Grammatik (Vergangenheitsformen) Englisch - Deutsch

Hallo!

Mein Sohn schreibt heute eine Englischarbeit zum Thema "simple past". Beim Abfragen gestern ist mir aufgefallen, dass Sätze, die im Englischen im simple past formuliert waren, im Deutschen im Perfekt standen, was aber ja eigentlich dem englischen present perfect entspricht.
Beispiel: Der Satz "I played foodball yesterday" wurde mit "gestern hab ich Fußball gespielt" übersetzt.
Mir ist natürlich klar, dass im alltäglichen Sprachgebrauch heute keiner mehr das Präteritum nutzt, aber deswegen kann man den Kindern doch nichts falsches beibringen. Irgendwann lernen sie dann das present perfect und sollen verstehen, dass "I did my homework" nicht identisch ist mit "I've don my homework", auch wenn die Deutsche Übersetzung gleich ist. Den Unterschied versteht man doch viel besser, wenn man auch im Deutschen die Unterscheidung hat - oder sehe ich das falsch?

Ich hab jedenfalls gestern meine Tochter gefragt, die in der 9. Klasse ja noch einigermaßen nah am Stoff der 6. Klasse ist, und die meinte, selbst beim Übersetzen aus dem Lateinischen würden sie das Präteritum im Deutschen nicht mehr nutzen, sie hätten das (als Lateiner auf dem Gymnasium, nicht wie mein Sohn auf der Realschule) genauso gelernt.

Vielleicht sind hier ja EnglischlehrerInnen, die mir berichten können, wie sie es unterrichten und warum. Oder wie lernen es Eure Kinder?

LG

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Das Simple Past benutzt man bei abgeschlossenen Handlungen in der Vergangenheit. Man erkennt es auch an Signalwörtern wie yesterday, last (week, month, etc.) oder dem Wort ago. Z. Bsp. I passed the test yesterday.

Das Present Perfect Simple benutzt man bei, wenn man das Ergebnis einer vergangenen Handlung betonen möchte. Es geht hier nicht darum, wann es stattfand, sondern darum, was das für die Gegenwart bedeutet. Signalwörter z. Bsp. ever, never z. Bsp. I have passed the test. I’m an expert now.

Ich würde bei sowas nicht aus dem Deutschen übersetzen, sondern den jeweiligen Satz auf Signalwörter, bzw. den Sinnzusammenhang prüfen.

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Hi,

die Kinder sollen ja passend übersetzen. Und da nutzt man eben den Satz, der im Deutschen geläufig ist, sonst ist es in der Übersetzung dann falsch.
Ich hatte mit der Grammatik immer Probleme die richtige Zeit einzusetzen, weil ich zuviel darüber nachgedacht hatte, immer eine 4 in Englisch. Erst als wir endlich freie Texte schreiben durften und übersetzt haben, hatte ich meine 2. Mir fiel es ohne Vorgabe viel leichter die richtigen Zeiten zu nutzen. in Französisch dann das gleiche Problem :D

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Das englische Present Perfect und das deutsche Perfekt entsprechen sich einfach nicht. Die Bildung mag zwar ähnlich sein, die Verwendung ist es nicht. Auf deutsch gibt es keine Zeitform, die dem englischen Present Perfekt entspricht, was im Prinzip eine Mischung aus Gegenwart und Vergangenheit ist. Deshalb haben deutsche Schüler damit auch gerne ihre Schwierigkeiten.

Der Satz " I did my homework yesterday" kann tatsächlich mit " ich machte meine Hausaufgaben" oder eben mit " ich habe meine Hausaufgaben gemacht" übersetzt werden. Das eine ist eben eher gesprochenes Deutsch, das andere eher geschriebenes (vereinfacht gesagt).
Anders herum müssen die Schüler erkennen können, dass auch der deutsche Perfekt Satz "Ich habe gestern ein Buch gekauft", im Englischen mit Simple Past übersetzt werden muss. Deshalb ist es wichtig nicht nur reine deutsche Präteritumsätze abzufragen, sondern schon jetzt bewusst auf die Problematik hinzuweisen.

Wann sie Present Perfect verwenden müssen und wie es sich zum Simple Past abgerenzt, lernen die Kinder normalerweise ausführlich in der 6. KLasse, das wird also bald Thema sein.

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Ne, eigentlich ist es auch im Deutschen das Gleiche - das Präteritum bezeichnet die vollendete Vergangenheit, das Perfekt ist die vollendete Gegenwart.
Der Satz "Letztes Jahr hab ich meinen Urlaub in Kroatien verbracht" ist strenggenommen grammatikalisch falsch, er müsste lauten "Letztes Jahr verbrachte ich meinen Urlaub in Kroatien". Der Urlaub ist rum, er hat keine Auswirkungen mehr auf die Gegenwart etc. Genauso verhält es sich mit dem im Eingangspost erwähnten Satz.
Nur weil wir das Präteritum fast nur noch im Schriftdeutsch verwenden, heißt das ja nicht, dass die Perfekt-Form die richtige Form ist. Der Unterschied muss doch auch im Deutschen zumindest bekannt sein.
Aber wenn mir mein Sohn erzählt, dass er an einem Tag 3 Mal seine Deutschlehrerin korrigiert hat, weil diese wie und als bei Vergleichen nicht richtig nutzt ("Der Schwan ist größer wie die Ente" - und das eine Woche nachdem die Schüler genau dieses Thema im Unterricht hatten), wundert mich langsam gar nichts mehr.

Ich gebe allerdings zu: Ich bin nicht besonders sprachbegabt, Englisch hat mir nie Spaß gemacht. Dafür war ich super in Latein - die Sprache ist einfach sehr klar und logisch. Diese Klarheit und diese klare Übertragung ins (korrekte Schrift-)Deutsch brauchte ich beim Lernen.

LG

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Ich widerspreche hier. Im Deutschen sind beim Perfekt die Aktionen abgeschlossen, dass ist in Englischen nicht der Fall. Dort haben die Aktionen in der Vergangenheit angefangen, gehen in der Gegenwart aber noch weiter.

I've lived in Germany for the last two years

bedeutet ganz was anderes als

Ich habe in Deutchschland die letzten 2 Jahren gelebt.

Im Englischen lebt die Person noch in Deutschland im Deutschen eben nicht.

So habe ich das in beiden Sprachen gelernt.

Klar, das Perfekt in Deutschland deutet auf eine Aktion die zeitnah zu Ende ging, im Gegensatz zum Präteritum, aber es ist im beiden vorbei.

Deswegen ist der Present Perfect oft so schwierig und eigentlich nur machbar, wenn man die Signalwörter kennt. Den 1:1 zum deutschen Perfekt zu setzen ist in der Tat falsch.

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Naja, ist halt nicht deckungsgleich. Ganz und gar nicht. Viele Beispiele würde man im Deutschen mit „ich hab xy gemacht“ übersetzten.

Bei dem Beispiel von asturia würde man im Deutschen ja vielleicht eher sagen „ich lebe seit zwei Jahren in D“.

Auf der anderen Seite würde man auch ein „I was playing football“ mit ich habe gespielt, als das und das passiert ist.

Übersetzung muss ja immer so sein, dass es in der jeweiligen Sprache passt. Und da hat das Englische eben einen anderen Gebrauch als das Deutsche. Und viele andere Sprachen übrigens auch. Dass das im Deutschen eher zwischen schriftlich und mündlich unterscheidet und wenig über die Bedeutung in der Zeit/Zeitleiste, macht es für uns schwieriger zu lernen. Sagen wir, das Deutsche ist da nachlässiger bzw. ordnen wir den Sinn dann durch andere Teile des Satzes ein.

Viele Grüße

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Die Zeitform, die im Deutschen verwendet wird, ist unerheblich, wie in anderen Beiträgen schon sehr schön beschrieben ist. Das Komplizierte an den englischen Zeitformen (oder ganz allgemein an vielen grammatikalischen Gegebenheiten anderer Sprachen) ist ja eben, dass es keine genaue Entsprechung gibt im Deutschen. Man kann an der deutschen Zeitform eben nicht erkennen, welche Zeitform im Englischen (oder Französischen, Russischen etc.) verwendet werden muss. Man erkennt es am Inhalt, an dem, was ausgedrückt werden soll. Daher die Signalwörter.

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Genauso.
Sehr gut erklärt.

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Ich unterrichte Englisch am Gymnasium und erkläre, wann das Simple Past verwendet wird (Signalwörter, abgeschlossene Handlung). Noch nie habe ich dafür 1:1 Übersetzungen zum oder aus dem Deutschen benutzt.
Wenn ich allerdings einen Text übersetzen lasse (bzw. Mediation), würde ich gebräuchliches Deutsch erwarten. In dem Fall also z.B. Gestern sind wir im Kino gewesen. Am Wochenende haben wir Omas Geburtstag gefeiert. Präteritum wäre okay, ist aber inm Deutschen in dem Kontext "ausgestorben".

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Hallo,

den letzten Satz zweifle ich an. Präteritum wird kaum noch in der gesprochenen Sprache verwendet, jedoch in der schriftlichen... was sich auch aus dem o. g. Auszug ergibt. Sprache ist ja beides, gesprochen und geschrieben.

Beispielsweise die Übersetzung "... sind wir im Kino gewesen" wird auch gängig mit Präteritum mündlich verwendet ("waren wir im Kino"...).

Dass die meisten Kids dann eher die Perfekt-Form bei der Übersetzung wählen ist zu erwarten. :-)

Grüße
mm

Bearbeitet von moselmuppes
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Meine Aussage, dass meine Schüler, wenn sie vom Englischen ins Deutsche übertragen, i.d.R. Perfekt verwenden, egal, ob schriftlich oder mündlich, musst du nicht bezweifeln. Das ist schlicht meine Erfahrung und wird von mir in dem Kontext akzeptiert. Nur darauf bezog sich das "ausgestorben".

Bearbeitet von Mandelkrokant
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Das ist halt generell ein Problem bei Fremdsprachen. Romanische Sprachen unterscheiden das auch und haben zudem den im englischen nur noch rudimentär und im deutschen gar nicht vorhandenen Subjunktiv als weiteren Modus. Man kann Zeitformen halt nicht 1:1 übersetzen.