Stiefsohn sagt "Ich werde hier unzureichend ernährt!"

Ich möchte euch heute eine Episode aus meinem Patchworkleben schildern, mich würde interessieren wie ihr drauf reagiert hättet:

Bei uns ist der Tisch immer reichlich gedeckt. Obwohl mein Partner und ich beide keine Haubenköche sind, versuchen wir die Kinder doch abwechslungsreich und "halbwegs" gesund zu ernähren und ihnen auch ab und zu Zucker zu gönnen.
Da es sich leider in den letzten Monaten eingeschliffen hat, dass die Kinder von Fr - So Früh Cornflakes essen (abgewogene Menge; aber sie haben auch die Möglichkeit danach Brot zu bekommen, was sie jedoch selten in Anspruch nehmen), haben wir uns dazu entschieden, das wieder einwenig zurückzufahren.
So haben wir heute nur die "gesündere" Variante der Cornflakes samt Brot, Marmelade & Co auf den Tisch gestellt, mit dem Beisatz, dass es die anderen dann morgen wieder gäbe.
Während der 6 und 12jährige dies akzeptiert haben, ist der 10jährige megawütend abgestampt und schrie, warum man denn dann die anderen Cornflakes (die mit Schoko) überhaupt kaufen würde, wenn er sie nicht essen darf. Er ist dann die meiste Zeit vom Frühstück fern geblieben und irgendwann mit grimmigem Gesicht zurückzukommen. Mein Partner hat ihm dann nochmals Flakes oder Brot angeboten, woraufhin er sehr ernst und wütend meinte
"Ich werde hier unzureichend ernährt!"

Mich hat dieser Satz offen gesagt sehr getroffen und wütend gemacht. Ich habe ihm erklärt, der Satz ginge gar nicht und ich will sowas nicht hören, wo doch immer der Tisch reichlich gedeckt ist. Mein Partner hat dann erklärt, er hätte sich den Satz wohl von einem Cousin abgehört, der mal aus dem Urlaub mit den Großeltern seine Eltern angerufen hat, nachdem er im Restaurant länger auf sein Essen warten musste. Dort wäre auch dieser besagte Satz gefallen und die anwesenden Großeltern hätten wohl gelacht!??

Na jedenfalls meinte ich, dass hier niemand lacht und ich auch nicht den Eindruck habe, dass der Sohn das gerade witzig gemeint hat, weil er es sehr ernst gesagt hat. Dieser hat daraufhin keine Miene verzogen und noch eins draufgesetzt, ihm würde bei den Dingen, die am Tisch stehen, schlecht werden.

Mein Partner hat bis auf diese Erklärung über die Cousin-Geschichte eigentlich nichts gesagt.
Ich habe dann noch gemeint, dass es Leute gibt, die so einen Satz außerhalb der Familie wohl in den falschen Hals bekommen könnten und ernst nehmen und glauben, dass er bei uns vernachlässigt wird.
Ich bin dann jedenfalls irgendwann aufgestanden und gegangen, nachdem weder mein Partner seinem Sohn dazu ins Gewissen redete, noch der Sohn irgendeine Reue zeigte.

Mein Partner meinte auch 1h später noch, ich hätte überreagiert, es wäre ja witzig gemeint gewesen.
Ich habe ihm erklärt, dass ich das persönlich nehme und mir niemand zu erklären hat, wie ich mich fühle. Ich fände es auch wichtig, seinem Sohn zu reflektieren, dass dieser Satz eigentlich nicht lustig ist und eben von Leuten auch sehr persönlich und ernst aufgenommen werden kann.
Zudem ärgert mich einwenig, dass er es als so selbstverständlich ansieht, dass er bei uns immer alles bekommt, wir uns ewig mit Einkaufen und Kochen den Kopf zerbrechen, etc.

Wie seht ihr die Situation bzw. wie hättet ihr reagiert?

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Das Kind ist 10 und war sauer. Joa, ich hätte wohl auch eher gegrinst über den Satz. 😅

Finde deine Reaktion auch etwas übertrieben....🏳

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Cornflakes abwiegen?
Warum?

Du könntest die gesunden und geliebten Cornflakes mischen. Dann ist von beidem was in der Schüssel.

Und bezüglich dem Satz - lass ihn doch mal ne Doku über eine Hungersnot schauen.

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Die Idee mit der Doku finde ich gut ;-)!

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Ich finde du reagierst extrem über. Ich finde es sowieso schon übertrieben Cornflakes abzuwiegen.

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Speziell der Älteste stopft Süßes nur so in sich rein (hat auch Tendenzen zu ADHS), er kann damit nicht haushalten und danach geht es ihm meistens schlecht. Auch die Mutter ist nicht so begeistert, dass sie zuviel Cornflakes (oder eben vorallem Schokopops oder dgl) essen, weswegen wir die Idee hatten, dass jeder vom Süßen eine bestimmte Menge erhält. Danach dürfen sie gerne so viele Brote oder Jogurt essen, wie sie wollen.
Was ist daran übertrieben, wenn man die Kinder vor übertriebenem Zuckerkonsum bewahren möchte?

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Cornflakes sind für mich nicht Schokopops, dann drück dich besser aus, dann kann man es vielleicht besser nachvollziehen.

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Wow.. ich finde auch, du übertreibst mega.
Wieso wiegt man für kids das essen schon ab ? Wie sollen sie denn so eine normale Ernährung lernen? Finde das übelst fatal. Zumal habe ich auch nicht immer gleich viel Hunger.

Eine gesunde Ernährung liegt an euch. Kinder sind da meist offen. Macht mal einen leckeren Obstsalat... lieben eigentlich alle. Oder leckere gesunde Pancakes usw. Man kann auch gesundes lecker verpacken. Und ja es darf auch gern Zucker dran.
Kinder nehmen und holen sich, was sie brauchen.

Verstehe soviel aufstand nicht wegen einem Frühstück... wie laufen da bitte die anderen Mahlzeiten bei euch ab?

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Da muss ich dir leider widersprechen, dass Obstsalat jeder mag. Das entscheidene Wort in dem Satz war "eigentlich". Der 10jährige isst so gut wie KEIN Obst mehr. Und du kannst mir glauben, dass wir schon sehr viel versucht haben.

Und nein, es laufen nicht alle Mahlzeiten "so" ab, aber in meinen Augen lügt jeder Elternteil der meint, er hätte noch nie irgendwelche Essensthemen mit seinen Kindern gehabt. Bei extrem pingeligen Kindern, die kaum etwas mögen, ist das Kochen eben unheimlich schwer. Und ich sehe auch nicht ein, mich immer nach ihm zu richten oder gar mehrere verschiedene Mahlzeiten zu kochen.

Übrigens finde ich ganz generell die Aussage "übelst fatal" auch sehr daneben. Warum müssen sich Eltern/Stiefeltern in solchen Foren immer gegenseitig so runtermachen?
Ich weiß, dass ich nicht perfekt bin, ich bin aber sicher auch keine Rabenstiefmutter und mache mir viele Gedanken.

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Ich denke, dass es eine Vorgeschichte bei euch gibt. Den Satz an sich finde ich nämlich derart "drüber", dass es schon wieder lustig ist. Damit will ich dir deine Gefühle nicht absprechen.

Mal davon ab finde ich auch die Gesamtsituation ungünstig: zum einen, dass ihr Schokopops kauft, wenn die Kinder sie eigentlich nicht essen sollen, dann deswegen wieder begrenzt, was sie wieder besonders "wertvoll" macht - und sie dann Knall auf Fall ganz streicht. Dass der Junge wütend war, verstehe ich: erst macht ihr die Schokopops besonders interessant, er fügt sich der Begrenzung mit dem Wissen, dass er damit überhaupt welche bekommt, und dann nehmt ihr sie ihm trotzdem weg.

Stressfreier wäre es, wenn ihr die Dinger gar nicht im Haus hättet.
Alternativ: besprecht solche Regeländerungen mit den Kindern. Am Abend vorher. Erklärt das Problem und welche Lösung ihr euch überlegt habt. Vielleicht haben die Kinder auch einen Vorschlag. Findet einen Kompromiss. Schokopops nur sonntags z.B., dafür ohne Begrenzung. Oder irgendwas anderes, womit ihr alle leben könnt und worauf die Kinder sich einstellen und verlassen können.
Ich würde da an deiner Stelle keinen Machtkampf draus machen. Ihr seid die Erwachsenen. Zeigt den Kindern, wie man solche Konflikte löst.

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Grundsätzlich finde ich deine Denkansätze recht gut. Wir versuchen Regeländerungen immer rechtzeitig zu besprechen, hier ist es leider untergegangen und uns war selbst nicht so bewusst, dass dies für die Kinder so eine massive Änderung bedeutet und so eine Aufregung nach sich zieht.

Zum Thema, etwas kaufen, was die Kinder eigentlich nicht essen sollen ... hm, da habe ich eine etwas geteilte Meinung. Kinder dürfen ja auch ab und an Eis oder Schokolade essen, das haben wir auch hin und wieder zu Hause und dann heißt das aber auch nicht gleichzeitig, dass sie gleich eine ganze Schokoladentafel auf einmal essen dürfen. Mit Maß und Ziel ist alles in Ordnung.

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Ich habe noch nie Cornflakes oder sowas gekauft und werde es auch nicht. Das ist tatsächlich sehr ungesund und man könnte ja gleich eine Schokoladentafel frühstücken.

Ich würde stattdessen richtiges Müsli kaufen, von mir aus auch ein bisschen mit Schoko, aber Haferflocken und so müssten auch dabei sein.

Brot mag ich auch nicht so, vielleicht gehen am Wochenende auch mal frische Semmeln?

Die Kinder können ja mit aussuchen gehen.

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Ich könnte mir vorstellen, dass deine starken Gefühle wegen des Satzes von einem Ungleichgewicht zwischen deinem Einsatz (du wendest viel Energie und Zeit für das Thema Ernährung der Stiefkinder auf) und dem, was du dafür an „Ausgleich“ erhältst (zu wenig bzw. keine Dankbarkeit oder Anerkennung) rühren.

Ich würde daher dazu raten, hier mehr Ausgewogenheit herzustellen. Du brauchst also entweder mehr Anerkennung durch deinen Partner für deinen Einsatz an seinen Kindern, in welcher Form auch immer, oder du musst den Einsatz auf ein Ausmaß herunterfahren, der für dich stimmig ist und dich nicht mit dem Gefühl des Ausgenutztwerdens zurück lässt.

Von den Kindern selbst ist keine Dankbarkeit zu erwarten, dafür, dass sie bei euch versorgt werden, es ist ihr natürlicher Anspruch an ihren Vater und seine selbstverständliche Elternpflicht. Dein Ausgleich muss daher vom Vater kommen, denn du erledigst seine Aufgaben mit.

Konkret zur Cornflakesfrage würde ich gemeinsam mit den Kindern besprechen, worum es euch geht, nämlich ein gesünderes Frühstück und gemeinsam mit ihnen eine Variante überlegen, die für alle passt, auch für den 10jährigen.

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Danke für deine freundliche und konstruktive Rückmeldung.
Ja, du hast da tatsächlich einen Nerv getroffen und es hat einiges mit Ungleichgewicht zu tun.
Ich habe meinem Partner anfangs sehr viel Denk- und Erziehungsarbeit die Kinder betreffend abgenommen. Er war mit 3 Kids anfangs stark überfordert und ich habe hier aus dem Hintergrund immer wieder versucht neue Ideen zu bringen und ihn zu ermuntern. Ich selbst habe ja noch keine Kinder, von daher war das auch nicht immer so leicht für mich.

Aber es ist sicher richtig, dass man hier von den Kindern selbst keine Dankbarkeit erwarten darf, sondern dies von meinem Partner kommen müsste.
Ich werde hier definitiv wieder das Gespräch mit ihm suchen, um ihm zu erklären, wie es mir mit dieser Situation geht.

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Ich hätte einen Lachkrampf bekommen.

Warum nimmst du einen 10jährigen da so ernst, dass dich dass beleidigt?

Aber ja, süße Cornflakes als Dauerfrühstück ist tatsächlich eine schlechte Angewohnheit.

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Vor allem ist der Satz wirklich lustig:

Er redet von Schokosüßkramzeug und meint, er wird unzureichend ernährt, wenn er gerade das nicht bekommt.... #rofl#rofl

Nein, du brauchst dir das echt nicht zu Herzen nehmen.

Denn ganz im Gegenteil, da du/ihr ja nicht wollt, dass er unzureichend ernährt wird, bekommt er sie ja gerade nicht. :-D

Also, das ist wirklich ne coole Situationskomik. Aber ich kann verstehen, dass du dich in dem Moment unwohl gefühlt hast. Ich habe mittlerweile durch mein Kind gelernt, dass da noch viel mehr Schoten kommen und man manchmal wirklich ne Prise Humor braucht. #winke