Einschulung, Ja, Nein, Vielleicht

So ihr Lieben,
jetzt brauche ich auch einmal Hilfe.
Mein Sohn wird am 31.08.2021 6 Jahre alt. Am 31.08 ist gleichzeitig Stichtag für die Einschulung in RLP.
Und am 31.08.2021 ist auch direkt der erste Schultag. So nun zu meinem Problem.
Ich tue mir schon länger sehr schwer damit, dass mein Sohn tatsächlich so früh eingeschult werden soll. Die Corona Lage macht mir das noch Schwerer.
Mein Sohn ich vom kognitiven her Schulreif, aber vom Sozialen Emotionalen meiner Einschätzung nach überhaupt nicht.
Er hat null Frustrationstolleranz (muss man die haben mit 5?). Er spielt nur mit sehr wenigen Kindern und auch nur mit denen die er sehr gut kennt. Und auch nur bei uns zuhause. Zu anderen möchte er nicht oder wenn dann nur wenn Mama und/oder Papa dabei sind.
Ich habe manchmal das Gefühl, als hätte er es am liebsten, alleine zu spielen. Ohne sich um die Bedarfe anderer Kinder kümmern zu müssen ;-)

Mein Gefühl sagt mir, ich sollte ihm noch ein Jahr Kindergarten gönnen. Was meint ihr? Hat da jemand ne Meinung für mich bzw. ne Anregung?

Liebe Grüße
Sarah

16

Ich antworte dir als Grundschullehrerin: Ich habe noch NIE ein so jung eingeschultes Kind erlebt, was von einer Rückstellung wegen emotionaler Unreife NICHT profitiert hätte. Aber sehr viele Kinder, die aufgrund ihrer emotionalen Unreife (große) Schwierigkeiten in der Schulzeit hatten. Die hätte man so manch einem Kind durch eine Rückstellung definitiv ersparen und dem Kind eine schönere (Grund)schulzeit ermöglichen können.

Schule funktioniert anders als Kindergarten. Es ist alles getaktet, gibt wenig Freispielzeit, die Kinder müssen sich anpassen und abwarten können. Es kommt eine Lehrkraft auf ca. 20-27 Kinder. Das bedeutet, dass die Kids bestimmte Dinge sehr selbstständig bewältigen können müssen (sich einigen, aufeinander zugehen, Streit klären etc.) und ein gutes Regelbewusstsein haben sollten.

Es wird vorausgesetzt, dass die Kinder über einen bestimmten Zeitraum still sitzen, zuhören, sich konzentrieren und auch "unbeliebte" Arbeiten ohne viel Gemecker ausführen können.
Alles in allem ist ein gewisses Maß an Frustrationstoleranz unerlässlich. Es nützt überhaupt nichts, wenn ein Kind schon toll rechnen oder viele Buchstaben schreiben kann, etc., wenn es dazu in der Schule im entsprechenden Unterricht keine Lust hat und dann die Mitarbeit verweigert etc.

Kein Elternteil möchte ein permanent unglückliches Kind, was die Schule einfach doof findet. Weil es da nicht mehr so viel spielen kann, wie im Kindergarten, das aber noch so dringend möchte und auch bräuchte. Kein Elternteil möchte ständig "Problemgespräche" in der Schule führen, in denen es sich um Schwierigkeiten im sozialen Miteinander oder die problematische Mitarbeit im Unterricht dreht. Ganz abgesehen davon, dass sich eine Unreife in all diesen Bereichen auch bei kognitive fitten Kindern massiv auf die fachliche Leistung auswirken kann.

Abgesehen davon entwickeln sich einige Probleme sehr jung eingeschulter Kinder auch erst später in der Schulzeit. Wenn die Mitschüler schon mitten in der Pubertät sind, das eigene Kind aber am liebsten noch mit Lego spielt.

Der 31.08. ist sowieso ein extrem später Stichtag, in vielen Bundesländer liegt er 3 Monate früher und selbst das ist für viele Kinder zu früh.

19

Lieben Dank für deine Antwort.
Ich sehe das genauso. Klar ist es von Kind zu Kind unterschiedlich.
Meine große Tochter ist auch im August geboren war aber schulreif. Meine mittlere ist im Juli geboren. Da haben wir alles versucht, durften sie aber nicht zurückstellen. Sie ist mittlerweile in der 7. Klasse und leidet noch immer. Das eine Jahr fehlt ihr einfach.
Um so mehr wäre mir dran gelegen diesmal alles richtig zu machen.

1

Hallo,

die emotionale Reife ist wichtig. Was meint der Kinderarzt?

LG

4

Mit dem Kinderarzt werde ich morgen noch einmal persönlich sprechen.
Die U9 war soweit ok. Auf das Emotionale sind wir damals gar nicht eingegangen.

2

Naja, mit 5 haben die Kurzen eigentlich schon eine ganz gute Frustrationstoleranz - verglichen mit 3jährigen. Sie können warten, verlieren, ihren Willen nicht bekommen ohne auszuticken. Zumindest wenn es nicht zuviel Frust auf einmal ist.

Meine Jungs waren mit 5 oft und gerne bei anderen - ohne mich. Und andere waren bei uns - auch ohne Eltern.

Von daher kann es schon sein, dass Dein Sohn emotional noch nicht so weit ist, wie es für einen Schulanfänger hilfreich wäre. Was sagt denn die KiTa?

Grüsse
BiDi

5

Hi und danke für die Antwort.
Tja das mit der Kiga ist so ein Problem. Irgendwie sprechen mir da alle so " nach dem Mund". Das heißt hege ich den Erziehern gegenüber Zweifel bezüglich der Einschulung, hegen Sie auch Zweifel, hege ich keinen Zweifel, dann sind sie voll für den Schulstart.

3

Das sozial emotionale ist schon echt nicht zu unterschätzen.
Abgesehen davon sind einige andre Dinge mind. genauso wichtig wie die eigentliche kognitive Schulreife, z.B. alleine aufs Klo gehen und sich alleine anziehen, Reisverschluss zumachen, einfache Dinge die aber sitzen müssen.
Wie gut geht er mit neuen Eindrücken um?
Ich habe eine Erstklässlerin die sich super auf die Schule gefreut hat und auch alles sehr gut mitmacht und alles gut klappt, aber selbst bei ihr merk ich dass der Schulalltag doch einiges abverlangt und ne riesen Veränderung ist.
So wie du deinen Sohn beschreibst, würde ihm tatsächlich ein Jahr mehr gut tun wahrscheinlich, ABER: in 6 Monaten kann in der Entwicklung auch noch unheimlich viel passieren!

6

Huhu,

also alleine aufs Klo gehen klappt, allerdings alleine anziehen ist nicht so seins. Darüber hatte ich es gestern auch mit seinem Vater.
Mit neuen Eindrücken kann er so gut wie gar nicht umgehen. Er mag das gewohnte. Mit neuen Dingen kommt er nicht gut klar.
Ja das mit den 6 Monaten denk ich mir auch manchmal, aber ich bin so sehr am Zweifeln...:(

8

Dann würde ich schon eher Richtung noch ein Jahr Kiga gehen.
Er war ja mit Sicherheit nicht so oft und lange im Kiga wie ohne Corona nehm ich an im Verlauf des letzten Jahres? Dann würde ihm ein Jahr mehr Spielen unter Kindern und Einüben im sozialen Verhalten z.B. sicher gut tun.
Was mir noch einfällt: die Kinder in der Schule müssen ja auch lernen, ihre Sachen in Ordnung zu halten. Einfache Sachen wie wo ist meine Mütze, wo die Handschuhe, Radiergummi und Bleistift nicht vergessen ins Mäppchen zu packen, Trinkflasche wieder einpacken usw, lauter solche Dinge die für uns Erwachsene eigentlich selbstverständlich sind, aber für Kinder die grad in die Schule kommen und Gewusel und Eindrücke um sich rum haben, kann sowas schon sehr herausfordernd sein.

7

Hallo,
unsere Situation war ganz ähnlich: Bub, Geburtstag am 31.8., also am Stichtag, und aktuell in der 1. Klasse. Auch er hat Schwierigkeiten mit Frustration und findet nur zögerlich Anschluss. Seine Erzieherinnen waren unentschlossen, haben die fehlende Frustrationstoleranz gesehen, aber eben auch seine kognitive Leistungsfähigkeit, die absolut schulreif war. Mehr oder weniger wurde gesagt, dass wir das entscheiden müssen. Sein bester Freund ist im Kindergarten geblieben (hat nach dem Stichtag Geburtstag).

Wir haben da echt viel drüber nachgedacht. Und ihn schlussendlich eingeschult. Die Erzieherinnen sagten, dass sich seine Frustrationstoleranz nicht in einem Jahr magischerweise verbessern wird, er eher noch die ganze Grundschulzeit daran zu lernen hat. Die Lehrerin, die ihn bei der Einschulung gesehen hat, meinte, das so viele Kinder in der Schule ankommen, und die Eingangsklassen damit umgehen können (absolut korrekt, sie ist jetzt seine Klassenlehrerin). Und das stärkste Argument war, dass er in die Schule wollte, sich für Schulaufgaben interessiert hat, und dabei auch eine altersgemäße Ausdauer hatte.

Es war eine gute Entscheidung. Er geht super gerne zur Schule, und das letzte Frühjahr im Kindergarten war sehr zäh (Pandemiebedingungen plus keine Lust mehr auf Kiga). Die Rückmeldung der Lehrerin war, dass er die ersten Monate noch patzig war, wenn etwas nicht geklappt hat, und inzwischen liefe es gut. Fleißig war er immer.

Grüße, Fan

9

Hi,

auch ich habe 2 junge Kinder regulär eingeschult. Meine Tochter war extrem zurückhaltend und hatte immer schon lange gebraucht, um Kontakte zu knüpfen. Das ist auch heute noch so. Allerdings ist sie in ihrer Klasse nach ca. 1,5 Jahren gut angekommen. Das ist einfach ihre Art und hätte sich mit der späteren Einschulung wohl auch nicht geändert. Sie ist mittlerweile in Klasse 4 und wir sind gespannt, wie es nach dem Schulwechsel ist. Mein Sohn hatte mit 5 auch ne echt niedrige Frustrationstoleranz. In der Schule hatte er das anfangs noch nicht im Griff, aber er hat sich da ganz schön entwickelt. Zu Hause tickt er immer no schnell aus.
Ist dein Sohn denn motiviert? Gab es bei Kooperation zwischen Liga und Schule? Was sagt die Kooperationslehrkraft?

Also du siehst, manche Dinge besuchen einfach Zeit

Lieber Gruß

Isabel

13

Hi und danke für deine Antwort.
Ich wohne in nem kleinen Dorf, ne kooperationslehrkraft gibt es leider nicht.
Mein lebensgefährte und auch Vater unseres Sohnes arbeitet beim Jugendamt und versucht seine Kollegin zu erreichen, die an der Schule die schulsozialarbeit macht.
Ich hoffe das sie dann noch etwas dazu sagen kann.

10

Hallo,

was will denn Dein Sohn?
Wie fit ist er im kognitiven Bereich?

Eine späte Einschulung kann nach hinten losgehen, wenn das Kind dann unterfordert ist.
Das ist nämlich kein Luxusproblem, entgegen dem, was die meisten glauben. Das kann zu Schulverweigerung und Depressionen führen.
Wir hatten das Thema mit unserem Sohn (spät eingeschultes Dezember-Kann-Kind mit niedriger Frustrationstoleranz).

Differenzierung findet in nicht jahrgangsübergreifenden Klasse meistens nur nach unten statt.

Sollte Dein Sohn zur Schule wollen und sehr pfiffig sein, würde ich ihn lieber trotzdem einschulen.
Die Frustrationstoleranz wird sich in einem Jahr nicht massiv steigern.
Und die Schüchternheit wird er auch nicht in einem Jahr ablegen.

Abgesehen davon würdest Du Deinen Sohn hier (NRW) mit den Problemen gar nicht zurück gestellt bekommen. Da muss schon ein gravierenderes Problem vorliegen, das sich in einem Jahr absehbar verbessern wird.

LG

Heike

11

Ich finde die emotionale Reife sehr wichtig.
Ein Jahr ist viel in dem sich ein Kind weiterentwickelt. Sehr viel. Du wirst sehen, da bewegt sich noch einiges.
Meiner Meinung nach liegst du von deinem Gefühl her richtig, lieber noch mit der Einschulung zu warten. Du kennst dein Kind und weißt am Besten was du ihm zumuten kannst. Es läuft euch nichts davon.
Niemand kräht später danach, aber du verschaffst deinem Sohn ein weiteres Jahr emotional zu reifen. Das wird ihm viel bringen.

12

Müsste er im Falle von Nichteinschulung zurückgestellt werden oder könnt ihr das selbst entscheiden?
Im Falle von Rückstellung ist halt fraglich, ob die Schule und die erforderlichen Stellen das mitmachen. Das ist ja manchmal auch nicht so einfach.

14

Wir müssten ihn zurückstellen lassen, da er aber genau am Stichtag geboren ist, wurde uns schon gesagt das es dadurch einfacher ist. Mal schauen

17

Wir müssten ihn zurückstellen lassen, da er aber genau am Stichtag geboren ist, wurde uns schon gesagt das es dadurch einfacher ist. Mal schauen.