Taufe trotz Kirchenaustritt?

Hallo zusammen,

weil gerade die Frage zu einem Taufgeschenk aufkam, fiel mir eine andere Frage ein: Habt ihr euer Kind getauft obwohl ihr nicht gläubig seid?

Mein Mann ist aus der Kirche ausgetreten, ich bin zwar noch theoretisch Mitglied, muss aber gestehen dass ich absolut nichts von der Institution Kirche halte und meine Kirchensteuer aktuell eher als Spende für die Jugendarbeit ansehe (das auch nur, weil ich evangelisch bin - aus der katholischen Kirche wäre ich schon längst draußen). Ehrlich gesagt bin ich wohl einfach nur noch nicht ausgetreten, weil es meiner verstorbenen Oma wichtig war...

Nun fragt die katholische Schwiegermutter immer nach der Taufe. Mein Mann ist strikt dagegen ("Das ist doch heulerisch!") und ich bin ein bisschen hin und her gerissen, weil ich einerseits die Werte (Nächstenliebe etc) ja gut finde aber eben nichts von der Kirche halte. Außerdem frage ich mich, ob man als ungetauftes Kind Nachteile bei der Kindergarten- und Schulsuche hat? Und es wäre der Schwiegermutter eben wichtig...

Wie seht ihr das so? Taufen, obwohl man selber nichts davon hält aber der Schwiegermutter damit einen Gefallen tut?

Klar können die Kleinen jederzeit wieder aus der Kirche austreten aber genau so gut können sie ja ohne Taufe irgendwann bewusst entscheiden selber einzutreten? Was ist besser?

Freue mich auf eure Gedanken :)

Kinder taufen, obwohl man selber nicht in der Kirche ist?

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Unsere Tochter wird getauft werden - wir sind allerdings in der Kirche, gläubig, und ich werde für den Laden sogar arbeiten😉

Nachteile bei der Kindergarten- und Schulsuche gibt es keine. Bei einem kirchlichen Träger gibt es im Normalfall nur x Plätze für nicht-getaufte Kinder, das variiert aber von Einrichtung zu Einrichtung. Wobei natürlich die Frage ist, ob man sein Kind überhaupt in einen kirchlichen Kindergarten oder Grundschule geben möchte, wenn man die Institution so sehr ablehnt, dass man aktiv austritt ...🤔

Wenn du evangelisch und in der Kirche bist, würde dein ungetauftes Kind sogar für den Konfirmandenunterricht angeschrieben werden.

Wie ich das mit der Taufe sehe:
Wir taufen immer noch "im Namen Gottes - des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes" und nicht im Namen der Kirche. Ja, als Vertreter der Kirche und jeder Getaufte wird automatisch zu einem Kirchenmitglied, aber die Taufe ist per se keine kirchliche Sache und gilt ja auch über alle kircheninternen Grenzen hinweg (keine Wiedertaufe).

Für mich ist die Frage also nicht: "Wie hältst du es mit der Kirche?" Die Kirche ist einfach nur eine Institution. Mit ihren Fehlern, ja, wobei aber viele Kritik meiner Meinung nach auf Halbwissen und Meinungsmache beruht.
Die Frage ist: "Wie hältst du es mit dem Christentum?"

Die Tauffrage lautet nicht: "Versprecht ihr, euer Kind kirchlich erziehen?", sondern sinngemäß: "Versprecht ihr, euer Kind im christlichen Glauben zu erziehen?"

Für mich geht es aber bei der Taufe auch noch um etwas mehr. Es ist kein "nice to have" wie die kirchliche Trauung, die kirchliche Bestattung, die Konfirmation, Weihnachten, Diakonie etc.
Es ist ein Sakrament - es geht ums Heil.
Ich erinnere mich da an einen befreundeten Pfarrer. Der sagte mal in einer Diskussion, ob es denn vertretbar sei, Kinder von agnostischen, atheistischen ... Eltern zu taufen, die ihr Kind nicht christlich erziehen wollen, aber trotzdem eine Taufe wünschen, etwas flapsig: "Taufe, alle taufen. Es geht schließlich ums Heil!"
Für mich ist die Taufe ein großes Geschenk Gottes, was allen Menschen gilt. Das würde ich deinem Kind nicht vorenthalten wollen😁 Das ist für mich das Entscheidende, nicht die Kirchenzugehörigkeit.

Noch etwas zum "selbst Entscheiden":
Entscheiden kann man sich nur, wenn man es kennt.
Wenn du dein Kind praktisch ohne Wissen ums Christentum erziehst, ohne Religionsunterricht etc. dann kann es sich auch nicht dafür entscheiden. Wie ich de facto nicht die freie Wahl hatte, zum Islam, Judentum, Buddhismus und was es sonst noch gibt, zu konvertieren. Ein bisschen Wissen darum hatte ich schon immer - aber nicht genug, um zu sagen: "Das möchte ich für mich."
Soll nicht heißen, dass du dein Kind taufen lassen musst😉 Soll nur heißen: Wenn du willst, dass dein Kind einmal eine eigene, freie Entscheidung triffst, dann musst du ihm die verschiedenen Möglichkeiten aufzeigen (durch Reliunterricht, Bücher über die Religionen, etc.).
Es wäre aber auch eine Möglichkeit, das Kind taufen zu lassen, um so der Kirche die Möglichkeit zu geben, auf das Kind "zuzugreifen", also es zum Kindergottesdienst, Jungschar, etc. einzuladen, ihm dort den Glauben nahezubringen - und du und dein Mann zeigen ihm die kritische Haltung. Dann kann es mit der Konfirmation immer noch entscheiden, ob es das möchte oder nicht. Aber im Zweifel müsste es aktiv austreten.

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Ich finde übrigens immer allein das "die Kirche ist ..." schon ziemlich schwierig. Es gibt nicht "die Kirche". Die EKD ist völlig anders als die katholische Kirche, die einzelnen Landeskirchen in der EKD haben teils grundverschiedene Auffassungen.

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Würde ich nicht machen. Warum jemanden in eine Gruppe bringen in der ich selbst überlege auszutreten?

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Ich habe hier auch schon mal eine Frage zu dem Thema gestellt, mit sehr hilfreichen Antworten: https://m.urbia.de/forum/9-baby/5526129-baby-taufen-lassen-oder-nicht?page=2&pp=39536922#p-39536952

Wir haben uns gegen die taufe entschieden.

1. Ja es ist heuchlerisch, auch wenn meine Familie hochkatholisch ist. Mein Mann und ich stehen nicht dahinter, wie sollen wir es dann unserem Sohn glaubwürdig vermitteln?

2. Gute Werte sind nicht an einer Religion gebunden.

3. Die Kirche hat die Menschen schon damals ausgebeutet und Unwissenheit der Menschen unterdrückt. Im Namen der Kirche ist schon viel schlimmes passiert, was ich nicht unterstütze. Für Caritas spende ich trotzdem, aber mMn sind Religionen nicht mehr zeitgerecht. Wenn aber jeder, der nichts mit der Kirche am Hut hat, sein Kind trotzdem taufen lässt..

4. Es ist die Entscheidung meines Sohnes. Sobald er den Wunsch pflegt, getauft zu werden, wird er getauft und auch in seinem Glauben unterstützt und gefördert. Ich hätte mir das auch so für mich gewünscht.

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Kann ich alles so unterschreiben. Sind ebenfalls beide ausgetreten und Sohn wird nicht getauft.

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Sehe ich genau so! Ich war selber nicht getauft und ehrlich gesagt bin froh darum. Bei der Kindergarten Suche sollte kein Problem sein

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Ich halte prinzipiell gar nichts von Taufen im Baby- oder Kindesalter, selbst wenn die Eltern gläubig sind. Lasst euer Kind, wenn es alt genug ist selbst entscheiden. Vielleicht ist es sein/ ihr Weg, vielleicht auch nicht.

Das du gewisse Werte teilst, die auch der christliche Glaube vorsieht, ist schön, aber du implizierst auch, das z. B. die von dir angesprochene Nächstenliebe etwas ist, was ausschließlich dort zu finden ist. Ihr seid die Eltern, von euch lernt das Kind sich zu Verhalten. Die Werte die ihr dem Kind vorlebt, wiegen viel schwerer und sind wertvoller.

Wenn die Schwiegermutter es noch so gerne möchte, es wäre mir völlig egal. Meine gesamte Familie ist katholisch, keines unserer Kinder ist getauft, ich bin ausgetreten, das geht schlicht niemanden etwas an.
Zumal, wenn es getauft wird, besucht ihr dann auch den Gottesdienst (z.B. Weihnachten, Ostern), Konfirmation, Kommunion (was auch immer), weil die Schwiegermutter es will? Da hängt ein Rattenschwanz dran.
Dein Mann ist ausgetreten, wenn sie überlebt hat, dass ihr Sohn der Kirche den Rücken zugewand hat, verkraftet sie auch ein ungetauftes Enkelkind.

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Wahre Worte :) An die Folgen (Wöchentliche Gottesdienste etc.) hab ich noch gar nicht gedacht...

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Nur weil das Kind getauft ist muss man ja nicht ständig in die Kirche rennen. Mach ich auch nicht. Und trotzdem wird mein kind jetzt getauft.

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Hallo,

mein Mann und ich haben uns auch dagegen entschieden. Wir sind zwar beide auf dem Papier in der Kirche (evg.und kath.,), aber das war es schon. Wir finden auch, man muss dahinter stehen und nicht "nur weil man das so macht".
Die Große geht in einen kath.Kindi im Ort. Wir hatten dadurch bisher keine Nachteile. Natürlich werden dort die kirchl. Feste gefeiert und auch näher gebracht warum sie gefeiert werden (Weihnachten, St.Martin, Ostern,..) was ich ganz gut finde, da es auch zur Kultur gehört und auch in dem Rahmen, die wichtigen Werte wie Nächstenliebe vermittelt werden.
Und wenn sie daran gefallen findet und mehr über Religion/Kirche wissen will oder sich später auch taufen lassen will, darf sie das natürlich.

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Hallo!

Ich selber bin evangelisch, mein Mann katholisch. Die katholische Kirche finde ich selber eher abschreckend. Aber….

Hier wo wir wohnen gehört es einfach dazu, dieses Erstkommunions-Ding, was ich selber noch nicht ganz durchschaut habe🤣

Wir haben unsere Tochter getauft, damit die an diesen Dingen genau so Teil haben kann wir die anderen Kinder auch. Ob sie dann ihr Leben lang in der Kirche bleibt oder nicht, das soll sie selber entscheiden.

Ich finde die Kirche ist homophob, Frauenfeidlich, heuchlerisch aber vermittelt auch tolle Traditionen und Werte.
Ein absolut zweischneidiges Schwert.

Letztendlich müsst ihr euch als Eltern zusammensetzen und darüber reden was ihr wollt. Auch als nicht Gläubige finde ich es nicht mehr oder weniger heuchlerisch das Kind zu Taufen, wir das was die Kirche so heuchelt 😉.

LG

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Hallo! Ich selber bin vor einigen Jahren aus der Kirche ausgetreten, weil ich es nicht vertreten konnte. Meine Mutter und meine Schwester sind gläubig und sind/waren sehr engagiert in der Kirche. Die Kinder meiner Schwester sind auch getauft. Mein Mann ist nicht gläubig und ist auch nicht getauft. Wir haben unsere Kinder entsprechend auch nicht taufen lassen. Wir stehen schließlich beide nicht dahinter. Bei meiner Familie war das aber nie ein Thema. Wurde auch nie danach gefragt. Ich bin damals auf eine evangelische Privatschule gegangen- da war es bei der Aufnahme natürlich ein Pluspunkt in der Kirche zu sein, aber es gab einige in der Schule, die der Kirche nicht angehörten. Ich meine die Schule hat 1/3 Schüler aufgenommen, die nicht getauft waren. Auf staatlichen Schulen und in Kitas sollte das kein Thema sein. Letztlich müsst ihr die Entscheidung für euch treffen, nicht um anderen einen Gefallen zu tun. Ich finde Kinder sollten selber entscheiden dürfen woran sie glauben. Wenn meine Kinder irgendwann getauft werden möchten, dann unterstütze ich sie. Aber das ist wie gesagt nur meine Meinung…

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Nachtrag: Werte vermitteln kann man auch ohne kirchenzugehörigkeit… Ich finde auch nicht, dass das was mit Glauben zu tun hat, sondern einfach Standard sein sollte, dass man mit Mitmenschen umgeht, wie man es selber nur wünscht und nicht tötet etc…

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Da hast du natürlich Recht! Hab ich mich vielleicht etwas ungünstig ausgedrückt. Natürlich vermitteln wir die Werte, aber es kann natürlich nicht Schaden, wenn das Umfeld diese bestätigt ;) Wobei unsere Freunde auch eher alle aus der Kirche ausgetreten sind und trotzdem niemanden umbringen und auch um 3 Uhr morgens sofort zur Hilfe eilen.

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Mein Mann ist Christ und ich bin kein Christ. Wir haben viel überlegt und unsere Familienreligion ist meine Religion, aber auch ein bisschen christlich. Wir gehen an Pfingsten und Weihnachten und den ganzen Tagen in die Kirche, weil mein Mann es wichtig findet, aber normal gehen wir in meinen Gottesdienst.

Mein Mann hat entschieden wegen der Taufe. Ich habe gesagt: "Wenn es wichtig ist für dich, dann taufen wir." Aber er hat gesagt: "Dann entscheiden sie selber, wenn sie groß sind."

Im Kindergarten hat keiner gefragt. Unser 1. Sohn kommt in die Schule. Als wir ihn angemeldet haben, da haben sie nur gefragt, ob er in den Religionsunterricht geht und in welchen er geht. Wir haben gesagt: "evangelisch". Das ist einfach, obwohl er nicht getauft ist.

Der Sohn von meiner Schwester war in einem evangelischen Kindergarten, obwohl er gar nicht christlich ist.

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Wenn man es erst meint mit "dem Kind die Wahl lassen", dann muss das Kind auch wissen was es wählt. D.h. es muss Glauben und Kirche kennenlernen.
Inzwischen werden bei Konfirmationen mehrere Kinder getauft statt konfirmiert. Sie nehmen am Konfirmandenunterricht teil wie die anderen auch, die Ungetauften werden als Religionsmündige getauft, die anderen bestätigen mit ihrer Konfirmation ihre Baby/Kleinkindtaufe.

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Ich bin aber der Meinung, dass ein Kind besser religionsübergreifend aufgeklärt werden sollte und sich dann ggf. für eine Religion entscheidet, als das man ihm eine Religion aufzwängt und es dann proaktiv erst austreten und sich mit anderen Religionen beschäftigen muss.
Wenn ich an meinen Religionsunterricht zurück denke, dann waren das 85% Filme gucken, 14% Christentum und 1% "es gibt übrigens auch andere Religionen aber darüber wollen wir jetzt nicht zu viel reden"...