Bin ich schief gewickelt?

Die 13jährige kam gestern Abend an, sie muss bis heute eine Ballade von Schiller oder Goethe auswendig lernen.
Zuerst hab ich sie gefragt ob sie noch ganz knusper ist und seit wann sie das weiß, und dann ihrer Bitte um Hilfe nachgekommen.
Kurzum: Der Erlkönig isses geworden, ich habe ihr auch die Vertonung rausgesucht (musikalisch lernt es sich ja leichter) und mehrfach angehört, ihr geholfen verschiedene Dinge zu visualisieren, Begriffe erklärt die sie nicht kennt (zb meine Töchter werden dich warten schön), und jetzt sitzt es einigermaßen.
Habe das eben in meiner WhatsAppGruppe 2010erMamas (wir kennen uns seit der Schwangerschaft im Eltern.de Forum, und zum großen Teil auch persönlich inzwischen) erwähnt.
Die anderen haben gemeint, mit 13 wäre Ende Gelände, sie hätten das Kind auflaufen lassen und gar nicht geholfen.

Was hättet ihr getan, bin ich tatsächlich zu nachgiebig, hätte ich ihre Bitte um Hilfe ignorieren sollen?

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Ich bin erwachsen, keine 13 mehr. Aber wenn ich um Hilfe bitte, dann möchte ich nicht, dass mein Partner mir mit "Ende Gelände" kommt.

Natürlich hätte ich auch geholfen. So nach meinen Möglichkeiten, wie ich das eben tue, wenn man mich um Hilfe bittet.

Man kennt ja hier weder die Vorgeschichte noch weiß man, wie die 13-Jährige sonst schulisch agiert.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich getan hätte, wenn ich das Kind schon 5x erinnert hätte und es hätte mit "nö, keinen Bock" geantwortet und wäre DANN am Vorabend gekommen. Keine Ahnung. Aber vermutlich hätte ich dann zumindest noch "geholfen", eine Ballade auszuwählen und mir das Ganze 1-2 mal anzuhören.

Gerade vorgestern ein Beispiel hier gehabt: Unser Zweitklässler muss sonntags immer seine Stifte spitzen, HA-Heft vordatieren, alles auf Vollständigkeit kontrollieren. Macht er in der Regel nach Aufforderung, sonst vergisst er es. Am Sonntag hatten wir nun sehr spontan Besuch (er wusste es erst, als das Auto vorfuhr), und als er dann im Bett lag, fiel mir sein Ranzen ein. Ich habe also Stifte gespitzt, Patronen gewechselt, neue Bleistifte gesucht. Wir hatten es einfach alle vergessen, er war kaputt vom Tag, warum soll ich da nciht helfen?

Aber hätte ich hier gefragt "Spitzt Ihr Euren Kindern in der 2. Klasse noch die Stifte an?", dann weiß ich, welche Antworten gekommen wären ;-)

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Sehr gute Antwort. Zwischen der Realität und urbia liegen manchmal Welten 🤭

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Top zusammengefasst! :-)

Und ich wette, dass kaum jemand seinem Gegenüber das ins Gesicht sagen würde, was er/sie hier bei urbia von sich gibt. (siehe anderer Thread: "Mein Sohn geht nicht arbeiten". Antwort: Soll er halt ins Obdachlosenheim.)

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Diese ganzen "Tricks" wie anhören, unbekannte Wörter und Bedeutungen ergoogeln, usw sollte man finde ich mit 13 Jahren schon gelernt bekommen haben und selber umsetzen können.

Ich hätte ihr zumindest klar gemacht, dass es das letzte Mal war und sie nun selber dafür verantwortlich ist. Ich finde es ganz wichtig, dass man früh lernt sich selbst helfen zu können und seine eigenen Lernmethoden kennt (was funktioniert für mich am besten.) Für mich wäre anhören z.B sinnfrei, ich muss es durch Schreiben verinnerlichen.

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wenn mein Kind kommt und um Hilfe bittet, helfe ich -- natürlich auch dem großen.

Tatsächlich bin ich aber auch zu gut für diese Welt und habe mit meinem jahrelangen mitdenken, mitplanen, coachen etc... einen Fehler gemacht. Ich hätte Sie schon ab der 5. Klasse auflaufen lasen sollen bzw. eben durchs auflaufen lassen gefördert, dass Selbsverantwortung und Planungstechniken etc... gelernt werden.

-- beide Kids sind heute total unselbständig und ich hätte sie mehr auflaufen lassen. Aber corona sei Dank, wo viel von mir aus nötig war, weil die Schule extrem schlecht war, hab ich danach den Abspruch lange auch nicht geschafft. Hätte ihn aber schaffen sollen und mich da mehr raushalten sollen.
--- das mache ich jetzt -- aber ist natürlich blöd, wenn man so spät mit anfängt, denn sie tun sich extrem schwer mit selbst organisieren und Lernen planen usw.. weil sie es eben nie so viel machen mussten. (sie sind 13+15)

Bearbeitet von tr357
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Ja ich hätte meine Kinder, in dem Alter, auch auflaufen lassen. Gestern erst einen schönen Spruch gelesen: " Durch einen Fehler lernt man mehr, als durch hunderte Erklärungen."

Bearbeitet von storch19
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Das wäre vom Grad der Zerknirschung und Bemühung des Kindes abhängig gewesen. Wäre es mir mit 'Kann ich doch nix für, der Lehrer ist eh Scheisse, jetzt mach' mal, dass ich kann' gekommen, hätte ich Kindchen auflaufen lassen. Bei 'Oh Scheisse, ich hab's vergessen, hilf mir bitte' sähe das schon anders aus. Mit 13 ist die Pupertätsdemenz nach einer Erfahrung sehr stark ausgeprägt.

Grüsse
BiDi

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Pubertätsdemenz trifft sehr gut zu.
Wenn der Kopf nicht angewachsen wäre..... 🤦🏼‍♀️

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In dem Alter hätte ich erstmal nachgefragt, seit wann sie das aufhaben … und dann ihr höchstens den Laptop zum googeln geliehen. Und dann hätte sie es mir aufsagen können, wenn sie es kann.

Alles andere kann das Kind alleine machen, sind ja ihre Hausaufgaben.

Anderes sehe es aus wenn es rechtzeitig kommt und fragt, ob ich Ideen habe usw.

Aber HA aufschieben und dann um Hilfe bitten weil am WE gefaulenzt— Nö .

Unsere Tochter ist 15 und hier läuft es nur so — ich frage Vok ab und suche ihr auch mal eine Arbeit zum Üben aus dem Netz raus oder so — aber nicht 1 Tag vorher sondern mit Vorlauf— so wie es in der Schule eben auch läuft.

Unser Sohn ist 9 und auch da läuft es so — Gedicht lernen - er hat dazu meist 1 Woche Zeit — also darf er lernen wann er meint und wenn er es kann sagt er es auf. Dann korrigiere ich ggfls. Ausspreche oder Betonung, wenn es noch nicht richtig sitzt. Dann ist das Thema durch— den Tag vorher frage ich es noch 1 x ab und fertig.

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Mein Kind ist erst 9, aber ich glaube ich hätte auch geholfen.

Die ganzes Tricks kenn ich gar nicht, bei mir wäre es stumpf auswendig lernen gewesen.

Aber wie schon jemand schrieb: der Ton macht die Musik. Es wäre durchaus abhängig von der Formulierung der Bitte gewesen. Ist es jetzt ja auch schon.

Ich finde es nicht schlimm was zu vergessen und ich finde es schön, wenn Kinder dann um Hilfe bitten und das sollen sie immer können, ob nun mit 9 oder mit 13 oder mit 17.

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Also ich will nicht zu hart mit ihr ins Gericht gehen!
Es kann schonmal vorkommen, dass man eine Aufgabe völlig vergessen hat und es einem im letzten Moment noch siedend heiß einfällt. Ist meinem Sohn auch schon passiert. Und mir erst recht.
Und natürlich helfe ich dann. Er hat es ja nicht absichtlich gemacht und es ist hier auch kein Standart! Denn wenn es immer so läuft, dann stimmt was grundsätzlich nicht. Aber wenn es MAAAAAAL passiert, ist es doch echt fies nicht zu helfen.

Nur du weißt, wie deine Tochter so drauf ist.

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Hallo,
ich hätte wohl auch zuerst gemeckert, warum das "auf den letzten Drücker" sein muss, hätte aber letzten Endes auch geholfen.
Ganz ehrlich? Wir vergessen doch auch mal was und sind dann vielleicht froh, wenn uns dann jemand spontan hilft.
Ich würde allerdings deutlich zu verstehen geben, dass sie sich demnächst rechtzeitig um ihre Sachen kümmern muss.
LG
Elsa01