Babyzeit ohne familiäre Unterstützung - wie organisieren?

Hallo liebes Forum,

Ich habe noch kein Baby, aber mein Mann und ich sind gerade mitten in Planung. Einer der "Angstpunkte" ist, dass wir aufgrund eines beruflich bedingten Umzugs keinerlei Familie oder enge Freunde in der Nähe haben, die uns unterstützen könnten. Unsere Eltern wohnen über 600 km entfernt und sind selbst noch berufstätig. Ich habe große Bedenken, wie wir das hinbekommen soll, wenn es praktisch nie die Möglichkeit gibt das Kind wenigstens mal für ein paar Stunden abzugeben und auch niemand einspringen kann, wenn das Kind später wegen Krankheit nicht in die Kita kann etc.. Wir wollen gerne insgesamt 14 Monate Elternzeit nehmen (ich 9 Monate, er 5) und danach wieder beide 100% arbeiten.

Wie macht ihr das? Habt ihr Tipps?

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Ehrlich gesagt befremdet es mich, dass ihr eure Familien von vornherein als Backup einplanen würdet. In erster Linie ist es eure Entscheidung als Paar eine (kleine) Familie zu gründen. Das bedeutet für mich auch, dass ihr in der Lage sein solltet die Probleme selbst zu lösen und nicht die Verantwortung auf andere Familienmitglieder abwälzen solltet. Wenn das nämlich die Voraussetzung wäre, dann steht meiner Meinung nach die Planung auf wackeligen Füßen, denn gerade Eltern können auch spontan wegbrechen.
Aus der Erfahrung mit 12 Monate altem Kind und das zweite unterwegs: Es geht ohne Familie. Ich wüsste nicht, wozu ich bisher eine Fremdbetreuung durch Oma oder Opa gebraucht hätte. Das Baby ist ein Familienmitglied für das wir die Verantwortung tragen. Fertig.
Was Krankheiten angeht: Kinderkranktage oder wenn man die nicht hat unbezahlter Urlaub. Wenn ihr beide wieder Vollzeit arbeiten wolltet sehe ich das Problem primär darin eine geeignete Kindertagesbetreuung zu finden. Das wäre aber etwas, was ich denke, dass die meisten Großeltern ohnehin nicht leisten würden. Die bräuchtet ihr also wohl so oder so. :-)

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Ich empfand es insgesamt aber auch nicht als Belastung. Klar gab es Tage, an denen es ohne Kind einfacher gewesen wäre und ich habe und hatte immer meinen Partner, aber es war keine völlige Katastrophe! Zu Arztbesuchen konnte ich, bis auf die Feindiagnostik, das Kind immer mitnehmen und auch Paarzeit hatten wir (nachweislich :-p). Wir haben uns als Paar aber im Vorfeld schon gesagt, dass keiner von uns auf etwas verzichten muss. Wenn mein Freund also Fußball gucken will, habe ich in der Zeit das Kind. Er geht im Umkehrschluss mit ihr raus, wenn ich in Ruhe auf dem Sofa gammeln will. Paarzeit gibt es, wenn die Familienzeit abgeschlossen, d.h. das Kind im Bett ist. Und ansonsten ist sie halt dabei, u.a. beim klettern. Ich sehe da insgesamt echt nicht die Betreuungsnotwendigkeit.

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Richtige Tipps habe ich nicht, aber ich kann dir sagen, dass es geht.

Unsere Eltern und Geschwister wohnen über 700km entfernt und sind alle noch berufstätig. Wir haben hier enge Freunde, die haben aber alle schon selber Kinder.
Wir haben mittlerweile zwei Kinder: 3 Jahre und 10 Monate alt und arbeiteten nach der ersten Elternzeit beide voll und werden es auch nach der zweiten wieder tun.

Ja, es ist verdammt anstrengend und ich bin sehr neidisch, wenn ich Freundinnen sehe, deren Kids regelmäßig einen Tag oder auch mal eine Nacht bei Oma und Opa sind. Wenn wir mal zu Besuch bei den Großeltern sind, denke ich, so könnte es immer sein, sollen wir nicht wieder in die Nähe ziehen? Aber es geht alles.

Wir haben die Betreuungszeit relativ stark strukturiert. Jeder darf an einem Tag am Wochenende ausschlafen und jeder bekommt einen Abend pro Woche frei.
Vor allem mit einem Kind kann man sich noch super abwechseln. Da haben wir uns zusätzlich noch jeweils einen halben Tag am Wochenende frei geschaufelt. Das machen wir gerade nicht, sondern genießen eher die Familienzeit.

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Hallo,

Ich hab nun zwar 3 Jahre EZ aber wir haben auch niemand für die kleine.
Die große ist schon alt genug die kann auch mal allein bleiben.

Letzt endlich bedeutet das seit nun über 2,5 Jahren kein gemeinsames Essen mehr o.ä wenn jemand mal ohne Kind das Haus verlassen will teilen wir uns immer auf.

Wenn das Kind krank ist muss einer von uns eben zuhause bleiben es geht nicht anders. Wie soll es ohne Betreuung sonst auch gehen.

Bei Krankheit würde ich auch kein Babysitter nehmen aber bei allem anderen könnte man wenn man will schauen ob man jemand stundenweise findet.

Ich hoffe auf etwas Entlastung durch den Kindergarten ab November aber Corona macht die Sache nicht einfacher letzt endlich entscheidet sich kurz vorher ob der Termin im kiga eingehalten werden kann oder nicht.

Arzt Termine und vieles mehr wo die kleine z.b nicht mit kann wird immer so gelegt wenn mein Mann zuhause ist.

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Natürlich geht das! Dafür habt ihr ja die Elternzeit und du bist nicht alleinerziehend, d.h. dein Mann ist auch noch mit von der Partie.
Ich find es komisch, dass immer alle ihr Umfeld miteinbeziehen wollen. Klar ist es praktisch, wenn Oma mal einspringen kann, aber das hat eben nicht jeder und es geht dann trotzdem. Ihr wollt ja das Baby, nicht die.
Da seh ich das 100% arbeiten nach einem Jahr schon kritischer. Aber das ist meine Meinung, die viele schon als veraltet betrachten. Ich könnte jetzt halt ein 1jähriges niemals einen ganzen Tag, 5 Tage die Woche fremdbetreuen lassen, die brauchen da einfach ihre Mama.
Aber das ist jedem seine individuelle Entscheidung, wenn es eben nicht anders geht?! Wie das bei euch geht, könnt nur ihr beurteilen

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Es geht, aber es ist sooo anstrengend. Klar ist es die eigene Entscheidung Kinder zu bekommen für die ich voll und ganz die Verantwortung trage. Man kann andere nicht per se mit einplanen. Aber ganz ehrlich ich glaube es ist gut dass man vorher nicht weiß worauf man sich da einlässt😂.
Wir haben auch niemanden in der Nähe. Das ist schon ein Kraftakt teilweise. Auch wenn man zu zweit ist man wünscht sich ja auch gemeinsame Zeit. Das fällt halt komplett hinten rüber.
Schwierig ist es auch wenn einer ausfällt. Ich liege gerade nach ner OP im Krankenhaus. Da ich noch stille durfte ich Mann und Kind mitnehmen. Allerdings dreht die kleine Maus hie total durch und ich wünsch mir nichts mehr als etwas zu schlafen. Aber Erholung gibts nicht mehr😁

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Wir haben uns in den ersten Wochen der SS um eine Tagesmutter gekümmert, so dass wir nach einem Jahr sicher eine Kinderbetreuung haben. Das war mir sehr wichtig, eben weil wir auch keinerlei Unterstützung haben. Aber ich steige auch nur mit 50% wieder ein. 100 würde ich niemals schaffen.

Ich weiß nicht wie Euer finanzieller Hintergrund ist, aber eine Nachbarin hat eine Haushälterin , die auch das Kind hütet. Auf sie werden wir auch demnächst zurückgreifen.

Ansonsten müsstet ihr euch gegenseitig massiv entlasten. Man merkt den Unterschied zwischen (Schwieger-)Eltern vor Ort und nicht vor Ort (so fern das Verhältnis gut ist) schon sehr.

Es ist nicht einfach, aber man kennt es auch nicht anders. Gemeinsame Abende gehen nur, wenn das Kind im Bett ist. Wir haben jetzt nach einem halben Jahr den Modus, dass wir abends tatsächlich gemeinsam wieder Serien gucken.

Riesiger Faktor ist bei allem aber auch das Thema Stillen. Ich hasse Abpumpen. Das ist unschön und ich fühle mich wie eine Milchkuh. Bedeutet, dass wir eh nie länger als 2-3 Stunden weg könnten. Mit Flasche ist das natürlich anders oder wenn man Abpumpen nicht so schlimm findet.

Das ist schon schaffbar, aber eben nicht so ein krasser Luxus wie Omas um die Ecke :D.

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Achja, für Kinder krank gibt es Sonderurlaub - für hauptsächliche Betreuungsperson nicht :D. Da muss man auch schauen, wie man es macht.
Ich war einmal krank in den ersten 6 Monaten und "erholt" habe ich mich da ganz und gar nicht. Es war einfach schrecklich auch wenn der Mann fast alles gemacht hat.

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Hallo, das geht.

Unsere Großeltern sind zwar beide hier, aber trotzdem war Mini noch nie alleine irgendwo. Ich wüsste auch gar nicht wieso.
Für meine rückbildung hat sich mein Partner Zeit genommen auf Mini aufzupassen.
Wenn du schon nach einem Jahr wieder arbeiten gehst und das auch noch zu 100% fände ich persönlich ist umso wichtiger dass du das erste Jahr mit deinem Kind genießt.

Wenn einkaufen nicht gegangen ist, hat der Partner das am Wochenende erledigt, oder abends wenn wir im Bett waren. Haushalt wurde nebenbei gemacht. Wurde mit jedem Monat einfacher. Ansonsten fülle ich die Tage mit Struktur und abwechslungsreichen Programm. Und schließt sich nicht aus. Montags und donnerstags z.b. krabbelstube. Dienstag Kinderturnen. Mittwoch und Freitag feste spielplatztage. Wochenende Zeit mit Partner.

Dazu muss ich sagen, dass mein Partner auch von 6:30 Uhr bis 16 Uhr schafft (Freitag dafür sehr kurz). Und danach zu Hause ist.

Liebe Grüße

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Danke für eure Rückmeldungen.

Meine Bedenken hatten sich daraus ergeben, dass ich aus dem Freundes- und Bekanntenkreis bisher nur Leute kenne, bei denen trotz großer Unterstützung der Großeltern und Arbeit nur in Teilzeit immer wieder absolut Land unter ist. Und das, obwohl diese Personen vor der Babyzeit top organisiert und sehr belastbar waren. Das zu sehen und dabei zu wissen, dass wir eben kein Backup haben werden, wenn zB die Kinderkrankentage aufgebraucht sind, man selbst krank ist oder einem einfachen alles über den Kopf wächst macht mir Bauchschmerzen.
Es geht gar nicht darum, die Großeltern von vorneherein komplett bei der Betreuung einzuplanen. Wie es vollkommen ohne gehen soll, wenn man weiterhin arbeiten gehen und zumindest ab und an ein kleines bisschen Zeit für sich selbst haben will, erscheint mir aber rätselhaft.

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Ich glaube das hängt an zwei Sachen:

[...]und an ein kleines bisschen Zeit für sich selbst[...]

Wie viel ist "kleines bisschen Zeit"? Hier hat sich meine Definition massiv geändert und das was mir früher an freier Zeit nicht aufgefallen ist, ist nun mein Tagespensum an "freier Zeit". (Vgl: Ich bin seit 5 wach, hatte zwei Stunden für mich, d.h. ich war alleine in einem Raum und konnte meine Musik hören. Die Zeit habe ich zur Hälfte für die Familie genutzt und gebacken und geputzt, die andere für mich und bin meinem Hobby nachgegangen. Das wäre mir früher nie eingefallen, war aber auch nicht notwendig. Jetzt ist es halt so und es fühlt sich insgesamt so an, als gäbe es die Zeit davor gar nicht. Mein Freund vermisst manchmal die Zeit ohne Kind, sagt dann aber von sich aus sofort, dass er damals schon dachte er hätte keine Zeit für sich und selbst wenn er die Zeit nun wieder hätte, würde sie ihm gar nicht auffallen und er hätte wieder das Gefühl keine Zeit zu haben.)

Und was andere Mütter angeht: Ich würde es wirklich nicht auf die Goldwaage legen, was andere Mütter sagen. Meiner Erfahrung nach korreliert in den Köpfen vieler die Qualität einer Mutter mit ihrem Stresspegel: Je aufopfernder sie ist, desto besser ist sie als Mutter. Oder: Mütter, die alles an sich reißen und z.B. den Mann nicht mit einbeziehen. Klar sind die gestresster, aber irgendwie auch selbst Schuld, oder?
Ich denke bevor man ein Kind bekommt, sollte man sich bewusst sein, dass man nun eine neue Aufgabe bekommen hat, für die Opfer zu bringen sind. Ich will es dir nicht ausreden, aber ggf. ist Vollzeitarbeiten auch nicht so ohne weiteres drin - unabhängig von der familiären Situation. Wäre das für dich ein Beinbruch?


Ich gehe hierbei von einer intakten Paarbeziehung aus. Alleinerziehende und andere Familienkonstellationen lasse ich mal außen vor.

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Wir haben z.B. ohne Probleme eine Betreuung gefunden, die meinen VZ-Job abdecken würde. Dennoch würde ich mein Kind nicht so lange abgeben wollen. Wenn ich nicht schwanger wäre, würde ich VZ arbeiten gehen, wenn mein Kind 13 Monte alt wäre: Mein Freund müsste sie morgens wegbringen, ich abholen. Er holt verlorene Stunden (spät-)abends nach (macht er aber jetzt auch, wenn wir den Nachmittag nutzen wollen - familienfreundlicher Arbeitgeber!) und ich bräuchte einen Tag des Wochenendes zum arbeiten. das geht natürlich von meiner bzw. unserer freien Zeit ab. Aber das überlegt man sich ja vorher (wie ihr ja auch). :-)

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Bei uns ist die Situation ähnlich. Solange die Elternzeit läuft, ist die Betreuung ja kein Problem. Es nervt tierisch, dass man das Baby nicht mal abgeben kann und es einfach immer da ist.. Aber es gibt auch irgendwie schlimmeres. So ist das halt. Die Zeit geht schnell um, auch, wenn es manchmal nicht so scheint. Wenn Baby ein bisschen älter ist, kann man sich ja vielleicht auch mal mit anderen Eltern abwechseln, sodass jeder mal Paarzeit hat.
Wie wir das machen, wenn die Kita läuft und Kind mal krank ist, weiß ich auch noch nicht. Als Elternteil hat man ja Kindkrank Tage, die werden dann erstmal genutzt. Und ansonsten muss man sich halt noch eine Betreuung suchen.. Entweder es ergibt sich etwas mit anderen Eltern, die noch in Elternzeit sind oder nicht so viel arbeiten (ist aber wahrscheinlich schwierig, wenn man sich eher nicht revanchieren kann) oder man muss dafür bezahlen.