LRS - eure Erfahrung

Hallo,

ich habe langsam den leisen Verdacht, dass zwei meiner Kinder LRS haben könnten.

Ein Kind, das hervorragend Texte auswendig lernen oder lesen kann, aber in einen 5 Sätze langen Text auch am vierten Übungstag noch 20 Fehler (!) einbauen kann - da stimmt doch was nicht.


Mich würde Folgendes interessieren:

- Warum habt ihr testen lassen`? Was habt ihr euch davon versprochen? Wurden diese Erwartungen erfüllt? Konnte euren Kindern geholfen werden?

- Wo habt ihr testen lassen?

- Wessen Initiative war es?

- Wie lange habt ihr auf die Testung warten müssen?

Danke!

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Ich kann dir nur die Hälfte beantworten, da meine Tochter erst noch getestet wird.

Sie ist 8 und in der 3. Klasse. Sie hat eine auditive Wahrnehmungsstörung. Diese wurde in der 1. Klasse diagnostiziert. Jetzt mit immer mehr Rechtschreibung und Texten fällt es sehr auf. Sie haben kürzlich ein Diktat geschrieben. Klassisch, Lehrerin liest vor, Kinder schreiben. Viele Wörter hatten sie vorher in den Hausaufgaben. Pfütze zb. Sie hatte 0 von 20 Punkten. Die anderen Aufgaben, durcheinander gewürfelte Silben zu Wörtern zusammensetzen und doppelte Konsonanten einsetzen, hat sie gut geschafft.

Wir haben einen Termin in 3 Monaten (Wartezeit 4 Monate, da im Dezember gemacht). Das ist ok.

Wir lassen sie testen, dass sie den Nachteilsausgleich bekommt und etwas entspannter wird. Sie merkt natürlich, dass es bei ihr nicht so gut klappt.

Lesen ist schleppend, aber ok. Aber das Lesenverständnis fällt ihr schwer.

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Wir haben unser Sohn auf LRS testen lassen, da er Schwierigkeiten in Deutsch hat.
Wir haben uns ersteinmal mit dem Kinderarzt in Verbindung gesetzt und eine Überweisung ins SPZ bekommen. Man kann es aber auch bei Kinder/Jugend Psychiatrie testen lassen. Mit dem Besuch beim Kinderarzt, SPZ... haben wir fast 1,5Jahre gebraucht um eine Diagnose zu bekommen. Es hat sich alles so hingezogen, da man kaum Termine bekommt.
Unser Sohn bekommt jetzt Nachteilsausgleich, sodass er anderes bewertet wird, teilweise mehr Zeit bekommt und im manchmal die Aufgabenstellung vorgelesen wird.

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Bei unserer Tochter (10 Jahre, 5.Klasse) ist es ähnlich. Auswendig lernen absolut problemlos, lesen gut, liest aber absolut ungern. Rechtschreibung absolute Katastrophe. Ein Satz 10 Fehler, gefühlt. Wörter die 2 Sätze vorher richtig geschrieben wurden, waren später falsch.
Von den Lehrern kam immer nur, sie muss mehr üben. Haben wir, brachte keine Besserung, nur das sie dicht machte und heulte.

Also haben wir in Eigeninitiative bei einem Kinder- und Jugendpsychiater einen Termin gemacht. Wartezeit 4 Monate bis zum Termin. Zeitgleich vom Kinderarzt eine Verordnung für Ergotherapie wegen Verdacht auf auditive Wahrnehmungsstörung. Testungen brim KJP zogen sich dann nochmals über 3 Monate, da sehr umfangreich getestet wurde. Ergebnis: keine AVWS, aber eindeutig Lesestörung. Rechtschreibung noch im Normbereich, aber eben so haarscharf gerade noch.
Jetzt stehen wir bei 3 verschiedenen Legasthenie Therapeuten auf der Warteliste und harren der Dinge 🙄
Zusätzlich haben wir vom Ergotherapeuten zum Überbrücken LRS-Hefte bekommen um 2-3x die Woche zusätzlich eine halbe Stunde zu üben. Außerdem geht sie in den Förderunterricht, den ihre Realschule anbietet.

Es wird merklich besser, aber es ist wahrscheinlich noch ein längerer Weg. Große Fortschritte werden wahrscheinlich erst mit der Legasthenietherapie sichtbar.

Alles Gute

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Ich schreibe dir mal als Grundschule...

Wir freuen uns über bestätigte LRS Testungen. Bis zu diesem Punkt hat ja jede Lehrerin schon gemerkt, dass dieses Thema problematisch ist und ist jetzt einfach froh zu wissen woran es liegt.
Dann gibt es extra Fördermaterial, je nachdem was ausgeprägter ist, also die Schwäche im Lesen oder im Schreiben. Es gibt Therapiepraxen, die sich auf die Förderung von LRS Kinder spezialisiert haben.

Ungefähr Strich wird die Situation stressfreier.

Dazu kommt, dass mit dieser Diagnose, das Thema " in Angriff" genommen wird und alle daran mitarbeiten. Ohne Diagnose bleibt das Üben meist ein Stiefkind.....

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Da musste ich jetzt ein wenig schmunzeln "... Punkt an jede Lehrerin schon gemerkt..."

Bei uns war es so, dass wir die Grundschullehrerin Anfang der 3. Klasse darauf angesprochen haben. Sie meinte damals, "nein, da ist nichts, sonst hätte Frau ... (Sozialarbeiterin?) schon was gemerkt und gesagt". Ja gut, dann kam die Corona-Pandemie und das Thema nie wieder richtig auf. In der 5. Klasse wurde er dann vom Gymnasium getestet und welch Überraschung, er hat LRS.

Ich kann immer nur hoffen, dass andere Grundschulen da einfach besser aufgestellt sind.

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Da schließe ich mich dir an! ."... Punkt an jede Lehrerin schon gemerkt..." stimmte bei uns auch nicht.

Bei unserer Tochter sagte jeder Lehrer/in "Nein, da ist nichts, lesen tut sie ja gut. Sie muss sich halt besser konzentrieren und die Rechtschreibung mehr üben. Sie ist ja ein schlaues Kind"

Unsere Tochter ist aber wirklich ein Muster an Konzentration, Aufmerksamkeit und Pflichtbewusstsein. Am Üben lag es auch nicht. Erst durch eine in Eigeninitiative angestoßene Testung wurde die LRS bestätigt.

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Bei uns dauert ein Termin beim SPZ fast ein Jahr.
Sämtliche "Programme" sind extrem langläufig, wenn sie überhaupt anschlagen. Mein Patenkind z.B. hat ADHS und hat LRS -- der war 4 Jahre in einem kostenpflichtigen Programm vom LOS Instiutut. -- sehr teuer und hat leider kein Erfolg gehabt trotz 2 mal pro Woche und 2 mal Hausaufgaben zusätzlich und war echt willig auch viel zu üben.
Der Sohn einer anderen Freundin macht das jetzt auch schon 3 Jahre lang. -- Bei den "Balken", die die Auswertungen dort immer als Fortschritt zeigen, macht er Fortschritte, aber in der schule hat das null sichtbaren Erfolg: gleich viel Fehler in Texten und Langsamkeit wie früher.

Kommt ja auch drauf an, was für ein Fall vorliegt, da gibts wohl unterschiedliche Schweregrade. eine ECHTE LRS ist sogar extrem schwer manchmal eben gar nicht zu verbessern bzw. mit Jahrelanger strukturiertet Nachhilfe, da gilt es Strategien zu entwickeln, wie man damit klarkommt, z.B. eben Nachteilsausgleich, damit die Schule solange wenigstens einigermaßen durchläuft.
Meine Freundin z.B. hat dann mit Nachteilsausgleich eine Technikerausbilung gemacht und ist Zahntechnikerin. -- es gibt tolle Berufe, die man trotzdem super ausführen kann.

Kann nur raten, dass WENN man sowas angeht, dann mit professioneller Hilfe und Konzept.

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Ich was damals ( Anfang 2000er) bei LOS.
Angefangen in der vierten Klasse bis zum Ende der Sechsten.
Beim allerletzten Diktat, in der 6. Klasse, gab es als Note eine 06 statt einer 01-04.

War für mich ein absolutes Erfolgserlebnis.
Ebenso kamen bei Aufsätzen ein paar Punkte für die Rechtschreibung dazu, da bekam ich vorher immer 0.

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Mein Sohn ist jetzt in der 11. Klasse und hat eine bestätigte LRS, allerdings ist seine Schullaufbahn etwas speziell, da er nicht nur LRS hat, sondern auch noch Frühkindlichen Autismus (IQ über 100) und AVWS, die beide wahrscheinlich die Ursache des LRS sind.

Er hat Förderbedarf Sprache seit Anfang an. In der 3. Klasse bekamen wir zum Halbjahr den „blauen Brief“ - die Lernziele in allen Hauptfächern werden nicht erreicht. Es gab ein Gespräch mit den Klassenlehrern und auf meine Frage, ob denn LRS die Ursache sein könnte, meinte die Deutschlehrerin, dass dies zu einer hohen Wahrscheinlichkeit sein könnte. Wir müssten es testen lassen. Er rückte aus „sozial/emotionalen Gründen“ vor und kam so in Klasse 4. In den Sommerferien war dann die Testung auf LRS, die sehr eindeutig ausfiel. Die Schule hat das Ergebnis sofort akzeptiert und Nachteilsausgleiche und Notenschutz gewährt. In Klasse 5 wurde er normal versetzt - eben mit Notenschutz. Die Empfehlung lautete Hauptschule oder Gesamtschule. Wir wählten eine Gesamtschule. Dort hat er dann den Hauptschulabschluss bestanden, danach den Realschulabschluss und danach ist er eben in Klasse 11 versetzt wurden … noch immer mit Notenschutz und Nachteilsausgleichen.
Es ist wohl klar, dass das für meinen Sohn positiv war. Er hat noch nicht einmal die 3. Klasse bestanden ohne die Diagnose und die damit verbundenen Nachteilsausgleiche und Notenschutz. Mit Diagnose, Notenschutz und Nachteilsausgleich hat er den Realschulabschluss bestanden und ist jetzt in Klasse 11. Aber ja, der Notenschutz steht auf dem Zeugnis.

Da mein Sohn ohnehin Autist ist, hat er natürlich eine KJP bei der er in Behandlung ist. Dort wurde er getestet. Das ist die Psychiatrie einer Uniklinik.

Seit der Diagnose musste er natürlich an einer LRS-Förderung teilnehmen. Das ist die Voraussetzung für die Nachteilsausgleiche und den Notenschutz und muss hier wirklich ganz genau dokumentiert werden. In der Grundschule war das noch ein teures Privatvergnügen und ab der weiterführenden Schule fand das in der Schule statt. Es gab Verbesserungen im Lesen und ganz leichte Verbesserungen im Schreiben, aber grundsätzlich sind in einem Text von ihm einfach noch viel zu viele Fehler.

Bearbeitet von kati543
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Ich kann dir leider nur die Erfahrung von mir mitteilen da ich selbst LRS hatte. Bei mir wurde es bereits in der Grundschule erkannt. Bin dann in einen LRS Kurs gegangen, seitdem ist das LRS verschwunden. Hab erst mein Hauptschullabschluss gemacht und danach einen guten Realschulabschluss abgeschlossen.

Bearbeitet von Wunschmama2o20
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In der Schule war die Möglichkeit von LRS nie aufgefallen. Texte auswendig lernen klappte super schnell. Doch es wurden immer "eigene Fehler" eingebaut. Die Gramatik war genau so schrecklich wie die Schrift. Die Typischen LRS Buchstabenvertauschen war zwar vorhanden aber eher wenig. Als erstes hatte die Deutsch Nachhilfelehrerin einen Verdacht als er in der 5. Klasse war. Die auf LRS spezialisierte Deutsch Gymnasiumlehrerin hatte keinen Verdacht.

Wir hatten uns an den Kinderarzt gewendet. Der sagte uns an wen wir uns wenden sollen, wenn wir einen Termin haben dann sollen wir uns 2 Wochen vor dem Termin eine Überweisung holen (Österreich). Wir hatten uns bei der empohlenen Praxis einen Termin ausgemacht, bekamen 2 Monate später einen Termin und eine weitere Woche nach dem ersten Termin den zweiten Termin. Auf der Überweisung stand Konzentrationsprobleme und LRS Verdacht.

Dort wurde dann bei zwei Terminen ausgetestet was die Stärken und Schwächen des Kindes sind, der IQ bestimmt und eine Woche nach dem zweiten Termin bekamen wir die Analyse. Leseschwäche hatte er knapp keine. Rechtschreibschwäche aber eine starke. Ansonst war der IQ 122.

In der Praxis hat es aber wenig gebracht. Die Lehrer haben jetzt zwar Verständnis für seine Schrift, aber da er kaum typische LRS Fehler macht, sondern Gramatikfehler, nützt es leider nicht wirklich.

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Wir waren nie bei einem SPZ o.ä.

Uns fiel es in der 2./3. Klasse auf, dass er schon starke Probleme hatte. Auf Rückfrage bei der Lehrerin kam nur ein "nein, das hat er nicht, das kommt noch" Ansonsten hätte die Sozialarbeiterin (?) schon darauf aufmerksam gemacht,
Wir haben dann in Eigeninitiative einen LRS-Förderunterricht gesucht, den er aber nur ein paar Monate besucht hat. Er fand es furchtbar.

In der 5. Klasse Gymnasium wurden dann alle Kinder getestet und ihm wurde LRS bestätigt. Was für eine Überraschung. Seitdem hat er Förderunterricht einmal die Woche in der Schule und 10 Minuten mehr Bearbeitungszeit in Deutsch.

Gefühlt bringt es aber nicht wirklich was. Vor allen Dingen die 10 Minuten, denn er sieht seine Fehler nicht. Erst wenn man ihm sagt "was ist an dem Wort falsch" erkennt er es meistens.

Mittlerweile in der 7. Klasse sind weiterhin Diktate ziemlich schlecht. Wir wissen auch nicht, wie wir ihm da helfen sollen. Denn theoretisch kann er es, wenn man ihn z.B, abfragt. Aber schreiben und gleichzeitig darüber nachdenken, wie man es schreibt, funktioniert einfach nicht gut.

Komischerweise hat er das Problem in Fremdsprachen nicht. Ich habe auch immer wieder darüber nachgedacht, ob es nicht LRS sondern ADS ist.

LG

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Und warum testet du ihn nicht auf ADS.
Belies dich zu dem Thema. Dann wird dir auffallen was unbehandelte ADS in späteren Leben für Auswirkungen haben kann. Ich glaube nicht, dass Du das für dein Kind möchtest.

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Ich war auch so als Kind (außer die Rechtschreibprobleme) und das meiste was man zu AD(H)S liest, passt nicht auf uns/ihn. Es liegt schon auch an der Konzentration. Schnell schnell machen und Dinge übersehen. Aber nicht extrem. Ansonsten ist er eher der "Anstrengungsverweigerer" mit dem Motto "egal, ich lass das jetzt so". So richtig pathologisch finde ich das auch nicht.

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