Tochter leidet an Magersucht

Hallo zusammen,

Gibt es hier Mamas bzw. Eltern, die sich gern zum Thema austauschen würden?
Bin dankbar um jeden Gesprächspartner, der vielleicht gern Erfahrungen oder Gedanken austauschen möchte, da ich das Gefühl hab langsam kaputt zu gehen aus Sorge um mein Kind.
Liebe Grüße Anja

1

war deine Tochter schon in Therapie?
die Schwester meiner Schwägerin war als teenie magersüchtig, sie hat schwere Organschäden davongetragen und kann keine KInder bekommen.
Ihre Eltern hatten immer Sorge, was die Nachbarn denken.

2

"Ihre Eltern hatten immer Sorge, was die Nachbarn denken"

?

6

Das letzte was mich interessiert sind meine Nachbarn…. Da geht es um ein Kind und um kein blödes Ansehen

3

Oh ich kann dich so gut verstehen...mir geht es auch so. Meine Tochter ist auch 13. Vor 1 Jahr begann sie plötzlich kaum noch was zu essen und hat in kürzester Zeit viel abgenommen. Neben ihren Essproblem hat sie auch Depressionen, Ängste und soziale Phobien. Seit 14 Wochen ist sie wegen der Depression in der Klinik. Seit ein paar Wochen will sie nichts mehr mit uns, ihren Eltern, zu tun haben. Ich muss dazu sagen, dass wir eine ganz normale Familie sind, arbeiten gehen, gute soziale Kontakte und Freundschaften habe und eine stabile Familie ebenfalls. Sie will weg von uns und in eine Jugendwohngruppe ziehen. Wir tun ihr nicht gut ..sagt sie und zittert, wenn wir in der Nähe sind. Ich weiß nicht, was da mit ihr passiert ist... wir sind sehr traurig. Wir sind nur noch in Sorge und haben Kummer...es kostet so viel Kraft... manchmal kann ich nicht mehr....

12

Dass eure Tochter nichts mehr mit euch zu tun haben will, hat überhaupt nichts mit euch zu tun. Zermürbe Dich nicht (ausser sie kann klare Gründe für Ihre Ablehnung nennen).

Man darf auch nicht vergessen, dass 13 der Anfang der Pubertät sein kann. Diese Entwicklung zusammen mit der Zerstörung des Körpers inkl, Auswirkungen auf die Psyche kann bestimmt zu solch irrationalen Gefühlen bei ihr führen.

Ich stehe nicht in euren Schuhen, dennoch würde ich sie ziehen lassen. Im besten Fall führt die Distanz und die fremde Betreuung zu Stabilisation und einem wieder guten Verhältnis zu euch. Ich kann mir vorstellen, dass dieses Loslassen genau so viel Kraft bracuht wie sie bei euch zu halten und ich wünsche euch alles Gute.

4

Ich weiss nicht, ob Dir das etwas bringen würde, aber ich selber leide auch an Anorexie. Vielleicht kann ich Dir, wenn auch jeder Verlauf und jede Person anders ist, etwas von der 'anderen Seite' erzählen.
Liebe Grüsse
xund

5

Ja sehr gerne. Ich bin sehr dankbar, wenn ich lernen kann, meine Tochter ein kleines bisschen besser zu verstehen….erzähle mir wenn du magst

8

Klar, aus der Entfernung und ohne eure Familienkonstellation zu kennen, ist es sehr schwierig, etwas zur Situation zu sagen.
Ich versuch's einfach mal. Du/ihr Betroffenen könnt gerne rückfragen.

Meinen ersten anorektischen Schub hatte ich mit 12, meine Familie ist/war 'normal', ich habe eine ältere Schwester. Ich wär nicht spindeldürr, aber auch nicht moppelig. Ausgelöst wurde der Anfang (nach meiner Erinnerung!), als ein Schulfreund (den ich sehr toll fand) mich 'Specki' genannt hat. Mittlerweile bin ich überzeugt, dass das nur ein Trigger/das Tüpfelchen auf dem i war. Ich habe wieder begonnen, normal zu essen, als meine Mutter (nach ca 3/4 Jahren) zu mir in Wut/Verzweiflung/Hilflosigkeit gesagt hat: Du wirst so nie Kinder bekommen können - das wollte ich dann doch nicht riskieren. In dieser Zeit hat mich meine Mutter für alles und jedes zum Hausarzt geschickt - damit er mich auch immer wieder sehen konnte und abschätzen konnte, was noch tragbar ist (habe ich gar nicht so mitbekommen damals). Damals gab es noch keine sozialen Medien (vor 33 Jahren!) und das Thema war eben noch keins, schon gar nicht in diesem Alter.

Mit 30 habe ich meine Tochter (Schreibaby ca 1 Jahr lang) bekommen - 4 Jahre später hat der zweite Schub angefangen. Es liegt also ein 12-jähriger Weg hinter mir. Der zweite Schub hat sich nach einem Umzug, der mich sehr unglücklich gemacht hat begonnen. Ich wollte dort nicht wohnen, mein Mann hat mir nicht zugehört, und war nicht bereit, wieder in meine gewohnte Umgebung zurückzuziehen.

Was ich in den letzten Jahren über diese Essstörung gelernt habe ist (für mich!! das ist nichts generelles!):

- ich verarbeite Stress auf diese Art, dh. wenn ich etwas im Aussen nicht kontrollieren kann, kontrolliere ich mich
- unbewusster ! Stress holt mich oft erst nach ca 2 Jahren effektiv ein
- Anorektiker sind sehr diszipliniert und willensstark (was eigentlich eine gute Eigenschaft ist, aber eben auch vieles erschwert - gerade die Heilung).
- selbst nach sovielen Jahren und obwohl ich weiss, es ist eine Krankheit, sehe ich nicht ein, dass das eine Krankheit sein soll #klatsch
- mit weniger Gewicht bin ich (physiologisch absolut erklärbar) leistungsfähiger und fitter als im Zwischengewicht
- ich kämpfe in diesem Schub mit psychischen Problemen. Die hatte ich nicht in Jugendjahren - es ist die Hölle. Wenn ich das gewusst hätte/ernst genommen hätte am Anfang dieses Schubes, hätte ich versucht, die Bremse eher zu ziehen. Da aber der Ausstieg und die Folgen damals so minim resp einach waren, war ich überzeugt, einfach wieder essen zu können, wenn ich dann will - meine Schlussfolgerung: ich hätte damals ganz dringend eine nachhaltige Therapie machen müssen (dies ist kein Vorwurf, siehe nächster Punkt:)

weitere Kommentare laden
7

Meine Schwester hatte Magersucht. Meine Eltern hatten damit auch nichts am Hut, ist also nicht gerade selten... später wurde sie esssüchtig, das war für mich als Schwester viel schlimmer

13

Hi!

Es tut mir wirklich sehr leid, dass es deiner Tochter so schlecht geht und kann mir gut vorstellen, dass du auch sehr leidest! Das tut mir sehr leid auch für dich und ich wünsche dir ganz viel Kraft!

Meine jüngste Schwester (die ich praktisch aufgezogen habe) leidet auch an Magersucht, zusammen mit weiteren Essstörungen, Depressionen und Zwangsgedanken.

Sie ist mittlerweile auf dem aufsteigenden Ast (jetzt 15,5 Jahre) aber vor 1,5 Jahren war es richtig schlimm. Du kannst mir sehr gern schreiben, wenn du magst!

Liebe Grüße!