Unendlicher Schmerz des Partners über die Situation als WE-Vater

Hallo liebes Forum.

Ich bin kein Vater, sondern die Partnerin eines Wochenendvaters und suche verzweifelt Rat. Ich möchte auch ganz kurz die Situation darstellen.

- Wir sind seit zwei Jahren ein Paar
- Er hat sich von seiner Frau vor 3 Jahren getrennt, die Scheidung läuft
- Er hat zwei Kinder (Jungs im Alter von 5 und 11 Jahren)
- Das Verhältnis der in Scheidung lebenden Elternteile ist den Umständen entsprechend gut
- Ich wurde an seine Kinder nach 6 Monaten langsam „herangeführt“. Es gibt keine Hetzerei durch die Mutter gegen mich. Es herrscht eine feste Umgangsregelung.

- Seit 6 Monaten wohnen wir in seinem alten Haus
- Das Verhältnis zu den Kindern ist prima. Wir haben Sie jeden Mittwoch, jedes Wochenende, jede halbe Ferien und mein Freund telefoniert täglich mit ihnen. Er nimmt an jedem Elternabend, jeder Klavieraufführung, jedem Kindergartenfest und jeder anderen Feier der Jungs teil. Er ist ein absolut fürsorglicher und vorbildlicher Vater.
- Wir unternehmen viel mit den beiden. Wir fahren in den Urlaub, ins Kino, gehen Schwimmen, helfen bei den Hausaufgaben und hören uns ihre Sorgen an.
- Wir sind ein gutes Team. Wenn seine Jungs bei uns sind übernehme ich den vollen Haushalt, mache Wäsche und alle Einkäufe damit er die Zeit mit den beiden richtig nutzen kann.
- Jedes vierte oder fünfte Kinderwochenende fahre ich zu Freunden, damit die Kinder Ihren Vater auch mal ganz für sich haben und mich nicht als Konkurrenz sehen.
- Die Kinder kommen oft auf mich zu und vertrauen mir Ihre Sorgen und Ängste an. Wir kuscheln viel.
-An den Kinderwochenenden sitzen wir Abends oft alle vier auf dem Sofa und kuscheln. Und mein Freund ist absolut glücklich-das sehe ich ihm einfach an. Ich genieße diese Momente sehr.

Nun das Problem:
Sobald die Kinder weg sind bricht er völlig zusammen. Er sitzt in der Küche und weint. Er ist überwältigt von seinem Kummer. Es ist zwar etwas besser als am Anfang, aber gut ist auch nach drei Jahren noch lange nicht. Auch wenn er weiß das er die Jungs bereits übermorgen wiedersieht-er ist völlig am Ende. Nichts kann ihn aufmuntern. Er sagt er genießt unsere Zeit, aber er kann einfach nicht damit umgehen das die Jungs nicht immer bei ihm sind. Er ist permanent bedrückt und das zehrt unglaublich an unserer Beziehung. Und auch wenn ich alles Verständnis der Welt habe, so gerate ich langsam an den Punkt an dem ich sage-ich kann so nicht mehr weiter leben. Ich gehe daran mit kaputt.

Ich bin jetzt 36, habe keine Kinder und weiß wie es ist wenn man sich nach der Familie sehnt. Ich habe meine Mutter und meine kleine Schwester mit 13 Jahren bei einem Autounfall verloren. Mein Vater nahm sich ein Jahr später das Leben. Und ich kenne diese Sehnsucht nach der Familie.

Was kann er tun das er erkennt das das Leben weiter geht und trotzdem schöne Momente hat? Wie kann er sich selbst aus diesem Loch ziehen? Wie soll ich mich in diesen Phasen verhalten? Er möchte so gern etwas an seiner Situation ändern, weiß aber einfach nicht wie.
Er weigert sich absolut zu einem Fachmann zu gehen, Medikamente schließt er völlig aus. Wir haben die letzte Zeit viel daheim verbracht. Ich habe ihm vorgeschlagen wieder mehr zu unternehmen damit er auf andere Gedanken kommt.

Was meint ihr dazu?

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Hm was ich dazu meine...
Ich würde Deinem Mann dringend empfehlen, sich um einen Therapeuten zu bemühen. Er scheint nur noch für seine Kinder zu existieren und sein Verhalten scheint ihn selbst sehr mitzunehmen. Ich glaube nicht dass Du etwas (noch mehr) tun kannst.

lg c

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Es liest sich sehr gut, dass das Verhältnis zur KM wohl gut ist. Dass Du und die Jungs sich verstehen. Das ist alles Gold wert!!!

Mein Mann hat unter der Trennung seiner Kinder auch immer sehr gelitten. Das Verhältnis zur KM war und ist schlecht. Sie hat versucht, dass die Kinder den Kontakt zu ihm abbrechen. Er hat sie monatelang nicht gesehen.

Er wurde depressiv, litt und leidet an enormen Schlafstörungen. Zwar hat er damals eine Therapie begonnen, aber nicht weitergeführt. Die dazu vollständige Einsicht in seine Situation fehlte ihm.

Die Kinder leben heute zwar bei uns, aber es geht ihm nicht wirklich besser.

Was will ich Dir damit sagen?
Du kannst seinen Kummer nicht abfangen. er braucht jemand Neutrales, bei dem er sich ausquatschen kann. Er muss diesen Lebensumstand verarbeiten und einen Weg finden, damit umzugehen.
Mein Mann hat es nicht getan. Bis heute ist er angeschlagen.

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Wäre es eine Lösung, den Umgang anders zu gestalten? So, dass es keine festen Zeiten gibt, sondern die Kinder jeden 2. Tag kommen können? Oder dass ihr die Kinder 1 ganze Woche lang habt, immer im Wechsel mit der Mutter?

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"Er sagt er genießt unsere Zeit, aber er kann einfach nicht damit umgehen das die Jungs nicht immer bei ihm sind. "

auch wenn sie bei Euch leben würden, wären sie nicht immer da. Dann würden sie auf Besuch zur Mutter gehen. Mit 11 ist es ja auch nicht mehr so weit, dass sie sich eh noch vielmehr lösen und langsam eigene Wege gehen, allein in Urlaub fahren (Freizeiten), bei Freunden übernachten etc.

Ich glaub, ohne professionelle Hilfe, kannst Du da gar nicht mehr viel machen...und das muß er erkennen und wollen.

Respekt an Dich....ich glaub, so ein allwöchentliches Drama hätte ich kein Jahr ausgehalten.

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Ich danke euch allen für eure Meinungen.
Ich schließe mich-was die professionelle Hilfe angeht-euch vollkommen an. Er hat die Trennung zwar von seiner "Nochfrau" verarbeitet aber definitiv nicht von seinen Kindern. Dazu kommt noch erschwerend hinzu, dass er als Kind von seinem Vater verlassen wurde. Dann ist er gestorben und sie hatten nie die Zeit sich zu unterhalten. Das steckt noch sehr in ihm drin. Ich habe ihn schon soooooo oft versucht ihn davon zu überzeugen zu einem Therapeuten zu gehen. Er weigert sich absolut. "Die können mir auch nicht helfen. Da muss ich selbst durch". Mir geht diese Einstellung so unglaublich auf den Keks!!! Aber ich habe schon alles versucht. Auch seine Mutter und bester Freund haben ihm schon gesagt er soll zu einem Fachmann. Absolut keine Chance. Wie bewegt man denn so einen Menschen nur dazu sich endlich zu einem Therapeuten zu begeben. Er hat panische Angst sich mit seiner Vergangenheit auseinander zu setzen.

Letztendlich bin ich zu dem Entschluss gekommen das er es selber wollen muss. Wenn er das nächste mal wieder einen extremen Anfall hat, dann werde ich warten bis dieser vorbei ist. Am nächsten Tag werde ich ihn auf einen Kaffe einladen oder eine Runde spazieren gehen-hauptsache an einem neutralen Ort. Dann werde ich ihm sagen das es für uns keine Zukunft gibt, so lange er nicht in der Lage ist sich mit seiner Vergangenheit so weit auseinander zu setzen, dass noch Platz für die Gegenwart bleibt. Das ich erkannt habe das ich ihm nicht helfen kann und das er auch keine Hilfe möchte. Das ich erkannt habe, dass er sich erst selbst finden muss bevor er bereit ist für eine neue Beziehung. Ganz nach der Weißheit: "Was lieb, lass laufen. Kommt es zurück dann ist es gut, wenn nicht dann lass frei". Vielleicht erkennt er erst dann das es im Leben auch noch andere Menschen gibt die auch wichtig sind.

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Warum sprichst Du das Thema nicht sofort an? Und lässt den Teil mit dem " "Was lieb, lass laufen" erst mal weg? Der Mann hat schließlich ernsthafte Probleme und Du würdest ihm zunächst die Chance geben, daran zu arbeiten, ohne ihn mit einer Trennung drohen zu müssen. Oder ist Dein Leidensdruck so groß, dass Du es nicht mehr aushältst? Seöbst dann, kannst Du es anders formulieren.

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Das ganze kann an die Substanz gehen, klar mit Trennung würd ich auch nicht gleich drohen, aber meinem Mann habe ich damals auch gesagt entweder es ändert sich oder ich bin ab Sonntag 15 Uhr nicht mehr da und komme erst 1 bis 2 Tage danach wieder.

Man hat Verständnis dafür und will für einen da sein, aber irgendwann (vor allem nach 3 Jahren) sollte es sich ein wenig bessern. Man muss doch sein leben auch weiter leben und nicht nur für das eine sein.....

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Dein Partner sollte sich hilfe holen, im Gegensatz zu anderen Vätern hat er die Kinder sehr oft und ist überall dabei, bei uns nicht der Fall und vielen anderen auch. Klar ist es hart aber er muss lernen es zu nehmen wie es ist.

Und ich verstehe dich, anfangs war mein Mann sehr übel drauf als er die Kids heimbrachte, verständlich aber ich bin nicht derjenige der es abbekommen will immer. Er war dann immer sehr schnell auf 180.

Ich habe zu meinem Mann damals gesagt, entweder es ändert sich etwas an seinem Verhalten, oder ich bin Sonntag Mittag ehe er sie heimbringt für 2 bis 3 Tage weg, und eine Dauerlösung ist das auch nicht.

Bei deinem Freund rate ich wirklich das er sein Problem professionell Aufarbeitet.

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Ja, er braucht definitiv Hilfe. Aber genau an dieser Stelle liegt der Hase ja im Peffer.
Er ist der Meinung er braucht keine Hilfe und er will keine. Seit über einem Jahr bitte ich ihn darum sich Hilfe zu holen. Er tut es einfach nicht. Er hört auf absolut niemanden. Er wird richtig bitter böse wenn man ihn darauf anspricht und ist total beleidigt. Mittlerweile habe ich also den Eindruk das sich einfach nichts ändern wird wenn ich nicht diesen drastischen Schritt gehe. Versteht mich nicht falsch-ich will diesen Schritt nicht gehen. Aber ich sitze daneben und sehe wie er eingeht und kann nichts machen. Er ist der Meinung er macht viel zu wenig für seine Kinder. Es hilft kein Reden mehr, kein trösten, kein diskutieren. Er hat null Einsicht und ich bin völlig Ratlos wie ich ihn zu einem Therapeuten bekommen soll.

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Ich versteh dich, ich habe so ein Verhalten mir 4 Monate angeschaut und gesagt entweder oder, ,mein Mann hatte danach richtig miese Laune und hat mich dann angepflaumt und so wollte und würde ich auch heute nicht leben wollen.

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Danke! Sag mal wie hat sich das ganze denn bei deinem Mann geäußert und wann ist es besser geworden. Also wie lang hat er gebraucht bis er damit normal umgehen konnte? VG

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Hallo Ihr Lieben! Soeben habe ich mich mit Lotusblatt noch ein wenig ausgetauscht (Danke Lotusblatt!). Nun meine Frage auch an euch anderen. Wie hat sich die Trauer eurer Partner/in oder vielleicht bei euch selbst über die Trennung von den Kindern geäußert und wie lange habt ihr/euer Partner/in gebraucht um sich wieder zu fangen. VG

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Hallo,

also ich habe diese Situation am eigenen Leibe erlebt.
Nach meiner Trennung von meinem Ex-Mann hat dieser darauf bestanden, dass die Kinder abwechselnd eine Woche bei ihm und eine Woche bei mir sind.

Da ich zu diesem Zeitpunkt ganztags arbeitete, habe ich dem sehr schweren Herzens zugestimmt. Ich zog ja auch aus dem Ort weg (15 km) und die Kinder gingen dort weiter zur Schule. Außerdem behielt er das Haus, was ja auch das Zuhause der Mädchen war.

Die ersten Wochen/Monate waren für mich der Horror, ich habe nur geweint wenn ich alleine war und die Kinder bei ihm. Als ich dann meinen jetzigen Mann kennenlernte und mit ihm zusammengezogen bin, wurde es noch schlimmer!

Dieser hatte das Sorgerecht für seine Kinder, d.h. ich hatte die Kinder meines Mannes mehr bei mir, als meine eigenen! :-(

Wenn meine dann weg waren, war ich wirklich unausstehlich! Ich bin regelrecht geflüchtet, weil ich seine Kinder nicht ertragen konnte! Wenn meine da waren, gab es keine Probleme.

Bei mir hat es sich dann folgendermaßen geregelt:

1. Mein Ex fand eine neue Frau, die sofort dafür gesorgt hat, dass die Kinder nicht mehr zu ihm wollen. Schön für mich, total traurig für meine Kinder!
2. Ich habe mir zeitgleich Hilfe geholt bei einer Psychologin!

Das ganze ging so über 1 1/2 Jahre, aber auch später hatte ich immer wieder Probleme, wenn die Kinder z.B. mit ihrem Vater in den Urlaub gefahren sind. Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich wusste, wie gemein die Next zu meinen Mädchen war #wolke und im Urlaub konnten sie ja nicht mal eben zur Mama flüchten!

Ich denke, dass es in eurem Fall nur geht, wenn er sich Hilfe holt.
Und wenn er sich weiterhin dagegen wehrt, solltest du ihm klar machen, wie sehr dich das ganze Belastet und, dass du überlegst, ob du so noch Jahre lang weitermachen kannst!#nanana

Ich hoffe, dass ihr eine Lösung findet, denn bei euch ist es ja noch nicht mal so, dass er mit deinen Kindern leben muss (du hast doch selbst keine, oder?), während er seine kaum sieht! #augen

LG
Carmelita

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Er hat sich irgendwie mit der Situation arrangiert. So krass, wie bei Deinem Partner war das nicht. Er hat eher im Stillen gelitten. Er bekam massive Schlafstrungen (aber nicht nur der Trennung von den Kindern wegen).

Ich denke, die schwerste Zeit war bis zur Scheidung (dauerte fast 2 Jahre). Dann hat er es irgendwie hinbekommen.

Die Schlafstörugnen sind allerdings bis heute unvermindert vorhanden #zitter

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Ich glaube, Dein Partner hat völlig überzogene Vorstellungen von seiner Rolle. Kein normaler berufstätiger Mensch hat seine Kinder in dem Alter immer um sich.

Er hat seine Jungs sogar öfter als viele, die im gleichen Haushalt wohnen.

Da seien nur mal genannt: Soldaten, Wochenendpendler (wenn es ganz blöd kommt nur jede 2. Woche), Schichtarbeiter (insbesondere Nachtschichtler), Leute, die auch am Wochenende arbeiten...

Typisch Mann, dass er keine Hilfe annimmt.
Kannst Du ihn irgendwie beschäftigen, ihm Aufgaben aufdrücken? Ablenkung hilft vielleicht?