Ausbildung oder Abitur?

Hallo,
ich habe drei Kinder. Mein ältester Sohn wird im August 15 Jahre alt. Er besucht (durch frühes Einschulen und Überspringen) schon die 10. Klasse des Gymnasiums. Eigentlich hatte er immer vor, Abi zu machen und hinterher zu studieren, da er super Noten auf dem Zeugnis hat. Ich war es, die dann in der Zeitung eine Stellenanzeige gesehen hat. Es wurde ein Auszubildender als Fachinformatiker gesucht. Da meinem Sohn Naturwissenschaften liegen und er in Informatik, Mathematik und Physik eine 1 auf dem Zeugnis hat, habe ich ihm geraten, sich doch einfach mal zu bewerben, um zu sehen, ob er genommen werden würde!

Es kam dann eine Einladung zum Vorstellungsgespräch. Dieses wurde komplett in Englisch gehalten und mein 14-jähriger Sohn hat die wohl so beeindruckt, dass er danach zu einem Praktikum eingeladen hat. Hier habe ich ihm auch empfohlen, dies zu machen, denn er könne ja was lernen und Informatik macht ihm auch Spaß.

Jedenfalls bekam er dann eine Zusage und jetzt sitzen wir in der Zwickmühle.

Einerseits ist er sehr stolz, dass er diese Ausbildung bekommen hat und hat eigentlich auch schon zugesagt, dass er sie machen wird. Wer bekommt schon nach nur einer einzigen geschriebenen Bewerbung sofort einen Ausbildungsplatz? Andererseits bekomme ich von allen Seiten Vorwürfe, warum mein Kind denn nicht das Abitur macht!

Was würdet ihr machen. Ich denke, er würde das Abitur sicher locker schaffen. Aber ob er dann wirklich studieren wird, wissen wir noch nicht. Eigentlich haben wir überlegt, dass er nach der Ausbildung ja wieder zur Schule gehen könnte (er ist dann noch keine 18), aber ob er das dann auch tun wird, nachdem er 3 Jahre lang schon Geld verdient hat.

Ich würde gerne mal möglichst viele Meinungen hören!

Ausbildung oder Abitur????

Vielen Dank

urbani

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Ganz ehrlich? Ich finde es sehr bedauerlich, dass du deinen Sohn dahingehend beeinflusst hast, darüber nachzudenken, nicht das Abitur zu machen.

Und nun "habt ihr den Salat". Und wisst nicht mehr, was richtig oder falsch ist. Abitur später (nach Ausbildungsende) zu machen ist viel mühsamer als im Rahmen der normalen Schullaufbahn.

Mein Sohn macht selbst nächstes Jahr Abi und NIE im Leben hätte ich ihm in der 10. Klasse einen Floh ins Ohr gesetzt, dass man ja auch -statt des Abiturs- trotz exzellenter Noten und Chancen, abbricht und eine Ausbildung beginnt.

Dein Sohn hätte doch erst Abitur machen können und dann, wenn die Entscheidung ansteht Ausbildung vs. Studium, über adäquate Ausbildungen nachdenken.

Ich würde ihn Abi machen lassen.

LG
Christina

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Ich persönlich muss sagen, das dein Sohn sich glücklich schätzen kann die möglichkeit einer Ausbildung zu haben, denn heutzutage weiß man ja nicht mal ob man mit Abi oder Studium überhaupt was bekommt.

Ich würde deinem Sohn raten die Ausbildung anzunehmen und dann einmal über Fernabi nachzudenken, das kann er dann parallel zur ausbildung machen.

Zum anderen bieten viele Unternehmen ein Studium an um in dem Betrieb weiter aufzusteigen, vielleicht hat er auch die Möglichkeit

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Hallo,


Deine Idee finde ich gut.

Zumal der Junge offenbar sehr schnell lernen kann, sind Ausbildung und Abi parallel vielleicht gar nicht so schlecht.


Ich denke nicht, dass eine gute Ausbildung eine schlechtere Ausgangsposition ist als Abi.

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Danke schön!

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Hallo Urbani,

ich würde die Entscheidung (die letztlich Dein Sohn für sich treffen muss, da er sie tragen muss) nicht ausschließlich von den Noten ableiten, sondern überdenken, was für ein Typ er ist und wie er sich damit fühlen würde. Zum Studium gehört nicht nur ein gutes Abi, er muß in der Lage sein, sich selbst zu organisieren und motivieren. Dass muß er jetzt noch nicht können, aber es sollte absehbar sein, dass ihm das in einiger Zeit zuzutrauen ist.
Andererseits ist zu überlegen, bei aller verständlicher Sorge über den Ausbildungsmarkt, ob es sinnvoll ist, ihn auf eine Stelle zu setzen, für die er möglicherweise überqualifiziert ist. Dass der Arbeitgeber ihn mit Kusshand nimmt, ist verständlich. Wenn man einen smarten Azubi finden kann, muß man heutzutage zugreifen. ABER schnell wird sich herauskristallisieren, ob er sich unterfordert fühlt. Und das kann unglaublich demotivierend sein. Vielleicht würde er dann sogar abbrechen und hätte weder Ausbildung noch Abitur.

Dein Sohn ist alt genug für sich zu entscheiden, was er machen möchte. Das ist wichtiger als Vorwürfe von außen und müßt Ihr im Zweifelsfall drüber stehen. Selbst wenn er nach dem Abi nicht studieren möchte, wird auch in 3 Jahren ein Arbeitgeber ihn als guten Azubi erkennen. Ich sehe keinen Grund, warum er schnell zugreifen müsste, nur weil er ein Angebot bekommt. Wenn es aber sein Wunsch ist, stehen ihm nach der Ausbildung jede Menge Wege offen, höhere Bildungsabschlüsse drauf zu setzen. Er schränkt sich eben nur die Auswahl ein.

Wäre es eine Hilfe für Euch, eine Beratung beim BIZ (Berufsinformationszentrum) aufzusuchen? Vielleicht erleichtert das die Entscheidung.

Ich wünsche Deinem Sohn alles Gute. Schreib mal, wie er sich entschieden hat.

Liebe Grüße
Claudia

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Hallo,

Einen Punkt hätte ich da noch.Er ist erst 14 j.Ist er bereit sich dem "schweren"Arbeitsleben zu stellen.
Es ist ja schon ein Unterschied 8 Stunden zu arbeiten oder 8 Stunden Schule.
Mit 15 j nur unter Erwachsenen zu sein?
Ich kenne deinen Sohn nicht und im entdefekt kann nur er diese Entscheidung treffen.

Lg Sabine

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Ich kann mich der Meinung von Christinamarie nur anschließen, ich kann gar nicht verstehen, wie man sein Kind dahingehend beeinflussen kann, nicht das Abitur zu machen. Zumal er sich ja, wenn ich es richtig verstanden habe, erst einmal nur auf die Ausbildungsstelle beworben hat, damit ihr "testen "könnt, ob er genommen würde.
Mein Großer ist fast im selben Alter wie Dein Sohn und besucht die 9. Klasse des Gymnasiums. Da er auch sehr gute Noten hat, hätte er möglicherweise auch keine Probleme einen Ausbildungsplatz nach der 10. Klasse zu bekommen - wer weiß? Für ihn ist es allerdings gar kein Thema, dass er vor dem Abi die Schule verlässt, zumal er noch keine konkreten Vorstellungen davon hat, was er nach dem Abitur machen will. Warum auch? Er hat ja noch ein paar Jahre Zeit, sich dies zu überlegen - genau wie Dein Sohn, denn der hat ja offenbar noch nie konkret den Wunsch geäußert, Fachinformatiker zu werden, sondern hat sich vielmehr darauf beworben, weil Du der Meinung bist, dass er aufgrund seiner Begabungen für diese Branche geeignet sei.
Ich gebe auch zu bedenken, dass Dein Sohn ja nun wirklich noch sehr, sehr jung ist. Beim Vorstellungsgespräch und mit sehr guten Noten zu beeindrucken ist das Eine, aber dem harten Berufsalltag dann wirklich gewachsen zu sein, das Andere. Ich für meinen Teil würde die Ausbildungsstelle absagen, meinen Sohn ein Super-Abi hinlegen lassen und dann darauf vertrauen, dass er genauso problemlos in drei Jahren eine Ausbildungsstelle bekommt - wenn er das denn dann noch will, vielleicht will er dann nämlich doch lieber studieren.

Liebe Grüße
Alexandra (die sich im Nachhinein in den A..... beißen möchte, dass sie nach der 10. Klasse nicht noch weiter zur Schule gegangen ist, um das Abi zu machen.)

Ps. Nicht auf meine Rechtschreibung achten, es ist schon so spät und ich bin hundemüde, wollte aber unbedingt noch meinen Senf dazugeben.

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Ich befasse mich sowohl im Studium als auch beruflich mit Laufbahnplanung.

Grundsätzlich ist es so - da gab es heute morgen auch einen Artikel in der Rundschau - dass man zwar mit einer Ausbildung betriebsintern aufsteigen kann, jedoch die Akademiker irgendwann von der Seite kommen und die Karriereleiter so verstopfen. Das ist dann sehr frustrierend. Hinzu kommt: die Gefahr von Arbeitslosigkeit ist mit Studium geringer.

Außerdem hätte Dein Sohn, wenn er weiter zur Schule geht, mehr Zeit zu reifen und zu sich selbst zu finden, als während einer Ausbildung.

Ich habe meiner Tochter (jetzt 16) klar gesagt: wenn Du Karriere machen willst, insbesondere wenn Du international flexibel sein willst, dann ist ein Studium die besser Wahl. Ich würde sie nicht daran hindern eine Ausbildung im Dualen System zu machen, allerdings würde ich darauf hinweisen, dass dieses (auch und vor allem in Europa) keine wirkliche Zukunft hat.

Und: Eine humanistische Bildung ist ein Wert an sich!

Gruß

Manavgat

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Wenn er jetzt das Abitur macht, hat das den Vorteil, dass er sich auch später für ein Studium entscheiden kann und dann nicht noch lange vorher (Fach)Abi über Abendschule oder Fernlehrgänge nachholen muss. Selbst, wenn er sich nach dem Abi für eine Ausbildung entscheidet, so steht ihm der Weg, ein Studium aufzunehmen, immer offen.

Ich muss übrigens einer meiner Vorrednerinnen widersprechen, die sagte, dass man ja auch mit Studium nicht weiß, ob man was bekommt und deswegen eine Ausbildung besser sei. Die Arbeitlosenquote von Akademikern liegt immer noch deutlich unter der von Fachkräften.

Viele Grüße
SD

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Ehrlich gesagt find ich es ein Verbrechen mit solch verdammt guten Noten nur eine Ausbildung zu machen.....
Mit Abi stehen ihm alle Türen offen und wenn er so eine Bombe in der Schule ist dann wird er das Abi mit sicherheit bestimmt auch mit 1oder 2 machen....die Ausbildung kann er hinterher immer noch machen..
Ich wäre froh,wenn ich so gut in der Schule wäre....Ich zieh mein Abi auf jeden Fall durch,weil ich weiß ich hab mit Abi einfach weit aus mehr Chancen...kann studieren und bin flexibel...

Ich würde deinem Sohn raten auf jeden Fall das Abi zu machen....
Davon mal abgesehen würde meine Mutter mir niemals dazu raten eher eine Ausbildung anstatt Abitur zu machen....
Sie sagt mir immer wieder wie wichtig es ist einen guten Schulabschluss zu haben..Ohne Abi läuft doch heut zu Tage fast nichts mehr...Was ist wenn dein Sohn sich später mal überlegt er möchte das oder das studieren..????Dann darf er erstmal sein Abi nachholen und da wird er dann später bestimmt keine Lust mehr drauf haben...Lieber jetzt hinten dran dann hat "er es weg"

lg....

Ps:überdenke nochmal deinen Tipp die Ausbildung zu machen

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WARUM NICHT BEIDES????????

Eine gute Schulbildung ist nie verkehrt. Je besser der Abschluss, umso mehr Chancen auf eine Ausbildung - vor der Auswahl der Berufe mal ganz abgesehen.

Wo wäre denn das Problem, wenn er sich mit Abi irgendwo bewirbt? Die Möglichkeit zu studieren hat er sein ganzes Leben lang - dank des Abis.

Es steht ihm offen, viel mehr Berufe erlernen zu können als z. B. mit einem Realschulabschluss und sei er noch so gut. UND er hat bei vielen Berufen die Möglichkeit, nachträglich noch ein Studium anzuhängen und damit seine Chancen auf einen tollen Job zu verbessern.

Allerdings solltest du ihm die Wahl lassen ohne ihn zu beeinflussen. Es ist sein Leben, nicht deins. Du kannst ihm raten und mit ihm diskutieren.

Mein Vater hat mir beispielsweise verboten, aufs Gymnasium zu gehen, weil Frauen das ja eh nicht brauchen (ist mittlerweile rund 20 Jahre her), die Chancen, die ich dadurch nicht hatte, möchte ich gar nicht aufzählen. Ich hatte eine Ausbildung zu machen und zwar was, das man als Frau immer brauchen kann - also war ich erst im Hotel ("Da lernst du kochen und aufräumen, so kriegst du wenigstens einen Mann") - als ich wegen einer Handgelenks-OP den Beruf beenden musste, sollte es Sekretärin sein ("Tippsen werden immer gebraucht").

Tja, eigentlich wollte ich Anglistik studieren und Übersetzerin werden - DIESEN Weg hat mir mein Vater mit seinen "Ratschlägen" verbaut - ich bin ihm immer noch sehr "dankbar" dafür. Wer später z. B. über Fernschule ein Abi machen will, zahlt dafür mehrere tausend Euro - ein teuerer Spaß also.

Ich würde ihn Abi machen lassen, wenn er möchte. Danach kann er sehen, was er möchte - und als Eltern würden wir unseren Sohn in seiner Entscheidung unterstützen, es ist sein Leben.

LG
Nicci