Von Kindern Loyalität erwarten?

Hallo

Mich würde interessieren wie ihr zum Thema Loyalität unter Kindern steht ..kann man sowas von Kindern erwarten? Ich weiß, viele Erwachene haben das nichtmal.
Ich frage nur weil ich ständig Lästerschwestern in der Schule oder im Verein meiner Tochter erlebe. Sie ist 11.
Oft bin ich echt geschockt wie falsch die Weiber sein können. Unernadh heute bei Freundin A um genau morgen bei Freundin B dann über A zu Lästern....was stimmt mit denen nicht?

Ich erziehe mein Kind so das man nicht lästert oder über andere spricht die nicht anwesend sind . Einfach auch um aus der "Gefahrenzone" raus zu sein. Aber manchmal frag ich mich ob das heutzutage noch so gut ist wo wenig menschlichkeit herrscht...aber dann wiederum braucht es doch genau solche Menschen die ihr Herz am rechten Fleck haben und ehrlich und aufrichten freunde sind.

Raushalten und zugucken oder sich weiterhin in der goldenen Mitte aufhalten ohne viel Drama ...?

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"Heutzutage" ist es auch nicht anders als früher. Auch da gab es schon Bief unter Geschwistern, Gestänker und Zoff.

Auch über "Weiber" würde ich weder im Kontext von 11jährigen noch generell sprechen. Die Bezeichnung lässt vermuten, dass du in der Hinsicht nicht "das Herz am rechten Fleck" hast...

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Das stimmt wohl!

Wir hatten damals eine Dreierclique. Damals wie heute - eine ganz schlechte Idee ;-) Einer ist immer außen vor - die zwei anderen lästern über die Dritte. Wer gerade welche Rolle besetzt, wechselt kontinuierlich!

Die geschilterte Situation ist ca 35 Jahre her. Alle 3 beteiligten Kinder würde ich heute als normale Erwachsene bezeichnen.

Heute ist es genauso - ich halte das aber für das ganz normale Leben. Da muss man sich auch mal die Hörner abstoßen, mann muss lernen, welche Reaktion man mit gewissen Verhaltensweisen bezweckt - und ja - manchmal knallt es einfach auch zwischen Freunden. Ob das mit einer "guten Erziehung" zu unterbinden ist - ich glaube nicht !

LG
Frauke

Ich wäre auch nicht glücklich gewesen, wären wir damals als "Weiber" betitelt worden :-)

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Ich würde and deiner Stelle kleinere Brötchen backen so wie du vier über 11 jährige lästerst 😅.
Und was deine Tochter angeht... Erziehung schön und gut. Aber in dem Alter passen sie sich doch lieber den gleichaltrigen an. Ich würde nicht per se davon ausgehen dass deine Tochter sich da vollkommen raushält. Gehe mal davon aus dass auch die Eltern der anderen Mädchen keine Ahnung haben. 😉

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Meine Tochter ist erst 2. Klasse, aber auch da sieht man eben welches Kind eine Zicke ist und schwierig und wer Loyal. Meine Tochter ist absolut loyal und zu nett. Das macht ihr das Leben nicht unbedingt leicht. Denn andere Mädels können ganz schön austeilen. Und sie versteht nicht warum Kind A 3 Tage nett ist und dann auf einmal nicht mehr. Auch dieses Ausschließen versteht sie nicht. Sowas ist doch gemein und sie würde nicht auf die Idee kommen 😅 Also selbst bei den Kleinen sieht man Unterschiede. Einerseits ist es toll so eine nette, soziale, empathische und loyale Tochter zu haben, aber sie hat es definitiv nicht leicht. Ungerechtigkeiten verträgt sie nicht. Sie hat Gott sei Dank auch nette Freunde die nicht so sind. Ich hoffe dass sie dann in der 5. Klasse mit Kindern zusammen ist, die nett sind. Wahrscheinlich eine utopische Vorstellung 🤣

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Hier sind die, die früher die "Lieben" waren gerade die Oberzicken. Die Entwicklung ist da einfach auch sehr unterschiedlich. Manch' Eine, die mit 7 gefühlt nicht loyal war, ist heute bereits viel reifer als die Mädchen, die gerade erst anfangen gegen andere zu stänkern...

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Das hat mit "heutzutage" gar nichts zu tun. Klatsch und Tratsch gilt als durch die Evolution vorprogrammierter, essentieller Teil des Menschseins und des Lebens in Gemeinschaft. Es erfüllt wichtige Funktionen. Und das will dann halt in der (Vor)Pubertät geübt werden. Wahrscheinlich sind 11-Jährige dabei weniger geschickt als Erwachsene, aber Übung macht den Meister und die Kinder werden schon noch lernen, was okay ist und was nicht. Vermutlich werden sie auf dem Weg dahin ein paarmal auf die Nase fallen. Wenn in deiner Gegenwart Meinungen geäußert werden, die du inakzeptabel findest, kannst du natürlich deine Meinung dazu sagen. Aber Klatsch und Tratsch aus Prinzip zu verurteilen halte ich für sinnlos.

Falls du dich einlesen möchtest: https://arbeits-abc.de/tratschen/

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viele Dinge, die nicht schön und sonderlich nötig sind, gehören wohl zum Menschen dazu. Ich denke es ist gut, wenn du deine Tochter zur Loyalität erziehst und beibringst Dinge, die einen stören auch konkret mit der betreffenden Person zu besprechen. Schätze, dass man ihnen auch einiges vorlebt… also wenn Tante Gisela nach dem gemeinsamen Essen regelmäßig auseinander genommen wird, dann muss man sich nicht wundern ….
Gleichzeitig gibt es ja auch Unterschiede zwischen Lästern und mal Luft ablassen bzw. kritisieren. Letzteres ist auch wichtig, auch dass jemand da ist der einen auffängt und versteht. 11jährige sind in der Findungsphase und wollen sich durch Abgleich, Aushandeln von Interessen und Unterschieden weiterentwickeln … ein schmaler Grad schätze ich.
Wenn man die Situationen mitbekommt, kann man einfach sanft spiegeln oder einen anderen Weg aufweisen … (kommt aber bisschen auf deine Beziehung zu den Kids an)… als Lehrerin mache ich das manchmal. Wenn du die Mädels nicht gut kennst ist es schwieriger und kann eher nach hinten los gehen.
Und um Vorurteile abzudämpfen: Jungs haben auch ihre kleinen Kämpfe, die werden häufig in dem Alter nur anders artikuliert. Mobbing in der Jungsgruppe erlebe ich in der Schule nicht seltener als bei einer Mädchentruppe.

Bearbeitet von bela
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Allein der alte Begriff "Lästerschwester" impliziert ja, dass es solche Weiber immer schon gab.

Und ich schreibe bewusst "Weiber" weil ich überzeugt bin, dass die Kinder so ein Verhalten von erwachsenen Menschen übernehmen. Und zwar durchaus die Mädchen von den Frauen und die Jungs von den Männern (so diese jeweils präsent sind).

Woher das kommt?

In Zeiten klarer Geschlechtertrennung waren Männer wie Frauen gegenseitig aufeinander angewiesen. Plattes aber eindrückliches Beispiel: wenn sich im Krankheitsfall nicht die Männer bei der Feldarbeit und die Frauen mit den Kindern gegenseitig unterstützten, konnten ganze Familien buchstäblich verhungern.

Allerdings gab es historisch gesehen auch eine vergleichsweise lange Zeit, in der die Geschlechtertrennung noch genauso krass war, aber:
es entstand eine große, bürgerliche Schicht, in der die Frauen für einen Haushalt und vor allem für die Kinder zuständig waren, während gleichzeitig der Haushalt immer weiter erleichtert wurde. Erst durch Angestellte, bald aber durch technische Errungenschaften.
Nun ist eine Frau durchaus rund um die Uhr gefordert, wenn sie sich um mehrere Kleinkinder und einen altmodischen Haushalt kümmern muss, während der Mann u.U. deutlich mehr als 8 Stunden täglich arbeitet.
Allerdings wissen wir alle, dass dieses Arbeitspensum bei Frauen stark schwankt. Je nachdem, ob schon Kinder da sein, wie viele, welcher Altersabstand... und irgendwann sind sie aus dem Haus und die Frauen hatten immer noch keinen Job. (Weshalb man vielen jungen Mädchen Klavierunterricht und Handarbeiten "verordnete" ;-) )

Wenn man jetzt bedenkt, dass diese Frauen eben nicht mehr gegenseitig aufeinander angewiesen waren (und auch heute nicht wirklich sind - man lagert ja alles an bezahlte Dienstleister und staatliche Stellen aus) dann wundert es mich nicht, dass aus manchen dieser temporär gelangweilten Frauen ohne Berufstätigkeit eben eine "Lästerschwester" wurde.
Da war - spätestens wenn die Kinder groß waren - viel Zeit und Langeweile vorhanden.
Und die Kinder schauen sich das ab. Noch nicht mal notwendigerweise von der eigenen Mutter - das kann auch eine Tante, Oma oder Nachbarin sein. Da diese Zeiten noch nicht soooo lange her sind, zieht sich das bis heute durch.

So sehe ich das.

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Das war doch früher schon so. Ich bin 33 und als ich in die Schule kam, ging es langsam los. Cliquenbildung, Lästereien. Auch unter angeblichen Freundinnen. Das ist leider schon immer verbreitet und normal. Auch ich habe schon gelästert. Aber immer nur mit meinem Mann. Ist das nett? Nein. Aber Menschen sind keine Engel und manche Dinge findet man doof und erzählt sie. Richtig ist es natürlich nicht.
Bei den jungen Mädels ist es leider ausgeprägter und wechselt häufig, was die Opferwahl angeht. Man kann sein Kind nur stärken und ihm beibringen, das nicht zu tun.

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Du sagst, Du lästerst nicht und sprichst aber von "Lästerschwestern", "Weibern" u.ä.?

Das ist unmenschlich, illoyal allen Frauen/ Mädchen gegenüber und zeugt nicht davon, das Herz am rechten Fleck zu haben. Was also willst Du Deiner Tochter nochmal genau vermitteln?

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Also wie sich hier manche über die Begriffe "Weiber" und "Lästerschwester" aufregen....so dramatisch ist das jetzt auch nicht. Die TE ärgert sich halt und es gibt weitaus schlimmeres.

Zur TE:

Ja, ich habe das Thema auch hier mit der Großen und manchmal habe ich da schon auf den Tisch gehauen. Sowohl bei ihr als auch bei den anderen.
Und ja, manchmal sind das echt die reinsten Lästerschwestern. Die schenken sich nichts.

Und da kann man erziehen, was man will aber das nimmt ab einem gewissen Alter auch eine Eigendynamik an.
Als Eltern kann man nur mit gutem Beispiel vorangehen und achten, dass man selbst nicht lästert. Wobei so ein bisschen gossip bei den meisten ja doch mal dann und wann stattfindet.
Die Frage ist immer, wo die Grenze ist.

Im Büro hatte ich mal ein langes geringeltes Jerseykleid an und zwei Kolleginnen nannten mich "die Ringelnatter". Über sowas stehe ich, das finde ich sogar witzig (auch weil ich an dem Tag meine Brille trug).
Eine Grenze setze ich, wenn das Lästern das Jobklima oder meinen Ruf bzw den Ruf eines anderen gefährdet.
Genauso bremse ich Kolleginnen, wenn das Gossip über jemanden ins persönliche geht und ich das mitbekomme.

Und wenn man sich mal über jemanden ärgert usw dann sollte man das eben nicht im Beisein von den Kindern machen.

Meine Tochter kam auch schon mit ihrer besten Freundin im Schlepptau an und beklagte sich, dass die X und die Y über sie und ihre Freundin gelästert haben. Und keine halbe Stunde später höre ich sie mit ihrer Freundin über X und Y lästern.
Da bin ich auch hin und habe gesagt "Wie die Marktweiber! Ihr seid keinen Deut besser als die anderen zwei!"

Die müssen das auch mal unter sich selbst ausmachen.
Ich habe den beiden klargemacht, dass sie sich mal an die eigene Nase fassen sollen. Wenn sie nicht wollen, dass man über sie lästert, dann sollen sie auch nicht über andere lästern.
Wie man in den Wald ruft....


Ich habe nur einmal interveniert als ein Mädchen via WhatsApp wirklich extrem derbe Beleidigungen postete und meine Tochter sehr sehr wüst und absolut unter der Gürtellinie beschimpfte. Ich habe sie mir zwei Mal nach der Schule geschnappt und sie ruhig und diplomatisch gebeten, damit bitte aufzuhören.
Als ich in den nächsten Chats meiner Tochter dann als "H*renmutter* und "F*tze" bezeichnet wurde hat es mir gelangt und ich habe die Klassenlehrerin und die Mutter des Mädchens mit ins Boot genommen.
Die Mutter (vom Schlag "meine Tochter ist ein Engel") fiel aus allen Wolken und seitdem herrscht Ruhe, da sie ihrer Tochter wohl deutlich klar gemacht hat dass das nicht geht.


LG

Bearbeitet von flamingoduck