Tochter hängt ständig an mir

Hallo liebe Community,

ich hab mich heute erst angemeldet, da ich ein Thema habe, was mich ziemlich beschäftigt.

Kurz zu mir: Ich bin verheiratet, 33 Jahre alt und relativ "jung" Papa geworden. Meine Frau und ich sind verheiratet und haben eine gemeinsame Tochter, die 13 Jahre alt ist.

Meine Tochter war schon immer ein "Papa-Kind". Ich muss ehrlich gestehen, dass ich das auch immer sehr genossen habe und auch irgendwie stolz drauf war. Meine Tochter kam in 90 Prozent der Fälle IMMER zu mir, wenn es irgendwelche Probleme gab, oder sie ein Anliegen hatte.

Sie ist jetzt, wie geschrieben, 13 Jahre alt. Allerdings hat sich an der o. g. Situation nichts geändert. Sie kommt immer noch mit ALLEN Problemen zu mir. Das ist ja alles an sich kein Problem, dafür ist schließlich ein Vater/Mutter da. Aber in letzter Zeit kommt nur noch "gejammer".

"Papa: Ich glaube ich schaff die Schule nicht". "Papa mein Hals tut weh". "Papa meine Freundin nervt mich". "Papa ich hab Kopfweh". "Papa dies, Papa das".

Ja ich weiß, ich bin ihr Papa und sie kann natürlich IMMER zu mir kommen. Aber in letzter Zeit nimmt es schon sehr überhand mit ihrem Gejammer und ihrer Schwarzmalerei. Ich hab auch mal zu meiner Frau gesagt, dass sie doch bitte mal mit ihr reden soll, wenn die Tochter schlechte Laune hat usw. Dann ist meine Frau zu ihr ins Zimmer: Aber gleich wieder von der Tochter weggeschickt worden, weil sie nicht mit ihr reden mag.

Naja. Und nachdem wir sie halt mit ihren Problemen natürlich nicht alleine lassen wollen, bin ich zu ihr ins Zimmer. Und siehe da: Alles ist scheiße, ich bin traurig, ich will eine neue Freundin, meine Freunde nerven mich, Ich hasse die Schule" usw.

Ja, natürlich sind das Probleme eines pupertierendes Kindes. Aber ich bin ehrlich: Ich pack das einfach nicht mehr. Ich komme mir wirklich vor, wie ihr privater 24-Stunden-Therapeut. Sie ist in letzter Zeit auch wie aus dem Nichts einfach mal traurig und fängt das weinen an. Wenn ich sie frage, was denn los ist, sagt sie meistens "Ich weiß es selbst nicht". Und dann muss ich so lange auf sie einreden, bis sie es mir dann doch mal sagt, was los ist?!

Das kostet mich unheimlich viel Nerven und Kraft, so dass ich mich echt zusammen reißen muss, dass ich sie nicht anschreie. Das will ich nicht, weil sie sonst vielleicht gar nicht mehr mit ihren Problemen zu jemandem von uns kommt.

Ich hab echt Angst, dass sie vielleicht Depressionen haben könnte. Ich habe zwar einmal versucht ein bisschen versteckt danach zu fragen (Probleme beim Aufstehen, keine Freude mehr usw.) aber das ist nicht der Fall. Wenn sie mit ihren richtigen Freunden zusammen ist, dann hat sie Spaß und ist gut drauf. Den Rest des Tages ist alles blöd.

Ich weiß eben nicht, ob ich das alles auf die Pupertät schieben soll/kann oder an was es liegt.

Ich würde auch einfach gerne ein bisschen mehr "Abstand" zu ihr aufbauen, da ich dieses ewige gejammer/gemotze usw. nicht mehr lange ertrage.

Wie gesagt: Ich komm mir teilweise vor wie ihr privater Therapeut. Wir haben schon überlegt, mit ihr zu einem Therapeuten zu gehen, sind uns aber nicht so wirklich sicher, was wir davon halten sollen.

Sorry für den langen Text, aber wollte mal meine Situation beschreiben.

Danke bereits für alle Antwoten und liebe Grüße!

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Das Meiste davon haben wir hier auch zu Hause, nur eben umgekehrt! Mein Sohn kommt mit ALLEM zu mir, selbst dann, wenn ich beschäftigt bin und sein Vater nichts tuend neben ihm steht. #augen
Der Unterschied zu dir ist jedoch, dass ich auch mal "Klartext" rede und daran erinnere, dass er nicht nur eine Mutter, sondern auch einen Vater hat. ;-) Ich kann ihm auch manchmal ganz direkt sagen, dass ich gerade keine Lust auf ein Gespräch habe, oder dass mich das Thema nicht interessiert. Natürlich hängt das immer davon ab, um was es geht und wenn es um seine Gefühlswelt geht, höre ich ihm selbstverständlich IMMER zu! Er kann es aber auch gut von selbst einordnen. Er verbalisiert es gut und weiß auch, dass die Hormone für das Gefühlschaos verantwortlich sind. So braucht es manchmal einfach "nur" eine Umarmung und alles ist wieder gut. Ständiges Gejammere oder Rumgeheule, würde ich nicht zulassen, da wäre ich eher "ungehalten" und SEHR deutlich in meiner Ansage!
Nun habe ich allerdings einen Jungen der nicht so empfindlich reagiert und er kann mich sehr gut einschätzen und weiß, wie diese direkten Ansagen gemeint sind. Ob diese Vorgehensweise auch für deine Tochter die richtige ist, weiß ich nicht...

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Das ist die Pubertät. Da musst du wohl durch. Hör dir das Gejammere an und versuche herauszufiltern was echte Probleme sind und was gejammere ist. Du musst versuchen einen Mittelweg zu finden. Wenn sie Kopfschmerzen hat, dann sag ihr sie soll das Handy weglegen den Fernseher ausmachen und schlafen. Wenn sie sagt sie schafft die Schule nicht, frag wo genau die Probleme liegen. Dann sag ihr dass sie mehr lernen muss, biete ihr Nachhilfe oder einen Schulwechsel an. Und wenn sie dann wieder mit der Schule anfängt sagt ihr deutlich, wir haben alles geklärt kann ich dir leider auch nicht mehr helfen. Du darfst gar nicht so viel auf das ständige Gejammer eingehen. Bei deiner Frau bekommt sie nicht soviel Aufmerksamkeit. Eben lachen und dann weinen ist übrigens auch Pubertät. Hat sie denn Hobbies? Wenn ihre Freunde alle doof sind, sag ihr dann muss sie sich neue suchen, denn du kannst keine für sie.

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Großartiges Gejammer hatten wir hier nicht , aber meine Tochter hat auch öfter einfach losgeweint. Da ich mich noch gut an sämtliche hormonchaossituationen erinnern kann (Pubertät, Schwangerschaften,etc) und weiß wie kacke man sich da fühlt, kam immer nur die Frage: Kicken die Hormone wieder rein? Und eine dicke Umarmung, ein Spaziergang oder ein Trosteis.

Meine Tochter war mal ein paar Stunden lang bei der Familienberatung, das hatte vorrangig andere Gründe. Aber ich bin überzeugt davon, dass es vielen Pubertierchen gut tun würde, sich mal bei jemand Fremdem auszukotzen. Auch um zu relativieren.

Und das würde ich ihr an eurer Stelle auch anbieten. Was nicht heißt, dass ihr sie nicht ernst nehmt oder sie abschiebt. Aber vielleicht tut ihr das mal gut ?

Außerdem könntet ihr vielleicht eine Liste erstellen, mit den Dingen, die sie mag und denen, die sie nicht mag? Oftmals ändert sich die Meinung ja dann, wenn es schwarz auf weiß da steht oder man sich nochmal genauer mit dem Thema auseinandersetzt.

Aber letztendlich ist es die Pubertät. Das Gehirn wird quasi abgerissen und komplett umgebaut. Dass man dadurch etwas überdramatisiert finde ich normal, wenn auch zum Leidwesen der Eltern ;-)

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Hallo,

naja, ich sehe das schon kritischer.
Überspitzt gesagt, erst warst du stolz, dass dein Kind immer zu dir kommt und dich als beste Bezugsperson gesehen hat und nun ist es dir lästig, weil es deine Zeit beansprucht?
Das Gute ist: sie vertraut dir nach wie vor und spricht mit dir.
Mein Rat ist: man muss nicht immer alles tot analysieren, wenn sie weint, hat sie ihre Gründe oder auch nicht. Wahrscheinlich weiß sie oft selbst nicht, was sie belastet, dann braucht man nicht unbedingt nachbohren. In den Arm nehmen oder einfach da sein, reicht vollkommen aus.
Und bedenke bitte auch, dass ein Teenager gemeinhin zuweilen etwas manipulativ ist, wenn das Kind möchte, dass du es umsorgst, wird es dafür sorgen.
Du darfst auch mal nein sagen, das darfst du dich auch trauen - selbst, wenn dich verständlicherweise Ängste plagen, das Kind könnte depressiv sein.
Aber bitte, bitte lies dich mal in das Thema Depressionen ein. Fehlendes Aufstehen ist nicht bei jedem gegeben.
Im Gegenteil, wie oft gesteht man sich selbst zu, einfach mal liegen zu bleiben?

Es ist toll, dass du so einen guten Kontakt zum Kind hast, gute Nerven für die Teenagerzeit wünsche ich euch.

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Das Verhältnis und das Vertrauen, was deine Tochter zu dir hat, ist GOLD WERT! Mein Jüngster ist auch 13 und kommt auch mit allem möglichen zu mir, der Mittlere ist fast 18 und erzählt mir auch noch sehr viel, hatte aber mit 13-15 eine Phase, wo er mir überhaupt nichts erzählt hat.
Mein Großer ist 20 und da muss schon die K....e am dampfen sein, bevor er zu mir kommt--ihm musste ich schon als Kindergartenkind alles aus der Nase ziehen #schwitz

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Interessant…
Wie man sich es hat, ist es nicht recht…
Habe auch eine 13 Jährige, die allerdings alles mit sich ausmacht und sich auf ihrem Zimmer verkriecht. Wenn etwas mit ihren Freunden ist, merke ich das in der Regel nur daran, dass sie mich wegen Nichtigkeiten aggressiv anmacht.

Ich würde mir manchmal wünschen, sie würde dann sagen, was los ist. Irgendwie beneidenswert, dass sie sich Dir so öffnet! ;-)

Diese Stimmungsschwankungen sind wahrscheinlich normal in der Pubertät.
Naja, ich glaube, wir waren auch nicht anders…

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Nimm sie in den Arm, wenn sie so ankommt, vor allem, wenn sie weint und geh auf das Mimimimi bloß nicht weiter ein. Sei für sie da, ohne das Mimimimi zu bestärken. Es geht vorbei. Es ist eine Phase. :)

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Ich finde das Verhalten ganz normal. Ich habe zwei Töchter, ich bin froh und dankbar, dass wir eine funktionierende Kommunikation haben. Ich möchte wissen was meine Töchter belastet, etc. Ich weise sie aber genau so in die Schranken wenn sie sich über etwas banales ärgern, etc.
Sie jammern bei mir mehr als bei Papa .-) ist für mich aber vollkommen ok.

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Ich kann mir vorstellen, dass das sehr anstrengend ist. aber ich würde es dennoch positiv sehen - sie erzählt dir ihren Kummer und was sie in dem Moment beschäftigt. Es gibt durchaus nicht wenige Kinder, die ihren beiden Eltern in diesem Alter GAR NICHTS erzählen und sich komplett vor beiden verschließen! Da wissen beide Eltern nicht was mit dem Kind los ist, ob es nur die Pubertät ist oder was Ernstes, was das Kind aktuell beschäftigt, ob es Sorgen und Nöte hat usw. Bei euch erfährst wenigstens du es und auch wenn es dir gerade zu viel wird, würde ich es doch sehr zu schätzen wissen, dass eure Tochter so viel Vertrauen und Zuneigung ihren Eltern in diese Phase des Lebens entgegen bringt. Selbstversäntlich ist das nämlich nicht.