medien, denn Jugendliche können etwa mit Computerspielen oder in sozialen Netzwerken ihre Identität stärken und ihre Konfliktfähigkeit steigern.

Wie wichtig es jedoch ist, beim Thema Mediennutzung das Alter des Kindes zu berücksichtigen, zeigt die BLIKK-Studie zur Mediennutzung des Bundesgesundheitsministeriums (5/2017). Laut Studie nutzen 70 Prozent der Kinder im Kita-Alter das Smartphone der Eltern mehr als eine halbe Stunde täglich. Die Risiken übermäßigen Medienkonsums für Kinder reichen laut Studie von Fütter- und Einschlafstörungen bei Babys über Sprachentwicklungsstörungen bei Kleinkindern bis zu Konzentrationsstörungen im Grundschulalter. "Kleinkinder brauchen kein Smartphone. Sie müssen erst einmal lernen, mit beiden Beinen sicher im realen Leben zu stehen", sagt die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Marlene Mortler dazu. Die Studie zeigte außerdem, dass es zu Fütter- und Einschlafstörung beim Säugling kommen kann, wenn die Mutter während der Betreuung des Babys parallel digitale Medien nutzt.

2. Suche keine Hilfe in den Gesetzen

Wer Orientierung sucht, sollte diese nicht im Jugendmedienschutzgesetz suchen. Die Gesetze haben nämlich nicht mit der rasanten technischen Entwicklung mitgehalten. Im Gesetz stehe sogar noch das Wort „Videokassette", stöhnen Jugendschützer.

USK-Zertifikate bieten auch online Orientierung

Die Organisation Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) der Computerspielewirtschaft hat sich bisher um die Kontrolle von Datenträgern – Filme, Spiele o.ä. – gekümmert. Heute stehen sie vor einem Problem: Es gibt immer weniger Datenträger, stattdessen immer mehr internetbasierte Medien, die kaum nationalen Kontrollen unterliegen. Die USK hat sich jedoch, im Gegensatz zum Medienschutzgesetz, mitentwickelt und vergibt heute internationale Zertifikate, die auch für Online-Spiele gelten.

3. Nutzt technische Hilfe zur Kontrolle des Internetzugangs

Damit Kinder und Jugendliche im Internet nicht unkontrolliert - etwa mit Pornografie- und Gewaltdarstellungen - konfrontiert werden, können Eltern sich technische Hilfe verschaffen. Der Verein „JusProg e.V." bietet etwa eine Software an, die unerwünschte Seiten ausblendet. Achtung: Die Fehlerquote liegt immer noch bei 20 Prozent. Eine andere Möglichkeit, um von vornherein unangemessene Inhalte zu vermeiden, ist der Kinderbrowser über www.kinderserver-info.de. Teil davon ist die Kindersuchmaschine fragFINN.de. Damit sollen Kindern zwischen 6 bis 12 Jahren ausschließlich geprüfte und damit für diese Altersgruppe geeignet Angebote finden. Auf Smartphones, die sich nur in Kinderhänden befinden, können Sicherheits-Apps installiert werden, über deren Oberfläche können dann nur die Funktionen und Apps bedient und geöffnet werden, die die Eltern vorher freigeben.

4. Risiken und Probleme in sozialen Netzwerken besprechen

Vielen Eltern ist nicht bewusst: Die Teilnahme beim sozialen Netzwerk Facebook ist erst ab 13 Jahren erlaubt. Und auch ab diesem Alter gilt die goldene Regel: Fremden im Internet nie zu viel verraten. Das Kind sollte sich immer fragen, ob es das, was es beim Chatten von sich preisgibt, auch einem Fremden auf der Straße anvertrauen würde. „Auch nach längerem Kontakt kann man bei einer Internet-Bekanntschaft nie wissen, ob sie nicht vielleicht doch ein Fake ist – Fotos können geklaut und vorher gespeicherte Filme per Webcam übertragen werden", warnen die Experten der Beratungsseite „chatten ohne risiko". Wichtig: Will sich das Kind mit Personen aus dem Internet verabreden, machen Sie deutlich, dass das auf keinen Fall ohne Begleitung erlaubt ist.

5.Vereinbare Medien-Nutzungs-Zeiten mit deinem Kind

Kinder brauchen klare Regeln bei der Mediennutzung. Medienpädagogen (siehe etwa www.schauhin.info) empfehlen folgende Richtwerte:

  • bis 5 Jahre: bis eine halbe Stunde am Tag
  • 6-9 Jahre: bis zu einer Stunde am Tag
  • ab 10 Jahre: 9 Stunden pro Woche

Für Kinder ab 10 Jahren bietet sich das Wochenkontingent an, das sich Kinder ähnlich wie beim Taschengeld zunehmend selbstständig einteilen können. Wichtig ist die Vereinbarung, dass bei Treffen, beim Essen, bei den Hausaufgaben und vor dem Schlafengehen die Geräte beiseitegelegt werden, um Respekt vor den anderen Familienmitgliedern zu zeigen. 

Vorbild sein und Abwechslung bieten

Gehe mit gutem Beispiel voran und schalte das Gerät einmal ab. Und: Biete deinen Kindern Abwechslung. Kinder sollten unterschiedliche Möglichkeiten der Freizeitgestaltung kennenlernen und Mediennutzung nicht als Lösung von Langeweile einsetzen.

6. Ab wann sind Apps in Ordnung?

Empfehlungen der Medienpädagogen von www.internet-abc.de halten:

  • die Altersempfehlung der App beachten
  • Bei jungen Kindern dabeibleiben
  • In den Einstellungen der App InApp-Käufe deaktivieren
  • Passwortsperre für Käufe einrichten, um versehentliche Ausgaben zu vermeiden
  • Vorab zeitliche Begrenzungen mit dem Kind aufstellen und deren Einhaltung beachten
  • Auf medienfreie Zeiten hinweisen (z.B. beim Essen) und diese einhalten (auch als Eltern)

Daran erkennen Eltern gute Apps

Das wichtigste Merkmal bei einer guten App ist, dass sie dem Alter und dem Entwicklungsstand der Kinder angemessen ist. Die App sollte bei der Installation nur die nötigsten Informationen einholen. „Eine Taschenlampen-App braucht beispielsweise nicht den Standort des Kindes wissen", erklären die Experten von www.internet-abc.de. Nach der Installation sollte man testen, ob In-App-Käufe und Werbung und Chat-Funktionen für Fremde deaktiviert sind. Ist die App leicht und intuitiv bedienbar? Unterstützt sie das Kind dabei, sich auf verschiedenen Schwierigkeitsstufen auszuprobieren und kreativ zu werden, ist dagegen kaum etwas zu sagen.