Wut aufs Baby - sorry lang

Hallo,
ich wende mich heute an Euch mit einer Angelegenheit, die sicher komisch klingt auf den ersten Blick, aber ernst gemeint ist. Meine beste Freundin, Mutter einer fast 8 Monate alten Tochter, ist zurzeit sehr deprimiert, macht sich irre Sorgen um sich und ihr Kind und ihrer beiden Beziehung (hat eigentlich immer viel gegrübelt, aber jetzt mehr denn je).
Ich denke manchmal, sie ist nicht wirklich glücklich daheim, auch wenn ich sie immer als zärtliche, liebevolle Mutter erlebt habe. Aber das sind meine Vermutungen…
Vorletzte Woche hatte die Kleine, die allgemein sehr brav und lieb ist, mal einen schlechten Tag, geschrien, geheult, getobt etc. Abends war meine Freundin (ach ja, quasi allein erziehend) mit den Nerven recht am Ende und nach dem, was sie mir am nächsten Tag erzählt hat, hat sie sich zum ersten Mal tierisch über ihr Kind geärgert und kurz gedacht, „gleich haue ich ihr reine runter“. Das hat sie nach eigener Aussage furchtbar entsetzt. Dann sei sie in der darauf folgenden Nacht aufgewacht und war sich, so wie sie es mir geschildert hat, plötzlich nicht mehr sicher, ob sie das nur gedacht hat oder ihrer Tochter tatsächlich eine Ohrfeige gegeben hat. Jetzt ist sie verzweifelt und kommt aus Selbstvorwürfen nicht mehr heraus. Ich tu mir sehr schwer mit der Sache, habe zwar auch ein Baby (5 Monate), hatte aber noch keine solche Wut – ich möchte ihr aber helfen. Ich habe ihr spontan gesagt, dass das gar nicht sein kann, dass sie ihrem Kind wirklich etwas angetan hat, das wüsste sie genau und dann hätten die Selbstvorwürfe nicht erst am nächsten Tag eingesetzt, sondern im selben Moment des Klatschens – so stell ich mir das zumindest vor. Wenn sie schildert, dass der fragliche Abend dann eigentlich noch ganz harmonisch war, denke ich, kann das nicht sein. Gerade sie, wo sie wegen jeder Kleinigkeit Angst hat, ihr Kind könne sich wehtun, hätte dann anders reagiert, denke ich. Vielleicht, so meine Interpretation (bin allerdings leider keine Psychologin), hat sie der Gedanke der Wut so erschreckt, dass sie sich das jetzt einbildet. Oder? Kennt jemand von Euch solche Situationen? Es kann doch nicht sein, dass man sein Kind schlägt und es nicht „merkt“ bzw. nicht mehr weiß – oder? Es sei denn, man ist völlig verrückt, und das ist sie nicht, ist eher ganz besonders einfühlsam, dachte ich bisher. Ich rede an sie hin wie an ein krankes Kind, habe aber das Gefühl, es nutzt nicht recht, sie hat sich so verstrickt und vermutet vielleicht auch, ich wolle ihr als Freundin nur nicht weh tun, d.h. sie glaubt mir nicht recht und ich bin mit meinem Latein am Ende. Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht oder gehört? Wie geht ihr mit Eurer Wut um? Weiß jemand, an wen sie sich kurzfristig noch wenden könnte?
Herzlichen Dank an alle, freue mich für jeden Tipp
Anna

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Hallo Anna!
Das jemand sein Kind schlägt ohne es zu merken kann ich mir schlecht vorstellen. Was ich mir aber vorstellen kann ist, dass sie sich wohl sehr erschrocken hat über ihre eigene Wut und dann nachts das "Kopfkino" mit ihr durchgegangen ist.
Grundsätzlich bleibt aber das Problem übrig, dass sie unzufrieden ist mit ihrer Situation. Die Frage ist dann eher, wie du sie unterstützen kannst da wieder rauszukommen....
Gruss Susanne

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Also erstmal, weis sie denn nicht, was sie tut??? #kratz#kratz#kratz

wenn ich mein baby schlagen WÜRDE!!!! WAS ICH NIEMALS TUN WÜRDE!!!!! würde ich das noch ganz genau wissen!!!

Wieso meint sie, sie könnte sich daran nicht erinnern?
Sorry, aber nimmt sie irgendwie drogen oder so?

Man weis doch ob man was gedacht hat, oder es wirklich getan hat #kratz#kratz#kratz#gruebel#gruebel#gruebel#gruebel

Und dann zum nächsten:

Ja, ich könnte auch ab und zu meinen kleinen mal über den Jordan schicken, aber ich denke das nur, wenn ich total überfordert und mich im stich gelassen fühle #gruebel
Weis aber genau, dass ich meinem kleinen NIE UND NIMMER etwas antun könnte!!!

Lieber lege ich ihn dann mal 2-3 Minuten in seinen Stubenwagen und reagiere mich erstmal ab, bevor ich wieder zu ihm gehe, ich trinke was, oder gehe einfach kurz in ein anderes Zimmer um kurz Kräfte zu sammeln!!!
Wenn man schon voll angenervt und gestresst ans Kind geht, merkt das kind die schlechten launen der Mutter auch und dann wirds sowieso noch alles viel schlimmer!!!

Lieber mal der angespannten Situation kurz ausweichen und sich selbst sammeln, als völlig genervt und angekotzt versuchen das baby ruhig zu bekommen und vielleicht dabei noch anschreien, etc. ich weis nicht ob sie das macht, aber viele mütter können dann garnicht mehr kontrollieren, ob sie ihr baby vielleicht anschreien, denn wenn ein baby richtig aggressiv schreit und das seit stunden, geht das ja schließlich auch an die nerven!

also lieber ruhig und entspannt an die sache rangehen, vielleicht klappts dann eher, empfiehl ihr mal den tipp

gruß chrissy

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Ich glaube "lieber ruhig und entspannt an die Sache rangehen, vielleicht klappt es dann eher" ist hier nicht der ganz richtige Tip. #schmoll
Wenn sie das könnte, hätte sie wohl kein Problem ;-)

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Vielleicht weis sie einfach nicht mit der Situation umzugehen, wenn das baby so extrem schreit oder "NERVT"
Vielleicht hat sie nie versucht mal kurz auszuweichen und Kräfte zu tanken ;-)

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Oh mann.. Also ich habe wirklich moente,wo ich regelrecht wegtrete und nicht mehr weiß was ich zuvor getan habe und ob ich wirklich etwas gesagt oder getan habe oder es nur gedacht hba.Sie sollte so schnell wie mögliche einen Psychologen zurate ziehen,das kann sonst böse enden.Möchte jetzt keinem angst machen,aber ich denke doch das sie wirklich hilfe braucht auch wegen iher ängste das ihr oder dem kind was passieren könnte ect.
Gruß casanova

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Oh je schwierige situation!!!

Also habe von ner Krankenschwester mit der ich im KH sehr guten Kontakt hate auch gesagt bekommen (als wir uns über gewalt gegen Kinder Unterhalten haben) das es wirklich Menschen gibt die Ihre taten verdrängen und nichts mehr davon wissen was mich sehr geschockt hat aber sie meinte das das sehr nette Menschen sein können wo einfach was ausklickt in dem Moment!!!!
Hmmm was man davon hält muß man selber wissen!

Zum Thema wut die hatte ich auch schon sehr oft da ich auch allein erziehend bin und 4 Monate einen kleinen terroristen hate der von morgens bis morgens geschriehen hat und als die Monate überstanden waren war sie sehr sehr nörgelich (bis vor kurzem)
wenn gar nichts mehr ging und ich angst hate durch zu drehen habe ich ne freundin angerufen und sie gebeten vorbei zu kommen und sich um die kleine zu kümmern und danach ging es dann das kamm zum glück nur 3 mal vor aber das war wirklich sehr sehr wichtig für mich
ansonsten hat es mir auch schon gereicht einfach mal das zimmer zu verlassen und tief durch zu atmen
Danach konnte ich mich wieder ganz liebevoll um mein Kind kümmern!

Biete ihr aufjedenfall deine hilfe an und es gibt doch von der Caritas, awo... Sozialpädagogen zu dennen man gehen kann!
ist vielleicht auch sehr hilfreich

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Hallo!
Ich bin Erzieherin und mir ist da noch nie die Hand ausgerutscht.
Aber privat habe ich im Affekt meinem Neffen mal eine Ohrfeige verpasst. Er hat einfach ausgeholt und mir direkt ins Gesicht geschlagen(hatte er Tage zuvor und danach auch noch bei anderen Erwachsenen gemacht), ich eben im Affekt zurück, worüber ich dann total geschockt war, weil mir dies noch nie passiert ist. Ich habe lange und viel drüber nachgedacht, weil es mir wahnsinnig nachging.
Vielleicht war das bei deiner Freundin auch so eine Affekthandlung, die in Schnelle passieren kann und wenn Erschöpfung noch zu solch Anstregungen kommt, kann es leicht dazu führen, dass unsere Psyche uns einen Streich spielt.
Sei einfach für sie da, wenn sie dich braucht.

Liebe Grüsse und schönes Wochenende

Mella

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Hallo!

Nur mal einen Tipp wie ich das mache:

Lukas (12 Wochen) hat die letzte Zeit auch sehr viel geschrien und Fakt ist, dass so viel schreien nun mal aggressiv machen kann.
Es gab 2-3x die Situation, dass ich sehr sauer deswegen war. Nur bevor ich ihm etwas antue, lege ich ihn dann lieber mal für ein paar Minuten ins sein Zimmer, schliesse alle Türen und tanke wieder Energie. Wenn ich merke, dass es wieder geht, gehe ich wieder zu ihm und es geht uns beiden besser.

Vielleicht kannst du ihr den Tipp für das nächste Mal geben.

Viel Erfolg
Melli und Lukas (*23.10.2006)

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Hallo Anna,
irgendwie hört sich das für mich nach einer ziemlich schweren Depression an bei deiner Freundin. Es kann im Rahmen einer Depression vorkommen, dass man sich einbildet, schlimme Sachen getan zu haben, weil man so erdrückende Schuldgefühle hat, dass man sich sozusagen nachträglich einen Grund dafür "ausdenken" muss. Es ist natürlich kaum möglich, das hier aus der Ferne zu beurteilen, aber ich denke, dass deine Freundin auf jeden Fall professionelle Hilfe bei einem Arzt, einem Psychologen oder einer Beratungsstelle suchen sollte.
Es gibt eine gute Website über postpartale Depressionen:
http://www.schatten-und-licht.de

Viele Grüße
Meggie mit Paula (*16.07.2006)

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Kann mich dem nur anschließen.... Deine Freundin sollt Hilfe in Anspruch nehmen. Man weiss heute so viel, es ist nur gut und recht, sich in manchen Situationen helfen zu lassen.

Was ich lese, macht mich traurig. #schmoll
Du schreibst, sie ist so gut wie allein erziehend... ich weiss nicht, was in diesem Fall dahinter steckt, aber bei mir traf die Beschreibung genau so zu vor 9 Jahren. Ich hatte damals, nach der Geburt meiner Großen, eine tiefe Depression, die ein ganzes Jahr andauerte, und aus der ich nur mit großem Glück heil raus gekommen bin.
Mein Kind, mein ein und alles, hätte ich nie geschlagen, jedoch war ich oft in meine Gedanken versunken und für sie nicht wirklich emotional erreichbar. Das alleine hat uns schon so viele POrobleme bereitet, unseren Weg erschwert....
Dies gilt es, zu vermeiden, wenn möglich.....

Die gesamte Lebenssituation ist zur Interpretation dieser Geschichte notwendig, dein Ausschnitt reicht bei weitem nicht, zu erfassen, was dahinter steckt..... und nur Fachleute können sich darüber wirklich ein Bild machen.

Hilf ihr, versuche, sie in Aktion zu bringen. Versuche, sie aus der Stille raus zu bringen. Eine fachliche Beratung kann nur helfen!!!

Viel Glück und Kraft,

Dani