Bedrohung, Erpressung, Suizidversuch, Selbstverletzung.... Total verzweifelt

Hi zusammen,
vielleicht könnt ihr mir wieder ein bisschen auf die Beine helfen, wir kommen einfach nicht zur Ruhe. Begonnen hat alles vor einem Jahr, meine damals elfjährige Tochter begann sich zu ritzen. Sehr bald darauf blieb es nicht mehr beim Unterarm, nein sie schnitt an den Pulsadern herum. Gespräche warum und wieso führten zu keinem Ergebnis, sie wisse selbst nicht warum, sie wollte einfach nicht mehr leben. Ok, Kinderpsychiatrie mit ins Boot geholt, meine Tochter wurde für fünf Wochen stationär aufgenommen. Unglaublich schwere Zeit, viele Meinungen von verschiedenen Ärzten und Psychologen gehört, aber nicht wirklich eine Lösung gefunden. Sie durfte wieder laut Ärzten nachhause, es gehe ihr gut obwohl ich Bedenken anmeldete. Zwei Wochen später rief mich ihre Psychologin während einer Sitzung an ich müsse sofort kommen, es bestehe Gefahr in Verzug, sofort wieder in die Psychiatrie. Da sie sie nicht wieder gleich heimschicken durften blieb sie diesesmal für zwei Wochen, wieder andere Ärzte und Psychologen. Nach zwei Wochen wieder das Gleiche, es gehe ihr gut sie darf nachhause. Ich wieder Bedenken angemeldet aber laut Ärzten natürlich wieder unbegründet. Zwei Wochen später nahm sie eine Tablettenüberdosis, der schlimmste Tag in meinem Leben. Ich hab sie noch gefunden, sie hat mir noch gesagt was sie alles geschluckt hatte und dann kam schon der erste Krampfanfall und ich dachte sie stirbt mir jetzt unter den Händen weg. Ich war mit ihr und ihrer kleinen Schwester alleine zuhause, mein Mann war auf Schicht. Unglaublich großes Trauma, auch für die Schwester. Erst nach 48 Stunden konnte Entwarnung gegeben werden da aufgrund der großen Giftmenge jederzeit ein multiples Organversagen auftreten konnte. Wieder Psychiatrie, ein leises Eingeständnis des Oberarztes dass er sich wohl hat täuschen lassen von meiner Tochter. Da ich mit dem ganzen Stress nicht mehr umgehen konnte war ich auch selbst für zwei Wochen in der Erwachsenenpsychiatrie auf dem gleichen Gelände. Eine Katastrophe für meine kleine Tochter, später kamen wir mit psychologischer Hilfe darauf dass sie glaubte ich will mir auch das Leben nehmen weil gleiches Krankenhaus wie große Schwester. Kleine Schwester natürlich auch in psychologische Hilfe gegeben. Meine Große war diesesmal sechs Wochen in der Kinderpsychiatrie aber nur weil ich mich geweigert habe sie nach drei Wochen wieder mit nachhause zu nehmen. Warum? Keine Kraft mehr, gewusst dass sie wieder versucht allen was vorzuspielen... Als sie gemerkt hat dass ich sie diesesmal nicht gleich nachhause hole hat sie endlich begonnen in er Klinik mitzuarbeiten. Als sie wieder zuhause war wollte sie von Psychologen und Psychiatern nichts mehr wissen, ich habe sie zur Psychologin gezwungen, doch sie gab auch relativ schnell auf, wenn das Kind nicht mitarbeitet hat alles keinen Sinn. Gut, aber zum Psychiater musste sie aufgrund der starken Medikation weiter gehen. Dort hab immer nur ich geredet, sie wollte nicht und war auch nicht dazu zu bewegen. Noch dazu nahm sie wegen der Medikamente stark an Gewicht zu. Mit unglaublich Bauchweh auf den Schulstart gewartet, kam leider so wie ich es fast erwartet hatte, sie wurde bei den Projekttagen ausgeschlossen, keiner kann/will mit der Verantwortung umgehen sie ein paar Tage in Obhut zu nehmen. Wieder schwerer Schlag für meine Tochter, aber sie hat sich damit nach zwei Tagen abgefunden. Immer wieder Auf und Ab´s. Dann wurde ich ungeplant schwanger und sie tickte wieder aus. Drohte sich was anzutun usw. Nach der ersten schweren Zeit hat sie sich auch damit abgefunden. So haben wir uns die letzten Monate immer durchgeschlagen, mal oben mal unten. Sie weigerte sich die Medikamente weiterzunehmen, der Psychiater gab sein ok dass wir es probieren aufzuhören. Seit zwei Monaten ist sie Medikamentenfrei, seitdem ritzt sie sich wieder. Aber nicht bei den Pulsadern und sie versichert auch immer wieder sie will sich nichts mehr antun, weiß halt leider nicht anders mit Stress umzugehen. Gesehen und gelernt hätte sie genug Techniken in der Klinik aber sie greift immer wieder zum Ritzen. Seit Ende Jänner wird sie von einem älteren Schüler bedrängt, er droht immer sie zusammenzuschlagen, er hat angeblich Bilder ihres Selbstmordversuches (sie hat damals Freunden über WA Bilder und Abschiedsbrief geschickt) und droht sie damit wieder in die Psychiatrie zu bringen, er lässt über Mitschüler die schlimmsten Sachen ausrichten, er bedrängt sie am Telefon mit Anrufen über WA, er sagt und schreibt sie soll sich doch endlich umbringen gehen usw. Das Schlimme daran ist dass er derzeit der feste Freund einer "Freundin" ist und dadurch überhaupt keine Ruhe einkehrt. Angeblich hat auch meine Tochter Schuld dass sich ihre Freundin ritzt blablabla. Sie ist nur mehr die fette Kuh oder schlimmer, obwohl ihr Gewicht jetzt wieder ohne Medikamente rapide runtergeht (die Dünnste war sie aber nie). Schule ist eingeschaltet, die verlangen aber dass sich meine Tochter wieder mit der "Freundin" verträgt obwohl auch sie sie schon beschimpft hat. Mein Kind hat aber leider auch ein Händchen für solche "Freunde". Polizei weiß auch Bescheid, nur Anzeige haben wir noch keine erstattet, wir warten diese Woche noch ab ob sich was verändern wird. Jetzt sitz ich da, bin in der 18 SSW, absolut hilflos, werde nur von Albträumen geplagt, meine Hormone schütteln mich durch, ein Weinkrampf kommt nach dem Anderen weil ich nicht weiß wie ich ihr helfen kann und Angst habe dass sich alles wieder wiederholt oder sie es diesesmal wirklich vollendet. So will ich mich aber meiner Tochter nicht präsentieren, schließlich muss ich die Starke für uns sein. Jetzt war ich zwei Monate rauchfrei aber diese WE ging wieder alles drunter und drüber...Ich bin natürlich selbst in psychiatrischer und psychologischer Hilfe, habe in einer Stunde wieder einen Termin... Keine Ahnung was ich mir eigentlich erwarte, sorry für mein Geheule, alles Sch...

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Hat Deine Tochter schon einmal geäußert, dass sie nicht mehr bei euch leben will? Wäre eine Wohngruppe in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt denkbar? Im Moment sehe ich bei euch ganz ganz schlechte Aussichten für die Kleine, in eine Normalität zu gelangen. Sie sieht das neue Baby als Feind, als Konkurrent an, die nächste Katastrophe steht sicher bald vor der Tür.
Wenn Du ehrlich bist, ist Dir und Deinem Mann die Situation schon längst über den Kopf gewachsen, die Schwangerschaft verkompliziert sie ganz sicher. Da ist es keine Schande einzugestehen, dass man nicht mehr weiterkommt.
Das ist das Einzige, was mir zu dieser mehr als schlimmen Situation einfällt.Ich wünsche euch wirklich alles Gute. LG Moni

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So hart es klingt, und ich weiss leider sehr genau wovon ich rede, ich würde mir die Verantwortung vermutlich nicht länger aufhalsen. Lieben heisst auch loslassen können, abgeben können.
Wurde deine Tochter diagnostisch quasi auf den Kopf gestellt? Kann eine organische Ursache, eine Mangelerscheinung oder sexueller Missbrauch ausgeschlossen werden? Da sie am Rande der Pubertät steht, der ideale Zeitpunkt dafür, dass solche Dinge mabnifest werden.
Wenn diagnostisch noch irgendwelche Lücken sind, würde ich dafür kämpfen, dass diese geschlossen werden.
Die Verantwortung was Aufsicht/Betreuung anbelangt würde ich jedoch abgeben, dass eine massive Eigengefährdung von ihr ausgeht ist erwiesen, wer kann eine zusätzliche Fremdgefährdung ausschliessen?

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Hi, danke für die ersten Antworten. Natürlich besprechen wir als Erwachsene das Thema betreutes Wohnen, ein paar mal hab ich auch mit meiner Tochter vorsichtig darüber gesprochen ob ihr vielleicht räumliche Trennung helfen würde. Es kommt immer ein ganz klares Nein, sie würde sich nur abgeschoben fühlen. "Mögt ihr mich jetzt auch nicht mehr" ist eine der häufigsten Gegenfragen zu dem Thema. Und ich glaube ich würd es auch nicht schaffen sie "her zu geben". Es war die Trennung in den Wochen der Psychiatrie schon anstrengend genug, voll von Selbstzweifeln usw. Richtig glücklich bin ich mit keiner Diagnose die bei ihr gestellt wurde, es waren auch einige. Mittelgradig depressiv ist eine der wenigen die immer gleich blieb, mal hat es geheißen es geht ihr zu gut deswegen hat sie keine Perspektive im Leben, dann war sie manipulativ, dann war die ewige Eifersucht auf ihre Schwester ein ausschlaggebender Grund, dann wenig bis gar kein Selbstwertgefühl, schlechtes Körperbild, dann hatte sie eine dysfunktionale Störung ihrer Sozialkompetenzen usw. Wenn man sich jedoch jeden einzelnen Befundbericht genau durchliest war sie laut Ärzten immer kommunkiationsbereit, kümmerte sich aufopferungsvoll um noch jüngere Mitpatienten, sogar die schwierigen Fälle wurden lieber zu ihr auf die Station verlegt weil sie die Einzige war die sich zu verteidigen und durchsetzen wusste. Aber das Ganze ging nicht spurlos an ihr vorbei, an manchen "harten" Jungs hat sie auch heute noch zu knabbern. Damals suchte ich das Gespräch mit den Stationspflegern dass sich meine Tochter sehr unwohl fühlt, sie wurde kurzzeitig verlegt, der Arzt hat aber so auf sie eingeredet dass sie freiwillig wieder auf die alte Station gewechselt hat. Von wegen sie ist die Einzige die das gebacken kriegt usw... Klar wurde auch in Richtung sexuellen Missbrauchs "nachgesehen" laut ihr und auch laut Ärzten aber absolut kein Thema. Das einzig greifbare was wir haben ist ihr Hormonstatus der laut Ärzten der einer ausgewachsenen Frau entspricht aber ihr geistiges Niveau ihrem Alter entsprechend ist. Dadurch ergibt sich bildlich gesehen eine unglaublich große Kluft die anders als bei normal pubertierenden Kindern ist. Und laut Ärzten wissen wir erst wenn sie zwischen 18 und 20 ist dass sie diesen Berg geschafft hat, vorher muss ich jederzeit mit dem Schlimmsten rechnen. Ganz toll, oder? Der Arzt meinte im O-Ton zu mir: Wenn sie 18 ist hat sie es geschafft aber ob sie überhaupt 18 wird weiß keiner. Auch ihre Psychologin meint sie jetzt aus der Familie rauszunehmen würde ihr erst recht den Boden unter den Füßen wegziehen. Die Sache mit dem Baby ist auch eine eigene, laut ihrer Psychologin ist alles im grünen Bereich, ich brauch mir keine Sorgen machen. Es war nur die erste Schockreaktion die sie so austicken hat lassen. Ich hab im letzten Jahr so viele Meinungen gehört dass ich selbst nicht mehr weiß wo mir der Kopf steht....

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Hallo,
wir haben auch einiges mitgemacht mit meiner Tochter.
Irgendwann kam ich an meine Grenze und habe klar gesagt, dass ich die Betreuung SO nicht weiterhin leisten kann.
Erst dann kam wirklich Bewegung in die Sache. Meine Tochter hat sich für einen erneuten stationären Aufenthalt entschieden, hat wirklich gut mitgearbeitet und macht endlich deutliche Fortschritte.
Es geht nicht ums abschieben, sondern darum, was das beste für das Kind ist. Und mir ist irgendwann klar geworden, dass das nicht zwingend ich bin.
Außerdem haben wir Jugendhilfe (Eingliederungshilfe zum Schutz vor seelischer Behinderung) beantragt.
Entschuldige, dass ich mich so kurz fasse, aber ich mag öffentlich nicht mehr ins Detail gehen.
Falls du Fragen hast oder dich einfach ausweinen willst, schreib mir gerne über die VK.
Lg, mokli

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Hallo Sternchen,


ich kann verstehen das dir die ganze Situation die letzten Kräfte raubt und du am verzweifeln bist.

Ganz möchte ich das Thema Missbrauch nicht ausschließen. Selbst wenn die Ärzte nichts feststellen konnten.

In einer Aussage von dir kann ein Hinweis sein:

" Mit unglaublich Bauchweh auf den Schulstart gewartet, .."

Das könnte auf Probleme in der Schule hinweisen.

Versuche mal zurückzuschauen. Gab es es eventuell ca 1- 2 Jahre bevor die die Veränderungen bei deiner Tochter aufgefallen sind Veränderungen in eurem Umfeld. Eventuell können dort mögliche Ursachen zu finden sein.


Fg blaue-Rose

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Das ist echt heftig, da bist du aber extrem gefordert.
Die Schule spinnt wohl - da würden bei mir alle Alarmglocken angehen. Erstatte Anzeige und Schreiben an das Schulamt. Schon mal über einen Schulwechsel nachgedacht und mit deiner Tochter darüber gesprochen.
Evtl. liegt da ja doch eine Ursache, neben den Hormonen. Ist bereits ein Jugend Endokrinologe hinzugezogen?

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Wie wäre es denn mit einem Neustart in einer neuen Schule?
Selbst wenn die Lehrer von vorne anfangen und ihr eine neue Chance geben, die anderen Schüler tun das oft nicht. Für die ist deine Tochter die, die in der Klapse war. Die, die sich ritzt. Die, die versucht hat sich um zu bringen (und bei manchen vielleicht auch die, die zu doof war sich um zu bringen weil es zum Glück nicht geklappt hat).
Wenn sie nie die dünnste war, wurde sie früher schon geärgert wegen des Gewichts?
Ihr müsst es schaffen das sie versteht das ihr sie durch Klinikaufenthalte, Psychologin, Psychiater... und auch evtl Wohngruppe oder Schulwechsel etc. nicht bestrafen wollt sondern das ihr das alles mit ihr durchsteht weil ihr sie liebt und ihr helfen wollt.
Ein Freund meines Sohnes hat sich auch lange verweigert, er dachte "Weil andere mir was getan haben werde ich bestraft", egal ob ambulant, Stationär, Medikamente......er hat alles abgeblockt und abgelehnt. Seit er eingesehen hat das es ihm helfen kann mit dem erlebten klar zu kommen usw. macht er wirklich mit bei den Therapieen und öffnet sich und seit dem geht es auch deutlich bergauf. Bis er das eingesehen hat war es aber ein verdammt harter Weg für die ganze Familie.

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Hallo! Was macht deine Tochter denn in ihrer Freizeit? Hat sie da verantwortungsvolle Aufgaben? Vielleicht wäre es was für sie im Tierheim zu helfen oder ist ein Pferdehof in der Nähe? Das sie sich gebraucht fühlt.

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Hallo,

eine neue Schule halte ich auch für die beste Alternative, damit sie einen neuen Anfang machen kann.
Für mich klingt das schon danach, als seien Mitschüler zumindest Teil des Problems, wenn nicht sogar die Ursache. Und die Lehrer sind dort zwar offenbar bemüht, aber letztendlich auch keine Hilfe.
Kinder geben häufig nicht zu, wenn sie gemobbt werden, weil ihnen das peinlich ist.
Wenn Deine Tochter über WhatsApp bedroht wird, soll sie WhatsApp löschen. Mit Freunden kann sie anders kommunizieren.
Vielleicht kann man die Anrufe auch aufnahmen und Anzeige erstatten?
Eine Freudin, deren Freund einen tyrannisiert, ist keine Freundin. Auch das solltet Ihr Deiner Tochter klar machen.

Ich spinne jetzt mal ein bisschen herum, aber wäre es vielleicht denkbar, dass Ihr als Familie ein Jahr ins Ausland geht?
Einfach, damit Ihr alle mal raus aus dieser verfahrenen Situation kommt?

LG

Heike

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Hi zusammen, natürlich haben wir auch das Thema Schulwechsel durch. Laut Psychiater aber wenig sinnvoll, gibt keine Garantie ob es woanders besser wenn nicht sogar schlechter wird.... Sie will auch nicht wechseln. Jetzt haben wir noch 1,5 Jahre, die versuchen wir durchzuziehen. Aber diese Hintertür ist natürlich offen. An ihrer derzeitigen Schule sind die Lehrer schon bemüht, es ist auch gar kein Problem wenn sie wieder mal 1-2 Tage Auszeit braucht. Die Situation mit den Mitschülern kann ich nicht bewerten, laut meiner Tochter aber alles ok. Während ihrer stationären Aufenthalte bekam sie sehr viele mutmachende Briefe ihrer Schulkollegen zugesandt. Beim Thema sinnvolle Freizeitbeschäftigung haben wir auch einiges durch, sie machte zwei Jahre lang Kampfsport, spielt Klavier, ging jetzt als Therapiemaßnahme auch Voltigieren, wurde von Mitschülern eingeladen Handball im Verein zu trainieren.... Aber derzeit blockt sie wieder alles ab, zuviel Stress mit dem Lernen. Nun gut, ich versteh auch wenn man erst gegen 15 Uhr nachhause kommt und noch Hausaufgaben zu erledigen hat dass man irgendwann Ruhe haben will. Vor allem in ihrer Situation. Aber Möglichkeiten hätte sie wirklich viele. Es ist halt alles irgendwie total verfahren, heute und gestern ging es ihr wieder blendend dass ich mir denke wir sind auf einem guten Weg. Aber ich weiß fast genau so sicher dass wir in spätestens zwei Wochen wieder alle am Boden liegen und vor Sorgen "rotieren". Liebe Grüße