Name von verstorbenem Jungen als 2. Name?

Hallo

wir wühlen uns noch durch die Namenslisten und sind immer noch uneinig.

Wir haben inzwischen eine Namenskombination, die uns sehr gefällt, aber:

Der 2. Name ist von einer Person aus meinem Umfeld, die vor vielen Jahren verstorben ist, jung (kein Kind mehr), an Krebs. Ich mochte ihn sehr, unsere Eltern waren befreundet, ein interessanter, begabter Kerl.
Mit seinen Eltern sind wir heute noch in gutem, lockeren Kontakt, mein Mann kennt sie auch.
Nun das Problem: er findet, der Name sei eine zu schwere Bürde, weil es eben ein relativ kurzes Leben mit einem langen Leidensweg war. Rein vom Klang gefällt ihm der Name aber.
Ich hingegen sehe mehr seine tollen Eigenschaften im Vordergrund, seine Tapferkeit in Bezug auf die Krankheit und seine tollen Eltern.

Abgesehen davon wäre es ja "nur" der 2. Name, stumm.
Was findet ihr? Sollte man das generell nicht machen, einen Namen mit so einer Geschichte zu vergeben?
Und sollte man die Eltern informieren/fragen, ob man den Namen verwenden darf? Es ist ein normal häufiger Name.
Danke für eure Anregungen.

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Ich bin nicht abergläubisch oder so, aber das würde ich auf keinen Fall machen! Das traurige Schicksal dieses Jungen wäre mir viel zu präsent und ich würde nicht wollen dass ihr damit evtl. Wunden bei den Eltern aufreißt.

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Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Wenn allerdings dein Partner eher Bedenken hat, würde ich im Zweifelsfall einen anderen Namen nehmen.

Bzgl. Bürde: Früher war es üblich das Kinder sogar nach früh verstorbenen Geschwistern benannt wurden. Das macht heute keiner mehr. Die Kinder und auch dein Kind haben die Geschwister/Verwandten ja aber gar nicht gekannt...so gesehen, kann auch keine Bürde entstehen (es sei denn von den Eltern, Bekannten "aufgedrängt")

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Ich würde meinem Kind erstmal gar nichts erzählen, erst wenn er deutlich älter wäre und von sich aus fragt. Ich würde ihm aber vor allem sagen, dass es einfach ein Name war, der uns gefallen hat. Und beiläufig dann noch von dem Jungen, der auch so hiess.

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Davon bin ich eh nicht ausgegangen.

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Der Name wäre eine Bürde, wenn er gezielt z.B. von den Eltern des Jungen für das nächste Kind vergeben worden wäre. Es ist doch auch nur ein stummer Zweitname, das Kind wird sich vermutlich damit gar nicht so sehr identifizieren. Und wenn er gängig ist, besteht auch nicht die Gefahr, dass jeder umgehend denkt "Ach, wie XYZ!" Klar, die Eltern natürlich schon, aber die freuen sich vielleicht eher, wenn sie hören, welche schönen Erinnerungen ihr mit ihm verbindet...?

Also ich fände das unkritisch. Wenn bei jedem Zweitnamen, der aus der Familie / Umgebung kommt, nur danach gehen würde, ob das Leben desjenigen möglichst einfach, erfolgreich, gesund usw. war, würde es schwierig werden. Ich würde den Namen nicht nehmen, wenn die Assoziationen aufgrund der Persönlichkeit eher negativ sind. Aber nicht, wenn derjenige eben Schicksalsschläge hatte, für die er nichts kann.

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Hi,
da es ein ganz normaler Name ist, würde ich die Eltern nicht fragen.
Wir haben unserem Sohn den Zweitnamen des Uropas gegeben, der hatte auch mal Krebs, wie viele alte Menschen auch. Deswegen steht hier die Erkrankung völlig im Hintergrund.
Nehmt ihr den Namen, weil der verstorbene Junge so hieß, also um ihn zu "ehren" oder ist das Zufall und er gefällt euch nur vom Klang?
Im zweiten Fall sehe ich gar kein Problem damit, es gibt ja mit jedem Namen Menschen, die früh verstorben sind, ihr kennt sie nur nicht persönlich. Ich persönliche habe manchmal komische abergläubischen Gedankengänge, die völlig irrsinnig sind🙈 Deshalb würde ich vielleicht weitersuchen, objektiv ist das aber unsinnig.
Liebe Grüße

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Der Name wäre mir als 1. Name nie in den Sinn gekommen da er eher konservativ ist. Aber ich denke gerne an die Familie, die Eltern, die wirklich unglaublich stark und lebensbejahend geblieben sind und an den Jungen, der wirklich unbedingt leben wollte und sich bis zum Schluss nicht hat unterkriegen lassen. Es ist einfach eine berührende Lebensgeschichte. Ich fand es dann zusätzlich eine schöne Note, dass dieser Name eben (auch) mit dieser Geschichte verbunden ist. Er ist in etwa so häufig wie ein Anton oder Benjamin. Es ist also schon ein sehr häufig vergebener Name.
Allerdings steht bei mir die Klangkombination im Vordergrund, wenn der Junge jetzt zB Kilian geheissen hätte, käme der Name als 2. Name nicht infrage, da er nicht zum 1. passt.

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Ich kenn beides.
Den Namen nicht geben, weil es als Bürde empfunden wird.
Den Namen geben, weil Bezug da ist. Als eine Art Schutzengel, Erinnerung. Verbindung zu der Person. In der Hoffnung, jemand passt auf auf das Kind.

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Hey,
ich bin erleichtert, dass du auch die positive Seite nochmal erwähnst bei der Entscheidung für einen Namen, der von einer verstorbenen Person getragen wurde.

Wir haben für unsere zweite Tochter im Kreißsaal, nachdem eigentlich ein anderer Name bereits feststand, den Zweitnamen ihrer verstorbenen Schwester gewählt. Es fühlte sich im Kreißsaal so richtig an, es war wie ein kleiner Schutzengel, der darüber wachte, dass dieses Mal alles gutgehen würde.

Darum, liebe TE, sähe ich die Wahl auch nicht als Bürde. Wenn aber dein Partner das so empfindet oder gar als Omen, finde ich, solltet ihr vllt noch einmal überlegen, ob der Name passt.

Liebe Grüße
#blume

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Danke für deine Anregung und mein Beileid zum Tod eurer Tochter.#stern
Ich werde das aber natürlich nicht gegen den Willen meines Mannes durchboxen, er findet den Namen ja auch schön, ist sich aber unsicher wegen der Wirkung. Ich werde eure Gedanken mit ihm besprechen.

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Gefühlsmäßig wäre ich von den Argumenten her mehr auf deiner Seite als auf der deines Mannes.
Mit den Eltern würde ich aber schon reden, da ihr ja sowieso in losem Kontakt seid. Wobei ich mir fast sicher bin, dass sie es positiv aufnehmen werden.

Wenn dein Mann aber total dagegen ist, kann man natürlich nichts machen.

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Ja, gegen seinen Willen würde ich das nicht durchboxen. Wobei er die Kombi toll findet, sich aber eben wegen der persönlichen Verbindung unsicher ist.

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Ist es eine gezielte Nachbenennung oder ein Zufall, dass es der gleiche Name ist? Bei einem häufigen Namen wie z.B. Paul, den ihr rein zufällig auch mögt, finde ich es unproblematisch. Nachbenennungen finde ich aus zweierlei Gründen schwierig. Erstens für das Kind (ich würde generell nicht gern gezielt nach einer anderen Person benannt worden sein, noch weniger wenn damit so viel Leid verbunden ist) und zweitens für die trauernden Eltern. Es ist sehr unterschiedlich, wie Menschen mit Trauer umgehen. Einige würden sich freuen über die Ehrung, andere wiederum würden es als unsensibel und verletzend empfinden. Wäre es also eine gezielte Benennung nach ihrem Sohn, würde ich definitiv vorher um Erlaubnis bitten. Das gehört sich meiner Meinung nach auf jeden Fall.

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Es ist eine Mischung. Auf der einen Seite passt der Name perfekt zum 1., auf der anderen Seite ist da schon der Gedanke an die Eltern und den Sohn.
Der Sohn ist übrigens seit 15 Jahren verstorben und die Eltern sind i Alter meiner Eltern. Es ist also nicht so, dass ein 5-jähriger von engen Freunden verstorben wäre.
Allerdings habe ich noch nie die Sicht meines ungeborenen Kindes bedacht, danke für den Denkanstoss.

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Also ich sehe kein Problem. Würde ich an deiner Stelle sein, würde ich es machen. Natürlich wenn dein Mann dagegen ist, dann gibt's ein Problem. Entweder redet ihr noch darüber oder du sollst einen anderen Name finden.
Würde ich an der Stelle der Mutter vom Kind sein, würde ich mich freuen und berührt sein.

"Sollte man die Eltern informieren und fragen": ich finde nicht.

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"Sollte man das generell nicht machen, einen Namen mit so einer Geschichte zu vergeben?"
Ich finde es generell in Ordnung. Es kommt darauf an, was man selbst damit verbindet. Wenn du den Namen mit einem tapferen Kämpfer verbindest, finde ich es okay. Wenn dein Mann das unnötige Leiden sieht, würde ich es nicht machen.

Und sollte man die Eltern informieren/fragen, ob man den Namen verwenden darf?
Wie ist der Kontakt? Bei Leuten, mit denen ich regelmäßigen Kontakt habe, würde ich mir wünschen, dass sie vorher mit mir darüber sprechen. Bei Leuten, mit denen ich kaum Kontakt habe, fände ich es komisch, wenn sie plötzlich mit dieser Anfrage ankommen.
Ein Beispiel: Der beste Freund meines Bruders. Ich kenne ihn noch aus der Kindheit und hatte da auch oft mit ihm zu tun. Wenn mein Bruder nach dem Sport geduscht hat, saß er in meinem Zimmer und hat mit mir gequatscht. Ich sehe ihn heute immer noch gelegentlich, wir schreiben uns zum Geburtstag und Weihnachten zumindest eine Nachricht. Ich fände es etwas komisch, wenn er mich danach fragen würde. Aber ich würde mir wünschen, dass er nach der Geburt nicht so tut, als wäre es ein normaler, unbelasteter Name, sondern mir zu erkennen gibt, dass er an uns gedacht hat und den Namen mit positiven Hintergedanken genommen hat.

Ich weiß nicht, ob ich den Namen vergeben würde.

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Die Eltern sind im Alter meiner Eltern und wir haben zwar guten Kontakt, sie auch schon besucht, aber es sind jetzt nicht die engen Freunde, mit denen man wöchentlich Kaffee trinken geht und telefoniert.

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Ich kann natürlich nur für mich sprechen, aber wenn ich die Eltern wäre, fände ich es nicht schlimm, wenn ihr den Namen vergebt und ich würde nicht die Frage nach Erlaubnis brauchen. Aber ich würde nach der Geburt gerne etwas hören in die Richtung: "Wir wünschen unserem Sohn, dass er den gleichen Kampfgeist und Optimismus hat wie euer Sohn." Also irgendetwas, das zeigt, dass ihr euch bewusst seid, dass das der Name ihres Sohnes ist.