Welches Schulsystem für mein Kind?

Guten Morgen an alle Forenmitglieder,

zunächst würde ich uns gerne vorstellen wollen. Wir sind Eltern mit zwei wunderbaren Kindern. In diesem Beitrag und der Frage hierzu geht es um unsere Tochter. Unsere Tochter wurde vor ca. 3 Monaten auf eine staatliche Schule eingeschult und befindet sich somit in der ersten Klasse. Wie üblich und bekannt werden hierzu gewisse Lernmethoden an staatlichen Schulen verfolgt, mit denen, unserer Meinung nach, unsere Tochter nicht kompatibel ist. Und hier beginnt die Reise und das Problem.

Schon im Kindergartenalter wurde uns als Eltern bewusst, dass unsere Tochter ein wenig anders als die restlichen Kinder ist. Sie war bereits damals, vor dem Schulanfang, sehr verträumt und wirkte für Außenstehende teils abwesend. Viele Ihrer Betreuer missdeuteten dieses Träumen und dichteten dem Kind eine gewissen Rückstand in der Entwicklung an. Wir als Eltern waren uns bereits damals ziemlich sicher, dass dieser Geisteszustand keine Behinderung oder sonstige Entwicklungsstörung darstellte, sondern Ihrem Charakter entsprach. Sie war und ist einfach ein Kind, welches eine sehr intensive Phantasie besitzt. In Ihrem sein als Kind lebt Sie unbeschwert und sieht, wenn es teilweise verlangt wird, den Ernst der Lage nicht.In Situationen in denen auf Kommando gewisse Dinge abverlangt werden, schaltet Sie ab und verschließt sich. Druck von Außen wird hierbei somit kompensiert. Da nun jedoch das staatliche Schulsystem eine andere Lernmethodik verfolgt, passt Sie sehr schlecht in dieses Konzept. Auf Druck und Verlangen flüchtet sie in Ihre heile Wellt und schweift ab, was von einem Außenstehenden sehr schnell als Konzentrationsschwäche missverstanden werden kann. Da wir unser Kind jedoch sehr gut verfolgen und Begleiten, haben wir bereits sehr schnell erkannt, dass dies einen gewissen Schutz und Rückzugsort für Sie darstellt und haben Sie bereits damals bei einer Ärztin der Neuropädiatrie vorgestellt, um alles abklären zu lassen. Zum damaligen Zeitpunkt, konnten keine wesentlichen Entwicklungsrückstände festgestellt werden.

Nach drei Monaten wurden wir nun auch von Ihrer Klassenlehrerin angesprochen, ob es nicht ratsam wäre das Kind auf Ihren Entwicklungsstand zu testen. Da wir sicherlich nicht die Augen vor Problemen verschließen, negieren wir auch nicht, dass Sie im Vergleich zu den meisten anderen Kindern beim Lernfortschritt zurück liegt. Wir sind jedoch der Meinung, dass dies mit der Art der praktizierenden Lernmethode zusammenhängt und nicht wie versucht darzustellen ein Handicap Ihrerseits ist.

In diesem Zuge haben wir uns mit unterschiedlichen Methoden des Lernens beschäftigt und sind auf die Freie Walldorf- und Montessori Schule getroffen. Im Vergleich der beiden Schulformen tendieren wir aus unterschiedlichen Gründen zurzeit eher zur Montessori Schule, haben jedoch ernsthafte Bedenken, ob dies eine Hilfe oder sogar einen Rückschritt für Sie bedeuten könnte. Konkret äußern sich unsere Bedenken wie folgt....

1. Sie ist sehr verträumt, wird Sie hierbei zu wenig gefordert und bleibt bei ihrem Lernfortschritt zurück?
2. Hat sie die Möglichkeit in ferner Zukunft, falls das Konzept die falsche Entscheidung gewesen sein sollte, auf eine Regelschule zu wechseln, ohne große Schwierigkeiten dem Stoff fortan zu folgen?
3. Ist sie nach dem Besuch dieser Schulform auf dem Niveau eines Regelschülers und kann regulär an einer Universität studieren oder einen Hochschulabschluss erlangen?

Eventuell gibt es hier ein paar Eltern, welche die gleichen Probleme hatten oder noch haben. Ferner gibt es auch Eltern die diesen Weg bereits beschritten haben und für uns nützliche Tipps diesbezüglich kennen. Wie jeder hier in diesem Forum sicherlich nachvollziehen kann, bereiten uns diese Probleme schlaflose Nächte. Das einzige was wir nicht wollen ist, dass das Kind als nicht fähig abgestempelt wird, nur weil es nicht in ein dafür vorgesehenes Konzept passt. Auf diesem Wege suchen wir Kontakt zu Eltern die die gleichen Probleme besitzen, um sich auszutauschen und Lösungsansätze zu finden.

Wir bedanken uns an alle die diejenigen die uns bis hier Ihre Aufmerksamkeit geschenkt haben.

Liebe Grüße

Famile Batman :)

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Ich wage mir jetzt nicht, hier eine Diagnose zu stellen oder eine Negativ-Diagnose zu vergeben. Definitiv würde ich euch jedoch im Sinne eures Kindes empfehlen, das Kind gründlich untersuchen zu lassen … der IQ kann durchaus vollkommen ok sein. Es gibt auch andere Erkrankungen/Behinderungen, die den Lernerfolg massiv einschränken.

Zu deiner Frage mit den Schulformen:
Es ist verständlich, dass ihr nach einer Lösung für die Schule sucht, aber ich bin der Meinung, ihr fangt an der falschen Stelle an. Der erste Schritt ist eine Diagnostik. Mit einer Diagnose kann deinem Kind sowohl in der Regelschule, als auch in einer Privatschule besser geholfen werden, einfach weil dein Kind dann Anspruch auf verschiedene, zielgerichtete Hilfen hat.
Meine Kinder besuchen beide eine Montessori-Schule seit vielen Jahren und ich bin sehr zufrieden damit, aber ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob dein Kind, dort zurecht kommt. Meine Kinder wurden damals auf der Montessori aufgenommen mit der Auflage, dass die Schulbegleitung beantragt und genehmigt wird. Den sonderpädagogischen Förderbedarf haben Beide ohnehin. Das sind eben zielgerichtete Hilfen, mit denen eine Schule arbeiten kann.
Von einem Montessori-Schüler wird selbstständiges Arbeiten verlangt. Wenn du glaubst, dass dein Kind in dem staatlichen Schulsystem schon überlastet ist und dort „abschaltet“, was soll es dann auf der Montessori? Das ist deutlich fordernder. Die Frage wäre, wieviel kannst du dein Kind begleiten und unterstützen zu Hause. Nicht ganz unwichtig ist hier auch, welche Schulbildung ihr selbst habt. Die 1. Klasse ist vom Schulstoff her nicht allzu fordernd, aber Abiturstoff ist da schon ein anderes Level.
Mein Ältester macht jetzt auf der Montessori das Abitur (Allgemeine Hochschulreife) … ja, damit kann man studieren ;-). Ohne die Diagnostik ohne die beantragten Hilfen hätte mein Ältester noch nicht einmal den Hauptschulabschluss geschafft. Das meine ich vollkommen ernst. Die Diagnostik ist das Wichtigste überhaupt.
Für eine Montessori entscheidet man sich üblicherweise erst nach einer Hospitation von mindestens 1 Woche. Sowohl ihr als Eltern, das Kind, aber eben auch die Schule müssen dem Schulvertrag zustimmen. Der Vertrag kann nicht so einfach gekündigt werden. Schaue hier unbedingt auf die Kündigungsfristen! Das Schulgeld ist auch eine zeitlang weiter zu zahlen. Also „problemlos“ ist der Wechsel von Montessori zu staatlicher Schule nicht.

Bearbeitet von kati543
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Hm, zu den anderen Schulformen kann ich nicht viel sagen, aber Fakt ist doch nun mal, das auch dort gelernt werden muß und man sich eben nicht nach belieben wegbeamen kann, nur weil einem die Aufgabe nicht gefällt. Das, was ich über die anderen Schulformen in Erfahrung gebarcht habe, das hinterlässt bei mir den Eindruck, das Kinder dort wirklich viel Selbstdisziplin und Eigenmotivation mitbringen sollten....zumindest habe ich die Konzepte so verstanden.
Kennengelernt habe ich bei meiner Tochter die stinknormale Grundschule um die Ecke in NRW (ist ja immer etwas Ländersache). Auch ich hatte mir im Vorfeld Gedanken gemacht, ob sie das so packt. Tja, dann durfte ich feststellen, das Grundschule heutezutage ein absoluter Kuschelkurs, mit viel Freiräumen...auch für blühende Phantasie...ist. Ein normal entwickeltes, motiviertes und schulreifes Kind geht da zumindest in den ersten beiden Jahren im Halbschlaf durch. Und schwupp stand ich vor dem Problem, das diese ganze seichte Kost dort für mein Kind echt demotivierend war.
Jip, meine Tochter ist eine Kandidatin für knallharten Frontalunterricht, sehr klare Strukturen, für einen Rotstift der ihr deutlich aufzeigt, was falsch und richtig ist. "Schreiben nach Hören" funktionierte bei ihr kaum. Am Ende der 1. Klasse hatte mein sortiertes und regelkonformes Kind keinen Bock mehr. Und trotzdem war nicht das System schuld daran....denn auch sie hatte eine Baustelle, die sie super kompensieren konnte....zumindest bis zu einem gewissen Zeitpunkt.
Ja, meine Tochter hat eine Konzentrationstörung, trotz schriftlichem 1er Schnitt, trotz ordentlichster Arbeitsweise, trotz völlig unauffälligem Verhalten im Unterricht, trotz das sie stundenlang konzetriert etwas machen konnte. Wie das raus kam? In dem ich den Fokus auf meinem Kind behielt.
Es gibt so viele kleine Baustellen, die man schmerzfrei angehen kann....nicht alle kann die Neuropädiatrie nachweisen, trotzdem existieren sie. Ich kann sie aber nicht angehen, wenn ich meinen Fokus nicht auf meinem Kind selber habe. Wenn der Fokus falsch ausgerichtet ist, dann nimmt man sein Kind nicht mehr wahr, sondern fängt an auf das System zu schimpfen. Und, mit Verlaub, wir Eltern sind die Letzten, die einen unbefangenen Blick auf unser Kind haben.

Für mich begehst du gerade einen großen Fehler, du verlierst den Fokus. Der Kindergarten hat euch schon drauf hingewiesen und jetzt auch die Lehrerin extrem früh nach dem Schulstart, das da was im Argen ist. Nur du malst das Verhalten deiner Tochter blümerant und von "Gott gegeben" aus. Aber eigentlich zuckst du nur mit den Schultern und sagst knallhart "So ist sie halt, die Welt muß sich ihr anpassen!", aber die Welt wird sich niemals an dein Kind anpassen, sondern es ist deine Pflicht dafür zu sorgen, das es in der vorhandenen Welt lernt zurechtzukommen. Es ist deine Aufgabe, dem Kind entsprechendes Werkzeug zur Verfügung zu stellen...das sie die Werkzeuge überhaupt kennenlernen darf.

So wie du deine Tochter beschreibst, stelle ich mir zwei Fragen: Wie kannst du eine Konzentrationsstörung (die nun wirklich kein Handicap ist) pauschal ausschließen? Und, ist dein Kind überhaupt schon schulreif? Solange du nicht bereit bist, hinter die Fassade deiner Tochter zu schauen, solnge brauchst du dir um andere Schulformen keine Gedanken zu machen...denn es muß sich erst rausstellen, ob das überhaupt nötig ist.

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"Jip, meine Tochter ist eine Kandidatin für knallharten Frontalunterricht, sehr klare Strukturen, für einen Rotstift der ihr deutlich aufzeigt, was falsch und richtig ist."

Ich glaube, dass ist bei ganz vielen Kindern so.
Meine Tochter (9. Kl. Gymnasium, 1er-Schnitt) hatte neulich eine sehr nette Unterhaltung mit ihrem Onkel (pensionierter Lehrer) - sie hat sich darüber geärgert, dass eine Lehrkraft (Referendarin) ständig Stationenlernen macht, so würde man gar nicht im Stoff voran kommen, alles würde ewig dauern... Die Schüler hatten sich darüber wohl auch bei der Lehrkraft darüber beklagt, die ihnen dann aber erklärt hatte, dass das von Referendaren gefordert würde. Meine Tochter ist eine sehr leistungsstarke, hochintelligente Schülerin, die beim Lernen maximale Effektivität liebt. Alles, was aufhält, stört sie. Und wenn sie an irgendwelchen Stationen lernen soll, bedeutet das für sie auch immer wieder warten, bis die anderen auch so weit sind. Und da beim freien Lernen einige Kinder immer bummeln oder Quatsch machen, bremsen die die Klasse aus (und ein Referendar hat vielleicht auch noch nicht die Erfahrung, die für eine realistische Zeiteinschätzung bräuchte).

Und eine andere Geschichte fällt mir ein: Da sagte mal ein Lehrer zu mir: Da bemüht man sich den ganzen Vormittag, des Kindern auf pädagogisch sinnvolle Weise den Stoff eben nicht frontal zu vermitteln, und nachmittags setzen sich die Kinder hin und schauen zur Wiederholung YouTube Videos wie die von Lehrer Schmidt.

LG

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Ich glaube auch, das Frontalunterricht gar nicht so schlecht ist, wie sein Ruf.

Dieses Rumgeeiere treibt meine Tochter auf die Palme. Sie hatte so gehofft, das es ab der 5. Klasse anders wird....leider nein. Wenn du jetzt sogar davon vom Gym berichtest, dann haben sich ihre Überlegungen (dahin zu wechseln) eh gerade erledigt.

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Um ehrlich zu sein passt die Beschreibung auf den ersten Blick ja schon zum typischen ADS. Mein Mann hat selbst ADS und mein Sohn wartet auf Diagnostik. Ich finde erstmal nicht, dass das ein Beinbruch ist, mit empfindsamen und verträumten Menschen kann man doch gut arbeiten. Man muss nur Wissen, wie man sie bekommt.

Unsere Tochter geht auf eine alternative Schulform. Weder Montessori noch Waldorf, aber auch keine Regelschule. Dort haben sie weder Hausaufgaben, noch Noten oder Tests. Jetzt ist diese Tochter vom Charakter her Typ Rampensau. Aber sie ist äußerst ehrgeizig.
Meine Erfahrung ist die: Der Dreh- und Angelpunkt am Lernen ist die Motivation. Wollen Kinder lernen und haben Lust drauf, kommen sie überall zurecht. Wichtig ist einfach nur, dass sie ihre Motivation behalten.

Sind Kinder nicht von vorne herein so schulkompatibel, muss man schauen, wie man dieses Kind bekommen kann. Das kann der Wettbewerb um gute Noten in der Regelschule sein. Das kann die sich ständig wiederholende Routine sein. Das kann das freie Lernen ohne Druck sein. Aber lernen müssen sie irgendwann alle, sonst wird es schwer.

Was genau eure Tochter braucht, kann man von außen nicht gut beurteilen. Ich finde das Regelsystem nicht ideal, aber viele Schulen haben ja schon großartige Konzepte, die beides miteinander verbinden. Alternative Schulformen sind kein Allheilmittel, auch dort muss das Einmaleins gelernt werden. Aber sie sind natürlich charmant, weil sie mehr auf die Bedürfnisse des Kindes eingehen.

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Solltet ihr euch wirklich für eine Waldorf Schule entscheiden, rate ich euch dringend vorher genauer zu der Lehre dahinter zu recherchieren. Anthroposophische Weltanschauung ist finde ich nichts, zu dem man leichtfertig ja sagen sollte.

Eine Montessori Schule ist da finde ich unbedenklich
Kommt immer auf die einzelne Schule/ Lehrkraft an, finde ich.
Hier wird viel Selbstorganisation verlangt, ob das deiner Tochter entspricht?
Vielleicht ist ein Probeunterricht möglich?
Gut geführte Schulen haben allerdings oft zu viele Anfragen. Da müsst ihr in eurer Nähe mal nachfragen.

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Konkret zu den Fragen:
1. Das kann passieren, muss aber nicht. In unserer Schule läuft das Kind dann halt im Hauptschulniveau mit. Sie könnte aber auch über sich hinaus wachsen.

2. Ich kenne zwei Schüler, die in Klasse 5 aufs Gymnasium wechselten, haben aber beide zwei Klassen übersprungen und sind dann zur Wiederholung in die 5. Aber das sind Überflieger, die einfach richtig Bock haben und auch in ihrer Freizeit gerne lernen. Sonst sind mir keine Wechsel vor Ende der 10. Klasse bekannt.

3. Die Schulabschlüsse fragen das Niveau des Schülers ab, also mit einem guten Realschulabschluss mit Q-Vermerk kann sie auf die Oberstufe des Gymnasiums.
Aber: Alternative Schulformen streben oft nicht den höchsten, sondern den passenden Schulabschluss an. Wenn sie auf jeden Fall studieren soll, dann ist es "sicherer", jedenfalls aber "kontrollierter" sie auf ein Gymnasium zu stecken.

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Guten Morgen GGB29,

nehmt doch mal den Kontakt zur alternativen Schule auf und sprecht mit den Lehrkräften dort. Sie können euch sicherlich die kompetentesten Antworten geben. Vielleicht geht das auch gleich teilweise mit Kind, damit sie es sehen. Falls überhaupt Plätze frei sind...

Persönlich habe ich keine Erfahrung mit Waldorf- oder Montessorischule. Aber in meinem Heimatort gab es einige Kinder, die auf die alternative Schulform gingen.
Um an einer Universität studieren zu dürfen braucht man bisher das Abitur, welches benoteter Prüfungen bedarf. Die Kinder hatten überdurchschnittlich viel Stress damit umzugehen im Vergleich zu mir und meinen Klassenkameraden. Man macht sich so schon Stress und wenn man Beurteilungen oder gar Noten gar nicht gewöhnt ist, ist das sehr belastend. Also spätestens da müsstet ihr eure Tochter stark unterstützen müssen. Der Druck kommt am Ende auf ein Mal. Das finde ich sehr hart! Alternativ unterstützt ihr sie jetzt, sich in der Schule auf die Aufgaben konzentrieren zu lernen und ihr bewusst machen, dass es wichtig ist. Zu Hause oder in der Pause darf sie dann wieder träumen so viel sie will.

Welchen Druck übt denn das Schulsystem bei euch aktuell aus? Kann mir das nicht vorstellen. Im Prinzip sehe ich da keinen direkten Druck, außer dass man eben die Seiten bearbeiten muss, damit man schließlich auch was lernt. Was man in der Schule nicht schafft, darf man daheim nacharbeiten.
Macht dein Kind bei Spielen und "Besprechungen" mit? Am Montag zum Beispiel sagt jeder eine Sache, die er am Wochenende besonders toll fand. Falls ihr sowas auch habt, kannst du dein Kind unterstützen indem ihr das zu Hause ein Mal bespricht. Oder spielt einfach mal Schule. Du hast ja noch ein Kind, das älter ist, oder? Das geht zusammen gut. Wenn das Mündliche nicht das Problem ist, sehe ich das schwierig. Meine Freundin war auf der Waldorfschule. Da haben die Kinder zwar Zeit dazuzukommen und loszuarbeiten, wie sie möchten (zumindest auf der Schule hier, kann ja unterschiedlich sein), aber wenn deine Tochter dazu nie Lust hat, wird sie da wohl auch nichts machen? Oder hat sie generell schon Interesse an Lesen, Schreiben und Rechnen? Dann hat sie einen inneren Antrieb. Ohne, würde ich es nicht sehen.
Wie alt ist deine Tochter? Frisch 6 Jahre oder schon eher gegen 7?

Alles Gute.

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Hallo, zur Schulform kann ich wenig sagen. Aber mein Patenkind ist genau wie eure Tochter. Maximal verträumt, und das passt eben gar nicht ins Schulsystem. Diese Kinder fallen durchs Raster. Grundsätzlich könntet ihr sie nochmal auf ADS testen lassen. Dann würde sie immerhin später in Klassenarbeiten einen Nachteilsausgleich bekommen können wie zum Beispiel mehr Zeit. Selbst meine Tochter ist noch verträumt in der 2. Klasse, aber alles im Rahmen. Aber in dem heutigen Schulsystem ist es ja normal dass man Lärmkopfhörer tragen muss weil die Klassen so laut sind. Da fällt es jedem Kind schwer zu arbeiten. Je mehr man träumt, desto schlimmer ist dieser Umstand. Bei uns gefällt mir das normale Schulsystem für kein Kind. Wir haben leider gar keine Alternative in der Umgebung. Grundsätzlich hilft aber Ergo bei solchen Träumern. Sie lernen dort wie sie sich besser konzentrieren können. Da wird jetzt kein Wunder geschehen, aber ich sehe bei meinem Patenkind dass es ihr im Alltag schon in gewissen Situationen hilft und sie geht auch gerne hin.

Alles Gute euch

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Ist ADS abgeklärt worden?

Waldorf würde ich für meine Kinder aufgrund der Weltanschauung nicht wollen. Montessori finde ich toll, aber bei uns gibt es bereits vor Schulbeginn 10 Bewerber auf jeden Platz und es werden fast nur Kinder aufgenommen, deren Geschwister schon auf die Schule gehen oder die vorher im Montessori Kindergarten waren. Da würdet ihr nachträglich keinen Platz bekommen.

Welche Möglichkeiten habt ihr denn überhaupt bei euch in der Gegend? Was für Schulen gibt es und würden die euch nehmen?

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eine Möglichkeit fehlt in Eurer Aufzählung: "Anpassung" "Lernen-Lernen"

Warum ist bei Euch das System schuld? Auch in den Montessori oder Walldorfschulen wird Dein Kind aus der Phantasie-und Träumwelt rauskommen müssen und lernen müssen "zu lernen".

Mein Ansatz wäre eher: ihr Werkzeuge und Lerntechniken zu zeigen, wie sie in der Welt und der Schule klarkommen kann.
Eventuell mit Lerncoach oder Lerntherapeut.

Auch wenn Sie kein ADHS hat oder hochfunktionaler Autismus hat und auch keine Entwicklungsverzögerung hat, können die Techniken, die man da mit den Kindern übt, Eurem Kind helfen, in der "Schulwelt" und der Welt der "Disziplin" und "Zusammenraffen" und "dem Lehrer recht machen" anzukommen.

Klingt in Eurer Beschreibung sehr "ich schütze mein Kind und das Schulsystem ist schuld/ böse".
Die Realität heisst leider oft, (ja: LEIDER... find ich auch ganz schlimm): "lern dich zu arrangieren. So ist die Welt". Und so schlecht sind die Lehrpläne und so uneinsichtig oder Systemgefangen sind leider auch viele Lehrer, besonders in weiterführenden Schulen.

Mein Sohn ist inzwischen 15 und war schon immer etwas "besonders". Er hat kein Asperger, aber verhält sich in manchen Dingen schon ein wenig so und hat das vielleicht mini leicht. Wir haben umfangreiche Testungen druch. Überall Grenzwertig Richtung ADHS oder Apserger und noch ein paar andre Sachen aber immer nicht "krass genug", um es als Diagnose zu stellen. -- aber trotzdem sind die Werte alle nicht Null --- wir mussten lernen und er musste lernen, dass die Welt und die Schule auf eine bestimmte WEise funktioniert und dass man lernen muss, sich leider in einem gewissen Rahmen, wo es sich nicht vermeiden lässt anzupassen.
Und dazu gehört auch viel Arbeit, - manchmal auch Druck und miese Laune vom Kind. Man kann nicht immer alles mit heile Welt und Motivation und Blümchen (freier Lernwelt wie in den Alternativschulen) lösen. Also mein Sohn wäre auf einer dieser Schulen komplett falsch gewesen: er hätte niemals Eigeninitiative gezeigt, wäre faul und passiv gewesen. Bei uns mussten wird das tatsächlich durch "Training" lösen, was bis heute noch weiter geht, wo die Puberträgsfaulheit dazu kommt.

Eventuell braucht Dein Kind auch einfach noch ein Jahr, um anzukommen. Manche sind halt erst mit 7 Schulreif.

Bearbeitet von tr357