2. Jahr zuhause bleiben oder arbeiten? Schlechtes Gewissen

Hallo
Ich habe zwei Jahre Elternzeit genommen und konnte nur ein Jahr Elterngeld nehmen, da mein Verlobter in der Krise seine Stelle verloren hat. Nun hat er eine neue aber verdient bei weitem nicht wie davor ...
ich bekomme ab Juli kein Elterngeld mehr. Ich habe den kleinen vorsorglich bei der Krippe angemeldet ab 1 Jahr. Die Kita ist allerdings noch nicht gebaut, sollte angeblich bis Sommer fertig sein. Notfalls Tagesmutter?
Nun habe ich das bekannten erzählt dass ich ab Sommer wahrscheinlich arbeiten gehen muss und alle sagen dann immer „ob der ist ja noch so klein“, musste mir sogar anhören dass ich die ganze Kindheit verpassen würde ... mich macht das wirklich traurig . Ich möchte ja auch lieber ein weiteres Jahr mit meinem kleinen genießen aber wo soll das Geld herkommen. Meine Bekannte meinte man könnte Wohngeld beantragen, ob das stimmt weiß ich nicht. Man will ja doch auch was sicher haben und nicht nicht sicher sein können ob es reicht. Ich überlege sonst ob ich mir nur einen kleinen Job fürs Wochenende suche aber mit Corona ist ja aktuell nichts wirklich sicher. So müsste ich den kleinen aber wenigstens nicht in Betreuung geben, also auch keine Betreuung zahlen da mein Verlobter am Wochenende zuhause ist... wie habt ihr das gelöst mit Elternzeit ? Einfach in den sauren Apfel beißen ? Gibt es noch mehr Mamas die sich schlecht fühlen wegen Arbeit ?

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Ich habe angefangen, da war Mini 15 Monate alt.
Glücklicherweise ist bei uns die Betreuung durch Papa/Oma geregelt.
Natürlich haben ein paar Leute schlecht geredet, *warum so früh, ich würde alles verpassen* etc...
Seien wir doch mal ehrlich, erstens gibt es Menschen, die reden IMMER, egal wie du was machst.
Gehst du arbeiten bist du eine Rabenmutter, gehst du nicht arbeiten und beantragst irgendwelche Hilfen, sitzt du dem Staat auf der Tasche oä.

Man muss sich Elternzeit auch einfach klipp und klar leisten können.
Ich hätte noch ein paar Monate Zuhause bleiben können, aber dann hätten wir jeden Cent 2 mal umdrehen müssen, mein Mann verdient nicht so gut wie ich und es wäre jeden Monat knapp gewesen.
An Erspartem wollten wir nicht dran, weil es bereits absehbar war, dass wir bald ein neues Auto brauchen werden.
Also bleibt arbeiten über.
Das mit dem Wohngeld das hört man finde hier in Forum so oft, ich habe das mal interessehalber erst kürzlich nachgeguckt, uns hätte es nicht mal zugestanden, weil mein Mann dann doch "zu viel" verdient hatte.
Das ist etwas, finde ich, was man zu leicht in den Raum wirft und evtl falsche Hoffnungen macht.

Ich arbeite 30 Stunden die Woche seitdem und es läuft super!
Natürlich hatte ich die erste Zeit ein schlechtes Gewissen, ich habe Mini einfach vermisst und hatte Angst, dass er ohne mich nicht klar kommt über so lange Stunden, bzw eher gesagt, dass meine Mama ihn evtl nicht beruhigt bekommt und ich denke, solche Gedanken sind vollkommen normal für eine Mama.
Ich habe wirklich nicht das Gefühl, dass irgendwas verpasse.

Lass die Leute reden, es muss für dich/euch passen und ihr müsst euch damit wohl fühlen, nicht die Anderen.

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Lass dir nichts einreden, man kann es den Menschen nicht recht machen. Die einen beschimpfen einen als Rabenmutter wenn man arbeiten geht, die anderen als faule Hausfrau, die sich vom Mann aushalten lässt, wenn man es nicht tut. Egal wie du es machst irgendjemand wird immer was dagegen haben.

Ich würde an deiner Stelle wieder arbeiten gehen. Finanzielle Sorgen können sehr belastend sein und du musst ja nicht gleich Vollzeit arbeiten.

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Hallo,

Ich kann es mir auch noch gar nicht vorstellen nach einem Jahr wieder arbeiten zu gehen und die kleine in die Betreuung zu geben.
Ich habe Glück und kann erstmal mit nur 25 Stunden starten und mir diese sehr flexibel einteilen.
Zum Glück ist es bei uns im Freundeskreis ganz normal das die Mutter nach einem Jahr auch wieder arbeitet.
Ich Weiss das hier sehr viele eine andere Meinung haben, aber ich finde wir sollten uns freuen das wir ein Jahr zuhause bleiben dürfen und dabei finanzielle unterstützt werden. Und wie es nach dem Jahr weiter geht muss jede Familie individuell schauen, und da gibt es auch keinen richtigen oder falschen Weg.

Viele Grüße

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Ich hatte hier eigentlich immer den Eindruck, dass man eher auf der Seite der früh betreuenden, arbeitenden Mütter steht.
Ich sehe das sehr pragmatisch, es muss einfach für die kleine Familie passen, nicht für Freunde, Familie, Nachbarn oder wer auch immer glaubt mitreden zu müssen. Ich hatte bei unserer Kleinen drei Jahre Elternzeit und nehme die auch jetzt wieder. Warum? Weil wir das wollen und wir damit glücklich sind. Abgesichert bin ich, auch wenn ich plötzlich allein erziehend wäre.
Eine meine besten Freundinnen hat bei beiden Kindern jeweils 3 Monate Elternzeit genommen, danach Vollzeit gearbeitet. Sie und ihr Partner waren mit diesem Konzept glücklich. Wir haben nie darüber diskutiert, wieso auch? Unterschiedliche Familien haben unterschiedliche Bedürfnisse.

Allerdings wer nur geringe Einnahmen/ hohe Ausgaben oder ähnliches hat, sollte diese Schritte gut überdenken. Viele Beziehungen leiden gerade in den ersten Lebensjahren unter der neuen Situation. Finanzielle Sorgen erleichtern das definitiv nicht. Diese Zeit nur mit staatlicher Unterstützung überstehen zu können, weil man eine romantische Vorstellung von der Elternzeit hat, ist eher ... ein Stunt. Die gehen leider nicht immer gut aus.

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Das hängt vermutlich stark vom Umfeld ab... Bei mir fangen quasi alle an, nach einem Jahr wieder Teilzeit zu arbeiten. Entweder aus finanziellen Gründen oder eben, weil der Job Spaß macht. Beides vollkommen legitime Gründe.

Lass dir nichts einreden und mach das, was für deine Familie am besten ist!!!!

Ich KÖNNTE sicherlich ein zweites oder drittes Jahr daheim bleiben... Steige aber mit 20 Stunden wieder ein. Zum einen möchte ich, dass wir unseren Lebensstandard beibehalten können, ich möchte nicht über Geld nachdenken müssen. Außerdem möchte ich im Job bleiben und auch noch vorankommen. Trotzdem werde ich mein Kind aufwachsen sehen und ich liebe es abgöttisch.

In fast allen anderen Ländern, auch in Europa, gehen Frauen übrigens deutlich früher als nach einem Jahr wieder arbeiten... Und auch da wachsen normale Menschen heran. ;)

Egal wie du entscheidest, du musst niemals ein schlechtes Gewissen haben und machst das, was für euch am besten ist. Nicht für die Nachbarn oder sonstiges Bekannte.

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Guten Morgen... ☀️

Ich frage mich eigentlich immer, warum diese beiden "Fronten" sich immer gegenseitig fertig machen müssen....!?
Die Mütter die "früh" wieder arbeiten gehen werden verurteilt und die Mütter die zu Hause bleiben auch.... Warum?
Ich bin eine Mutter von 3 wunderbaren Kindern. Mein jüngster ist 4,5 Monate alt. Ich liebe sie alle drei, aber ich liebe meine Arbeit genauso. Bei meinen zwei großen war ich jeweils ein Jahr zu Hause, weil es einfach gepasst hat. Aber ich bin in diesen Zeiten auch regelrecht depressiv geworden. Mir hat die Arbeit gefehlt, mein Beitrag an die Gesellschaft. Ich habe einen Therapieberuf. Ich habe dieses innere Bedürfnis meinen Mitmenschen zu helfen. Ich lebe diesen Beruf.
Dieses Mal gehe ich sogar nach 6 Monaten arbeiten und mein Freund macht elternzeit. Ja ich werde total schief angeguckt, wie ich das nur tun kann... Aber was ist daran falsch? Mein Partner hat genauso das Recht darauf seine Elternzeit zu nutzen wie ich. Aber nur weil ich früh arbeiten gehe, liebe ich mein Baby nicht weniger. Ich weiß, dass er mir fehlen wird und ich an ihn denken werde, aber ich weiß auch, dass es ihm hier an nichts fehlen wird und er optimal betreut wird.
Dennoch hört man immer wieder "dann hätte man sich kein Kind anschaffen sollen" oder "das arme Kind" oder oder oder... Warum das arme? Es wird fremdbetreut. Bei uns war es immer eine tagesmutter mit maximal 6 Kindern. Meine Kinder haben IMMER davon profitiert. Ob sie durch Nachahmung Fertigkeiten erworben haben oder im sozialen Bereich weitere Entwicklungen vollzogen haben. Was war daran also verkehrt. Ich bin als. Mutter trotzdem. Ein Individuum und habe das Recht drauf Dinge zu tun, die ich liebe, auch ohne das Kind. Aber wenn mein Baby mich braucht (krank oder so) dann bin ich immer zu 100% da.
Der zweite Punkt ist natürlich der finanzielle Aspekt. Ich habe keinen Partner der genug für zwei verdient. Im Gegenteil, ich verdiene mehr und werde nach der elternzeit noch mehr verdienen. Mein elterngeld ist für uns 5 schon echt wenig, mein Partner zahlt aktuell mehr in die Gemeinschaftskasse ein. Wenn ich jetzt aber gar nichts mehr bekomme.... Wie soll das finanziell gewuppt werden? 🤔 Wenn es Frauen gibt, dessen Männer sehr viel verdienen, dann ist das wirklich schön für sie, aber nicht jede Frau hat den Luxus und muss irgendwie Geld verdienen. Warum werden diese Frauen dann verurteilt? Sie lieben ihre Mäuse nicht minder.

Andersrum verstehe ich auch nicht, wie mann 2-3 Jahre zu Hause bleiben möchte. Mir wäre das zu langweilig, ABER ich bewundere dennoch jede Frau die dieser Typ Frau ist und Vollblut Mutti sein möchte und kann. Ich würde mir nie anmaßen sie in irgendeiner Form zu verurteilen.. Mit welchem Recht? Warum werden diese Frauen ebenfalls so angefeindet? Sie sind weder faul noch sonst was...

Ich finde es ehrlich gesagt schade, dass die Frauen sich gegenseitig so fertig machen. Egal wie man es macht, man macht es niemanden recht. Und ehrlich gesagt will ich das auch nicht... Es muss für mich und meine Familie passen und nicht für all die Frauen, die es anders machen würden.

Liebe TE. Wenn eure Lebensbedingungen sich so geändert haben, dann müsst du entsprechend reagieren, es sei denn deine Eltern und Familie sind bereit das fehlende Geld zu geben. Was ich aber nicht glaube.
Du brauchst kein schlechtes Gewissen haben und musst dich nicht rechtfertigen. Eine tagesmutter ist eine schöne Alternative. Nur eine betugsperson und wenige Kinder in der Gruppe. Dein Baby wird davon profitieren...

Alles Gute

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Vielen Dank für diese schöne und differenzierte Antwort.

Genauso ist es nämlich. Jede Familie sollte es so machen, wie es für sie passt und das Umfeld sollte die Entscheidung einfach respektieren. Man muss ja nicht immer alles nachvollziehen oder für sich selber in Betracht ziehen müssen. Aber man muss doch in der Lage sein die Entscheidungen von anderen zu akzeptieren.

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Ich würde das vom Kind abhängig machen, nicht vom Umfeld.

Unser Sohn z.B. liebt Trubel, andere Kinder, fremdes Spielzeug. Er ist vor Corona geboren und war in jeder Krabbelgruppe so glücklich und selig.
Wäre mein Mann oder ich ein Jahr länger in Elternzeit geblieben, hätten wir echt schauen müssen, wie wir ihn beschäftigen. Krabbelgruppen existieren nicht, sich mit anderen Treffen ist nicht erlaubt. Klar wäre das auch gegangen aber er liebt es, zur Tagesmutter zu gehen. Schon wenn er das Haus sieht, lacht er laut los. Manchmal möchte ich ihn abholen und er spielt einfach noch weiter. Die Eingewöhnung hat drei Tage gedauert. Wir haben natürlich noch 3 Wochen weitergemacht, damit er die 100% Sicherheit hat, aber gebraucht hätte er es nicht.

Die Tagesmutter ist ein Traum, bedürfnisorientiert, sehr sympathisch, mit meinem Mann und mir auf einer Wellenlänge. Ich könnte mir wirklich vorstellen, sie mal zum Essen einzuladen. Sie redet sehr liebevoll und wertschätzend über und mit unserem Kind.

Kurzgefasst: für unser Kind war es der richtige Weg.
Mach es von deinem Kind abhängig.
Du kannst dein Kind am besten einschätzen. Wenn du das Gefühl hast, dass dein Kind damit überfordert wäre, dann würde ich einen Plan B überlegen.

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Hallo, mein kleiner geht jetzt seit 4 Wochen in die Kita, er ist 14 Monate alt. Ich bin seit zwei Wochen wieder arbeiten, knapp 30 Stunden. Mein Mann ist die Woche über auf Montage, kommt Freitags nach Hause. Ich hätte gut zwei Jahre elternzeit nehmen könne, finanziell wäre das möglich gewesen aber ich denke auch das meinem Kind, auch wenn er noch sehr klein ist, die sozialen Kontakte gut tun. Er liebt die Kita. Meine neue Arbeit macht mir Spaß und es tut gut mal wieder was anderes zu sehen. Hole ihn jeden Tag um drei ab und wir haben trotz Arbeit und Kita noch viel Zeit zusammen.

Aber denke jeder empfindet das anders und muss das selbst entscheiden. Lass dir aber kein schlechtes Gewissen einreden, du entscheidest!

LG

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Wir haben es im Nachhinein sehr bereut, dass wir unseren Sohn so früh zur Tagesmutter gebracht haben.
Bei diesem Kind werden wir beide 3 Jahre Elternzeit nehmen und beide 50% arbeiten, damit wir möglichst viel Zeit mit ihn verbringen können.

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Hallo ☺️
Mir geht es ähnlich ... habe auch 2 Jahre Elternzeit eingereicht, aber werde im August wenn Zwergnase 12 Monate alt ist, wieder Teilzeit arbeiten gehen.
Wir könnten uns ein weiteres Jahr schon im Prinzip leisten, allerdings müssten wir in unserem Lebensstandard dann schon ein paar Abstriche machen und das wollen wir nicht. Haben auch gerade ein Haus gekauft, heiraten dieses Jahr noch und mir fällt auch ein wenig die Decke auf den Kopf 🙈
Klar, ich habe auch ein schlechtes Gewissen dem Kleinen gegenüber, aber ich denke auch, dass er davon profitieren wird. Gerade auch, weil jetzt im ersten Jahr wegen Corona mit sozialen Kontakten nichts war und ich merke schon, dass es problematisch ist.

Ich hab mir jetzt mehrere Tagesmütter angeschaut und muss sagen, dass es super schwierig ist eine Wahl zu treffen 🙈 will da auch bloß nicht die falsche Entscheidung treffen ...