Ich fühle mich manchmal hilflos

Vorneweg: mir ist bewusst, dass es Mütter gibt, die deutlich weniger Unterstützung haben und Babys, die viel höhere Anforderungen stellen (z.B. mehr weinen), aber ich muss das mal hier loswerden, weil ich es bis jetzt mit niemanden so richtig besprechen konnte.
Meine Maus ist jetzt 11 Wochen alt und manchmal fühle ich mich einfach unglaublich schlecht, ich habe das Gefühl, eine schlechte Mutter zu sein, etwas grundlegend falsch zu machen.. ich mache mir einfach sehr viele Gedanken, wenn sie z.B. lange weint und ich sie nicht beruhigt bekomme.
Mein Freund und Vater meiner Tochter unterstützt uns, macht oft den Haushalt (Spülen, Wäsche waschen etc.) und nimmt auch die Kleine, wenn ich mal nicht mehr kann (wobei ich mich auch sehr schlecht fühle). Aber ich habe oft ein schlechtes Gefühl, wenn ich nichts aufgeräumt bekomme oder nicht gespült habe. Es bleibt trotzdem so viel liegen im Haushalt, das macht mich manchmal einfach fertig.
Ich fühle mich beispielsweise unglaublich schlecht, weil wir länger nicht gestaubsaugt haben. Ich denke dann: „was machen wir denn, wenn sie anfängt zu robben/krabbeln etc? Wir machen alles falsch!“
Solche Gedanken kommen mir sehr oft und ich fühle mich irgendwie machtlos, weil ich es auch irgendwie mit Baby nicht öfter hinbekomme, etwas im Haushalt zu machen, da sie sich nicht alleine zum schlafen hinlegen lässt -höchstens wenn sie auf mir eingeschlafen ist und ich sie dann neben mir ablege, das klappt dann für eine Stunde (darüber bin ich dann sehr froh) aber leider klappt das nicht immer..
Manche von euch werden sich vielleicht denken, dass ich mir zu viele Gedanken mache oder dass ich doch nichts zu meckern habe, aber es ist zwischenzeitlich sehr belastend für mich.
Ich wünsche mir manchmal, meine Mutter würde näher bei uns wohnen (sie fährt eine Stunde zu uns) oder ich hätte sonst irgendwie jemanden, den ich spontan um Unterstützung bitten könnte, wenn mein Freund arbeiten ist.

Danke an alle, die sich den langen Text durchlesen und vielleicht mit ein paar netten Worten antworten!
Ich hoffe jeden Tag, dass es etwas leichter wird, je älter meine Maus wird.

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So geht es ganz vielen und auch oft um die Zeit. Es wird alles besser. Vergiss den Haushalt . In ein paar Wochen wird das Kind viel mehr aktiv und man kann ein bisschen mehr machen. Dann sind die auch ganz spannend. Ich finde die ersten Monate einfach nur schwer, aber in ein paar Monaten habt ihr ein ganz anderes Kind uns mehr Zeit es zu genießen.

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Was man da macht? Einen Staubsaugerroboter besorgen ;) Der saugt zwar nicht zu 100% alles ein, aber die 95%, die tun auch schon gut, glaub mir. Ein Akkusauger geht zur Not auch, ist etwas billiger. Baby ins Tragetuch und dann die Wohnung einmal durchsaugen.

Ansonsten hilft, damit im Haushalt nicht zu viel anfällt, alles sofort erledigen und einfache Systeme entwickeln. Ansprüche runterschrauben ist auch wichtig, muss man mit Kindern im Haus sowieso. Zudem empfehle ich so wenig "Kleinmist" zu haben wie möglich. Wer weniger Zeug hat, muss sich auch um weniger kümmern, das ist einfach so.
Manchmal kann man auch mit 20%igem Einsatz schon 80% des Erfolgs erzielen. Stell dir in einer ruhigen Phase die Uhr auf 10 Minuten und konzentriere dich nur auf das nötigste, das was dich am meisten stört. Und dann widme dich wieder deinem Baby, dem ist es nämlich total egal ob es aufgeräumt ist oder nicht, das will einfach nur Zuwendung, und damit machst du schon mal alles richtig, indem du ihr die gibst.

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Mein erster Gedanke - der Saugroboter #winke
Mit dem Baby und einer Tasse Kaffee auf dem Sofa sitzen und dem Roboter beim Saugen zuschauen ist auch putzen.
Liebe Grüße

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Ich kann das Gefühl nachvollziehen, dass einem alles über den Kopf wächst und man sich viel zu viele Gedanken macht. Ihr macht die Sache bestimmt gut! Das wichtigste für deine Kleine sind momentan liebevolle Eltern, die ihre Bedürfnisse stillen. Dann bleibt eben der Haushalt eine Weile lang liegen.
Falls es dich beruhigt: so mit ca. 3 Monaten kam bei beiden Töchtern ein Wandel, plötzlich fanden sie Haushalt total spannend, ich konnte sie auch mal ein Weilchen ablegen und sie haben mir dann beim Putzen, Wäsche aufhängen etc. fasziniert zugeschaut. Klar, nicht immer, aber ich finde sie momentan (4M) einfacher als mit 11 Wochen noch. Vielleicht auch, weil ich sie jetzt besser kenne.

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Dieses Gefühlschaos ist ganz normal. Google mal "Matreszens" oder "muttertät"

https://www.elle.de/lifestyle-female-empowerment-mutter-muttertaet

Dein gehirn wird umprogrammiert, vieles ist anders, man lernt grenzen kennen und scheitert auch mal an sich selbst.
Ich hätte mir damals gewünscht, jemand hätte mich auf die wissenschaftliche seite der mutterwerdung hingewiesen, mir ging es nach der geburt meines ersten kindes genauso.
Nimm dir zeit und geh nicht so hart mit dir ins gericht. Das ganze dauert ein weilchen.
Ich bin inzwischen gut mit müttern vernetzt und wir haben das alle irgendwie durch. Wir versuchen weniger perfekt zu sein, das hilft.
Was die krümel und den staub betrifft, keine sorge, die werden auch groß, wenn sie ab und zu mal eine staubfluse oder ein erdklümpchen futtern :D

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Hier nochmal aus dem text:

"Hauptmerkmale der „Muttertät“ sind zum Beispiel, dass Gefühle wie Wut und Freude stärker empfunden werden und zum Teil innerhalb von wenigen Minuten wechseln. Die Elternschaft erweitert die Gefühlsskala, das ist nachgewiesen. Die Lows sind lower und die Highs sind higher. Oft sind diese Gefühle außerdem widersprüchlich: Du sehnst dich einerseits nach deinem Kind, willst aber andererseits unbedingt alleine sein. Auch häufige Überforderung, Gereiztheit und das Gefühl, keine gute Mutter zu sein, sind Zeichen dafür, dass du in der „Muttertät“ steckst."

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Hey,
so war’s bei mir auch noch mit 11 Wochen. Ich stimme den anderen mit den Erfahrungen zu 100% zu!

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Vielleicht hilft es dir, dass du mit diesem Kummer nicht alleine bist.
Meine Tochter ist jetzt viereinhalb Monate alt und ich komme noch immer kaum dazu, den Haushalt zu machen. Sie schläft tagsüber nur im Tragetuch oder beim Stillen auf meinem Schoß. Wenn ich sie ablegen wollte, wurde sie gleich wach. Monatelang habe ich Stunden auf der Couch verbracht, ohne auch nur irgendwas machen zu können.

Besonders belastend war es, dass die Kleine immer genau dann nach der Brust schrie, wenn ich etwas essen oder auch nur Essen vorbereiten wollte. Somit kam ich an manchen Tagen kaum zum Essen und konnte noch nicht einmal kochen, wenn mein Mann zuhause war und mir die Kleine abnehmen wollte.

Der Haushalt blieb dann überwiegend liegen oder musste von meinem Mann gemacht werden. Familiäre Unterstützung hatten wir entfernungsbedingt gar nicht. Das war frustrierend, wurde aber besser, als ich es schaffte, die Situation als solche und als vorübergehend zu akzeptieren. Es kommen wieder bessere Zeiten.

Falls dich diese Gedanken so sehr belasten, dass du sie nicht mehr ablegen kannst und sie dich sehr stark runterziehen, solltest du vielleicht auch darüber nachdenken, ob du unter einer postnatalen Depression leidest und dir Hilfe suchen.

Ansonsten Kopf hoch und geduldig bleiben. Es wird irgendwann besser werden.

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Eine Freundin meinte neulich zu mir „Sch…auf den Haushalt, reicht in drei Jahren wieder“ Mit 100 Zwinkersmileys…

Das was du beschreibst ist ganz normal und wird auch wieder besser. Alles wird irgendwann besser. Und man freut sich über jeden noch so kleinen Fortschritt. Beim ersten Kind war ich auch stellenweise verzweifelt aber wie gesagt, es bleibt nicht so.

Vielleicht würde eine Trage für dich in Frage kommen?! Da kannst du wenigstens ein bisschen was machen. Die Trage rettet mich so manches Mal durch den Tag mit dem Großen und dem Baby. Und mir gehts schon auch so, dass ich zufriedener bin, wenn hier halbwegs Ordnung herrscht.

Liebe Grüße

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Hallo Annikat,

fühl dich gedrückt und lass dich wissen, das du damit gar nicht alleine bist. Es geht doch eigentlich bei uns allen so zu, die Babys in dem Alter haben. Man denkt oft, man ist die Ausnahme und was man für eine Versagerin ist. Aber das stimmt nicht. Das sind nunmal die Umstände.
Unser kleiner ist jetzt 7 Wochen alt und die letzten 2 Tage stand die Bude hier Kopf, weil ich ihn nicht ablegen konnte. Aber wirklich den ganzen Tag nicht! Du glaubst nicht, ich bin mit meinem Schlafoutfit aufgewacht und damit Abends auch wieder schlafen gegangen. Haare nicht gekämmt und zum Dutt. Zum wiederholten Male.

Gestern war mir das auch genug. Ich habe mir dann gesagt, das ich immer etwas tun werde, wenn mein Mann ihn Abends im Arm hält und der kleine dann auch gut schlummert. Andere Menschen schlafen dann und ich putz hier dann halt etwas und räum auf.
Damit man mal in einen aufgeräumten Tag starten kann, denn ich finde das zieht einen halt auch voll runter, wenn man so auf seiner Couch sitzt und um einen herum bergt sich sonst was und der Boden ist fusselig. Man blickt in die Küche und würde am liebsten die Tür wieder hinter sich zu machen.

Aber man muss auch realistisch sein und "perfekt" gibt es momentan einfach nicht. Jede Ecke kann nicht blitzeblank sein, aber es tut schonmal gut, wenn eine Grundordnung reinkommt.

Ich werde morgen mal versuchen zu Staubsaugen und unseren Sohn währenddessen in die Trage zu tun. Ich hoffe, das klappt.

Wünsche dir echt alles gute und ja, ein routinierter Alltag im zu Hause wird kommen. :-D

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Ich antworte mal allgemein.
DANKE EUCH!
Die vielen Antworten haben mir wirklich gut getan und lassen mich hoffen, dass es bald besser wird.
Ich versuche, mir weniger Druck wegen Haushalt zu machen und die Zeit einfach zu genießen!
Es ist so erleichternd, zu lesen, dass es den meisten Müttern so geht, wie mir.
Den Wissenschaftlichen Text hinter dem link werde ich mir heute mal durchlesen. Danke!