Besonderes Beratungsverfahren weiterführende Schule

Hi, hat von Euch jemand Erfahrung mit dem besonderen Beratungsverfahren bezüglich Schulwahl?
Kurz zum Hintergrund: unser Sohn bekommt eine Gymasialempfehlung. Seine Lehrerin hat dennoch Bedenken ihn aufs Gymi „loszulassen“, aufgrund seiner Arbeitshaltung (er ist faul, geht vorzugsweise immer den Weg des geringsten Widerstandes, macht selten mehr als nötig) . Wir sehen es ähnlich bzw. sehen diese Problematik auch. Aber ihn wegen Faulheit auf die Realschule schicken obwohl er kognitiv fit ist? Andererseits möchten wir ihn auch vor Überforderung schützen, also doch besser Realschule?
Lange Rede kurzer Sinn: wir tun uns unheimlich schwer mit der Entscheidung. Hatten auf eine klare Aussage der Lehrerin gehofft, aber auch sie ist sich unsicher.

Wir überlegen das besondere Beratungsverfahren in Anspruch zu nehmen.
Hat das jemand von Euch schon gemacht? Was sind Eure Erfahrungen? Hat es die Entscheidung erleichtert?

Vielen Dank für Eure Rückmeldungen :-)

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Ich habe meinen Sohn damals am Gymnasium beim Direktor persönlich anmelden müssen. Der hatte nach nem Blick auf sein Zeugnis und vor allem nach dem Lesen des Empfehlungsschreiben sofort gesagt, der Junge sei geeignet für Gymnasium.

Ich würde versuchen mal ein Beratungsgespräch in der künftigen Schule zu bekommen. Vielleicht beim Anruf schon eure Überlegungen kurz erwähnen.

Ansonsten: Wie sind die Gesamtschulen bei euch? unsere hat einen sehr guten Ruf.

Oder diese neue Schulform seit einigen Jahren. Bei uns nennt die sich Sekundarschule, wo Unterricht für Realschul- und auch Hauptschulabschluß zusammen stattfindet. In unserer hier wird man sogar die letzten 2 Schuljahre von Lehrern des Gymnasiums unterrichtet, um dann den entsprechenden Stand beim Übergang ans Gymnasium zu haben wie Gymnasiasten.
Es gibt eine schriftliche Vereinbarung zwischen Sekundarschule und Gymnasium bzw. Berufskolleg, dass die Schüler von der Sekundarschule auch einen Platz sicher haben nach der 10. Kl. wenn sie sich anmelden.

Es gibt so viele Möglichkeiten das Abitur zu machen. Ich würde mich überall vorab informieren. jede schule udn ejdes Bundesland kann anders sein: Wir sind hier in NRW.

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Hi,
also bei meiner Tochter war es ähnlich- schlau, gute Noten, aber nur Lust auf die nötigste Anstrengung und sehr sensibel.
Wir waren letztes Jahr auf drei Elternschnuppertagen an verschiedenen Gymnasien.
Wir haben uns nie gut dabei gefühlt, denn sie wirkten sehr streng, einmal sogar sehr elitär und überheblich. Alle betonten, dass sie erst mal kräftig aussieben in der 5. und 6. Klasse. Das natürlich über massiven Notendruck und Lerntempo.

Meine Tochter ist jetzt auf der Realschule und wir sind glücklich mit der Entscheidung.
Sie ist hier eine der Besten und ihr Selbstbewusstsein ist gewachsen.
Es gibt danach immer noch die Möglichkeit, Abitur zu machen, wenn Kraft und Lust da sind und die Noten gut bleiben.
Von einigen Freunden, die aufs Gym gegangen sind hören wir, dass die Kinder viel Druck haben. Ein Kind hat ständig Bauchschmerzen, eines ist dauerkrank, eines weint viel. Und alle müssen viel unterstützt werden von den Eltern, auch am WE noch mit Hausaufgaben.
Da bin ich wirklich froh, dass es bei uns nicht so läuft und mein Kind noch gerne zur Schule geht.
LG, smarti

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Kann ich ähnlich berichten. Meine Schwester war ähnlicher Kandidat und ist aus Gym gegangen. Hat sich irre schwer getan mit der Maße und dem Druck, hatte fast nur Negativerlebnisse was die Leistung angeht. Das war sehr frustrierend. Sie hat dann auf die Realschule gewechselt. Da ist sie super durchgelaufen, nur Erfolgserlebnisse, ist ihr leichter von der Hand gegangen, mehr Freizeit am Nachmittag statt lernen, lernen, lernen.

Sie hat dann ganz easy einen erweiterten Realschulabschluss gemacht und ist damit zurück aufs Gym und hat ihr Abi gemacht. Die letzten Jahre zum Abi waren dann nochmal hart und herausfordernd, aber in einem Alter in dem man dann schon weiß wofür man das macht, in dem man besser mit Rückschlägen umgehen kann, vor allem mit einigen Jahren Rückenwind im Nacken.

Dann hat sie Jura studiert, 1. und 2. Staatsexamen mit Prädikat.

Was ich sagen will: Der Druck kommt noch früh genug. Einige Jahre Erfolgserlebnisse sind irre wichtig. Und ein Start in der Realschule zeichnet keinen Lebensweg vor.

Was will denn das Kind?

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Danke für Deinen Bericht!
Wir haben zwar noch ein Jahr Zeit, aber ich denke unsere Entscheidung wird ähnlich ausfallen. Da freut man sich doch immer zu hören, dass es die richtige Entscheidung war.

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Ein solches Beratungsgespäch kenne ich nicht.

Allerdings würde ich bedenken, dass auf der Realschule genauso gelernt werden muss wie auf dem Gymnasium. Da unterscheiden sich die beiden Schulformen kaum. Als fauler Schüler wird er auch auf der Realschule genauso erfolgreich bzw erfolglos sein wie auf dem Gym.

Und, ganz ehrlich, ich glaube auch nicht, dass euch da ein besonderes Beratunggespräch viel weiterhilft. Vielleicht bekommt ihr so einen weiteren Blickwinkel, mehr aber nicht.
Denn letztendlich kann euch niemand wirklich sagen, welche Schulform jetzt passender ist und noch weniger kann man euch sagen, wie sich euer Sohn die nächsten 9 Jahre entwickeln wird, wie er durch die Pubertät kommt.

Also würde ich erstmal sehen, was sich euer Sohn wünscht und dann entscheiden. Ihn gegen seinen Willen auf eine Schule zu quetschen, auf die er gar nicht will, ist ja von vorn herein zum Scheitern verurteilt.

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Kennst Du denn die Inhalte dieses Beratungsgesprächs?

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Unser Sohn weiss selbst nicht wo er hin will. Er hat mit 9 Jahren ja aber auch nicht wirklich eine Vorstellung von den Schulformen.
Natürlich haben wir ihn schon öfter gefragt, auch nicht erst jetzt. Mal wars das Gymi, mal die Realschule...

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Zum Verfahren kann ich nichts sagen. Aber Dreh und Angelpunkt der Sache wäre, ob er echt angepisst ist, wenn er mal so richtig was versemmelt hat und sich dann bei einer zweiten Chance vielleicht nicht schwer b geistert, aber eben doch mal hinsetzt und es rumreißt. Und ob er das Bedürfnis hat, ich sag mal vielleicht kein Einserschüler zu sein, aber gut und auf keinen Fall "dümmer" als die anderen. Wenn das gegeben ist, er aber sonst eher faul ist, weil er eh auch so durch kommt und lernen bisher eh kaum brauchte, dann würde ich sagen Gym. Denn ob ihr ihn nun da oder dahin schickt, er wird immer nur das Nötigste machen um einigermaßen sauber da durchzukommen. Dann doch lieber das Nötigste von dem Niveau zu dem er Intellektuell in der Lage ist mit Klassenkammeraden als Vergleich, die ein gewisses Leistungsniveau wollen. Mit der Zeit würde er sich doch an dem höheren Niveau messen, wenn auch nicht als klassischer Einser-Kandidat. Muss ja auch nicht. Kommt vielleicht auch mit der Zeit durch Vorbilder drum herum.

Wenn ihm der Vergleich mit anderen aber wurscht ist und er dann eh verweigert und es total schwierig ist ihn dazu zu bekommen wenigstens einmal zu lernen, dann würde ich sagen, wäre das Gymnasium ......sehr viel Stress für eure Nerven ;).

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Hallo,

gibts bei Euch keine Gesamtschule mit Zweig zum Abitur? Das ist doch immer ein guter Mittelweg.

VG

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Diesen Gedanken hatte ich auch schon. Ich werde ihn eh ständig antreiben müssen, weshalb dann nicht auf höherem Niveau antreiben 😂

Ach, es ist schwierig! Es heisst ja auch nicht, dass sich seine Einstellung nicht auch ändern kann....

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Hallo,

wir hatten die Tage auch unser Beratungsgespräch.

Bei uns war es so, dass unsere Tochter gute Noten hat, nur in Mathe hat sie eine Arbeit sehr versemmelt und diese eine Note hat ihr jetzt für eine reine Gymnasialempfehlung das Genick gebrochen.

Die Lehrerinnen haben beide gesagt, dass mein Mädel sehr engagiert ist, fleissig ist und ihre mündlichen Noten sind in allen Fächern wirklich einwandfrei, auch in Mathematik.
Kurz, es war ein sehr positives Gespräch, der einzige Knackpunkt war Mathe und auch da sehen die Lehrerinnen einen Lichtblick, weil sie sich verbessert.

Wir könnten nun den Elternwillen in Anspruch nehmen, denn ihr Wunsch war die ganze Zeit das Gymnasium.

Die Entscheidung geht aber nun zur Realschule, da beide Lehrerinnen meinten dass der tolle "Auftrieb" den unsere Tochter gerade hat durch dieses strenge "Sieben" am Gymnasium sehr schnell und jäh wieder zerstört werden kann.
Sie ist auch erst 9 und recht sensibel.

Uns wurde gesagt, dass sie an der Realschule mit guten Noten nach der 6. immer noch aufs Gymnasium rüberhüpfen kann (dann aber auch von der Reife noch gefestigter ist) oder aber sie macht durch bis zur 10. und wählt dann den Weg aufs Gymnasium oder auf ein Berufsgymnasium/FOS.

Umgekehrt würden wohl auch sehr sehr viele Schüler hier ab der 7. von den Gymnasien auf die Real- und Gesamtschulen Wechseln und da sei dann das Theater groß, weil es nicht ausreichend Plätze gibt. Vom Frust und der Enttäuschung der Schüler ganz zu schweigen.

Ein wichtiger Punkt wäre bei ihr auch, dass sie sehr geschickt ist, handwerklich und musikalisch und man hier auch mehr diesen "praktischen" Weg der Realschule sieht statt den oft doch recht "theoretischen" Weg am Gym.

Wir finden diese Entscheidung wirklich gut, die Realschule hier macht auch einen wirklich guten Eindruck.
Und das Gymnasium läuft ihr definitiv nicht davon.


Ihre Freundin hat übrigens die Gym-Empfehlung aber eben eingeschränkt, da zwar rein von den Noten her alles passt, aber im Unterricht und in der Arbeitshaltung noch Luft nach oben ist.Da sind die Eltern momentan auch am Überlegen, ob man nicht erst einmal auch die Realschule wählt, da das Mädel mit der aktuellen Arbeitshaltung dort schnell auf dem Boden der Tatsachen landen wird.
Für die guten Noten musste sie jetzt auch schon einiges "büffeln" und die Mutter meinte, sie hat da schon Bedenken ob das sofort alles läuft. Denn sie hat auch keine Lust, da jetzt acht Jahre lang hinterher zu sein wie ein Schießhund.


Nehmt das Beratungsgespräch mal in Anspruch, schaden wird es sicherlich nicht.

LG

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Also meine Erfahrung ist: im Gymnasium ist die Mehrheit faul, trotzdem haben 90% das Abi geschafft.
Wenn es an der Faulheit liegt, wird er in der Realschule eventuell auch kein besserer Schüler. Besser 3er Abi als 3er Realschulabschluss.
Zwischendrin auf die Realschule wechseln geht doch auch.
Habt ihr mal euren Sohn gefragt?
Was will er denn aktuell mal werden? Für viele typische Berufswünsche ist ja Abitur und Studium zwingend, vielleicht versteht er das ja. Und gute Ausbildungsbetriebe nehmen auch meist Abiturienten, selbst wenn die Voraussetzungen für die Ausbildung "nur" Realschule oder niedrigerer Bildungsabschluss wären.

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Das Abi ist doch aber gar nicht ausgeschlossen, nur weil man an der Realschule startet.

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Da hast du natürlich recht. Aber gerade wenn man nicht so fleißig in der Schule ist, ist es dann eher der schwierigere Weg. Ist ja dann sozusagen nicht der "vorgesehene" Weg und da muss man schon motiviert sein. Ich persönlich würde dann lieber versuchen mit dem Gymnasium anzufangen und zur Not Realschule zu machen. Aber ich glaube das kommt auch stark auf die eigenen Erfahrungen an.

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Ehrlich gesagt verstehe ich diesen Bedenken (liest man hier öfters) überhaupt nicht. Kinder sind keine starre Wesen. Sie sind lernfähig, entwickeln sich, ändern sich. In verschiedenen Richtungen. Wenn das Kind die notwendigen Noten hat, würde ich ihn zum Gymnasium schicken.

Warst du selber auf dem Gymnasium? Hast du vielleicht schlechte Erfahrungen gehabt und deshalb bedenken? Ich glaube, man muss das Kind vermitteln, dass Schule natürlich Arbeit mit sich bringt aber dabei positiv sein. Vielleicht sehe ich’s als anders, weil ich positiv auf meine Schulzeit zurück blicke und es mein Mann genauso geht.

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Hi,

also pass auf:

Unser Sohn hatte in der 4ten Klasse Gymempfehlung, Notendurchschnitt. Ich höre immer noch die Lehrerin: Nicht aufs Gym. Er schafft das nicht. Er ist sehr jung, er macht nur das Nötigste, kann sich nicht selbst organisieren. Ihm ist die Schule eigentlich vollkommen egal. Wenn wir ihm einen Gefallen tun wollen, soll er auf die Realschule und danach evtl. auf die FOS.

Er ist jetzt 16 Jahre alt und geht in die 11te Klasse. Immer noch Gym, immer noch zwei Fremdsprachen und nie hängengeblieben. Hat vorletztes Jahr seinen externen Quali gemacht und letztes Jahr im Lockdown die externe Mittlere Reife. Beides selbst erarbeitet. Er hat zwar das Lernen noch immer nicht erfunden, aber er kommt immer ohne 5er im Zeugnis durch.

Was ich damit sagen will, wenn er will, lasst es ihn probieren. Wenn es absolut nicht klappen will, so what, dann geht er eben nach der 6ten oder 7ten runter. Passiert doch nichts!

LG
Caro

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Das sehe ich auch so. Ich habe heute selten das Gefühl, dass Kinder auch mal "bis zum Rand" gehen dürfen, ihre eigenen Grenzen erfahren dürfen.

Im besten Fall wachsen sie daran. Ansonsten werden sich andere Wege auftun.