Studie zu Batman, Spiderman und Co

Machen Superhelden Kinder aggressiver?

Superhelden stehen auf der Seite der Guten. Sie haben Riesenkräfte und helfen damit den Armen und Schwachen. Kinder übernehmen aber gar nicht immer die guten Eigenschaften von Batman oder Spiderman, behauptet eine US-Wissenschaftlerin jetzt. Im Gegenteil, sie würden sogar aggressiver.

Autor: Petra Fleckenstein

Hilfsbereite Helden - hilfsbereite Kinder?

Superheld-Teaser
Foto: © Colourbox

Eltern sind meist beruhigt, wenn ihre Kinder für die selbstlosen Superhelden schwärmen, die anderen als Retter in der Not aus größtem Schlamassel helfen. Doch eine neue Studie aus den USA scheint empfindlich am positiven Bild der Superhelden zu kratzen. Sarah M. Coyne, Wissenschaftlerin an der Brigham Young University, befragte im Abstand von einem Jahr zweimal 240 Eltern von Vorschulkindern und deren Kinder. Ihr Ergebnis: Kinder, die sich häufig mit Superhelden beschäftigten, neigten nach einem Jahr eher zu aggressiven Gedanken und Verhaltensweisen als andere.

Strafen, zerstören, töten

Es sind nicht immer die prosozialen, freundlichen Eigenschaften, die Kinder an ihren Superhelden schätzen. 20 Prozent der beteiligten Kinder mochten vor allem die aggressiven Fähigkeiten der Medienfiguren. Befragt, was ihnen besonders gefällt, sprachen diese Kinder vom „ Strafen", „Zerstören" und „Töten". Nur 10 Prozent der Kinder hoben die Fähigkeit, andere zu verteidigen hervor. Die Mehrzahl (70 Prozent) der Kinder bewunderte ihren Superhelden jedoch einfach, „weil er groß und stark ist".

Für Kinder im Vorschulalter noch zu komplex

Nicht überraschend findet Dr. Kathrin Mertes, Erziehungswissenschaftlerin an der Uni Mainz mit Schwerpunkt Medienpädagogik, die Ergebnisse der Studie: „Weil man am Modell lernt, heißt das ja nicht, dass man nur das Positive übernimmt." Für Kinder im Vorschulalter seien die Handlungen der Superhelden-Formate außerdem noch zu komplex: „Ein Kind im Vorschulalter kann noch nicht das große Ganze erfassen. Es schnappt sich dann einige Szenen heraus, die gut verstanden werden." Und das können dann eben auch so einfache Dinge sein wie das Kämpfen oder Besiegen, "ganz gleich, ob die Absichten dahinter (Gut und Böse) in der Gesamthandlung verstanden werden oder nicht."

Nicht Medien, die Lebensumstände prägen Kinder

Neben der bedeutsamen Frage, welche Rollenvorbilder Kinder vor allem konsumieren (Mertes: „Von einem Michel aus Lönneberga lernt man andere Dinge als von Batman") spielt nach Ansicht der Studienautorin aber auch einfach das rechte Maß eine Rolle: „Zeigt euren Kindern eine Vielfalt an unterschiedlichen Aktivitäten und lasst die Superhelden nur eine von vielen sein", sagt Prof. Coyne. Dann sei es nicht nötig, Kindern diese Inhalte ganz zu verbieten.

Wenig beeindruckt ist der deutschlandweit bekannte und renommierte Erziehungs-Experte Jan-Uwe Rogge von der Superhelden-Studie: „In dieser Studie ist nichts Neues drin", sagt Rogge im urbia-Gespräch. „Vor 200 Jahren wurden Eltern davor gewarnt, dass Kinder Bücher lesen." Der Wissenschaftler und Buchautor empfiehlt, allzu simpel konzipierte Studien wie diese kritisch zu sehen und sich lieber aufmerksamer und differenzierter mit den Kindern selbst zu beschäftigen: „Wenn man sich mit den Kindern beschäftigt, die diese Formate nutzen, haben nur fünf Prozent der Kinder damit Probleme. Das hat aber nichts mit den Comics zu tun, sondern mit den Lebensumständen der Kinder."

Die US-Studie wurde im „Journal of Abnormal Child Psychology" veröffentlicht. Hier geht es zur Kurzversion (Abstract) der Studie.