Ständig Husten und Schnupfen

Kleinkind: Wie viele Infekte sind normal?

Schon wieder läuft die Nase und das Kind hustet – können so viele Infekte noch normal sein? In diesem Artikel erfährst du, warum kleine Kinder sich so oft anstecken und erkältet sind. Außerdem: Teste, ob dein Kind eine Immunschwäche hat.

Autor: Dr. Andrea Schmelz

Viele Infekte bei Kindern sind normal

Erkältung

Ein Kind liegt mit Erkältung im Bett.

Foto: © iStock, Stas_Uvarov

Schon wieder läuft die Nase und das Kind hustet – das kann doch nicht mehr normal sein! Doch du darfst beruhigt sein: Es ist eben doch normal. Kinder in den ersten Lebensjahren trainieren ihr Immunsystem, indem sie sich mit den verschiedensten Erregern auseinandersetzen. Die Infektanfälligkeit im Kindesalter ist ganz natürlich. Und wenn dein Kind immer wieder Erkältungskrankheiten hat, dann sind zwar die Symptome jedes Mal ähnlich, doch sind es immer wieder andere Erreger, mit denen es sich herumplagt. Das verwundert nicht, wenn man weiß, dass es allein mehr als 100 unterschiedliche Schnupfenviren gibt.

Auch ohne Abwehrschwäche bis zu zwölf Infekte pro Jahr

Erkältungen mit Schnupfen, eventuell leichtem Fieber an den ersten Krankheitstagen und/oder zusätzlichem Husten treten bei nicht abwehrgeschwächten Kindern relativ häufig auf. Durchschnittlich leiden

  • Säuglinge sechs bis acht mal pro Jahr,
  • Kinder im Alter von ein bis vier Jahren acht bis neun mal pro Jahr,
  • Kinder im Alter von fünf bis sieben Jahren sechs bis acht mal pro Jahr

unter einer Erkältung.

Wenn dein Kind dieses Jahr in den Kindergarten oder in die Krippe gekommen ist, kann es sein, dass du das Gefühl hast, es sei momentan fast ständig krank. Gerade in den ersten Monaten folgt häufig ein Infekt dem anderen. Und selbst das ist noch normal, denn Krippen- und Kindergartenkinder haben nicht selten bis zu zwölf Infekte pro Jahr.

Weil die Kleinen so viele Infekte im Hals-Nasen-Ohren-Bereich durchmachen, sind am Hals häufig geschwollene, harte und nicht selten auch druckschmerzhafte Lymphknoten zu finden. Auch wenn das viele Eltern gleich das Schlimmste befürchten lässt: Geschwollene Halslymphknoten sind Zeichen einer erhöhten Abwehrarbeit und in den allermeisten Fällen harmlos. Es kann Wochen bis Monate dauern, bis die Schwellung völlig abgeklungen ist und der Lymphknoten nicht mehr zu tasten ist. Trotzdem solltest du geschwollene Lymphknoten beim nächsten Untersuchungstermin dem Kinderarzt zeigen, damit ganz sicher nichts übersehen wird!

Das tut deinem kranken Kind jetzt gut

Test: Besteht Verdacht auf eine Immunschwäche?

Wichtig ist weniger die Anzahl der Infekte als die rasche Erholung. Die Infekthäufigkeit ist gar nicht so wichtig, denn wie du eben lesen konntest, sind ziemlich viele Infekte pro Jahr noch ganz normal. Wie häufig dein Kind krank wird, hängt nämlich vor allem davon ab, wie viel Kontakt es zu Krankheitserregern hat.

Viel wichtiger ist, wie die Infekte bei deinem Kind ablaufen. Erholt es sich nach einem Infekt rasch wieder? Wird es ohne Antibiotikum damit fertig? Oder wird aus jedem Schnupfen eine dicke Bronchitis oder Mittelohrentzündung, die doch wieder antibiotisch behandelt werden muss? Unser Test hilft dir zu erkennen, wann eine ernsthafte Immunschwäche vorliegt.

Test: Besteht bei deinem Kind Verdacht auf eine krankhafte Immunschwäche?

  • Leidest du selbst oder ein anderes Familienmitglied unter einem angeborenen Immundefekt?
  • Ist dein Kind älter als ein Jahr und hat ständig Soorpilz im Mund?
  • Leidet es zweimal pro Jahr oder öfter unter einer Lungenentzündung?
  • Treten bei deinem Kind zweimal pro Jahr oder öfter schwere Nebenhöhlenentzündungen auf?
  • Hat dein Kind acht oder mehr eitrige Mittelohrentzündungen pro Jahr?
  • Ist dein Kind schon einmal an schweren Infektionen wie Knochenmarks- und Hirnhautentzündungen erkrankt?
  • Sind bei ihm bereits mehrmals Abszesse der Haut oder der inneren Organe aufgetreten?
  • Bestehen bei deinem Baby bzw. bestanden bei deinem Kind im Säuglingsalter Rötungen an Händen und Füßen, die nicht durch eine Hauterkrankung ausgelöst sind/waren?
  • Wurde dein Kind schon einmal zwei Monate lang antibiotisch behandelt, ohne dass die Therapie angeschlagen hat?
  • Sind bei deinem Kind nach der Masern-, Mumps-, Röteln- und/oder Windpocken-Impfung Komplikationen aufgetreten, die über eine Rötung an der Impfstelle, kurzfristiges Fieber oder einen kurzfristigen schwachen Hautausschlag hinausgegangen sind?
  • Besteht bei deinem Kind eine Gedeihstörung, sodass es nur wenig wächst und untergewichtig ist?
  • Sind bei deinem Kind schon einmal Auffälligkeiten im Blutbild festgestellt worden, die für eine Immunschwäche sprechen, z. B. eine so genannte Leukopenie (Verminderung der Zahl der weißen Blutkörperchen)?

Auswertung:

Wenn du bei keiner der Fragen mit ja geantwortet hast, besteht bei deinem Kind kein Verdacht auf einen Immundefekt, selbst wenn es sehr häufig unter Erkältungen oder auch Magen-Darm-Infekten leidet.

Hast du eine oder mehrere Fragen mit ja beantwortet, solltest du deinen Kinderarzt um eine gründliche Untersuchung bitten, auch wenn ein Immundefekt erst beim Vorliegen mehrerer Anzeichen aus dem Fragebogen wahrscheinlich ist. Jedoch können Gedeihstörungen z. B. durch eine Gluten-Unverträglichkeit (Zöliakie) ausgelöst werden und bei wiederholten Lungenentzündungen kann ein Asthma dahinter stecken, so dass eine Abklärung immer erforderlich ist.

Eine echte Immunschwäche ist sehr selten

Glücklicherweise sind angeborene Immundefekte, bei denen tatsächlich eine ernsthafte Störung des Immunsystems vorliegt, sehr selten. Von der häufigsten Form des Antikörpermangels ist gerade einmal eines von 15.000 Kindern betroffen.

Kinder mit einem angeborenen Immundefekt

  • sehen in aller Regel ständig krank aus,
  • erholen sich nach Infekten nur sehr langsam (Appetit und Allgemeinzustand bleiben unverhältnismäßig lange beeinträchtigt),
  • sind häufig körperlich unterentwickelt,
  • haben trotz gehäufter Infekte nicht selten kleine Mandeln (gesunde Kinder haben hingegen eher große Mandeln und „Polypen“) und
  • entwickeln bei normalerweise harmlosen Infekten häufig Komplikationen.

Kinderarzt-Tipps: Hausmittel bei Erkältung

Bei Dauererkältung an Asthma und Allergien denken!

Wenn dein Kind in den Wintermonaten ständig erkältet ist, muss es nicht immer ein Virusschnupfen sein, der ihm zu schaffen macht. Es könnte auch eine Allergie gegen Hausstaubmilben oder Schimmelpilze dahinter stecken. Diese äußern sich in einer verstopften Nase oder Niesanfällen (bei Milbenallergie häufig morgens nach dem Aufstehen). Außerdem sind die Schleimhäute der Atemwege durch die Allergie so angegriffen, so dass sich jede zusätzliche Erkältung besonders schnell festsetzt.

Wenn dein Kind ständig Bronchitis hat, bereits mehrmals an einer Lungenentzündung erkrankt war und/oder nachts häufig hustet, könnte ein Asthma dahinter stecken. Weitere Anzeichen dafür sind beispielsweise Husten oder auch pfeifende Atmung nach dem Rennen und Toben oder nach heftigem Lachen. Kinder mit infektbedingtem Asthma fangen oft schon eine Nacht vor den ersten Schnupfensymptomen (laufende Nase, Niesanfälle) nachts trocken zu husten an.

Wenn dein Kind ständig erkältet ist, sollte es unbedingt gründlich vom Kinderarzt (am besten mit der Zusatzbezeichnung Allergologie) untersucht werden. Zusätzlich zur üblichen Untersuchung einschließlich Abhorchen der Lunge gehören dann ein Allergietest und – etwa ab dem Vorschulalter – auch ein Lungenfunktionstest. Denn ohne die erforderliche antiasthmatische Behandlung oder eine entsprechende Wohnungssanierung bei Milben- oder Schimmelpilzallergie wird sich die „Dauererkältung“ auch nicht bessern.

Copyright by "Gesundheit & Erziehung für mein Kind"
Weitere Gesundheitsthemen findest du hier.

Mein Kind hustet stark