Träumerle und die Morgen"routine"

Hallo,

wer hat auch so verträumte Kinder Zuhause?

Unsere Tochter ist jetzt in der 4. Klasse und wir waren froh, als sie sich nicht mur selbst ankleiden konnte (mit 3) sondern auch in der Lage war, das ohne unsere verbale Hilfe zu tun.
Letzteres fing erst in der 3.Klasse an - bis dahin musste man daneben stehen und sie an jedes Kleidungsstück erinnern. Sonst saß sie irgendwann auf dem Fußboden, rechten Socken am Fuß, linker Socken tanzt Tango durchs Kinderzimmer...

Heute wieder:
Ich habe ihr aufgezeigt, dass sie 20 Minuten Zeit hat: Das sind 4 Einheiten für Anziehen, Haare machen, Frühstücken und Zähne putzen.
Alle 5 Minuten habe ich in ihr Zimmer geschaut. Beim ersten Mal hatte sie (nur) eine Hose an und las in ihrem Buch. Beim zweiten Mal hatte sie die Hose wieder ausgezogen und suchte im Schrank nach einer anderen. Usw. Als sie schließlich am Frühstückstisch erschien, hatte sie noch keine Brille auf und keine Strickjacke an.

Das Problem:
Wenn sie schließlich aus dem Haus geht (auch mal mit halbem Frühstück) sind wir Eltern fix und fertig, aber das Kind bekommt natürlich doch so gerade den Bus.
Irgendwie sind wir Eltern immer die Bösen, die anordnen, dass man seine Haare kämmen und zusammenbinden muss. Die anordnen, dass man zum Bus nicht rennen darf (weil eine Straße dazwischen liegt), die bei kühlem Wetter auf Socken bestehen...

Wir haben sie schon früher geweckt - das macht alles schlimmer, weil sie ja mitkriegt, dass da noch Luft ist. Dann wird erst recht getrödelt.
Wir haben versucht, sie auflaufen zu lassen - aber dann rennt sie ohne Socken, mit zerzausten Haaren und ohne inhaliert zu haben aus dem Haus...
Ach, und natürlich habe ich auch schon öfter als im 5-Minuten-Takt kontrolliert. Da werde ich zunehmend angeschrien - das ging mit 7, aber nicht mehr mit fast 10. Sehe ich auch ein. Aber alleine schafft sie es eben auch noch nicht...

Sie hat einen "Turbo-Knopf". Aber leider schaltet sie den nur an, wenn sie selbst unbedingt los will. Und selbst dann stopft sie ihre Bücher wild durcheinander in die Tasche, bis der Einband reißt, findet ihren Fotoapparat für Ausflüge nicht und lässt die Wasserflasche stehen, die sie eine Minute vorher selbst befüllt hat.

Wir werden noch mal Gespräche führen.
Werden ihr klar machen, dass wir Eltern nicht bereit sind, IHREN Stress zu übernehmen.
Wir werden noch mal Mindeststandarts formulieren, was fertig sein muss, bevor sie aus dem Haus darf/muss. (Problem: sie will ja gar nicht zur Schule. So toll ist es da nun auch wieder nicht. Lockdown und Schule vermissen ist lange her... und Homeschooling ist in toller Erinnerung...).


Habt ihr Tipps, wie ihr solche Träumerle morgens antreibt, ohne ständig zu treiben und zu schimpfen?
Wie man ihr helfen kann, an alles zu denken?


Ach ja: ADS-verdacht bestand schon. Wird aber vom Kinderarzt nicht weiter verfolgt, denn die Lehrer sehen keinen Handlungsbedarf und die Noten könnten nicht besser sein (keine Ahnung, wie man lauter Einsen haben kann, wenn nur die Hälfte der Aufgaben erledigt wird. Das hätte mir mal passieren sollen...).
Wir haben ein Marburger Konzentrationstraining hinter uns. Die Kursleiterin hat - etwas diplomatischer formuliert - gefragt, was das Kind da soll. Sie kann das doch alles. Das Kind hatte dort viel Spaß, gefühlt ist es Zuhause seither eher schlimmer geworden.


Habt ihr Ideen?
Eigentlich können wir nicht alles falsch gemacht haben - unsere Große ist ein Ausbund an Ordentlichkeit, Pünktlichkeit,, Sorgfalt. Da frage ich mich wieder wo sie das her hat... ;-)
Aber Geschwisterkonkurrenz verschärft natürlich das Problem.

Bei mir hat meine Mutter damals bei den Hausaufgaben daneben gesessen, bis ich 14 war. Und mir genauso lange morgens meine Kleidungsstücke rausgelegt. DAS wird definitiv nicht unsere Lösung.
Alternative Vorschläge?

Wir sind für jeden Tip dankbar...

1

Könnte fast unsere Tochter sein.
Abends spät im Bett, morgens schlecht raus. Und dann wird nachm Frühstück im Zimmer gesessen und behauptet man könnte sich keine sachen alleine raussuchen ;-)
Dann vergisst man die Tiere zu füttern, weil das Buch spannender ist.
Da muss man ans Haare kämmen und Zähne putzen erinnern.

Aber mache ich nicht mehr. Was nicht gemacht wurde, wird nicht gemacht!
Dann geht sie halt in Sandalen in die Schule wenn es morgens 8 Grad sind. Dann sind die Haare halt offen und dann wird halt keine Jacke drüber gezogen. Deine Tochter wird es doch selber merken wenn es ohne Strickjacke zu kalt ist.

Also machen lassen. Was passiert denn wenn Sie den Bus verpasst?
Fahrt ihr Sie dann? Muss sie mit dem nächsten fahren?

4

Jaaa, was passiert?
Bisher hat sie den Bus eben nicht verpasst. Wenn es zur ersten Stunde geht, müsste sie wohl den nächsten nehmen. Wir können sie auch fahren, aber natürlich hätte ich nicht sofort Zeit ;-) sondern müsste noch ein paar wichtige Emails vorher unbedingt losschicken...

Das größere Problem hätten eher wir Eltern, wenn sie dann hier herumhängt, während wir uns fertig machen und dann Homeoffice machen müssen.


Außerdem würde ich ihr gerne vermitteln, dass man anständig gekleidet herumläuft. In der Klasse meiner Großen werden die Kinder von ihren Mitschülerinnen schon etwas schräg angeschaut, wenn sie ihre Haare nicht frisieren und das T-Shirt verkehrt herum sitzt.
Im Moment ist noch Welpenschutz in der Grundschule, aber Gymnasium ist ja nicht mehr weit. Aber ob sie in kommenden Sommer eine totale Kehrtwende hinlegt? Ich glaube nicht dran...

5

Ach so, dass Schule heutzutage so luschig ist, hilft natürlich nicht.

Da würde ja gar nichts passieren, wenn sie ständig die erste Stunde versäumt.
Und wenn die Noten von 1 auf 2 absacken - wen juckt's?
Mit ihren Noten und ihrem lieben, freundlichen Benehmen kann sie sich in der Schule ja alles erlauben...

weitere Kommentare laden
2

dann würde ich an Deiner Stelle Dich+Vesper+Frühstück fertig richten und sie die Zeit bis "aus der Türe" frühstücken/ dann anziehen-zähneputzen eben komplett begleiten und daneben stehen.
Das schont Deine Nerven.

An den restlichen STellschrauben kann man dann Stück für Stück mit Konzept arbeiten. -- Morgens sind erstmal die Nerven das wichtigste, also versuche Dein Kind nicht in Regeln zu quetschen, die andere können oder "normal" sind, sondern versuche es eben so zügig und entspannt wie möglich für DICH zu machen und sei es eben, die Begleitung. - Aber eben nicht verrupft, sondern an einem Stück.

Optimalerweise liegen die Klamotten auch am Vorabend gerichtet im Bad. - da ist weniger Spiel-Ablenkung beim Anziehen und man ist gleich da zum Zähneputzen. Deshalb auch das Frühstück im Schlafanzug.

Bei so einer Konstellation würde ich mit Frühstücken anfangen zur Zeit X und dafür ist auch nur Zeit X, - dann Begleitung. Wenn sie wirklich ADSH Verdacht hat, dann wird sie die Hilfe und das mit-steuern wohl noch brauchen.
Ich hab selbst bei meinem Sohn lernen müssen, dass mit Ansagen oder "die anderen können das ja auch" es halt nicht funktioniert, - also "dabeibleiben" udn das wichtigste: so wie es für DICH und deine Nerven am Besten passt. - Sie muss sich anpassen, und nicht der Ablauf, weil er bei anderen anders normal ist.

Aber ja: - mein Sohn ist 15 und hat so seine Baustellen: wir haben eben doch viel länger Klamotten beigelegt oder Hausaufgaben überwacht oder "gesteuert" .... wenn Dein Kind wirklich ADSH hat, dann wird es halt nunmal so sein (Begleitung und HA-Überwachung, Orga Hilfen), wenn Du willst, dass äussere Rahmenbedingungen passen (oder zeitlich passen müssen).
Wenn sie wirklich ADHS hat, dann solltet ihr jetzt mit Diagnostik anfangen und Euch eben Hilfe holen, damit ihr lernt, wie man damit umgehen kann und WIE sie manche Dinge lernen kann (Apps, Wecker, Listen etc.... -- ) und ja: die serh guten Noten können ein Hinweis darauf sein. Und wenn es nicht krankhaft ist, dann holt euch wenigstens Hilfe oder lest Bücher, wie man ADHS Kindern helfen kann, selbst wenn sie ein Grenzfall ist und die Ärzte das nicht für nötig halten.

Übrigens: bei meinem Sohn war das auch so: jetzt mit15 zeigen sich massive Probleme, wo ich froh gewesen wäre, ich hätte in der 4. Klasse mir nicht einreden lassen da wäre "nix" und wir hätten dort mit fachlicher Unterstützung manches angehen können. -- jetzt haben wir den Salat und zwar dicke. --- hätten wir vermutlich vermeiden können, hätten wir früher damit angefangen.

6

Was sind das für Probleme, die jetzt mit 15 massiv auftreten? Und wie hätte man sie vermeiden können,

17

er hat einige Baustellen, aber recht leicht sichtbar nur von aussen und konnte durch hohe Intelligenz lange drüber hinwegspielen, Corona hat seinen Rest getan. Er hat bisher unendeckte oder sagen wir mal nicht ernst genommene ADHS, weil die NOten ja gut waren, --- hat Angstzustände in großen Gruppen und Prüfungsangst entwickelt und scheint wohl auch Verdacht auf Asper Autismus zu haben bzw. ist hochsensibel -- oder beides oder irgendwas dazwischen. Diagnose läuft gerade noch und ich hab noch keinen endgültigen Namen dafür.
-- in der Pubertät schlagen die Folgen zu: Schlechte NOten, nie lernen gelernt, Konzentrationsschwierigkeiten so starkt, dass er den Stoff der 9. KLasse Gym eben nicht mehr packt, er reagiert mit Körperschmerzen und Migräne auf Soziale Stess-Situationen naber erst nach Corona. -- Er hat die Zeit alleine zuhause genossen und war nie der Gruppenmensch. Ihm war alles immer zu laut und zu stressig in Menschengruppen. --

Alles war bis dato nicht "so krass" sichtbar und noten waren bis Corona auch super, sodass ich in früheren Jahren nie dran gedacht hätte, er müsse zum Psychologen und wir haben uns immer "selber beholfen".
-- Das alles jetzt verstärkt in der Pubertät zugeschlagen und sich aufsummiert und macht viel Sorgen, die wir nicht hätten, wäre er schon früher dort gewesen und hätte die Dinge bei Wurzel schon am Anfang gepackt.

weitere Kommentare laden
3

Unser Ältester ist auch so verpeilt. Das war schon in der Kita so und hat sich durch Schule und Ausbildung gezogen. Heute ist er erwachsen, steht im Beruf und wohnt auch längst allein - aber so ganz weggegangen ist das nie. Er kriegt es aber, wenn auch oft auf unorthodoxe Weise, ganz gut hin.

Solange du alles für sie machst - und ich finde, du machst zu viel - braucht sie selbst ja keine Strategien für sich zu entwickeln.
Du musst dringend dein morgendliches Engagement zurück fahren.

Es gäbe für mich nur zwei Sachen morgens auf die ich achten würde: inhalieren und rechtzeitig zum Bus wegen der Straße. Alles andere muss sie selbst hinbekommen. Was fehlt (Socken, Brille, Strickjacke), das fehlt. Morgen wird sie dann an die Brille denken, übermorgen vielleicht sogar an die Socken. Wenn nicht, ist es auch nicht so schlimm.

Letzten Endes hast du keine andere Chance, als ihre Eigenverantwortung zu stärken, wenn du willst, dass sie ein selbständiger Mensch wird.
Was kann schlimmstenfalls passieren? Dann geht sie eben ohne Socken, ungekämmt und seltsam gekleidet zur Schule. Das hältst du aus.

Unser Sohn ist jahrelang ohne Jacke zur Schule gegangen - immer mit doppelten Sweatshirts, auch im Winter. Bin wiederholt von der Lehrerin angesprochen worden, er durfte Ausflüge nicht mitmachen - ja, was sollte ich tun? Selbst wenn ich die Jacke erzwungen hätte, wäre sie an der nächsten Ecke wohl in die Schultasche gestopft worden.

Noch ein Wort zu ADS: ein Kinderarzt kann es nicht diagnostizieren. Und wenn eure Tochter sehr begabt ist (bei den Noten in Kombi mit der Verpeiltheit), dann verdeckt ein hoher IQ oft das ADS. Ich würde das an eurer Stelle mal qualifiziert abklären lassen.
Unserem Sohn wurde damals auch attestiert, er hätte kein ADS. Wie sich viel später herausgestellt hat, hatte die Therapeutin überhaupt keine tragfähige Untersuchung angestellt. Heute glaube ich, dass er ein klassischer Kandidat für Traumer-ADS war. Und so skeptisch ich der Thematik gegenüber stehe (wer verdient eigentlich an den exorbitant gestiegenen Verordnungen für die Medikamente? Wer hat welche Studien dazu finanziert? Ich habe mich lange mit dem Thema befasst und viel dazu gelesen), so würde ich heute einem Versuch mit den entsprechenden Medis offener gegenüber stehen.

Alles Gute euch

9

Danke für deine Nachricht.

Was ich unbedingt vermeiden möchte ist, dass ihr Selbstbewusstsein bei all den "Kleinigkeiten" den Bach runter geht.

Sie hat eine ältere Schwester, die ein Ausbund an Ordnung und Sorgfalt ist - und es ist eh schon schwer, neben so einer Schwester zu bestehen ;-) es hilft, dass sie sogar noch bessere Noten hat als die Große.
Aber an Ausflügen nicht teilnehmen zu dürfen... puh, da ginge hier die Welt unter. Da wartet sie sehnsüchtig (und manchmal eben zwei Jahre lang!) darauf, dass sie die tolle Viertklässleraktion machen darf, von der die Große immer noch schwärmt und dann... Nene, das kann ich ihr nicht antun

Du hast natürlich Recht, dass sie lernen muss, selbstständig zu werden.
Ich habe ja schon aufgehört, daneben zu stehen. Aber es sind so viele einzelne Entscheidungen:
- ich erinnere sie nicht an die Zeit > sie verpasst den Bus und ICH hab sie dann hier herumhängen...
- sie hat keine Brille auf > und ICH muss dann mit ihr diskutieren, welche Kinder wohl schon Zuhause sind, um die Hausaufgaben zu erfragen (denn die kann sie ohne Brille nicht von der Tafel abschreiben und fragen wäre ja peinlich...)

Ich versuche, eine Mischung aus Hilfe und Auflaufen lassen. Hilfe zur Selbsthilfe. Aber das ist so schwierig, da einen Mittelweg zu finden...

14

Na, dann nimm dir vor, woran! du sie erinnerst.
Selbstverständlich ist es peinlich dann nachfragen zu müssen. Aber wenn du es ihr jetzt ersparst, wird es doch zukünftig schlimmer.
Und dieses peinlichkeitsding kenne ich sehr gut. Sohn musste dann nicht nur anrufen, sondern sogar zur Klassenkameradin (ein Mädchen, superpeinlich in der 5. Klasse, da heißt es nachher noch, er wäre verliebt) das Buch für die Hausis ausleihen - ja, hab ich drauf bestanden: eigene Fehler muss man selbst ausbügeln - er hat nie wieder sein Zeug in der Schule gelassen. War ein maximaler Lerneffekt.

Ganz ehrlich: meine Devise war da: er hat eine Schwäche (Verpeiltheit) und wenn wir das nicht in Kindheit und Jugend so unterstützen, dass er es i-wie in den Griff kriegt, wird es immer schwieriger für ihn Strategien zu entwickeln. Es ist nicht einfach, aber von allein wird's nicht besser. Du musst dein Kind unterstützen und das tust du nicht, indem du ihr zu viel hilfst. Das ist das Gegenteil von Unterstützung.

Ich habe mich oft mit meinem Mann in der Wolle gehabt deshalb - ich war da oft auch viel zu nachsichtig, hab zuviel für ihn gemacht, fand's auch gemein, ihn auflaufen zu lassen - aber von heute aus gesehen: es war falsch. Er hat mir auch leid getan, gerade weil die jüngeren Brüder viel eigenständiger und schneller waren.
Letzten Endes musste ich einsehen, dass ich viel früher und konsequenter hätte agieren müssen.

Auch bei dieser ADS Abklärung hätte ich eine zweite Meinung einholen müssen.

8

Hm, ich habe gerade extra in den Ergobericht meiner Tochter geschaut, explizit das Marbuger Konzept wurde dort nicht erwähnt. Aber Fakt ist, meine Tochter hat eine Konzentrationstörung, sie hat auch Ergo bekommen und pausiert jetzt, weil wir sehen wollen, ob sie bei neuer Belastung (Schulwechsel) immer noch umsetzen kann, was sie gelernt hat.
ADS, Wahrnehmungstörung wurden ausgeschlossen. Die Lehrer sind auch völlig verblüfft gewesen, das ausgerechnet mein sortiertes Kind, das so gute Noten schreibt, eine Konszentrationstörung haben soll. Für mich war das aber loigsch, denn das Kind selber hat gesagt, das es gut klappt, wenn es im Umfeld ruhig ist.....das bestätige ich vollumfänglich. Darauf ist die Ergotherapeutin auch eingegangen, hat auch meine Aussagen das Kind betreffend angenommen, denn auch sie fand auf den ersten Blick, das doch alles super ist. Auf den zweiten Blick nicht mehr, nämlich als sie meine Tochter mit in eine Gruppenstunde genommen hat....da wurde es glasklar. Meine Tochter kann sich unsagbar gut anpassen und ihre Problematik tarnen/kompensieren....das hatten die Lehrer nicht auf dem Schirm....wie auch bei fast 30 Kindern in der Klasse. Die Kompensation wurde aber mit immer mehr Schulstoff an ihre Grenzen gebracht.

Meine Tochter ist allerdings sehr kooperativ, weil ihr die Hilfestellungen, die wir gemeinsam (!) ausgearbeitet haben, wirklich eine Hilfe im Alltag sind. Aus allem, was ich gleich beschreibe, ziehe ich mich regelmäßig stückchenweise raus....quasi als Test. Jetzt haben wir auch nur ein Kind und entsprechend Ruhe im Haus, das muß man sicherlich auch bedenken. Vielleicht ist aber trotzdem etwas für euch dabei.

Wir arbeiten ganz viel mit laminierten Listen, auf denen Schritt für Schritt alles zum abhaken steht. Diese Listen sind dort angebracht, wo sie benötigt werden. Z.B. am Hühnerstall....da steht dann drauf: frisches Wasser o; Kotbrett o; Kot aus Stall und Auslauf entfernen o; Futter auffüllen o; Legenester kontrollieren o; usw. Wirklich jeder Schritt täglich ist aufgelistet. Die Erweiterung mit wöchentlich (die Liste hängt bewußt dahinter). An den Listen, die es auch im Bad, am Schreibtisch, am Kleiderschrank und in der Küche (für ihre eigenen Rezepte und Aufagben in der Küche) sind Whiteboardstifte befestigt. Wichtig ist wirklich, das nicht alles mit Listen zugeflastert ist, sondern diese hintereinander hängen und bei Bedarf abgearbeitet werden.
Im Bad stehen Timer, die exakt abgestimmt und automatisch funktionieren.

Die Listen helfen uns beiden, ich bin nicht mehr der Feldwebel, sie kann sich wieder selber orientieren. Trotzdem habe ich sie im Blick, anders geht es nicht. Ich würde mich so gerne viel mehr rausziehen, glaub mir, aber es geht eben noch nicht. Besonders jetzt nach dem Schulwechsel muß cich wieder mehr präsent sein. Seit ich das aber angenommen habe und eben nicht mehr vergeliche, sondern da nur auf meine Tochter schaue, was sie gerade braucht, ist es wirklich erträglich geworden. Ich secke mir da auch keine Ziele mehr, das wird die Zeit zeigen. Sie macht das ja auch nicht absichtlich, der Gedanke hilft mir sehr.

Schaffst due s, das deine Tochter wieder kooperiert? Ohne das wird es nicht gehen.

10

Das mit den Listen werde ich vorschlagen. Das könnte ihr gefallen, sie hat sich selbst schon mal so eine Liste gemacht.

Wenn ich in Ruhe mit ihr spreche, lässt sie sich bestimmt auf einiges ein. Sie ist sehr harmoniebedürftig und möchte eigentlich keinen Stress und Streit.


Das Schwierigste wird sein, die Zeit im Blick zu behalten. Denn schon der Blick auf die Uhr lenkt ja von dem ab, was sie gerade tut.

Wie wurde bei euch die Konzentrationsstörung diagnostiziert? Wer hat dann Ergo verschrieben?
Das klingt nämlich ziemlich ähnlich. Meine Tochter kann und schafft ganz viel, wenn es ruhig ist. Aber wenn ich mich beim Mittagessen mit meinem Mann unterhalte (leise, nett, freundlich, langweilige Themen!) dann klebt plötzlich ihr Reis am Stuhl und die Soße in den Haaren...

28

Die Listen haben wir wirklich zusammen gemacht, erstmal mündlich zusammengetragen, was da stehen soll. Wir haben besprochen, das diese Listen wirklich schlicht gehalten werden, kleinschrittig und stichwortartig. Und sie sind "effektiv", also auch auf den Ablauf bedacht und besprochen. Wir haben sie auch schon öfter geändert, angepasst....auch auf ihren Hinweis hin.

Ja, die Zeit....die bürde ich ihr (besonders morgens) nicht auch noch auf. Wir sorgen für den Rahmen, an dem sie sich "langhangeln" kann. Die Abläufe sind immer exakt gleich, das war aber schon immer so hier.....ich bin ein fieser Morgenmuffel und brauche das selber....das war sie also schon immer gewohnt. Jetzt sind wir aber nicht perfekt, wer ist das schon? Ich habe festgestellt, das sich eigene Hektik sofort aufs Kind überträgt, das sich dann aber "ausklinkt" und abdriftet und schwupp hat man das Dilemma....der Marienkäfer muß dann eben erstmal gerettet werden, wer braucht da schon Socken? Trotzdem (oder gerade), da sie sich außerhalb (besonders in der Schule) wirklich alles an Konzentration abverlangt, was geht, sehe ich das echt locker (mittlerweile).....wir müssen halt mehr ran und näher dran bleiben, als wir uns das vorher so vorgestellt haben und den Raum dafür müssen halt wir erschaffen.

Sie selber hat sich aber auch gut im Blick, sie kam an und meinte das ihr Zimmer sie zu doll ablenkt. Recht hatte sie, offene Regale mit freiem Blick auf Spielzeug verleiten natürlich extrem. Zum Glück stehe ich auf Ikea...also wurden Kallax und Billy mit Türen nachgerüstet....aus den Augen aus dem Sinn. Es steht auch nur noch ganz wenig an Gedöns rum. Ich glaueb das mti der reizfreien Umgebung haben wir gut auf die Kette bekommen.....wenn sich doch nur der Marienkäfer dran halten würde. Ich selber musste mir abgewöhnen, Dineg, die morgens bei mir nicht klappen, zu kommentieren....klar, wenn Muttern auffällig und hektisch ihren Schlüssel sucht....Ablenkung pur. Ach der Zettel für den Ausflug, ich muß nicht verkünden, das ich den noch fix ausfülle oder gerade das passende Geld für den Ausflug zusammensuche. Mein Mann muß auch nicht kommentieren, das unsere Katze mehrere Geschenke auf der Terrasse für uns parat hat. Unser Haus ist halt sehr klein, da bekommt eh jeder alles mit.

Kaugummi hilft ihr bei den Hausaufgaben, natürlich keine Sorte, mit der man große Blasen machen kann. Etwas auswendig lernen müssen klappt am Besten rotierend bis kopfüber auf dem Bett....ich würde mir dabei alle Knochen brechen, aber wenn es für sie passt, dann ist das halt so. Sie kann zB im Restaurant oder auf Feiern sich unsagbar gut beim Essen verhalten...wen juckt es da, wenn ihr Zuhause nach einem (für sie) sehr antrengenden Schultag Soße in den Haaren klebt? Alles andere hat ja super geklappt, sie war pünktlich, hat den Bus nicht verpasst, hat alle Materialien, das Logbuch hat Eintragungen und sie erzählt mir/uns beim Essen, das sie am Freitag einen Vokabeltest schreiben oder gibt andere Informationen weiter....soll ich mich da über etwas Soße aufregen?

Aber zu deinen Fragen, die Konzentrationsstörung wurde eigentlich durch Ausschluß diagnostiziert. Das blieb halt von den Möglichkeiten übrig. Der Kinderarzt hat dann Ergo verschrieben. Okay, sie war nie im SPZ oder so....es gibt einfach zu viele Hinweise, das es eben nicht AD(H)S ist oder wenn dann so leicht, das wir das auch erstmal anders probieren konnten. Sie war beim Pädaudiologen (Übw. vom Kinderarzt) und wir hatten von unserem Kinderarzt eine seitenlangen Fragebogen bekommen, der dann intensiv besprochen wurde. Die Ergotherapeutin selber hat uns Eltern super angeleitet. Es war der Vorschlag des Kidnerarztes, erstmal den "kurzen Dienstweg" zu gehen und er hat das (aus unserer Sicht) sehr gut eingeschätzt.

11

Ich hänge mich hier mal dran, denn unser 9jähriger ist exakt genauso. Und auch bei uns ist es ein himmelweiter Unterschied zum Bruder, der als Erstklässler erst seit 2 Wochen zur Schule geht und trotzdem morgens alles völlig entspannt und pünktlich parat hat.

Das einzige, was bei uns zumindest etwas Entspannung rein gebracht hat, waren vorgegebene Uhrzeiten. Es hat lange gedauert, aber nun steht der Große Punkt 6.30 Uhr auf, zieht sich an und frühstückt und geht Punkt 7.15 Uhr Zähne putzen. Haare kämmen, an den Turnbeutel denken, Socken anziehen etc vergisst er trotzdem ständig, aber zumindest das Grundgerüst funktioniert.

Ich finde das mit dem Auflaufen lassen auch schwierig, denn ich habe auch den Eindruck dass die entstehenden Konsequenzen oft eher auf mich als auf ihn zurückfallen.

Wir überlegen auch des öfteren, ob das noch normal sein kann. Aber da auch hier kein schulischer Leidensdruck besteht, sahen bisher weder Kinderarzt noch Ergo noch Schule einen Anlass, dahingehend weiter zu testen.

12

Ich würde die Reihenfolge ändern -- Frühstück im Schlafi
Dann ins Bad
Dann anziehen bspw. im Wohnzimmer - dort die Sachen in der Reihenfolge wie sie sie anziehen soll auf einem bspw. Sessel liegen haben

Ich lege mit unserem Sohn (9/ 4 Klasse) immer abends die Sachen raus, die er anziehen möchte am nächsten Tag--- zu unterst kommt die Hose, darüber der Pulli, darüber die Socken, darüber die Unterhose und ganz oben das Unterhemd.
So wird nichts vergessen und es gibt keine Diskussion welches T Shirt/ welcher Pulli ...

Wenn angezogen dann kämmen
Schuhe
Jacke
Und los geht es


So ist quasi der Start morgens durchgetaktet und es bleibt keine Zeit zum Abschweifen, weil ja noch Zeit ist.

Wasserflasche und Brot würde ich einpacken damit es dabei ist--- das kann man später immer noch üben....

Als unsere Große damals aufs Gym wechselte war es auch ein Krampf, dass sie um 7 Uhr loskommt-- weil GS war 7.30 Uhr los--- und ohne ständig Druck ging nichts, aber nach 4 Wochen war es drin-- und mit kleinen Tricks wie Post Its in ihrer Augenhöhe an der Haustür um ans Sportzeug zu denken

Und abends Ranzen packen 😉


PS: unser Sohn war übrigens letzte Woche auf Klassenfahrt -- und es kamen alle Anziehsachen etc. auch wieder zurück und dort hat alles geklappt.. sowohl anziehen als auch Wasserflaschen füllen etc

Und dort war definitiv mehr Chaos -- 5 er Zimmer mit Waschräumen auf dem Gang ...

Bearbeitet von Elise22
13

Vielleicht einen Plan , der alle Tätigkeiten nacheinander aufführt und den sie dann abhaken kann. Mit Belohnung am Ende der Woche.

Es gibt auch eine Uhr, glaub bei Jako-o, an der man verschiedene Zeiten hintereinander einstellen kann. Dann könnte man extra einen Klingelton fürs Aufstehen, Frühstücken, Zähne putzen, Anziehen, usw. installieren.

Hatten so eine Trödelei im Verwandtenkreis. War dann ADS ohne Hyperaktivität. Medikinet plus Therapie hat Wunder gewirkt . Da gab es aber auch schulische Probleme.

15

Das klingt so typisch nach Ads, hab jemandem im Bekanntenkreis (schon erwachsen) und da ist das auch so.

Wenn wir uns früher zusammen fertig gemacht haben um mal weg zu gehen.🙈 Eine Socke an, da fiel ihr was anderes ein, das wollte sie schnell machen, dabei kam sie am Bad vorbei , achja, Haare müssen ja noch gemacht werden, also fing sie da an. Dann war da ein Fleck auf dem Boden den hat sie schnell weggeputzt. Dann schnell in die Küche aufschreiben, dass Putzmittel gekauft werden muss. So ging das immer weiter, bis ich sie erinnert habe, was sie eigentlich machen wollte.

Wenn sie alleine war, hat sie sich Wecker gestellt, die sie jede Minute erinnert haben, was sie machen wollte. Mit Anfang 20 hat sie dann die Diagnose bekommen und auch Hilfe, wie man sich besser organisieren kann.
In der Schule war sie absolut unauffällig, hat nie gestört, immer super Noten. Aber halt den Turnbeutel vergessen (nicht zu Hause, sondern im Klassenzimmer) usw.
Bei Mädchen wird es bis heute gerne übersehen, weil es sich anders äußert.

Von daher würde ich es testen lassen, im Notfall bei der KK anrufen und um Vermittlung eines Arztes für eine 2. Meinung bitten. Oder da selbst aktiv werden.

Sonst würde ich, auch in dem Alter daneben stehen, bis es erledigt ist und wenn sie dann brüllt, soll sie. Sie hat es ja in der Hand (natürlich sollte ADS ausgeschlossen sein, dafür, sonst wäre es unfair).
Mein Großer ist auch willensstark und etwas verträumten und man muss ihn manchmal auch antreiben, aber so langsam klappt zumindestens das Anziehen morgens ohne Probleme, er ist jetzt 8. Dafür vergisst er ständig die Kaninchen zu füttern. Selbst wenn man es 3x sagt.

16

Hast du mal mit der Sportlehrerin gesprochen, wie das umziehen klappt ? Würde mich interessieren in dem Fall.

Ich würde mein Kind am Abend, vorm Abendessen?, die Kleidung raus legen lassen und sie sich nicht in ihrem Zimmer umziehen lassen, sie braucht einen Raum mit deutlich weniger Spielanregung. Am besten ein weißes Zimmer 😁.

Nein, ernst jetzt, je weniger Reize sie in dem Moment, in dem sie eine bestimmte Aufgabe gerledigen soll, erfährt, umso stärker die Fokussierung auf das eigene Tun.
Gilt auch für Hausaufgaben, wir haben Kinder, die gerne in diesen "Wahlkabinen" arbeiten. Eben drei Pappen von einem Malblock zusammen gegeklebt. Dahinter verkriechen sie sich und arbeiten klappt auf einmal.

Ich würde dir auch eine Ergotherapie empfehlen.