Überfordert mit Patchworkfamilie

Hallo liebe Gemeinde!
Ich weiß nicht so genau, wie ich anfangen soll.
Zu mir: Ich bin 30 J.Alt und in einer Beziehung zu einem Mann, der ein 10 jähriges Kind aus der ersten Beziehung hat. Er ist mein erster Freund/Partner. Kennen gelernt haben wir uns vor ca. drei Jahren. Mittlerweile wohnen wir zusammen in einer gemeinsamen Wohnung, die keine 500m von der Wohnung der Expartnerin liegt.

Wie schon erwähnt, ist er mein erster Freund. Ich komme ursprünglich aus einem anderen Land und habe mich von meiner Kultur und Religion abgesagt, damit ich ein selbstbestimmtes Leben führen kann. Ich stand vor der Wahl: Meine Familie oder mein jetziger Partner.
Davor hatte ich keine Vorstellung von einer Partnerschaft, geschweige einer Patchworkfamilie.
Mittlerweile merke ich aber, dass es mich so langsam psychisch kaputt macht.
Die Eltern der Kinder haben ein gutes Verhältniss zueinander. Die Kommunikation ist super dh. es gibt selten Missverständnisse und man kann sich immer einigen. Das Kind mag mich auch sehr, manchmal zu viel, wie ich finde. Sie ist ein sehr empathisches Kind, die mich regelrecht vergöttert. Sie möchte beruflich das gleiche machen wie ich, aussehen wie ich. Sie sagt mir oft, wie frohe sie ist, dass ihr Papa mich kennen gelernt hat.
Wir verbringen fast alle Feiertage zusammen. Weihnachten, Halloween usw. Das einzige wo ich bisher nie dabei war, ist Silvester. An unserem ersten Silvester Abend musste ich arbeiten, am zweiten bin alleine Zuhause geblieben, da ich keine Lust hatte, es mit ihm und seiner Familie (Ex,Kind und der neue Partner der Ex.) zu verbringen.
Sie haben eine Grupper aus zwei anderen Familien, dessen Kinder mit seiner Tochter befreundet sind. Das heißt, selbst wenn wir mit diesen zwei Familien was unternehmen, ist die Exfreundin immer dabei.
Ich habe manchmal das Gefühl, als wäre ich unfreiwillig adoptiert worden und jetzt eine glückliche Familie spielen zu müssen, mit Menschen, mit denen ich nichts zutun haben möchte.
Die Tochter kommt am Dienstag und Donnerstag Abend zu uns und er bringt sie gegen 20 Uhr Bettfertig zur Mutter. Bis vor ca. zwei Monaten haben wir uns jedes Wochende abgewechselt dh. die Tochter war von Freitag bis Samstag Abend bei uns, oder von Samstag bis Sonntag Abend. Da es seitens der Mutter schwierig wurde, da sie uns ihre Pläne nur Freitags mitgeteilt hat, haben wir uns geeinigt, dass wir das Wochenweise machen dh. ein komplettes Wochenende bei uns, das nächste bei der Mutter und dem neuen Partner. Das Problem ist, dass das Kind lieber bei uns ist, so dass sie an den Mama Wochenenden auch zu uns will. Sie ruft immer an und fragt, ob sie vorbeikommen kann. So, dass ich mittlerweile Angst vor diesen Wochenenden habe. Ich habe bis jetzt nie gesagt, dass sie nicht kommen soll, werde ich auch nicht, da es ihr Vater und das hier auch ihr Zuhasuse ist. Auch habe ich mir nie anmerken lassen, dass mir das nicht passt. Wir haben das mit der Mutter kommuniziert und es ist besser geworden. Dennoch habe ich immer ab Mitte der Woche Angst, dass jemand plötzlich an unserer Tüt klingeln oder uns anrufen könnte.
Selbst wenn die Tochter an unseren freien Wochenende nicht da ist, habe ich keine Lust Zeit mit meinem Partner zu verbringen. Ich bin meistens müde und brauche Zeit für mich selbst. Er, seine Tochter und die Ex empfinde ich oft als sehr ermüdend. Dieser Zustand, dass alle zwei Tage jemand vorbeikommt und das gewohnte durcheinander bringt. Ich empfinde unsere gemeinsame Wohnung als eine "Öffentliche Einrichtung" wo jeder ein und ausgeht. Wir hatten der Mutter den Wechselmodell vorgeschlagen, was sie aber nicht möchte, da sie sonst auf den Unterhalt verzichten müsste. Dabei hätten wir Routine und Ordnung. Der Tochter haben wir natürlich nicht erzählt, dass die Mutter das nicht möchte, da wir nicht möchten, dass sie ihre Mutter das vorwerfen könnte. Dabei wäre es so viel einfacher. Ich hatte bereits vorgeschlagen, dass ich in eine eigene Wohnung ziehe, damit ich etwas Abstand zur seiner "alten" Familie habe, was er aber nicht möchte.

Wir waren bis jetzt nie zusammen im Urlaub, da wir es uns schlicht einfach nicht leisten können. Ich habe jeden Tag den Gedanken, mich von ihm zu trennen und mir was "besseres" zu suchen. Ich meine damit nicht die Optik oder seine finanzielle Laage, sondern einen Partner ohne Altlasten. Dann wäre dieser Kampf in mir beendet. Dadurch , dass die Tochter mich so sehr mag, habe ich oft schlechtes Gewissen, da ich garnichts für sie empfinde, sie ist für mich wie ein Eindringling wie ein Fremdkörper, der sich in meinem Körper und Seele eingenistet hat. Würde sie mich ablehnen, könnte ich meine bösen Gedanken zulassen, aber wie soll ich ein Kind nicht mögen, das mich so sehr liebt? Sie malt mir ständig Bilder, bastelt Sachen für mich, kauft kleine Geschenke. Wie kann ich mir erlauben sie nicht zu mögen? Sollte sie jemals meine wahren Gefühle erkennen, würde ich warscheinlich auswandern, da sie mir sehr peinlich sind.
Der Text ist durcheinander und ich weiß nicht, was ich mir davon erhoffe. Mein Freund hat Verständniss für mich, kann aber nicht nachempfinden wei ich mich fühle. Wie auch? Es ist sein Kind, da ist es unvorstellbar, dass man das Kind nicht mag.

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Hallo

Zieh aus.
Du musst deinen Freund nicht fragen ob er damit einverstanden ist denn du bist ein freier Mensch.

Erkläre es ihm und entweder bleibt ihr zusammen oder nicht.

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Hey,

ich kann dich sooo gut verstehen. Im Vorfeld weiß man nicht, worauf man sich einlässt und Patchwork ist in 99% aller Fälle einfach anstrengend. Positiv ist, dass alle Beteiligten miteinander kommunizieren und das Kind dich mag.

Mir persönlich wäre das aber auch zuviel, wenn man sogar Silvester mit Ex, etc. feiert. Irgendwo muss man sich abgrenzen, man(n) hat nun ein neues Leben. Du musst dringend mit deinem Partner sprechen und Freiräume für euch schaffen, falls du an der Beziehung fest halten möchtest.

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Das sind mehrere Dinge.
Ein gutes Verhältnis zur Ex ist toll, aber das was hier betrieben wird ist doch too much.

Aber ob die Abgrenzung da allein reichen wird?

Vom Gefühl würde ich sagen: lass es sein. Das sind mehrere Baustellen auf einmal, das muss man schon sehr wollen.

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Hallo,

ich würde zur eigenen Wohnung raten. Was heißt, ER möchte das nicht? Du möchtest es aber, du brauchst dringend Abstand.

Eigentlich bedeutet der Hinweis auf seine Ablehnung, dass du dich nicht traust, deinen Wunsch umzusetzen. Du kannst ihn um Verständnis bitten, um Erlaubnis fragen musst du nicht.

Wenn er dich unter Druck setzt und mit Trennung droht, dann ist nicht nur die Konstellation ungünstig, dann passt auch er nicht.

Man kann körperlich mitempfinden, wie du dich fühlst, das macht keinen Sinn so. Stell dir vor, ihr bekommt noch ein gemeinsames Kind. Es macht nicht den Eindruck, als wärst du für so ein Leben geschaffen. Aber probier es erstmal mit Abstand, dann spürst du ja, was du auf lange Sicht möchtest.

Gruß

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Hey,
hier antwortet auch eine Überforderte Stiefmama...
Ich bin 23 Jahre alt, seit 3,5 Jahren bin Ich mit meinem Freund zusammen, er hat 2 Kinder aus der vorherigen Beziehung 7 & 5 Jahre...
Anfangs war das Verhältnis ganz okay, die Kinder haben mich ohne Probleme akzeptiert, als würde ich schon ihr ganzes Leben dazugehören..
Vor gut 1 Jahr bekamen wir unser gemeinsames Kind & ich bin zu ihm gezogen..seitdem wird das Verhältnis zu den Kindern irgendwie immer distanzierter..Ich kann nicht wirklich sagen warum, die Regeln sind auch klar und alle halten sich dran, 13 Tage im Monat sind die Kinder bei der Mutter..
Es kommen alle beteiligten mit der Situation besser klar als ich, ich kann auch nicht sagen warum ich mich so schwer damit tue, aber ich kann dich voll und ganz verstehen..

Ob dir mein Post jetzt was bringt, weiß ich nicht, aber wollte dir sagen, das es bei mir ganz ähnlich ist vom Gefühl her für das Stiefkind...

liebe Grüße

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Guten Morgen,

als aller erstes, es soll kein Vorwurf sein, aber gerade wenn ich mich mit jemandem Date und er mir sagt, dass er eine Tochter aus einer vorherigen Beziehung mitbringt, sollte einem schon klar sein, dass alles nicht so einfach ist und man mehr Verantwortung hat, als nur für einen Partner. Mann nimmt das ganze wie es ist, außer man sagt von Anfang an, nein danke, das ist mir zu viel.

Das ihr ein super Verhältnis zu der EX habt, würde ich mich auch als Glücklich schätzen, viel zu oft gibt es leider Fälle, bei denen genau das Gegenteil ist. natürlich muss alles in einem gewissen Rahmen bleiben und wenn dieser in deinen Augen überspannt ist, würde ich mit deinem Partner reden, sodass ihr alle gemeinsam eine Lösung finden könnt.
Wenn die EX etwas dagegen hat, dann müsst ihr halt auch mal durchgreifen und sagen, dass ihr nicht könnt oder sonst was. Zudem, wenn die kleine sooft bei euch ist, stellt sich sowieso die Frage, ob dein Freund überhaupt den vollen Unterhalt bezahlen muss, da würde ich mich einfach und schlicht ganz unverbindlich beim Jugendamt einmal schlau machen.

Das ihr zusammen irgendwelche Feiertage verbringt, gut muss nicht unbedingt immer die EX mit dabei sein. aber auf der anderen Seite denke ich mir, meint es die EX auch nur gut, dass die kleine an Feiertagen ihren Papa und ihre Mama zusammen hat, da ist doch nichts verwerfliches dabei oder? Und wenn es dich so sehr stört, dann rede mit deinem Freund, denn nur so könnt ihr gemeinsam etwas daran ändern.

Wenn die Tochter nur zu euch möchte und nicht so gerne zu ihrer Mama, naja, mit 10 wird sie sich dabei schon etwas denken und anstatt sich darüber zu ärgern, sollte man evt bei dem Kind mal nachragen, woran dies liegt. Auch diesbezüglich könnt ihr euch Hilfe beim Jugendamt nehmen.

Wenn du der Meinung bist, dass es dir dadurch besser geht, wenn du in eine alleinige Wohnung ziehst, dann tu dies. Dein Freund kann zwar sagen, dass er das doof findet und eigentlich nicht möchte, aber letzten Endes musst du es wissen, ob du es mochtest.

Du schreibst du empfindest nichts für seine Tochter, weil sie für dich wie ein Eindringling ist, finde ich persönlich hart ausgedrückt. Natürlich kann ich nachvollziehen, dass man für die Kinder einer anderen nicht die selben Gefühle entwickelt wie die Mama oder für das eigene Kind, aber das ganze so auszudrücken?
Versteh mich da bitte nicht falsch, ich möchte dir hier in diesem Text keine Vorwürfe machen, es seine deine Gedanken und deine Gefühle. Das kann ich nachvollziehen.

Habt ihr darüber einmal geredet, es mit einer Paartherapie zu probieren? Das soll nicht bedeuten, dass eure Beziehung nicht funktioniert, aber so könnt ihr darüber mit einer neutralen Person sprechen, die euch alles in einem anderen Blickwinkel erzählt und euch auch unterstützen kann. Genauso wie ein Familienhelfer.

Ihr müsst aufjedenfall eine Lösung finden, denn so geht es für dich nicht weiter, für deinen Partner nicht und für die kleine auch nicht.

Patchwork ist generell nicht einfach. Mein Mann hat auch zwei Kinder aus vorheriger Beziehung und da ist aktuell Rosenkrieg angesagt, dass ist auch nicht viel besser, er muss kämpfen, dass er seine Kinder sehen darf. Aber dennoch, sollte man sich vorher im klaren sein, was ungefähr auf einen zukommt.

Wenn du magst, dass kannst du mir auch gerne Privat schreiben.

Grüße von Julia mit Mia (3) an der Hand und zwei Steifsöhnen an der andern Hand.

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Hey Julia,

leider weiß man nicht, was einen in einer Patchworkbeziehung erwartet. Woher denn auch-außer man hatte schon eine?

Ich hatte vor meiner jetzigen Beziehung auch eine Patchworkbeziehung und hatte mir eigentlich geschworen, dass es die erste und letzte ist. Tja, aber im Leben kann man eben nicht immer alles planen und so habe ich jetzt zwei Bonusmädchen. Ich mag Kinder und komme auch mit Ihnen klar. Aber es ist schon was anderes, wenn alle 2 Wochen zwei freche Kinder ohne großartigen Respekt und vorpubertären Anfällen einfallen und man das auch noch als Bereicherung des eigenen Lebens sehen soll. Achja, inklusive Exfrau, die meint alles bestimmen zu müssen.

Die TE ist einfach ehrlich und dazu gehört eine Menge Mut. Denn es gibt eine Vielzahl an Frauen, deren einzige Lebensaufgabe darin besteht, anderen Frauen ihre Verfehlungen vorzuhalten.

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Hey Blueberry 36

Natürlich weiß man nicht, was einem bei einer Patchwork Familie erwartet, aber wenn ich weiß, mein Freund hat ein Kind, dann weiß ich eigentlich schon, dass einiges an Verantwortung auf mich zukommt, auch wenn ich nicht die leibliche Mama bin. Aber es sollte auch kein Vorwurf sein, dass ging mir durch den Kopf indieeem Moment..

Mit dem Thema doofe Ex die alles besser weiß und nicht mit sich reden lässt und es eigentlich ein Rosenkrieg ist und Kinder, die leider von zuhause aus keine Erziehung haben, ja das kenne ich nur zu gut. Ist hier bei uns genauso..

Sicher gehört Mut dazu, für all das was sie geschrieben hat, davor ziehe ich auch meinen Hut. Ich habe ihr nur in meinen Gedanken geantwortet 🙈 Dies sollte jedoch weder ein Angriff noch ein Vorwurf sein. 🙈