Sohn (12) chronisch unzuverlässig - was tun?

Mein Sohn (12) ist, was das Einhalten von Zeiten angeht, zu denen er zu Hause sein soll, chronisch unzuverlässig.

Das ist schon länger so, wenn er sich verabredet, möchte er am liebsten gar nicht mehr nach Hause ... Wir lassen ihm da schon Freiheiten, aber ich möchte natürlich, dass er gemeinsam abgesprochene Zeiten einhält. Heute zB wollte er nur kurz zu einem Freund, wir haben dann noch kurz telefoniert, dass er rechtzeitig zum Musikunterricht aufbricht. Das hat er auch zugesagt, aber bei der Musikschule ist er nicht angekommen, bei seinem Freund ist niemand zu Hause, und per Handy kann ich ihn nicht erreichen. Ich bin wirklich wütend, dass er sich einfach nicht meldet, und mache mir auch etwas Sorgen, auch wenn ein 12-Jähriger ja nicht so leicht verloren geht. Am Wochenende ist genügend Zeit für Verabredungen, aber freitags zwischen Schule und Musikschule halt nicht. Ich hab auch keine Ahnung, wo er sonst sein könnte, und das Wetter draußen ist ja nicht gerade prickelnd.

In der Vergangenheit haben wir es so gehandhabt, dass er sich für solche Überschreitungen danach einmal nicht verabreden durfte - aber das scheint nicht zu wirken. Er verspricht dann immer, dass er sich meldet, wenn was dazwischenkommt oder er länger bleiben möchte, und ein-, zweimal klappt das auch, dann aber wieder nicht.

So wirklich verstehe ich auch nicht, warum das Einhalten solcher Absprachen ihm so schwer fällt - er empfindet es auch nicht so, dass er weniger darf als andere.

Sorry, ist etwas lang geworden, aber ich bin sauer und etwas besorgt. Über Denkanstöße freue ich mich!

Liebe Grüße
Anja

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Was ist denn Ihrer Meinung nach die Ursache für dieses Verhalten? Also vergisst er diese Dinge (Zeiten; sich melden etc.) im kindlichen Eifer des Gefechts dann einfach? Ist das eher ein ganz bewusstes: „Auf Musikschule hatte ich jetzt keinen Bock. Schalte ich lieber mal das Handy aus, damit Mama mir nicht auf den Sack geht. Den ärger zu Hause deswegen schluck ich dann einfach runter oder - dann waren zufällig mal wieder die Akkus leer“?

Ich hatte jetzt beim lesen Ihres Beitrages eher den Eindruck, dass es letzteres sein dürfte. Zu wenige Freiheiten zu haben muss ja nicht heißen, nicht trotzdem das gleiche zu dürfen, als andere Kinder in dem Alter auch. Zu wenig Freiheiten zu haben könnte ja z.B. auch heißen, als 12-Jähriger eine Mama zu haben, die nicht loslassen kann und daher das Teenie-Handy als Ersatz-Nabelschnur zweckentfremdet. Also mir selbst wäre das mit 12 z.B. schon unangenehm gewesen, wenn ich kurz bei einem Freund bin und Mama dann nochmal anruft, um mich an den Musikunterricht zu erinnern oder ich bei jeder kleinsten Planänderung die sorgende Mama anrufen soll oder auch einfach, nicht mal den Musikunterricht schwänzen zu können, ohne das in der ganzen Stadt die Telefone und mein Handy klingeln, weil Mama sich Sorgen macht.

So hatte ich jetzt jedenfalls ihren Beitrag wahrgenommen, dass das Problem so ein Neu-Modernes Problem sein könnte, als 12-Jähriger Mama irgendwie ständig in der Hosentasche zu haben, und, so toll ein Handy/Smartphone in dem Alter auch sein mag, so nervig kann das Teil ja auch werden, wenn Mama da zu häufig anruft oder angerufen werden möchte und die gewonnen Freiheiten eigentlich gar keine sind, da Mama einen in der Hosentasche ständig begleitet.

Ansonsten würde ich jetzt erstmal warten, bis er wieder zu Hause ist und dann mal eruieren, was los war. Also es wird ja schon einen Grund geben, warum er sich so verhält. Und wenn man den mal kennt, ist die Lösung m.E. wesentlich naheliegender. Nur Musikunterricht zu vergessen, wo man noch kurz vorher von Mama dran erinnert wurde und dann ein leeren Akku gehabt zu haben und auch überhaupt kein Telefon zum anrufen gefunden zu haben und dann auch noch die Uhrzeit vergessen zu haben … das scheinen mir jetzt ein paar Zufälle zu viel zu sein. Vielleicht löst Verabredungsverbot einfach auch nicht jedes Problem, was man als 12-Jähriger haben könnte und bei "gemeinsamen zeitlichen Absprachen" lag bei meiner Frau und meinem Sohn in dem Alter die Gemeinsamkeit auch eher dabei, dass der eine immer dachte :-[#augen#aerger, aber irgendwann trotzdem nicht mehr #bla machte, obwohl eigentlich immer noch #wolke.

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Also, der Sohn ist wohlbehalten wieder zu Hause, und die Ursache für sein Verhalten ist schon weitgehend: "Ich wollte gern bei meinem Freund bleiben, so Bock auf die Musikschule hatte ich nicht, und schon gar nicht auf Ärger mit Mama"

In meinem Post kam das jetzt so rüber, als würde ich dauernd meinem Sohn hinterher telefonieren und ihm abverlangen, mich über jede kleine Planänderung zu informieren. Das ist nicht so mein Ding, eigentlich rufe ich nur an, wenn er überfällig ist, im konkreten Fall wollte er eigentlich ja zwischendurch nach Hause, wo er aber nicht war. Zum Zeitpunkt meines Anrufs hätte er schon zur Musikschule beamen müssen, um da pünktlich zu sein ...

Dieses "die Kurve kriegen" fiel ihm schon immer schwer, so dass er dann eben nicht 30 Minuten, sondern drei Stunden später heim kommt. Wir leben zwar in einer recht beschaulichen Stadt, aber auch dort gibt es Orte, an denen auch ich abends nicht alleine auf einen Bus warte, und manchmal weiß ich auch gar nicht, wo oder mit wem mein Sohn unterwegs ist (außer, dass er nicht zu Hause ist).

Das mit dem "gemeinsam verabredet" ist bei uns vielleicht schon so ähnlich wie von Ihnen beschrieben ;-) Mutter redet, dass es um 19:00 Uhr Essen gibt, Sohn denkt sich, dass es bei x doch viel spannender ist, es dort auch gut schmeckt und es nur Ärger gibt, wenn er widerspricht ...

Das mit der "Nabelschnur" lasse ich mir schon noch mal durch den Kopf gehen, und natürlich ist ein Verabredungsverbot nichts wirklich Konstruktives. Dennoch denke ich, dass mein Sohn nicht einfach so machen kann wie er will ...

Liebe Grüße
Anja

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>und natürlich ist ein Verabredungsverbot nichts wirklich Konstruktives.
>Dennoch denke ich, dass mein Sohn nicht einfach so machen kann wie er will ...

Aber verdrängt das nicht gerade das - eigentlich - völlig Offensichtliche? Zum einen natürlich, dass er da gestern schon gemacht hat, was er wollte; scheinbar auch nicht zum ersten Mal. Und vor allem auch, dass man mit 12 schon ziemlich genau erahnen kann, wie die Explosion zu Hause aussehen wird, wenn man so eine Aktion reißt. Und trotzdem (vielleicht sogar: gerade deshalb) tut er es, obwohl die Karten offen auf dem Tisch liegen und die Rollenverteilung klar ist. Das muss Sie doch irgendwie irritieren, wenn Sie in einem Atemzug schreiben, dass das jetzt die Reaktion sein muss, weil er sonst ja machen würde, was er wollte… denn mE sind Sie gerade genau da angekommen. Die Frage müsste doch eher lauten, wie man überhaupt da hingekommen ist, um es in Zukunft anders zu machen. Denn der Weg in diese Situation rein kennen Sie doch jetzt.

Denn momentan ist das ja eher eine stillschweigende Abmachung, dass er solche Aktionen reißen darf, wenn er dann im Gegenzug seine Konsequenz(en) erträgt. Und da sich Mama dann immer mehr veräppelt fühlt, weil sich Sohnemann dann auch tatsächlich an diese stillschweigenden Abmachungen hält, wird der Konsequenzenrucksack mit der Zeit immer schwerer werden. Vielleicht wird es so ja auch irgendwann „besser“, wenn die Konsequenzen plötzlich so schwer wiegen, dass er es dann doch plötzlich sein lässt. Nur ich sehe da einfach die Gefahr, dass da auch einfach - erstmal - die Aktionen ihres Sohnes noch steigen könnten. Das kann doch für alle Beteiligten irgendwie nicht gesund sein.

Zumal … ich fand die Situation gestern in Ihrem Beitrag dermaßen offensichtlich … ich meine … in der Situation müssen wir doch selbst in dem Alter alle mal gesteckt haben, irgendeine „Verpflichtung“ gehabt zu haben, die man plötzlich nicht wahrnehmen möchte, weil man lieber mit einem Freund abhängen will. Aus die Nummer kommt man doch in dem Alter nicht mehr raus, weil alle Beteiligten doch wissen, wie der Telefonverlauf von: „Mama, darf ich heute mal den Musikunterricht schwänzen? Ich möchte viel lieber mit Paul spiele.“ verlaufen würde … da ticken dann ja doch alle Eltern irgendwie gleich. Von daher finde ich die Ausgangssituation jetzt gar nicht mal dramatisch, sondern nahezu altersgerecht.

Und auch die Lösung, die einem da mit 12 Jahren einfällt … ich kann doch nicht der Einzige sein, der mit 12 Jahren genau auf die gleiche Lösung gekommen wäre: „Dann schwänze ich das ausnahmsweise mal“. Ich hatte es da in dem Alter auf Grund meiner Freiheiten nur wesentlich einfacher … ich musste nur aufpassen, dass mich niemand sieht, der wusste, dass ich doch jetzt eigentlich beim Training sein müsste. Ihr Sohn hat vorher schon den: „Bist du denn auch wirklich pünktlich losgegangen?“-Anruf bekommen (und damit hat doch die ganze Tragödie erst ihren lauf genommen), und dann wusste Mama auch noch, dass er gar nicht beim Musikunterricht ist, also hätte - während ihr Sohn eigentlich Musikunterricht gehabt hätte - sein Handy geklingelt, womit einem spätestens dann auch mit 12 Jahren klar sein muss, dass man jetzt in der Patsche steckt. Da hatte ich es viel einfacher … ich wäre einfach abends zur üblichen Zeit nach Hause gekommen, wäre der Frage, wie das Training war, mal vorsichtig ausgewichen (hätte mich dabei total beschissen gefühlt, weil es ja doch irgendwie falsch war) und hätte in der nächsten Woche dem Trainer gesagt, dass ich krank war (wobei ich mich wieder total beschissen gefühlt hätte). Vielleicht erzieht ma sich da manchmal auch selbst? Das erschien mir jetzt irgendwie besser, als, dass Mama sich da sorgen macht, Mama sich da schlecht fühlt, weil es da schon wieder ein #wolke gab und ihr Sohn wütend auf Mama ist, weil man mal wieder von Mama „bestraft“ wurde, obwohl man doch eigentlich gar nichts dafür konnte. Zumal man dann auch noch Angst vor Mamas Donnerwetter hat und alles sich noch mehr verzögert.

Was waren denn die anderen Situationen, wo das mal vorgekommen war? Also waren das auch so „kurzzeit-Dinge“ i.S.v. „Okay, kurz zu deinem Freund, dann wieder nach Hause, dann zum Musikunterricht“. Ich muss gestehen, dass ich das in dem Alter gar nicht mehr kenne. Wir hatten da Abends einfach eine Uhrzeit, bis zu der er sich spätestens mal gemeldet haben sollte, abgemacht und so tagsüber ist unser Sohn eigentlich unter unserem Radar geflogen und hat sich wie ein normaler 12-Jähriger verhalten. Auch so „seine Termine“ wie Training o.ä. lagen da schon länger in seinem alleinigen Verantwortungsbereich. Zu Freiräumen gehören nun mal auch Verantwortungen. Vor allem auch die Freizeitgestaltung nach Schule und bis zu dieser abendlichen Uhrzeit lag in seinem Ermessen: Ich meine, wer kann besser entscheiden als der betroffene 12-Jährige, ob sich Freitags (oder sonst wann) zwischen Schule und Musikunterricht noch irgendwas lohnt? Also das erscheint mir einfach keine altersgerechte Problemstellung mehr zu sein, die die Mutter eines 12-Jährigen Jungen schreiben muss.

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Hallo

Verstehe ich das richtig

aber bei der Musikschule ist er nicht angekommen, bei seinem Freund ist niemand zu Hause, und per Handy kann ich ihn nicht erreichen. Ich bin wirklich wütend, dass er sich einfach nicht meldet, und mache mir auch etwas Sorgen,

du sitzt in aller Ruhe am PC und Dein Sohn ist weder in der Musikschule angekommen noch ist sein Freund zu Hause?

Als erstes würde ich mich darum kümmern wo mein Sohn ist und nicht am PC hocken. Nur Sorgen machen reicht da nicht aus.

Kaufe deinem Kind eine Uhr mit Wecker und wenn der angeht muß er losgehen. Klappt das nicht mußt Du ihn eben abholen wie ein Kleinkind oder er muss zu Hause bleiben.

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Mein Sohn ist 12, nicht 6. Er hat nicht vergessen loszugehen, sondern er wollte nicht. Vergesslich ist er zwar auch, aber die Uhr kann er lesen und einen Timer auch einstellen ...

Abholdienst von der Schule, wenn das nicht klappt? Nicht ernst gemeint, oder?

Im übrigen ist er wohlbehalten heimgekommen, die Jungs waren tatsächlich draußen gewesen. Nach einer Standpauke meinerseits hat er sich schnell auf sein Zimmer verzogen.

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Hallo

Dein Sohn hält sich nicht an die Regeln und sowas hat bei uns Konsequenzen zur Folge.Also wenn ich Dich richtig verstehe hat er Musikschule geschwänzt und blieb bei seinem Freund.
Übers Handy war er nicht zu erreichen, er weiss schon warum

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Hallo,

ich würde ihm als erstes die verpasste Stunde vom Taschengeld abziehen. Ich weis jetzt nicht was seine Musikschule kostet aber beim Geigenunterricht meiner Tochter wäre ich auch wegen der Kosten extrem sauer wen sie den schwänzen würde.

Bei meiner Tochter würde es ziehen wen sie "zahlen muss". #schein

LG dore

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Ja, für die Flötenstunde wird er zahlen - mich ärgert natürlich auch, dass quasi umsonst gezahlt wurde.
Da in Taschengeldentzug nicht so wirklich schmerzt, darf er an diesem Wochenende zwei Stunden arbeiten, also Aufgaben verrichten, die nicht zur normalen Mithilfe gehören. Das hat in der Vergangenheit auch schon ganz gut gewirkt.

Liebe Grüße
Anja

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3 Stunden zu spät kommen sind keine Kleinigkeit. Hinzu kommt, dass er die Musikstunde geschwänzt hat.

Das Problem ist, dass Dein Sohn anscheinend immer mit allem durchkommt. Er muss dann zwar arbeiten, bekommt eine Standpauke, Hausarrest oder so, aber die Strafen scheint er in Kauf zu nehmen, um nicht das machen zu müssen, worauf er keine Lust hat. Sein Verantwortungsgefühl müsste angesprochen werden. Gleichzeitig würde ich ihm sein Verhalten unmöglich machen, indem ich mich ins Auto setze und ihn bei seinem Freund abhole oder die bekannten Sportplätze absuche, oder wo auch immer er sich sonst gerne aufhält, sollte er nur 10 Minuten zu spät sein.

Passiert so etwas noch einmal, würde ich ihn nicht mehr vor den Musikstunden oder seinen anderen Verpflichtungen weg lassen und ihm das auch so ankündigen.

Außerdem würde ich nachfragen, ob er die Musikstunden nicht mag. Sollte das der Fall sein, würde ich sie ihm erlassen.