Seit seine Tochter bei uns lebt ist unser Zusammenleben unerträglich

Hallo ihr Lieben, ich wende mich an euch weil ich wirklich verzweifelt bin und einfach nicht mehr weiter weiß.

Als ich meinen Partner vor 5 Jahren kennengelernt habe, hatte er zu seiner damaligen 10-jährigen Tochter nur sehr wenig Kontakt und ein sehr schwieriges Verhältnis. Die Gründe hierfür wurden den Rahmen sprengen. Nur so viel, sie wurde sehr viel von der Mutter "geimpft" und hat sehr viel Lügen über ihren Vater verbreitet...

Nach ca 6 Monaten habe ich sie dann das erste Mal getroffen und habe sie als sehr schüchtern und distanziert erlebt. Habe das aber den ganzen Umständen zugeschrieben.

Bis vor einem Jahr war sie alle 2 Wochen über das WE bei uns. Ich habe diese Besuche nicht besonders gemocht, aber natürlich akzeptiert und sie auch immer herzlich behandelt. Das Verhältnis blieb trotzdem sehr distanziert...Wir wurden über die Jahre nicht wirklich warm miteinander und die Stimmung war immer etwas gedrückt wenn sie da war. Auch zwischen Vater und Tochter war das Verhältnis nie herzlich so wie ich es von zu Hause kenne. Man hat den beiden einfach immer angemerkt, dass da in der Vergangenheit viel kaputt gegangen ist und niemand so recht weiß, wie man damit nun umzugehen hat.

Letztes Jahr äußerte meine Stieftochter (heute 15 Jahre alt) nun den Wunsch komplett zu uns zu ziehen da sie von der Mutter und dem Stiefvater nach eigener Aussage sehr schlecht behandelt werden würde. Dass sie nur keine Lust hatte nach den Regeln der Mutter zu leben, wussten wir zu diesem Zeitpunkt nicht. Dies ist meinem Partner anzurechnen, da er sich von Anfang an weigerte mit seiner Ex-Frau zu sprechen und den Umzug quasi ohne große Kommunikation in die Wege geleitet hat...ich selbst habe dem ganzen zugestimmt weil mir das Kind sehr leid tat und ich ihr blöderweise alles blind geglaubt habe.

Ihr Einzug ist für uns mit sehr vielen nachteile verbunden. Da ich vor 8 Monaten selbst Mutter geworden bin, mussten wir nun auf ein Baby Zimmer verzichten, haben keinen Platz für all die Baby Kleidung etc... Es liegt räumlich also sehr viel im argen. Hinzu kommt, dass die Große kaum Freunde hat und auch keinen Hobbys nachgeht und somit nonstop zu Hause sitzt und wir nie auch nur 30 min für uns alleine haben.

Seit ich nun weiß dass sie alles nur erfunden hat, um den Regeln der Mutter zu entfliehen (da hat sie sich selbst verplappert) fällt mir dieser Verzicht bzw dieses Zurückstellen echt sehr sehr schwer. Ich kann es nicht ändern aber ich fühle mich einfach verarscht, belogen und auch ein Stück weit um meine glückliches, harmonisches gebracht.

Bevor meine Stieftochter zu uns gezogen ist, hatten wir ein sehr harmonisches Leben. Streit gab es nie. Jetzt haben wir ein kleines baby bekommen und... Naja eigentlich sollten wir das doch genießen dürfen... Aber seit sie da ist ist jeder angespannt.. Sobald sie den Raum betritt wird die Stimmung spürbar schlechter. Es ist so furchtbar das zu sagen... Ich weiß nicht woran es liegt.. Ich weiß es einfach nicht. Sie blockt alles ab. Mir fehlt inzwischen auch echt die Kraft um meine alte Harmonie zu betteln... Die Chemie stimmt einfach nicht mehr. Sie ist irgendwie nicht integrierbar in unser Zusammenleben... So hart sich das auch anhört. Ich weiß einfach keine Lösung...mein Partner ist derselben Meinung..er weiß aber ebenfalls nicht was wir tun sollen. Wir können sie ja nicht rauswerfen. Zur Mutter will sie nicht zurück...dort ist ihr alles zu ernst und sie fühlt sich nicht wohl... Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass sie sich bei uns wohl fühlt... Ich fühle mich gefangen in dieser Situation und weiß einfach keine Lösung. Natürlich werden wir irgendwann eine größere Wohnung finden... Aber wird das wirklich etwas ändern? Ich denke nicht...

Was uns momentan bleibt sind die Wochenenden wo sie bei der Mutter zu Besuch ist oder mal ein paar Tage bei der Oma etc... An diesen Tagen breche ich dann meistens in Tränen aus weil das Leben dann wieder so schwerelos ist wie früher... Wie soll das nur weitergehen?

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Hallo,

ich musste mir tatsächlich deinen text 2 mal durchlesen.
Ich bin echt verständnisvoll, aber da hört es auf. Du sagst sie wurde von ihrer Mutter "geimpft", sie verbreitete Lügen über ihren Vater, die Stimmung war immer gedrückt und so wie ich es sehe Wohnt das Kind deines Partners bei euch und ist nicht wirklich willkommen. Sie zieht zu euch, weil sie sich daheim bei Mutter und Stiefvater sehr schlecht behandelt fühlt und ihr gebt ihr das Gefühl nicht Willkommen zu sein ? Würdest du das so für dein eigenes Kind dir wünschen ?
Es sei dahingestellt was passiert ist, aber ein klarer Menschenverstand sagt doch dass, DAS alles nicht richtig sein kann.
Ich bin selbst mit einem Stiefvater aufgewachsen der sogar immer sagte " du bist nur Gast in meinem Haus!" und so wurde ich Jahrelang behandelt. Ich hatte quasi nicht wirklich ein zu Hause.
Sucht euch Hilfe bei einer Familientherapie. Redet mit der Mutter. Tut was dass das Mädchen eine schöne Kindheit hat und lasst die verdammte Vergangenheit nicht an einem Kind raus ...

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Danke für deine Antwort. Sie würde bei ihrer Mutter nicht schlecht behandelt. Dies hat sie als Vorwand benutzt um ohne Regeln zu leben. Sie hat gelogen und dies auch zugegeben. Bin mir nicht sicher ob das richtig rüber gekommen ist.

Sie war bei uns immer willkommen und wurde auch nie blöd behandelt , sonst hätte sie wohl kaum den Entschluss gefasst zu uns zu kommen.... Trotzdem danke für deinen Rat.

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Das ist vollkommen normal. Wenn Mama schimpft will Kind zum Papa das ist bei meinem Sohn so und auch bei meinem Stiefkind. Sie wird schnell merken das es bei euch auch regeln gibt.
Ein Kind merkt das es nicht Willkommen ist, es merkt die Anspannung und dein Wunsch nach Harmonie. Für dich ist das Mädchen ein störfaktor in "deiner" Familie. Wir haben auch zusammen noch ein Baby bekommen, niemand hat behauptet Patchwork sei einfach.

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Anders als meine vorrednerin verstehe ich dein Problem. Jugendliche sind nicht immer einfach und können manipulativ sein, um einfach das zu bekommen, was sie wollen. In dem Falle war es der Auszug bei der Mutter zu euch, in der Hoffnung, dass das Leben da einfacher für sie wird.

Ich weiß nicht in wie weit sich der Vater darüber informiert hat, wieso seine Tochter zu ihm wollte... eigentlich hätte er es mit seiner ex irgendwie besprechen müssen, um zu wissen, was für eine Motivation dahinter steckt. Denn nur die Seite der Tochter zu hören kommt der Wahrheit nicht nahe, dafür braucht man immer beide Seiten.

Du stehst vorallem blöd da, weil du eben nicht die Mutter bist und man so schnell als die böse stiefmutter abgestempelt wird.

Es ist auf jedenfall dein gutes Recht, Harmonie zu fordern - und der Tochter nicht nur die Hand vor den Allerwertesten zu halten. Sie ist 15 und versteht somit schon sehr viel! Gebt ihr klare Regeln, Pflichten und Rechte. In einer Familie muss jeder mit am Strang ziehen, denn jeder soll sich wohl fühlen können. Ihr solltet euch an einen Tisch setzen und Klartext sprechen.

Du sagst, sie hat keine Hobbies oder Freunde. Musste sie für den Umzug die Schule wechseln? Falls ja, dann dauert es manchmal mit den Freunden etwas. Zu den hobbies: ich würde ihr bei dem Gespräch auch sagen, das es an der Zeit ist, das sie sich etwas sucht. Ob das nun zuhause statt findet oder außerhalb, ist ja egal. Fragt sie, was sie interessiert. Gibt es etwas, was sie reizt, sich mal anschauen will? So könnt ihr euch auch neu kennen lernen und eine neue Basis schaffen. Ihr könnt euch zusammen auf die Suche nach einem Hobby machen, entweder nur dein Mann mit ihr oder nur du mir ihr oder halt alle zusammen. Allein dem nachgehen eines Hobbies kann so viel bewirken. Da hat sie eine Aufgabe für sich, die sie gerne verfolgt. Das kann Sport sein, Musik oder auch etwas kreatives, was zuhause stattfindet. Und ihr zeigt ihr dadurch, das ihr Interesse an ihrer Person habt. Denn in solch einem Gespräch ist es natürlich blöd für die Jugendliche, nur Pflichten und Regeln zu bekommen, aber scheinbar ansonsten uninteressant zu sein. Dann würde sie sich nicht geliebt fühlen. Die Mischung aus beidem macht das ganze authentisch und vermittelt ihr: sie nehmen mich ernst, ich bin hier mit dabei, ich bekomme was, muss aber auch keinen Teil dazu beitragen, man nimmt mich als Person ernst, ich werde nicht abgeschoben.

In dem Gespräch solltet ihr alles ansprechen, was euch belastet und sie fragen, wie es ihr mit alledem geht. Ob sie das denn so toll findet, wie es ist. Und was ihre Vorstellungen sind. Sie sollte natürlich auch ein Mitspracherecht haben, was gewisse Dinge angeht. Aber es müssen ganz klare Grenzen her, wo sie keinen Einfluss drauf hat. Getreu nach dem spruch: deine Freiheit hört dort auf, wo meine anfängt!

Wenn das Gespräch nichts bringt oder sich nichts bessert, dann holt euch Hilfe vom Jugendamt. Ihr solltet ihr das vorher mitteilen, aber nur im Ernstfall, wenn sich nichts tut: dann ist das der nächste Schritt, von dem sie gerne wissen darf.
Viele Jugendliche denken sich, ach dann komme ich in betreutes Wohnen... Da gibt's aber richtig enge Strukturen, an die sie sich halten muss. also nicht unbedingt schön für sie, wo sie regeln scheinbar nicht so gerne hat.


Ach ja und was das Thema manipulieren Verhalten der Mutter angeht: ja, das glaube ich dir sofort. Meine Mutter war ebenso drauf und hat vieles zwischen meinem Vater und mir zerstört, ihn mir so komplett in der Kindheit geraubt. Ich habe jetzt ein gutes Verhältnis zu ihm, zu ihr habe ich gar keinen Kontakt mehr. Aber bis man sich von solchen Sachen löst, dauert es. Denn man glaubt der eigenen Mutter schließlich alles, es ist die eigene Mutter, der vertrauensperson Nummer 1! Und du weißt nicht, was genau sie ihrer Tochter über deinen Mann oder dich eingeschärft hat. Auch das solltest du beachten im Umgang mit ihr. Vllt muss sie dich erstmal ganz neu kennen lernen, um zu verstehen, dass es anders ist, als ihr gesagt wurde.

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Hallo und Vielen Dank für deine Antwort. Es tut gut zu hören dass man auch bei so einem sensiblen Thema verstanden wird.
Mein Partner hat sich zu den Hintergründen des Auszugs überhaupt nicht bei seiner Ex-Frau erkundigt, da er wie gesagt jeden Kontakt mit dieser Frau ablehnt. Ich fand das von Anfang an nicht richtig möchte mich da aber auch nicht zu sehr einmischen. Die beiden sind erwachsen und müssen selbst wissen wie sie das handhaben...

Für den Umzug war ein Schulwechsel nötig jedoch hatte sie auch in ihrem alten Wohnort keine Freundschaften. Sie ist eher ein Einzelgänger und will nicht viel von ihrer Umgebung wissen. Das war wohl schon immer so.

Das Thema mit den Hobbys haben wir bereits angesprochen; einfach um ihr eine Beschäftigung zu suchen und uns auch etwas Freiraum zu schaffen . leider hat sie aber überhaupt kein Interesse gezeigt. Es reicht ihr völlig aus den ganzen Tag am Handy zu sitzen und nichts zu tun. Das war im übrigen auch ein Grund wieso ihr die Mutter immer wieder das Handy weggenommen hat . Ich denke das war ein verzweifelter Versuch meine Stieftochter zu einer anderen Beschäftigung zu zwingen.
Mein Partner sieht das Ganze nicht als Problem und sagt jedes Mal "sie ist einfach so" und ich muss das dann ja auch akzeptieren. Er könne sie nicht zu einer Beschäftigung zwingen wozu sie keine Lust hat. Wo er ja natürlich auch recht hat.

An bestimmte Regeln muss sie sich hier eigentlich nicht halten da sie ja generell nichts macht was irgendwelche Regeln notwendig machen würde . Sie sitzt von morgens bis abends in ihrem Zimmer und beschäftigt sich mit ihrem Handy. Was für Regeln sollen da aufgestellt werden? Ehrlich gesagt würde ich das handhaben wie die Mutter weil ich dieses Freizeitverhalten nicht normal finde. Dies habe ich meinem Partner auch so gesagt aber er sieht das wie gesagt ganz anders und es ist sein Kind und seine Erziehung. Da hat er das letzte Wort und ich mische mich dann nicht weiter ein. Somit bleibt mir nichts anderes übrig als auch dieses Verhalten zu akzeptieren. Irgendwo habe ich da auch schon resigniert. Weil ich einfach keine andere Wahl habe.

Es sieht also so aus, dass wir uns zu 100% ihr anpassen und nicht andersherum. Das heißt wenn wir Zeit für uns möchten müssen wir die Wohnung verlassen. Das ist ein Punkt der mich sehr stört. Als Paar bleibt uns nicht eine Minute am Tag die wir ungestört genießen können.

Wir waren von Anfang an sehr bemüht unser Zusammenleben wirklich harmonisch zu gestalten was sie aber jedesmal komplett abgelehnt hat. Das fängt bei Kleinigkeiten an wie z.b. wenn wir gemeinsam am Tisch sitzen und uns unterhalten und lachen lacht sie grundsätzlich nicht mit und sorgt so für eine Atmosphäre die einfach nicht auszuhalten ist. Meistens voll dann ein peinliches Schweigen das oft so lange anhält, bis sie wieder in ihr Zimmer verschwunden ist. Sie und ihr Vater schaffen es bei einer zweistündigen Autofahrt nicht ein Wort zu sprechen . Anscheinend finden finden das beide aber völlig normal. Oft denke ich dann dass ich das Problem bin und einfach ein ganz anderer Mensch bin . für mich ist so ein Verhalten nämlich alles andere als normal und in meiner Familie wurde das auch ganz anders gelebt.

Als wir sie an einen See mitgenommen haben, was wirklich sehr schön war am Abend, saß sie nur am Handy und hat sehr genervt und einsilbig auf unsere Gespräche reagiert. Und so zieht sich das einfach durch. Ich weiß einfach nicht mehr was ich noch tun soll und wie ich dieses Zusammenleben aushalten soll. Vielleicht hast du recht und wir müssen uns Hilfe von außen suchen..

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Ich stimme dir zu, das Verhalten mit dem Handy ist nicht normal. Ich würde definitiv an dieser Stelle Hilfe von außen dazuholen, denn das was sie da lebt, ist suchtverhalten. Und das solltest du deinem Mann auch so sagen. Was hat sie dadurch denn für eine Perspektive? Überhaupt keine. Da muss man ja so abgekapselt sein, sie lebt da scheinbar in ihrer eigenen Welt und will sich nicht bemühen, etwas zu ändern. Und dann ist es an der Zeit, das auch ihr Vater den Hintern hoch kriegt. Es gibt Beratungsstellen für solches suchtverhalten, aber auch das Jugendamt kann da weiterhelfen. Zumal es gar keine schlechte idee ist, ihr das Handy nur zu bestimmten Zeiten am Tag zur Verfügung zu stellen. Ich würde es wie die Mutter machen und es ihr abnehmen. Alternativ könntet ihr auch in Absprache mit dem Jugendamt eine Einrichtung finden, in der sie lernt, ihren Alltag besser zu managen. Da bekommt sie das Handy dann garantiert auch nur zu bestimmten Zeiten zur Verfügung gestellt. Dieses Verhalten ist nicht gesund, es schadet ihr. Wenn sie ein Einzelgänger ist, dann fehlen definitiv soziale Kontakte, die sie zur Entwicklung braucht.

Ich würde an deiner Stelle deinem Mann klar sagen, dass dieses Verhalten schädlich für sie ist, sie sich nur weiter einigelt und das nimmt ihr viele Möglichkeiten für die Zukunft. Sie muss die Schule ja beenden, dann irgendwie eine Ausbildung machen oder so, Arbeit finden, Fuß fassen, erwachsen werden, selbstständig leben und wissen, was gut für sie ist. Aber das muss sie lernen, dringend!
Und wenn er das nicht bewältigen kann oder es für dich und das Baby zu belastend ist, dann ist der Schritt in eine Einrichtung nicht verkehrt, um erstmal eine Basis zu schaffen. Solch eine Unterbringung richtet sich ganz nach dem Bedarf des Kindes ab, kann sein das sie dort nur einen Monat ist, kann sein das es zwei oder drei oder mehr werden. Je nachdem, wie sie sich macht. Aber so kann es ja nicht mit ihr weitergehen, das schadet ihr emotional ja auch, da zieht das Leben an ihr vorbei. Ich finde es auch nicht verwerflich, dann zu sagen; ich ertrage das nicht mehr. Egal ob eigrne tochter oder stieftochter. Wenn man nicht mehr kann, dann darf man hilfe in anspruch nehmen. Da muss man nucht die zähne zusammen beißen und alles ertragen. Das wäre für alle beteiligen sehr ungerecht.

Wenn dein Mann sich nicht aufmacht, etwas zu unternehmen, dann mach deutlich, das du nicht mehr kannst. Und du gegebenenfalls daraus Konsequenzen ziehen musst, um dich und dein Kind zu schützen, bevor du zusammen klappst. Ich finde es nicht fair, dem einen Kind eine harmonievolle Kindheit zu verwehren, damit das andere seine schädlichen marotten ausleben kann.

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Zuerst einmal würde ich ein paar Dinge kritischer hinterfragen z.b. dass sie wirklich bloss lügt ohne Rücksicht darauf euch zu schaden. Ist das so?

Ja, es mag sein, dass sie sich ein besseres regelfreieres Leben bei euch erhofft hat und sich da "verplappert" hat, aber das ist ja auch ganz normal, dass Kinder/Jugendliche den Teil bei dem sie nicht fest gelebt haben, manchmal etwas glorifizieren und diese Hoffnung gegen bis sie die Chance haben auch dort Alltag zu erfahren. Kann man ihr dafür einen Vorwurf machen? Wollte die nicht vielleicht einfach nur Mal auch ihrem Vater nah sein und dazu gehören? Hatte sie nicht vielleicht einfach die Hoffnung, dass sie sich annähern und er sie besser versteht?

Jedes Kind hängt an seinen Eltern, egal wie verkorkst die sind und hinter dem Entschluss die Mutter zu verlassen um beim Vater zu leben, steht doch etwas. Es muss nicht unbedingt sein, dass die Familiensituation bei der Mutter ein einziges Übel war, aber es deutet doch daraufhin, dass sie unglücklich war und nach einer Lösung gesucht hat, einer Verbesserung.

Nun ist die Pubertät ein schwieriges Alter, wo viele unglücklich sind und es gerne Leichter hätten. Dennoch ist sie ihres Alters und ihrer Größe zum trotz immer noch irgendwo ein Kind und ein sehr sehr junger Mensch.

Ich möchte, dass du den Gedanken zulässt, dass sie tatsächlich ein Zuhause gesucht hat. Ein gutes Leben. Da geht es nicht nur. Regellosigkeit, sondern um Verantwortung, Rückhalt, Verständnis und gemocht, akzeptiert vielleicht sogar geliebt werden.

Kein Mensch würde irgendwo freiwillig hingehen und LEBEN wollen, wenn er nicht die Hoffnung auf Geborgenheit, Schutz, Liebe und Verständnis hätte. Egal was sie sagt. Auch du würdest mir irgendwo leben wollen, wo du dich unverstanden fühlst und machen kannst was du willst, weil das im Grunde nur bedeutet, dass du allen egal bist.

Vielleicht waren die Regeln im Elternhaus der Mutter tatsächlich ungerecht. Vielleicht gibt es Konflikte mit dem Stiefvater, woraufhin sie in einer unterlegenen Situation ist und gehofft hat einer für sie ungerecht empfundenen Härte oder Strenge zu entgehen. Ist das einer Jugendlichen wirklich vorzuwerfen?

Du warst doch auch mal jung. Kannst du dir nicht vorstellen, dass sie vielleicht so verzweifelt an euch klebt, weil sie vielleicht doch irgendwo das Bedürfnis nach Nähe hat. Ein überfüllten und vermutlich unter Frustration begrabenes, aber so völlig undenkbar ist das doch nicht.

Ich denke ihr solltet euch Hilfe suchen. Eine Mediation z.b. wo alle Familienmitglieder Gehör finden und darüber gesprochen werden kann, was wirklich zum besten für sie ist. Oder eine Familienaufstellung.

Ich weiß, momentan bist du in der Baby Phase und da ist es ganz normal dass man erstmal nur die Bedürfnisse dieses Babys sieht, aber dieses Mädchen, war auch Mal genau so ein Kind wie deines. Es hat eine Trennung mitgemacht, es musste sich den neuen Leben beider Elternteile anpassen und es sieht doch stark danach auch, dass es zwar versorgt worden ist, aber seine Mitte noch nirgendwo gefunden hat. Sie ist auch ein Kind deines Mannes. Genauso wie deins. Er hat nicht weniger Verantwortung für die als für dein Kind. Du bist in diese Beziehung gegangen und wusstest von dem Kind. Ihr habt euch zu all dem entschlossen.

Nun kann es nicht die Lösung sein, wütend auf ein noch halbes Kind zu sein und dieses wieder loswerden zu wollen. Die Entscheidung zu einer anderen Wohnung für die mag richtig sein. Vielleicht auch die zukünftig wieder getrennt von ihr zu leben, aber nicht so. Auf keinen Fall so mit dieser Einstellung.

Übernehmt Verantwortung für sie. Kümmert euch darum, dass sie eine gute Basis hat für ihren Start in die Erwachsenenwelt. Fragt euch, was ihr tun könnt um sie zu unterstützen, dass sie für sich ein glückliches Leben finden kann. Versucht wenigstens ihr Vertrauen zu gewinnen, mit ihr offen zu reden, ihr zuzuhören. Sucht euch Hilfe bei Beratungsstellen. Übernehmt Verantwortung. Zuerst ist dein Mann als Vater gefragt, aber du solltest auch dahinter stehen.

Ich bin selber Stiefmutter. Nicht immer verstehe ich mein Stiefkind. Es gibt auch Sachen, die mich stören, aber ich finde es trotzdem wichtig, sie zu schützen und ihr zu helfen glücklich zu sein. Sie gehört auch zu meiner Familie. Ich habe schließlich einen Mann mit Kind ausgewählt, und keinen Single-Mann.

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Hallo,
das ist das tollste was ich jemals zum Thema Patchwork gelesen habe.
Auch wenn es mich nicht betrifft: Danke für diese Worte!

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Hallo und lieben Dank für deine Worte. Du hast mich wirklich sehr zum Nachdenken gebracht.

Du hast recht, ich empfinde die Lüge als ungerecht und sorglos uns als Paar gegenüber. Vielleicht tue ich ihr damit Unrecht oder erwarte zu viel Rücksicht von einem Teenager. Was auch immer ihre Hintergründe für den Umzug waren... Leichtfertig hat sie das sicher nicht getan...Und natürlich hat sie das recht in einer Familie anzukommen und in Harmonie zu leben. Vielleicht ist mein Problem gar nicht meine Stieftochter oder ihr Verhalten uns gegenüber sondern das Patchwork Leben an sich. Vielleicht habe ich mich damit ganz einfach vollkommen überschätzt? Ich bin selbst erst seit ein paar Monaten Mutter... Vieles am Zusammenleben mit Kindern ist mir schlicht unbekannt und auch fremd ... Das sie dann nicht mal mein eigenes Kind ist, macht das ganze nicht gerade einfacher. Vielleicht habe ich mir zuviel zugemutet innerhalb weniger Monaten Stiefmutter und Mutter zu werden und bin schlicht überfordert?

Auf jeden Fall vielen Dank für deine Worte, ich sehe das Problem nun aus einen komplett anderen Perspektive und habe ganz andere Ansätze gefunden an denen ich arbeiten muss.

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Ohoh....mal wieder so eine böse Stiefmutter!! Sowas hier bei urbia zu schreiben kommt oft nicht gut.....
Du hast Dein Stiefkind zu lieben wie (mindestens !) dein eigenes ,deine eigenen Wünsche und Bedürfnisse ganz weit nach hinten zu schieben und dieses Glück täglich zu genießen!
Das arme ,arme Kind.....mit 15Jahren.....
Ich hatte auch Stiefkinder...und wirklich den absoluten Willen alles gut zu machen mit seinen ,meinen und unseren Kindern.....seine Stieftochter hat mir das Leben zu Hölle gemacht ,seine beiden haben bei uns gelebt.
Ich habe über Jahre gekämpft ,mein Mann ließ alles laufen in der Hoffnung es regelt sich irgendwie ,aber da hat sich nichts geregelt.Glaube mir ,da geht noch was in dem Alter,das ist noch ausbaufähig!
Ich konnte nicht mehr ,da war sie gut zwanzig und ich am Ende. Habe mich dann getrennt ,meine Kinder brauchten mich ,konnte mir einfach nicht leisten zusammen zu brechen und das wäre ich mit sicherheit mit Aufenthalt in einer Klinik. Das kann jeder glauben oder nicht ,ich denke Du hast einen Vorgeschmack davon....
Tja ,was tun.....ist sehr schwer...
Verständnis wirst du kaum bekommen,siehe oben.....
Pass auf Dich auf ! Respektiere Deine Gefühle und Deine Grenzen !! Dann wirst Du einen Weg finden.
Liebe Grüße Iris

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Vielen Dank für deine ehrlichen Worte. Ich war mir von Anfang an darüber bewusst hier auf viel Unverständnis zu stoßen... Damit kann ich auch ganz gut leben. Ich denke das Projekt Patchwork ist alles andere einfach vorallem wenn nur ein Partner ein Kind in die Beziehung mitbringt und der andere vieles gar nicht nachvollziehen kann. Hätte ich selbst ein Kind von einem anderen (wie die meisten hier) wäre das wohl eine ganz andere Ausgangslage... Das vergessen aber immer viele... Aber auch dann hat doch jeder ein Anrecht auf seine Wünsche und ein harmonisches Leben. Ich finde auch von einer 15 jährigen kann man durchaus eine Kompromissbereitschat verlangen... Auch wenn viele da anderer Meinung sind.

Ich nehme meine Gefühle sehr ernst, deshalb habe ich hier den Austausch gesucht und viele neue Denkanstöße bekommen.

Vielen Dank dass du deinen Teil dazu beigetragen hast und alles gute für dich

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Du hast bisher viel getan mit Freundlichkeit und Entgegenkommen und trotzdem nur eine anlehnende Haltung erreicht. Also Wechsel die Strategie. Schalte einen Gang runter und konzentrier dich auf dich und dein Baby. Probiere die Tochter zu ignorieren. Insbesondere wenn sie dieses anlehnende Verhalten zeigt. Vermutlich wird ihr das irgendwann zu blöd und sie kommt von allein auf euch zu. Wenn sie die ganze Zeit am Handy hängt lass sie. Freu dich stattdessen über die Zeit die du indessen mit deinem Baby oder Partner nutzen kann. Wenn ihr am Tisch lacht und sie nicht, Blende sie aus und unterhalte dich nur mit deinem Partner. Du Must zumindest ausstrahlen, dass die völlig egal ist, ob sie Spaß hat oder was sie denkt. Eine Veränderung des eigenen Verhaltens führt in der Regel auf Dauer auch zu einer Veränderung im Verhalten der anderen. Und wenn sie sich zugänglich und nett verhält belohnt ihr sie.

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Für mich klingt es so, als sei deine Stieftochter depressiv.

Kaum Freunde, unternimmt nichts, sitzt nur vorm Handy, erzählt schlimme Geschichten (, die vermutlich zumindest teilweise einen wahren Kern haben) usw.

Für mich klingt es nicht so, als würde sie euch extra ärgern wollen. Sie kann vermutlich gerade nicht anders.

Und ja, ich schreibe das als jemand, der selbst sehr depressiv war während der Jugend und aus komplizierten Familienverhältnissen kommt.

Deshalb mein persönlicher Rat: sucht euch professionelle Hilfe beim Therapeuten.
Sie wird vermutlich erstmal abblocken, aber dann sucht für euch Hilfe, damit ihr lernt, worauf ihr achten solltet und wie ihr mit deiner Stieftochter umgehen könntet.


Mir persönlich hatte damals tatsächlich ein Aufenthalt in einer Kinder und Jugend Psychiatrie geholfen - auch wenn ich mich anfangs natürlich geweigert habe. Aber die Zeit da war Gold wert.
Ich ging danach in ein Heim, allerdings gab's bei mir auch keine andere Alternative wie zu meinem leiblichen Vater ziehen oder so.
Da müsste geguckt werden, ob ihr die bessere Alternative seid und ob ihr es schafft, als Familie zusammen zu wachsen.