Häufig Streit mit Partner

Hallo!
Unser Sohn ist 9 Monate alt. Die Geburt und das Wochenbett waren traumatisch. Meine Hebamme rät mir das psylogisch aufzuarbeiten, aber ich habe keine Zeit, weil wir seit einem halben Jahr mit Umzug und Renovieren beschäftigt sind (hat sich leider unerwartet zwingend so ergeben). Die ersten sechs Monate zählte mein Sohn als "Schreikind", seit drei Monaten ist es einfacher mit ihm. Vor drei Wochen hab ich eine kleine Weiterbildung begonnen, die ich in meiner Schwangerschaft organisiert hatte. Damals dachte ich meine Elternzeit gut nutzen zu können und Zeit dafür zu haben. Nun belastet mich das sehr, aber ich möchte das Geld nicht umsonst ausgegeben haben wollen. Seit einigen Monaten streiten mein Partner und ich mindestens einmal die Woche. Leider schaffen wir es nicht immer, das nicht vor unserem Baby zu machen. Ich weine auch sehr viel und bin total am Ende. Wir haben keine Unterstützung durch Freunde oder Familie. Mein Sohn möchte nachts alle ein bis zwei Stunden gestillt werden. Ich habe das letzte Mal mehr als zwei Stunden am Stück vor neun Monaten geschlafen.
Nun habe ich gelesen, dass man den Babys für den Rest ihres Lebens sehr schadet, wenn man als Mutter oft eine traurige Mimik hat und viel streitet. Dass die dann später Depressionen bekommen, Angsstörungen, ein schlechtes Immunsystem,... Leider streiten wir oft laut. Wir haben uns sogar schon mal geschubst. Wir versuchen uns immer zusammen zu reißen, aber manchmal sehen wir rot und dann gibt es kein Halten mehr. Ich habe so Angst um meinen Sohn. Geht es jemanden ähnlich? Hat jemand Tips, wie man sich besser unter Kontrolle haben kann? Ich bin sehr verzweifelt.

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Puh, klingt für mich auf jedenfall nicht als ein gutes Umfeld für ein Baby. Wenn man sich mal streitet, kommt natürlich vor.. sollte nicht - aber kann natürlich auch mal vor dem Baby passieren. Aber schubsen? Lautstark streiten? Regelmäßig? Finde ich echt schlimm, gerade für ein Kind egal in welchem Alter. Such dir Hilfe würde ich dir raten und denk mal eventuell darüber nach ob das so überhaupt Sinn hat?

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Hey,
also erstmal Kopf hoch. Dein Kind wird keine Depressionen bekommen, weil Mama mal weint. Gefühle gehören zum Leben, streiten auch, aich wenn sich anbrüllen sicher nicht gut ist, erst recht nicht schubsen, vor allem nicht für Euch als Paar.
Wenn Du Die Zeit der Geburt und die Wochen/ Monate danach als traumatisch empfindest, dann solltest Du Dich aber schleunigst um einen Therapeuten bemühen. Das wird sich von allein nicht in Luft auflösen und dann ist alles (wieder) rosarot. Keine Zeit ist kein Argument, oder es ist dann eben doch nicht so schlimm. Man ist ja nicht 24/7 beim Arzt. 2h die Woche sollte Dir Dein Seelenfrieden und Dein Familienglück schon wert sein.
Wenn Dich die Weiterbildung stresst, versuch das zu verschieben.
Und schafft Euch als Paar Zeit zum Reden. Vlt wenn der Kleine schläft. Mit Stoppuhr, jeder bekommt x Zeit zum "Auskotzen", kein Unterbrechen, ausreden lassen.
Du läufst am Limit und vermutlich ist Dein Partner einfach hilflos.

Wir haben hier auch manchmal Streit. Das Baby (10,5 Monate) war auch bis vor kurzem alle 2h wach. Dazu der 7jährige, den ganzen Tag maulend beim Homeschooling.
Mir hat das nachts abstillen geholfen, seitdem wird auch mal 7h am Stück geschlafen. Dann kann man das eigene Schlafdepot mal füllen und dann wird auch die Stimmung wieder besser.

Aber hört auf Euch zu schubsen, das ist keine Lösung und eher ein Zeichen dafür, dass Ihr "nicht richtig streiten könnt".

Alles Liebe Dir

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Vielen Dank für deine Tips und tröstenden Worte. Es ist sehr schwer einen Psychologen zu finden, der Geburtstraumata bearbeitet und auch freie Plätze hat. Aber vielleicht such ich mir auch einfach irgend einen anderen. Ich hab das Gefühl total durch zu drehen. Ich kann einfach nicht mehr. Wenn ich nur wenigstens jemanden hätte, der mir mal das Kind abnimmt. Seit der Geburt war einmal eine Freundin mit ihm für eine Stunde spazieren. Das war alles in den letzten neun Monaten.
Wie hast du das mit dem Abstillen nachts gemacht. Stillst du tagsüber noch? Der Kleine trinkt tagsüber kaum noch, da isst er schon sehr gut. Aber nachts kommt er halt noch so oft. Ich versuche ihn mit Schnuller und kuscheln zu trösten, er macht aber so lange, bis er an die Brust darf und dann trinkt er reichlich.
Das mit der Stoppuhr finde ich sehr gut, das werden wir probieren. Wir reden auch immer wieder und raufen uns zusammen, wir nehmen uns fest vor, dass das nicht wieder vor kommt, dass wir vor unserem Sohn so laut werden. Leider kriegen wir das nicht hin. Es klappte mal besser aber seit dem das mit dem Renovieren so über Hand genommen hat, kommt es leider wieder einmal die Woche vor, dass wir uns anschreien. Das mit dem Schubsen ist einmal passiert, das blieb zum Glück einmalig. Ich hatte meinem Partner vorgeschlagen zu einer Beratungsstelke zu gehen, weil wir das alleine mit dem "richtig streiten" nicht hin kriegen, aber das möchte er nicht.

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Ich habe zum Abstillen einen Zeitpunkt gesucht, an dem mein Partner zu Hause ist um sich ggf auch tagsüber um den Großen zu kümmern, so dass ich mich mittags hinlegen könnte.
Ich habe meiner Tochter statt stillen Wasser angeboten, habe sie im Arm getragen und getröstet, so dass sie spürt, dass ich da bin. Man sagt ja, dass so eine Veränderung 3 Tage braucht. So war es bei uns auch. Die erste Nacht war sie 2h wach, mit jeder Nacht wurde es besser. Ich stille sie tagsüber noch, nach dem Mittagsschlaf und abends zum Schlafen gehen. Sie isst ansonsten auch 3 Mahlzeiten, so dass ich irgendwie auch sicher war, dass sie nachts keinen Hunger haben kann 🤭

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Ich weiss nicht mehr in welchem Alter ich war, aber meine Mama hatte auch Depressionen und ich kann mich sehr gut daran erinnern, dass mich das wirklich extrem belastet hatte und ich immer versuchen wollte, dass es ihr besser geht. Aber ich war schon älter, logisch. Aber es war sehr anstrengend für mich. Ich würde wirklich versuchen mich zusammenzureißen. Ist nur ein lieb gemeinter Rat.

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Ich glaube man muss einfach unterscheiden. Weint Mama, weil sie einfach mal fertig ist mit den Nerven oder es Streit gab. ODER wegen Depressionen. Der Unterschied ist elementar.

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Ich denke es kommt auf die Häufigkeit und Heftigkeit an 🤷🏻

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Also bei der ganzen Belastung, die igr zwei gerade zu tragen habt, wundert mich, dass ihr überhaupt noch die restlichen 6 Tage in der Woche miteinander klar kommt. So wie ich das sehe, müsst ihr natürlich eine Lösung dafür finden, aber doch auch komplett nachvollziehbar. Ihr, vorallem du durch die zusätzliche Beanspruchung durchs Stillen, seid nervlich komplett am Ende. Natürlich brauchts da nur nen vollen Müllsack, dass einer von euch beiden ausrastet. Ich kenne ein befreundetes Paar, die meinten kurz vor ihrer Hochzeit noch schnell in zwei Monaten ein Haus renovieren zu müssen. Die konnten nach ein paar Wochen nicht mehr im gleichen Raum miteinander sein, so sehr haben die sich "gehasst". Das hat nie auch nur irgendwie ihre Heiratspläne ins Wanken gebracht. Die wussten einfach, dass ihre Nerven gerade blank liegen und es auch wieder vorbei geht.

Also. Lass dich da bitte nicht aus dem Konzept bringen. Dein Körper ist am Ende. Und dein Geist möchte endlich ruhen. Eure Entlastung muss jetzt Hauptpriorität haben.

Scheiß auf das Geld für die Fortbildung. Lasst alles, was nicht unbedingt nötig ist am Haus bewusst noch ein weiteres halbes Jahr liegen. Mobilisiert für die wirklich dringenden Themen Freunde und Familie (ich glaube nicht, dass ihr niemanden habt, der euch mal für nen Samstag hilft. Meist steht man sich da eher selbst im Weg, weil man sich nicht fragen traut). Für den Alltag und für euch zum runter kommen, wäre vielleicht ne Familienhilfe sinnvoll. Besser fände ich sogar ne Tagesmutter oder sonstige Art der Betreuung, damit du/ihr in der Zeit schlafen und Kraft tanken könnt.
Und wenn dir dann noch danach ist, kannst dir immer noch ne Therapie suchen, die für mich im ersten Schritt doch nur noch mehr Belastung erfordert. Wo willst dir denn die Stunde auch noch rausschneiden, wenn du eh schon am Zahnfleisch gehst? Aber, ehrlich gesagt, ich verwette meinen Arsch, dass sich sowohl Beziehung, als auch dein Nervenkostüm wieder einpendeln, sobald ihr konsequent und rigoros dafür gesorgt habt, dass es euch gut geht. Und dann schaffst du die Aufarbeitung deiner Geburt wahrscheinlich auch selbst, weil du wieder einen starken und erholten Geist hast, aus dem du schöpfen kannst.

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Wenn das Stillen nicht mehr geht, auch mal als Versuch: kannst du stattdessen Fläschchen anbieten? Ich hatte das auch, dass sie quasi die ganze Nacht angedockt an mir dran hing. Klar, kann man dann sagen, schlaf doch einfach weiter dabei. Aber ich konnte irgendwann nicht mehr. Auch wenn es nur ein leichter Schmerz war und ich völlig übermüdet - ich konnte damit nicht tief und erholsam schlafen.
Ich habe dann konsequent Fläschchen angeboten und Brust verweigert. Das ging. Und inzwischen (12 Monate) sind wir quasi kurz davor, dass sie mit Fläschchen einschläft und max. ein weiteres im Laufe der Nacht braucht. Sie schafft es inzwischen auch immer öfter einfach so im Arm durch Kuscheln einzuschlafen.

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Hey, wollte dir auch nochmal Mut machen. Ihr seid wohl komplett überlastet. Kommt mir sehr bekannt vor, unsere erste Tochter ist 2017 geboren- mein Mann selbstständig und ich quasi alleinerziehend und total überfordert. Wir hatten beide so einen Groll aufeinander weil ich seine Erwartungen nicht erfüllt habe und er meine nicht. Erst 2019 kam der Wendepunkt. Ihr schafft das, bleibt stark. Wenn eure Beziehung das übersteht macht es euch stärker als je zuvor. Bitte halte an den positiven Dingen fest, an solchen Situationen kann die Beziehung wachsen ich spreche aus Erfahrung. Augen zu und durch :-) du hast ja schon super viele Tipps bekommen wie du alles etwas sortieren könntest- das Baby mal abgeben oder einfach einen Babysitter ins Haus bestellen während du anfallende Arbeiten erledigst hat sich bei uns bewährt. Dann gibts du die Verantwortung auch nicht komplett aus der Hand und kannst jederzeit nachschauen. Alles liebe