Sohn (9) Probleme in der Schule

Hallo,



habe mich gerade angemeldet um mal eure Meinung dazu zu hören.

Es geht um meinen Sohn ( 4. Klasse). Im Kindergarten und erstes Schuljahr waren super. Hat immer gut gelaunt mitgemacht und mit anderen Kindern und Lehrern nie Probleme gehabt. Mit der zweiten Klasse und einem Autounfall ( 2 Tage Krankenhaus, alles in Ordnung) fingen dann die ersten Probleme an, in der Schule und zu Hause. Arbeitsverweigerung, totales Ausrasten bei Kleinigkeiten, Lügen, keine Einsicht zeigen, wenn er etwas falsch gemacht hat, extrem langes Bocken.

Daraufhin haben wir eine Gruppentherapie ( Soziales Kompetenz Training) angefangen. Seine damalige Klassenlehrerin setzte sich sehr für ihn ein. Und wir waren im ständigen Kontakt. Es schien auch geholfen zu haben. Seine Auffälligkeiten wurden weniger. Dann in der dritten Klasse zum Halbjahr kam eine neue Klassenlehrerin. Auch erstmal keine Auffälligkeiten. Leider kam es dann zur Schulschließung durch Corona.

Neues Schuljahr vierte Klasse

Beschwerden häufen sich: vom Unterricht stören, aus dem Unterricht raus laufen, Arbeitsverweigerung, Grimassen ziehen im Unterricht , unerlaubtes entfernen von der Klasse auf dem Rückweg zur Schule.

Wenn ich Ihn darauf anspreche, warum er das tut, kommt immer die gleiche Antwort: Der oder der hat mich geärgert.

Ich sage, versuche es zu ignorieren oder rede mit demjenigen das er aufhören soll. Wenn das nicht funktioniert, gehe zum Lehrer. Er sagt, die Lehrer hören ihm nicht zu, oder sie machen nichts.

Nun haben wir ein Gespräch mit der Klassenlehrerin, Schulleitung, Sohn und ich.

Gestern ist er jemanden ausversehen in die Hacken gelaufen, er wollte sich gleich entschuldigen. Aber die Klassenlehrerin zog ihn gleich weg und sagte zu ihm: Wenn du das nochmal machst, dann fliegst du von der Schule!

Ich weiß garnicht, was ich in dem Gespräch sagen soll! Zu Hause ist er definitiv nicht so, hier und da mal ein kleiner Bock. Aber welches Kind hat das nicht?

Die Schulnoten sind in Ordnung. Er kann den Unterricht auch gut folgen.



Was denkt ihr dazu?



LG und danke fürs Lesen

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Geh hin, hör es dir an, schildere deine Situation und sucht gemeinsam nach Lösungen.


"Gestern ist er jemanden ausversehen in die Hacken gelaufen"

Entweder es war nicht aus Versehen, oder er hat sich im Vorfeld so daneben benommen, dass niemand an ein Versehen glaubt. Beides spricht dafür, dass es Probleme im Sozialverhalten gibt.

(Meine persönliche Einschätzung: Er braucht Aufmerksamkeit,, fühlt sich nicht gesehen. Wenn es ein wirkliches Problem gibt, wäre es sinnvoll da therapeutisch zu handeln. Habt ihr Sonderpädagogen an der Schule? Such zu denen mal das Gespräch. Ansonsten Erziehungsberatung der Caritas o.ä. Ich sage nicht, dass du schlecht erziehst, aber irgendein Problem gibt es, was du nicht aus ihm herauskitzeln kannst. Und die Stellen sind darin geschult mit Kindern zu reden - vorverurteilen ihn aber nicht wie es bei Lehrern sein kann. Ansonsten, wenn du überzeugt bist, dass mit deinem Kind alles in Ordnung ist, sitze es aus und hoffe, dass es auf der weiterführenden Schule besser wird. Meiner Einschätzung nach wird es das aber nicht, da sich die Kinder dort in einem völlig neuen Sozialgefüge wiederfinden in dem sie sich behaupten wollen/müssen :-)).

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Hallo,

erstmal danke für deine Einschätzung.
Er macht die Therapie ja immer noch. Was mich nur stutzig macht, er zeigt hier zu Hause so ein Verhalten überhaupt nicht. Er hält sich an die Regeln auch wenn wir woanders sind. Oder er alleine z.B. mit seiner Tante oder seinen Freunden unterwegs ist, kommen auch keine Beschwerden über ihn. Alle im Umfeld sagen, dass er sich extrem verbessert hat.

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Das kann ich mir sehr gut vorstellen! Zuhause gehört ihm aber auch alle Aufmerksamkeit oder er muss sie sich nicht mit 20 anderen Kindern teilen. :-) Vielleicht hat irgendwer nach dem Krankenhausaufenthalt einen flapsigen Spruch fallen gelassen oder er hat an den zwei Tagen etwas verpasst (Ausflug?) oder irgendeine andere (in unseren Augen) Kleinigkeit ist vorgefallen, weswegen er sich ausgeschlossen fühlt.
Die Äußerung der Lehrkraft geht natürlich gar nicht, ist aber vielleicht menschlich? Ich würde es ansprechen, weil die Äußerung unangebracht ist, die Lehrkraft den Schulverweis nicht aussprechen darf, und überhaupt sollte die Schulleitung dies wissen, weil es einen guten Eindruck der Beziehung zwischen Kind und Lehrkraft hinterlässt.
Gilt euer Treffen als Klassenkonferenz? Das kann der Vorläufer eines Schulverweises sein. Dieser kann aber erst ab der zweiten Klassenkonferenz ausgesprochen werden. :-)
Formuliert Ziele bei eurem Treffen und erbitte tägliche Rückmeldung durch die Lehrkräfte. Ich habe mehrere Schüler, denen ich für jede Stunde eine schriftliche Rückmeldung geben muss. So hast du den Überblick was wann passiert ist.
Es kann auch sein, dass die Lehrkräfte eine Überprüfung deines Sohnes beantragen in Hinblick auf eine sozio-emotoinale Entwicklungsstörung. Das hat für deinen Sohn erst einmal keine Auswirkungen (außer, dass die Folgeschule informiert wird..) und er spezielle Förderstunden bekommt. Das kann aber auch sein, dass einfach Doppelbesetzungen in Klassen gesteckt werden. Höre hier auf dein Bauchgefühl, ob es darum geht Lehrerstunden unterzubringen oder deinem Sohn zu helfen. Frage gezielt nach konkreten Fördermaßnahmen. ;-)

Zuerst einmal würde ich aber tatsächlich davon ausgehen, dass die Beteiligten an einer Besserung der Situation für deinen Sohn interessiert sind oder dass er in der Schule den Schulalltag maßgeblich beeinträchtigt (abhauen ist schon eine harte Nummer und hier würde ich beantragen, dass er nicht mehr auf Ausflüge mit darf, weil ICH dafür verantwortlich wäre - auch wenn das die Situation für das Kind nicht verbessert). Einfach weil sie deinen Sohn doof finden, macht sich keine der Schulen, an denen ich gearbeitet habe die Mühe kurz vor Ende des jeweiligen Schulabschnittes noch das Fass mit Schulverweis o.ä. aufzumachen. :-) Vielleicht erhoffen sie sich auch nur, dass dein Sohn merkt, dass es ernst ist und sich alleine durch das Treffen bessert.

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Hallo,

ich sehe da zwei Möglichkeiten.

1. Es gab etwa zur Zeit des Unfalls eine weitere Veränderung in seinem Leben, die ihn sehr mitgenommen hat/mitnimmt.
2. Er ist unterfordert und/oder hat AD(H)S.

Ist eine Person, zu der er ein enges Verhältnis hatte, weggezogen oder verstorben? Hat er sich mit Freunden nachhaltig zerstritten? Wird er in der Schule vielleicht gemobbt und sagt das nicht, weil es ihm peinlich ist?

Da kannst Du selbst mal überlegen und dann ein ruhiges Gespräch mit Deinem Sohn führen, ob etwas in der Richtung ist.
Da würde ich so anfangen, dass ich sage, dass er ja merkt, dass es gerade schlecht läuft und dass Du und er dem mal auf den Grund gehen müssen.
Dann würde ich versuchen die Aussage, dass immer "die anderen" etwas machen, näher zu untersuchen. Wer sind denn "die anderen"? Sind das immer die gleichen? Falls nicht, könnte es vielleicht doch etwas seinem Verhalten zu tun haben?
Wie gefällt ihm der Unterricht? Findet er den vielleicht zu langweilig, weil er die Dinge schneller versteht, als die anderen?
So würde ich mich ran tasten, möglichst ohne Vorwürfe, sondern um es zu verstehen.

Zu Unterforderung muss man sagen, dass das alles andere als ein Luxusproblem ist. Die Kinder leiden unter der anhaltenden Langeweile und der Frust bricht sich nicht selten in Verhaltensauffälligkeiten Bahn.
Die können so weit gehen, dass es wie AD(H)S wirkt.
Bei Erwachsenen heißt das Bore Out. Bei Kindern meinen leider viele, die sollten sich einfach mal zusammen reißen. Nur können die das noch weniger als die Erwachsenen, denen man ein Bore Out zugesteht.

Falls das das Problem ist, würde Dein Sohn wahrscheinlich sagen, dass er die Schule furchtbar langweilig und sinnlos findet.

ADS, also das ohne Hyperaktivität, kann lange unentdeckt bleiben, gerade bei sehr intelligenten Kindern. Die fallen häufig erst auf, wenn der Schulstoff schwieriger wird.
ADS-Kinder haben Probleme, sich zu konzentrieren, sich zu organisieren, ihre Impulse zu kontrollieren und sich sozial angemessen zu verhalten.
Wenn der Schulstoff schwieriger wird, müssen sie mehr Ressourcen für die Konzentration darauf aufwenden. Das ist für sie anstrengender als für andere Kinder.
Gestresste ADSler sind aber wiederum schlechter darin, ihre Impulse zu kontrollieren.
Es ist bei solchen Kindern recht typisch, dass immer die anderen Schuld sind.

Das nächste Problem ist, dass die Lehrer solche Kinder häufig abstempeln und ihnen gar nichts mehr glauben.
Das führt dazu, dass das Kind sich unverstanden fühlt und noch bockiger reagiert.
Letztendlich ist das ein Teufelskreis, den man irgendwo unterbrechen muss.

Ganz fatal sind übrigens unterforderte Kinder mit ADS, die beide Probleme kombinieren. #schwitz
Unterfordert war unser Sohn in der Grundschule. Jetzt, am Gymnasium, zeigen sich seine Konzentrationsprobleme ganz stark.

Meine Vorgehensweise wäre als erstes, versuchen heraus zu finden, ob Dein Sohn sagen kann, worin eigentlich sein Problem besteht.

Wenn sich da nichts findet bzw. wenn das auf so vagem Niveau bleibt, würde ich ihn auf ADS testen lassen.
(Dann wird normalerweise auch ein IQ-Test gemacht, wobei eine Unterforderung sichtbar werden würde.)

Wenn Ihr mit der Klassenlehrerin nicht vernünftig zusammen arbeiten könnt, sollte man über einen Klassen- oder Schulwechsel nachdenken.
Unser Sohn hat in der Grundschule auch deswegen eine Klasse übersprungen, weil der Verbleib bei seiner Klassenlehrerin nicht zumutbar war.

LG

Heike

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@gayw
Hey, ein IQ Test wurde vor ca. 2 Jahren gemacht. War nicht auffallend. Auch ADS oder ADHS wurde ausgeschlossen. Ich habe ihn gefragt welche Kinder ihn dann ärgern, und es sind meist immer dieselben. Aber ob das jetzt schon gleich mobbing ist? Auf die Frage, wie er denn seine Klassenlehrerin findet, kam die Antwort: Geht so. Sie wird wohl sehr schnell laut. Auffällig ist aber, wenn er stört, dass es im Deutschunterricht ist. Er mag das Fach halt nicht. Er sagt, es ist zu langweilig. Aber unterfordert oder überfordert ist er nicht. Er hat halt kein Interesse daran.
In den anderen Fächern ( Kunst,Sport, Englisch, Religion, Musik, PC) habe ich noch keine Beschwerden bekommen.

LG

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Aber irgendwas ist ja, wenn sich sein Sozialverhalten so verändert hat.

Wenn Ihr Probleme, wie ADS oder Unterforderung ausschließen könnt, keine privaten Vorfälle vorhanden sind und keine Kopfverletzung die Ursache sein kann, ist es sehr wahrscheinlich die Situation in der Schule, die die Probleme verursacht.

Da wird keine Gruppentherapie helfen, weil die Ursache des Problems nicht verschwindet.

Hat Dein Sohn einen guten Freund in der Klasse, wo Ihr auch die Eltern kennt?
Dann könnte man so mal eine Blick von außen gewinnen, indem die Eltern ihren Sohn fragen, wie er die Situation mit Eurem Sohn, den Mitschülern und der Lehrerin empfindet.
Andere Kinder haben nämlich häufig einen besseren Einblick, wie das soziale Gefüge in einer Klasse ist, als die Lehrer. Außerdem scheint die Lehrerin hier ja auch Teil des Problems zu sein.

Falls die Lehrerin Deinen Sohn allgemein als den Problemfaktor ausgemacht hat, kann es sogar sein, dass die anderen Kinder ihn ärgern, weil sie wissen, dass sie nie Ärger von der Lehrerin bekommen, sondern immer er, sobald er beteiligt ist.
Das wäre eine Steilvorlage für Mobbing.

LG

Heike

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Was war das denn für ein Autounfall?
Hatte er vielleicht eine Gehirnerschütterung (die nicht entdeckt wurde)? Ist zu der Zeit noch etwas anderes passiert?
Braucht er vielleicht eine Brille?

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Ich bin schon schockiert und finde es verstörend wie viele User hier direkt erstmal alles auf ein gestörtes Sozialverhalten des Kindes schieben. Es können auch noch andere Dinge Ursache der Probleme sein. Zum Beispiel:

-Fehlverhalten der Lehrer / Mobbing
-Fehlverhalten der anderen Schüler
-Sehschwäche
-andere organische Ursachen wie z.B Nachwirkungen der Gehirnerschütterung evtl ein Leben lang
- Schlimme Erlebnisse z.B. durch Unfall / bei Klinikaufenthalt / oder in der Schule

Ich würde über einen Schulwechsel nachdenken und auf jedenfalls nicht direkt alles auf eine Störung der Psyche des Kindes schieben.

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Also wir haben ihn komplett durchchecken lassen. Augen und Ohren sind in Ordnung. Ich glaube allerdings nicht das es was mit dem Unfall noch zu tun hat, ist ja nun auch schon zwei Jahre her. Ich kann jetzt nur das Gespräch abwarten und hoffen das wir Unterstützung bekommen. Das mit den geärgere von den anderen Kindern werde ich aber auch mal ansprechen.

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Ich glaube nicht, dass du oder jemand anderes 100%ig sicher sein kann, dass es nicht an einem z.B. Missbrauch liegt weshalb er so drauf ist..

Ich glaube auch nicht, dass er körperlich zu 100% untersucht wurde... z.B. Untersuchungen zu Nachwirkungen / Störungen durch die Gehirnerschütterung...

Vermutungen beweisen garnix..

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Hey,
also natürlich bin ich auch kein Experte, aber in einer Antwort schreibst du so beiläufig, dass der Freund deines Sohnes von "dem" Mitschüler bedroht wurde und dass zwei Schüler deinen Sohn (regelmäßig?) beleidigen und treten! Und da denkst du nicht an Mobbing? Und dann muss dein Sohn das mehr oder wenig hinnehmen, weil auch noch die Lehrerin ihn als Störfaktor sieht??
Und irgendwie scheinst du das Problem ja auch hauptsächlich bei deinem Sohn zu suchen...

Mein Sohn ist auch 9 und klar gehen die Jungs nicht immer zimperlich miteinander um. Aber wenn ich mir die Situation bei meinem Sohn vorstelle, läuft es mir eiskalt den Rücken runter und ich wäre vermutlich schneller bei der Lehrerin als die gucken könnte!

Ich hoffe für dich und deinen Sohn, dass ihr ein aufklärendes Gespräch in der Schule habt!

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So ihr Lieben,

heute war das Gespräch. Leider sieht die Sache jetzt ganz anders aus. Er wird nicht oft geärgert, sondern er mischt die Klasse oft auf, wenn ihm langweilig wird! Und kann dann kaum gebändigt werden. Unterricht ist so unmöglich weiter zuführen.
Er hat seine Quittung dafür jetzt bekommen. Schriftlicher Verweis!

Sie haben gesagt, er kann auch ein sehr toller Schüler sein. Leider hält dies nur paar Tage und dann geht es von vorne los!
Mit einem Schulpsychologen sind sie einverstanden, müsste ich mich selber drum kümmern, damit es schneller geht. Gleichzeitig arbeiten wir wieder mit der Schulsozialarbeiterin zusammen.

LG

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Dann hoff ich, ihr findet die Ursache!
Alles Gute 🍀