Wie gut stecken Kinder kleine Gemeinheiten weg?

Hi,

mich würde mal eure private Erfahrung interessieren.
Entweder von euch als Kind oder mit euren Kindern heute.

Wie gut habt ihr als Kind kleinere Gemeinheiten von Gleichaltrigen weggesteckt?

Hintergrund ist, dass ich beobachte, dass mein Sohn (Grundschulalter) immer wieder Situationen ausgesetzt ist, die ihn traurig machen. (Er erzählt zuhause davon)
Es sind völlig unterschiedliche Situationen und völlig unterschiedliche Personen.
Z.B einer ist zuviel bei einem Spiel, es wird abgestimmt, wer raus muss. Alle sind sich einig, dass mein Sohn gehen muss.
Oder mein Sohn wird bewusst ausgelassen, wenn etwas ausgeteilt wird.

Es ist nicht die einzelne Situation, sondern die Masse, die mir auffällt.
Es ist kein Mobbing, aber mein Sohn ist klein, leise, unauffällig. Mit ihm kann man viel machen, er wehrt sich nicht. Auch wenn wir ihm immer Mut machen, für sich einzustehen.

Und ich muss sagen, ich als Mama leide ganz schlimm mit.
Mein Sohn redet nicht sehr viel und es dauert immer sehr lange, bis er mit Problemen rausrücken.
Ich habe deshalb auch keine direkte Rückmeldung, wie es ihm wirklich geht.
Ich will es auch nach einer Weile nicht wieder zur Sprache bringen, damit ich es nicht künstlich präsent halte.

Mir wäre es irgendwie leichter ums Herz, wenn ich wüsste, sowas erleben viele Kinder und man kann trotzdem gesund groß werden.

Leidet ihr auch mit euren Kindern mit?
Bin von mir selbst überrascht, da ich mich eigentlich für taff halte.

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Das gehört, glaube ich, zum groß werden dazu. Ich tausche mich darüber oft mit Freundinnen aus, die Kinder im gleichen Alter haben, weil mir auch immer so das Herz blutet.
Alle berichten von kleineren Ausgrenzungen, zerbrechenden Freundeskonstellationen etc. etc..

Ich versuche mich da mittlerweile sehr zusammenzureißen und nicht zu sehr mitzuleiden. Manchmal überlegen wir gemeinsam, was man hätte tun können. Oft höre ich auch einfach nur zu und sag höchstens mal: find ich auch voll doof…

Was uns in der Grundschulzeit ein lieb gewonnenes Ritual abends war, war die „Was war heute blöd/schön-Erzählrunde“… unbedingt selbst auch was erzählen und mit dem Schönen enden. Da hab ich oft viel erzählt bekommen, was über Tag verdrängt oder verschwiegen wurde.

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Kenne solche Situationen von meinen beiden Kindern.
Der Große war nicht schüchtern und wurde die gesamte Grundschulzeit gemobbt.
Die Kleine äußerst schüchtern und wird deshalb leicht "übersehen".

Beide Kinder haben immer unter diesen Gemeinheiten gelitten.
Aber ihnen hat es geholfen, wenn sie mir die Gegebenheiten erzählen konnten und wir sie ganz oft durchgekaut haben. Reden hilft....

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Meine Kinder sind beide recht beliebt und haben gute Freunde. Trotzdem erfahren sie natürlich auch ab und zu kleine Gemeinheiten und sind auch traurig darüber. Und natürlich leide ich da als Mama auch mit, ist ja klar, sind ja auch meine Babys 😉
Es hilft ihnen, wenn wir darüber sprechen und wir überlegen, wie man das nächste Mal in so einer Situation reagieren kann oder wie man ein Problem lösen könnte. Danach geht es ihnen immer besser.

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Bei meinen ist das sehr unterschiedlich . Der zweite ist sehr lieb , Streit mag er gar nicht wenn es Streit gibt oder er ausgeschlossen wird ist er immer darauf bedacht sich wieder zu vertragen . Ihn nimmt das mit und er macht sich viele Gedanken wobei er erstmal daran denkt was er falsch gemacht hat . Als Mama finde ich das oft nicht einfach man muss ihn immer wieder bestärken . Kind eins und Kind drei sind ganz anders sie kommen durch die selbstsicheres Auftreten viel seltener in solche Situationen und es prallt auch viel mehr von ihnen ab . Sie können gut für sich einstehen und lassen sich nicht die Butter vom Brot nehmen, das wissen die anderen natürlich wahrscheinlich auch ein Grund warum es selten dazu kommt . Sie wehren sich auch das ist bei einigen Kindern auch gut so . Konflikte sind viel schneller geklärt wie bei Kind zwei vor allem aber sind sie dann auch tatsächlich wieder vergessen was bei Kind zwei anders ist .

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Hallo,

Ich finde die Situationen, die du da beschreibst schon ziemlich hässlich. Kinder sind da oft nicht zimperlich und ich denke solche Situationen hat jeder mal in seiner Kindheit. Hast du denn das Gefühl dein Sohn kommt im Nachhinein klar mit diesen Situationen, auch wenn sie ihn in dem Moment traurig machen? Oder nagt es an seinem Selbstwertgefühl?

Ich würde meinen Sohn tatsächlich immer mal wieder fragen ob er (nochmal) darüber reden will,je nachdem was er beim ersten Mal erzählt. Ich selbst war so ein Kind, das nie, nie, nie geredet hat, schon gar nicht wenn es mir schlecht ging. Introvertiert und ruhig. Im Kindergarten wurde ich von einem Jungen erpresst, ich musste ihm täglich eines meiner Spielzeugautos schenken oder er würde mir weh tun. Haben meine Eltern erst rausgefunden, als der vor unserer Tür stand und sein Auto einforderte. In der Grundschule haben mal 2 Mädchen, mit denen ich ständig so eine 3er On-Off Freundschaft hatte wie es halt in dem Alter üblich ist, mich im Schwimmbad mehrmals unter Wasser gedrückt bis ich das Gefühl hatte keine Luft mehr zu bekommen. Das wissen meine Eltern heute noch nicht. Keine Ahnung wo der Lehrer war, ich hab mich damals mit Müh an den Rand gekämpft und bin raus aus dem Wasser. Gäbe noch Dutzende solcher Beispiele.

Ich behaupte trotzdem mal, dass ich einigermassen gesund gross geworden bin. 😅 Wer ist schon 100% gesund. Im Gymnasium hatte ich mir dann endlich eine dicke Haut zugelegt, und im übertragenen Sinne drauf gesch*ssen. Ich habe mich aber nie wieder verletzen lassen und mich tatsächlich sehr lautstark zur Wehr gesetzt, auch dann wenn es nicht um mich selbst, sondern um einen Mitschüler ging.

Das klingt sehr hart, aber dein Sohn muss seinen Weg alleine finden. Ihr könnt ihn als Eltern nur immer wieder ermutigen und stärken. Ich verstehe dich aber sehr gut, mein Herz würde auch jedes Mal zerbrechen. Ich habe echt Angst wenn solche Situationen bei unserem Sohn kommen. Ein Stück weit kann man Selbstaffirmation "üben", Vieles ist aber auch einfach Charaktersache. Die Pubertät wird da auch nochmal einiges aufmischen und die Würfel neu verteilen.

Alles Gute!

Dragonflies

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"Hast du denn das Gefühl dein Sohn kommt im Nachhinein klar mit diesen Situationen, auch wenn sie ihn in dem Moment traurig machen? Oder nagt es an seinem Selbstwertgefühl?"

Das ist der Punkt, den ich nicht beantworten kann und über den ich ständig nachdenken.

Da es in verschiedenen Personenkreisen vorkommt (privat und Schule) denke ich, dass es nicht gezieltes Mobbing gegen seine Person ist, aber dass er in Summe schon merkt, dass er nicht die coole Socke ist, die alle dabeihaben wollen.
Und das kann ja durchaus auch am Selbstwertgefühl nagen.
Das lässt sich aber auch nicht ändern. Er ist vom Typ einfach unauffälliger Mitläufer.

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Wenn es immer wieder ist, würde ich mich darum kümmern.

Meiner Erfahrung nach stecken Kinder es super weg, wenn es wirklich eine Einzelsituation ist. Also: gerade hieß es "du darfst nicht mitspielen", eine Stunde später muss er unbedingt dabei sein.

Wenn es aber keine "Auflösungssituation" oder kein "Gegenteil" zu der Ausgrenzung gibt, dann kann das ein Kind sehr schnell mürbe machen und stark belasten.

Wenn du es nicht einschätzen kannst, sprich mit dem Klassenlehrer.
Auch Schulsozialarbeiter sind heutzutage eine gute Anlaufstelle.

Einfach im Blick behalten.
Und man kann ja auch positiv fragen:
- was hast du heute in der großen Pause gemacht?
- neben wem sitzt du im Moment, ist der nett?
- was habt ihr in Sport gemacht (=wer hat die Mannschaften gewählt, in welcher Mannschaft warst du...)
Da wird ja erstmal nix unangenehmes angesprochen.

LG

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Ich habe mit sowas selbst Erfahrung gemacht. Alle Mädchen aus meiner Klasse waren befreundet und egal wobei, irgendwie habe ich nie dazugehört.
Ausschließen, mit Dingen bewerfen, usw.
Ich würde mal sagen, es ist nicht eine Kleinigkeit,wenn dein Sohn die ganze Zeit ausgeschlossen wird.
Was ich mir damals gewunschen hätte: jemand, der sieht, dass es mir schlecht geht und der mit mir darüber spricht.
Die Idee mit den positiven Fragen über den Tag finde ich auch sehr gut.
Viel Kraft und Erfolg.

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Man kann damit groß werden aber es tut weh. Ich wurde im gym gemobbed, glaube auch dass die Grenzen von kleinen Gemeinheiten hin zum Mobbing fließend sind.

Gut zuhören und reden, aber das machst du ja ohnehin, selbstbewusst sein Stärken, zu unserer Zeit hab es das Wort Mobbing noch nicht, die Opfer waren stumm und mussten das allein austragen.

Da hat sich gsd viel geändert, ich hoffe dein Sohn muss das nie erleben.

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Was hilft es deinem Sohn, wenn sich hier 10 andere melden, die dir schreiben: Uns geht's hier auch so.

Das ist auch EIN TEIL Charaktersache.

Macht ein Training, wie er in solchen Situationen reagieren kann. Und ich meine Training, NICHT nur in sanftem Ton gut zureden.

Spielt Spiele und schummelt so, dass er es bemerken muss. Da kann er üben für seinen Sieg einzustehen.

Ich befürchte, du reduzierst ihn unbewusst selber auf die Körpergröße. Da kann ich dir sagen, dass deutlich größere Kinder ähnliche Probleme haben können.