Das nervt mich!

7 Dinge, auf die Mütter gut verzichten könnten

Muttersein ist selbst an guten Tagen eine Herausforderung. Doch was ist mit den schlechten? Alles nur eine Frage der Organisation? Von wegen! Immer neue Stolpersteine pflastern den Weg einer Mutter: Jede von uns kennt mindestens 7 Anlässe für Pleiten, Pech und Pannen.

Autor: Kathrin Wittwer

Mütter-Alltag: Leben mit dem Chaos

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Foto: © colourbox

Wecker, die morgens nicht klingeln; Wettervorhersagen, die Sonne behaupten, wenn Regen kommt; unverhofft schulfreie Tage; singendes, kreischendes, blechern schepperndes Spielzeug; Warteschlangen; Menschen, die alles besser wissen, selbst wenn sie keine Kinder haben; meckernde Nachbarn; „Das ist alles nur eine Frage der Organisation"-Ratschläge; Überraschungsbesuch noch vor dem Frühstück; Stau auf ohnehin schon langen Autofahrten mit gelangweilten Beifahrern: Überall lauern kleine und große Plagen, auf die Mütter wirklich gut verzichten könnten. Und es gibt noch mindestens 7 weitere:

1. Krank sein, wenn auch das Kind krank ist

Es braucht echt viel, um eine gestandene Mutter aus den Socken zu hauen. Jeden Winter widerstehen wir mit einem soldatenwürdigen Pflichtbewusstsein jedem „Wir haben ..."-Virus, den Kita oder Schule gerade im Angebot haben, stecken nacheinander die leidenden Kinder und den noch leidenderen Ehemann ins Krankenbett, lassen alles Jammern über uns ergehen, pflegen und hegen und wehren dem Stubenkoller. Doch dann, die Grippezeit ist eigentlich vorbei, der Frühling lockt - da meint unser Körper plötzlich, jetzt auch schlappmachen zu dürfen. Und zwar richtig. Der Kopf dröhnt lauter als ein Presslufthammer, der Hals tut so weh, dass man nicht mal Wasser schlucken, geschweige denn reden möchte. Die Brust brennt, die Glieder wollen nur liegen – es geht nichts mehr. Aber, so besagt es ein ungeschriebenes Familiengesetz: Wo kämen wir denn da hin, wenn Mama einfach nur so im Bett bliebe und sich um nichts kümmern muss? Also opfert sich, damit alles seinen geordneten Gang geht, flink auch noch mindestens ein Kindlein für die Viren und sorgt so dafür, dass Mama nicht länger als fünf Minuten am Stück die Augen schließen kann. Papa ist natürlich gerade jetzt auf der Arbeit absolut unabkömmlich ...

Den ultimativen Härtetest legt uns der Arztbesuch auf: Wer einmal zwei, drei Stunden krank mit einem kranken Kind in einem vollen Wartezimmer vor sich hin vegetierte, den schreckt die Hölle nicht mehr – die kann unmöglich noch schlimmer sein.

2. Man nennt es PMS – Prämenstruelles Syndrom

Der Löffel macht „bling", Mama macht „Arg!!!!". Spätestens, wenn schon das harmlose Runterfallen von Besteck reicht, um Muttern zum Rumpelstilzchen mutieren zu lassen, braucht es keinen Blick auf den Kalender, um zu wissen: Es ist mal wieder diese Zeit angekommen. Nicht die voller Seligkeit, sondern die, die allmonatlich garstige Drachen in uns weckt, in der wir zickig sind, gereizt und so, so müde. In der wir dermaßen unkonzentriert und neben der Spur sind, dass alles schief geht und man sich eigentlich nur im Bett verkriechen will. Das alles – und noch viel mehr – firmiert dann auch noch unter diesem sperrigen Alles-und Nichts-Sammelbegriff „Prämenstruelles Syndrom", der ein bisschen klingt, als würden wir da eine geheimnisvolle Persönlichkeitswandlung ähnlich der zum Werwolf durchmachen.

Einzig, dass ringsum Freundinnen über ähnliche An- und Ausfälle berichten, hilft, sich nicht pausenlos dafür schuldig zu fühlen, dass die Hormone einmal mehr das Kommando übernommen haben und sich fröhlich austoben. Zumal Kinder Schuldgefühle sofort riechen und schlechte Gewissen zu melken wissen („Mama, mir ist sooo langweilig, wenn du nicht mit mir spielen kannst, dann muss ich doch wenigstens fernsehen dürfen!"). Fast noch vorsichtiger sollte Mama allerdings bei ungewohnt verständnisvollem Umsorgen sein: Wenn das Kind „Mama, ich lass dich besser in Ruhe" säuselt und noch eine Kuscheldecke aufs Sofa bringt, ist es relativ wahrscheinlich, dass zeitnah eine ziemlich große Bitte an uns herangetragen werden wird ...

3. Wenn Mama das Kind zum Kindergeburtstag begleiten muss

Zuckergeschockte, hochrotwangige, aufgeputschte Kinder, die in schmerzhaft hohen Frequenzen kommunizieren und wie ein Sack Flöhe durch die Gegend hüpfen – diesen Overload ertrage ich exakt einmal im Jahr: wenn mein eigenes Kind Geburtstag hat (und ich den nächsten Tag frei). Da mach ich alles mit, Themenparty, Kostüm, Spiele, Essensschlachten, Haus umräumen. Was ich an diesem Tag nicht erwarte: dass die Mütter der Geburtstagsgäste diesem Spektakel beiwohnen, um den Betreuungsschlüssel aufzustocken. Schließlich ist es nicht ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, dass mein Kind ein schönes Fest hat. In all dem Chaos und bunten Treiben hätte ich vermutlich eh gar nicht die Nerven, um mich zusätzlich noch um die Erwachsenen zu kümmern. Außerdem weiß ich freie Nachmittage selbst viel zu sehr zu schätzen, um anderen Müttern diese kostbaren Stunden zu vermiesen.

Genauso wenig möchte ich dann halt aber mein Kind auf Partys begleiten müssen, nur weil die Größe der Gästeschar das mütterliche Vermögen überschreitet, Spiele, Essen und Pullerbegleitungen zu koordinieren – während der Papa des Ehrenkindes sich mit Arbeit davor drückt.

4. Tiefenentspannte Väter: „Sei doch nicht immer so hektisch“

Zugegeben: Manchmal sind wir wirklich zu perfektionistisch und hetzen uns im nicht immer notwendigen Multitasking durch den Tag. Während die Kartoffeln fürs Mittagessen kochen, wird noch eben die Wäsche angestellt, dann staubsaugen, schnell den Müll raus, Blumen gießen, Einkaufszettel schreiben, und, und, und. Und weil wir vergessen haben, die Küchenuhr anzustellen, sind die Kartoffeln prompt verbrannt. Ja, da ist es gut, wenn uns jemand sanft bremst. Das Mittel der Wahl ist in diesem Moment aber sicher nicht der Satz: „Das passiert, weiil du immer so hektisch bist, sei doch mal ein bisschen entspannter." Warum nicht? Weil er höchstwahrscheinlich vom gemütlich Zeitung lesenden Gatten kommt, was uns nicht entspannt, sondern zusätzlich auf die Palme bringt. Weil dieser offenbar immer noch nicht begriffen hat, dass die Wäsche nicht von selbst in die Maschine wandert, auf die Leine, sich abnimmt, bügelt und brav in den Schrank legt; dass der Abendbrottisch kein „Tischlein deck dich" ist, sondern von Hand bestückt werden muss, und zwar mit Dingen, die nicht magisch aus dem Supermarkt in unseren Kühlschrank fliegen, sondern von uns eingekauft und zubereitet werden müssen. Weil er, das ist in deutschen Familien leider die Regel, eher wenige dieser Handgriffe selber übernimmt und ihm deshalb weder klar ist, was wir eigentlich alles so zwischendurch, nebenbei und hinter den Kulissen erledigen, um den Laden am Laufen zu halten, noch wie viel Zeit das alles frisst. Und weil er auch nicht derjenige ist, der die Konsequenzen von „mal ruhiger machen" trägt, denn nicht ihm wird morgens „Ich hab kein T-Shirt mehr im Schrank!" entgegen geheult.

Was wirklich entspannt? Statt kluger Sprüche klare Anerkennung dafür, dass Mütter mitnichten immer nur unnötig Staub aufwirbeln. Selbst das Zepter in die Hand nehmen – und uns dafür zum Zeitunglesen auf die Couch schicken.

5. Schlechtes Timing für gute Erziehung

Oft genug im Leben wird man als Mutter schief angesehen oder angezählt dafür, dass das Kind nicht wie ein perfektes Knigge-Model durch die Welt schwebt. Wir mögen wissen, dass Kinder nun mal Kinder sind und wir mögen nicht alle Höflichkeitsfloskeln für notwendig halten – ein Minimum an Umgangsformen und Moral machen das Leben aber doch deutlich einfacher für alle, auch für Mama, die sich nicht ständig mit rotem Kopf entschuldigen oder erklären muss. Und so sind es stets erleichternde Momente, in denen sich zeigt: Offenbar fruchtet unsere gute Erziehung. Da kommt beispielsweise der Tag, an dem Restaurantbesuche wieder ohne Krisenintervention möglich sind, weil das Kind nicht mehr die Schorle durch den Strohhalm geräuschvoll hochzieht; weil es nicht mehr nach jedem zweiten Bissen aufstehen und um den Tisch rennen will; weil es das Essen, das es deutlich vernehmbar „Total eklig!" findet, nicht per Hand auf Papas Teller rüberschmeißt, sondern dezent an den eigenen Tellerrand schiebt.

Mamas Herz geht gerade auf vor Stolz und Vorfreude auf zukünftige Auswärtsessen, da begeht sie einen unachtsamen Fauxpax – und die gelungene Erziehung fliegt wie ein Bumerang zu ihr zurück, wenn ihr das Kind im Beisein des Kellners vorwirft: „Mama, man darf doch nicht lügen! Warum sagst du, das Essen war gut, wenn es doch völlig versalzen war?" Und da ist er wieder, der rote Kopf ...

6. Kreative Kinder: Bügelperlen, Loom-Gummis & Co.

Ich bin kein Fan von Verschwörungstheorien. Aber nach jahrelanger kritischer Beobachtung der Bastelaktivitäten meiner Tochter bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die Staubsaugerbeutelindustrie im Angebot von Kreativitätsutensilien für Kinder mitmischt. Denn während sich der Verbrauch von Auffangbehältern für meinem Staubsauger normalerweise in Grenzen hält, explodiert der Bedarf jedes Mal, wenn eine Bügelperlenwelle oder das Loom-Gummi-Fieber das Land heimsuchen. Ich erkenne an, dass die Konzeption solch tückischer Bodendecker, die ein Kind im ganzen Haus verteilt, klug durchdacht sein will: Sie müssen ein gewisses Störpotential erreichen, damit man sie entfernen will – zum Beispiel weil es verdammt weh tut, wenn man drauf tritt, oder durch Klebrigkeit, weil es hochnotpeinlich ist, mit bunten Gummiringen an der Anzugjacke zum Geschäftstermin zu erscheinen. Obendrein müssen sie natürlich so klein sein, dass Mama sie nur mit disziplinierter Fingerakrobatik greifen könnte, denn nur dann baut sich auch der erwünschte „Nee, da saug ich das lieber weg und kauf neue"-Frust auf.

Dann haben nämlich beide gewonnen: die Staubsaugerbeutelverkäufer und die Spielzeugindustrie. Da muss es einfach eine Verbindung geben! Und wenn ich kurz vor Weihnachten immer noch letzte Reste grünen Ostergrases aus den Teppichen kratze, setze ich das gleich mit auf die Verschwörungsliste.

7. Früher Schulbeginn

„Ich bin sooo müde", „Ich will nicht aufstehen", „Ich will noch schlafen" – in unzähligen Kinderzimmern spielt sich allmorgendlich der gleiche kleine Kampf ab. Auf Jahre geißelt uns das Schulsystem damit, im Morgengrauen müde Kinder aus dem Bett zu zerren, die es kaum schaffen, ihr Frühstück zu löffeln; die beim Zähneputzen vom Summen der elektrischen Bürste wieder halb ins Koma gelullt werden und denen bereits beim Anziehen der ersten Socke die Kraft ausgeht. Hin und her gerissen zwischen Mitleid und Verständnis für die Nachwuchszombies und strapazierten Nerven ob ihrer Endlosjammerei, üben Mütter sich in Motivationsparolen und eiserner Geduld. Bis die kleinen Nölmonster dann endlich aus dem Haus sind, ist Mama selber wieder reif für einen Erholungsschlaf.

Warum nur tut man uns das an? Auch aus volkswirtschaftlicher Sicht leuchtet das nicht ein: Was könnten wir doch energiegeladen und nervenstark unserer Arbeit nachgehen, wenn uns dieses Theater erspart bliebe!