rausgeschoben - waren unsere mütter früher kaltherzig?

HALLO;

früher soll es ja Gang ung Gebe gewesen sein, dass man uns Babys die ganze Nacht rausgeschoben und durchschreien lassen hat -
z.B in der DDR. Ob es im Western anders war, weiß ich nicht. Meine Mutter berichtet, dass es eben so war, dass allen Babys die kalte Schulter gezeigt wurde ganz abgesehen davon, dass
wir praktischerweise nur Flaschenmilch gekriegt haben (man wollte ja keine schmerzen in der Brustwarze riskieren und außerdem weiterrauchen, so wie auch in der ganzen Schwangerschaft durch)

Heftig finde ich, dass meine mutter eiskalt berichtet, dass ich als Säugling eine ganz rote Stelle am Kopf hatte, weil ich als Baby in der Dunkelheit der Abstellkammer die ganze Nacht mit dem Kopf gegen die Wand gepocht habe - schreienderweise - aber zwischen 22.00 Uhr und 6 Uhr morgens eben keine Mahlzeit bekommen habe. So war das eben.

Uff!

Das zu hören ist echt hart, zumal meine mutter mir hin und wieder Tipps geben möchte, wie man das Schlafverhalten meines Babys verbessern kann.

Waren eure Mütter auch so HART? dAS WÜRDE mich wirklich mal interessieren!!!
gRUß Lene

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Hallo!

Das war damals völlig normal.

Ein bisschen Geschichte ;-) :

In den 1890er Jahren hat ein Arzt verstorbene Säuglinge untersucht. Viele dieser Säuglinge wurden mit Kuhmilch-Wasser-Mischung ernährt, weil nicht gestillt wurde (mit ein Grund für die große Säuglingssterblichkeit zu der Zeit; aber nicht der Einzige natürlich). Der Arzt fragte nach dem Zeitpunkt der letzten Nahrungsaufnahme vor dem Tod.

Er kam zu dem Schluss, dass Milch 4 Stunden brauchte, um verdaut zu werden. Das wurde natürlich dann auch auf die Muttermilch ausgelegt.

Heute weiß man, dass Muttermilch nach 90 Minuten vollständig verdaut ist. Heutige Flaschenmilch nach ca. 120 Minuten.

Weiter gings dann im 2. Weltkrieg, wo der gute Hr. Hitler und seine Leute natürlich wollten, dass die Kinder, insbesondere Jungs, nicht an Mamas Rockzipfel hängen. Man will ja vernünftige Krieger erziehen!

Schon in den 1920er Jahren erschien ein Buch. Das wurde unter dem Titel "Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind" in den 1930er und 40er Jahren ordentlich unter die Mütter gebracht. Da gab es eine Zeittafel, nach der man sich zu richten hatte. Auf Facebook hatte da mal jemand diese Tabelle gescannt. Das war wahnsinn! Minutiös geplant, wann man aufzustehen hat, wann das Kind gefüttert wird, wann gewickelt wird, wann geschlafen oder spatzieren gegangen werden muss.

Dieses Buch wurde übrigens bis in die 1980er Jahre aufgelegt!

Es wurde unseren (Ur-)Großeltern eingehämmert, sie dürften ihren Nachwuchs nicht "verwöhnen". Nicht zu oft stillen, nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken.

Natürlich werden diese "Weisheiten" auch heute noch weiter gegeben. Auch wenn mittlerweile bewiesen ist, dass diese Art, Kinder zu behandeln, so ziemlich das schlechteste ist, was man tun kann. Das ändert nichts dran, dass es in den Köpfen der Leute noch präsent ist.

Das einzige, was wir heute machen können ist, uns um unsere Kinder so zu kümmern, wie sie es verdienen. Nämlich mit Liebe, mit Respekt und bedürfnisorientiert. Grenzen zu zeigen, einzuhalten, aber mit liebevoller Konsequenz und nicht mit Ignoranz oder gar Wut.

Wenn wir unsere Kinder so erziehen, wie wir heute wissen, dass es richtig ist, dann werden auch unsere Kinder so ihren Kindern gegenüber handeln. Und in 50 Jahren wird (hoffentlich) niemand mehr dazu raten, ein Kind nachts schreien zu lassen oder behaupten, man müsse x Stunden zwischen den Mahlzeiten einhalten oder ähnliches.

Alles Liebe!

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Wir schliefen alle von Anfang an im eigenem Zimmer , natürlich auf dem Bauch!
Aber wir mussten nicht schreien und bekamen wenn wir Hunger hatten die Brust bzw meine schwester die Flasche.

Wir kommen aus dem Westen :)

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ja. meine eltern rufen immer wieder an und meinen mir erzählen zu müssen, wie ich nachts mit dem kleinen umzugehen habe - also am besten gar nicht. anderes zimmer, tür zu, schreien lassen - "damit ers lernt, dass nacht ist". auch beim essen gibt es "wertvolle" ratschläge, die ich diskret überhöre.

wenn ich dann meinem wurm im arm habe, frag ich mich immer wieder, wie man so einem kleinen wesen das antun konnte. aber so wars halt.

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Meine Mutter hat zwar versucht, den Rhythmus einzuhalten mit den 4 Stunden, aber ich durfte trotzdem in ihrem Bett schlafen. Gestillt hat sie mach auch, weiles dafür in den 80ern Geld gab.

Nein, sie war nicht so hartherzig- meinte trotzdem, ich könne doch langsam mal Brei geben, mit 14 Wochen #rofl und Schwiegermutti meinte, er könne doch mal bissl Banane kriegen #rofl naja, die wissen, dass ich mein Ding durchzieh und er jetzt noch nichts bekommt.

LG

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PS: ins eigene Zimmer kam ich erst mit 4,5 Jahren - vorher hatten wir nur Wohn- und Schlafzimmer, zu viert.

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Ich weiß dass meine Mutter das nicht gemacht hat. Sie hatmich auch gestillt. Im Westen der frühen 80er Jahre. Sie hat allerdings auch immer sehr intuitiv gehandelt und hatte einen super KIA.

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Nein, meine nicht. Aber üblich war es damals.
Als mein großer Bruder geboren wurde, hieß es noch "Babys schreien lassen und nur alle 4 Stunden füttern/stillen!" - meine Mutter wollte sich daran halten, aber meine Oma machte ihr nen Strich durch die Rechnung ;) Die hielt davon garnichts.
Damals gabs auch kein Rooming-In in Krankenhäusern und sowas. Man nahm das Baby sofort nach der Geburt weg und bekam es alle 4 Stunden mal vorbeigebracht und das über Tage.

Als ich zur Welt kam, hat man gerade angefangen, umzudenken. Rooming-In gab es nicht, aber meine Mutter hat im Krankenhaus nen riesen Aufstand gemacht, so dass ich bei ihr bleiben konnte. Sie hat mich nicht schreien lassen.

Aber gerade von der älteren Generation hört man das ganz oft.
Zum Glück gab es immer ein paar Andersdenkende. Die Oma meines Mannes hat mir auch erzählt, dass damals alle ihre Babys haben schreien lassen - sie konnte das nicht.

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also ich bin ein DDR kind und kann nichts von dem bestätigen....mich hat man nicht schreien lassen,hatte ein eigenes bett bei meine eltern im zimmer und wurde 6 monate voll gestillt.....

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Hallo,

das wurde schon so im KKh so gemacht. Meine mutter berichtet, dass die Babys nur alle 4 Stunden den Müttern zum Stillen gebracht wurden. Nachts wurden sie gar nicht gebracht. Das war halt so.

Meine Mutter wußte auch ncihts über SIDS. Sie wußten nicht, dass das, was ihnen gelehrt wurde, nach heutigen Maßstäben falsch ist. wie hätten sie es also besser machen können?
D

vg, m.

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Meine Mutter hat mich gestillt, ich habe erst bei ihr, dann im eigenen Zimmer geschlafen, allerdings mit Decke und oft im Tragekorb. Bevor es an die Beikost ging, gab es etwas katottensaft in die Flaschenmilch, damit ich mich an den Geschmack gewöhne und ka, ca. 15 Minuten hat sie mich auch mal schreien lassen. Nicht jedoch die ganze Nacht und essen bekam ich auch nachts als Baby. Ich wurde 1983 im Westen geboren.