Montessorischule und kleine Bummeltante

Hallo
Unser Sohn geht seit August in eine Montessorischule. Es ist eine Ganztagsschule und er wird 16:30 abgeholt, weil mein Mann und ich bis 16:00 arbeiten.

Vor den Ferien fiel mir zunehmend auf, dass mein Sohn das Konzept "Schule" nicht verinnerlicht hat. Er hat nie Schulsachen im Ranzen - der Ranzen ist irgendwie nur Deko... Wenn ich ihn frage, was er gemacht hat, dann sagt er "spielen".
Gut. Ich hab mir gedacht, dass das mit der Schule der Job der Lehrer ist.
Bei meinem großen Sohn musste ich extrem viel Hausaufgaben mit ihm machen, es gab immer Streit. Bis heute hasst er die Schule aus tiefstem Herzen.
Ich wollte den Fehler nicht wieder machen.
Also hielt ich mich raus und habe stattdessen "Lies mal" Hefte gekauft, die mein kleiner Sohn sofort begeistert aufgenommen hat. Mir war es wichtig, dass er wenigstens lesen kann.
Nach den Ferien habe ich seine Klassenlehrerin eher zufällig getroffen und sie zeigte mir, was er in den 2 Monaten gemacht hat, die er schon in der Schule war: 3 Heftseiten Mathe, 5 Arbeitsblätter Deutsch. Sie kündigte an, ihm Hausaufgaben mitzugeben.
Ich muss wohl sehr entsetzt geguckt haben und stammelte was von "wir sind erst 17:00 daheim"... jedenfalls ruderte sie zurück und sagte, sie versuche es erst mal so.
Dass er schriftlich nichts macht, sei ihr nicht aufgefallen, weil er mündlich gut mit mache.
Mein kleiner meinte dann, dass er nicht gerne schreibe, weil sein Arm dann immer zittere. Also: Kinderarzt-> Ergotherapie und NOCH MAL ne ausführliche Untersuchung in der Sehschule.
Ich weiß grad nicht, wie ich das schaffen soll. Und was ich alles kaputt mache, wenn ich meinem Sohn abends noch Ergotherapie antue.
Ich will nicht noch so nen Schulhasser.
Mit meinem großen Sohn haben wir einen Familienvertrag, damit er überhaupt was für die Schule tut. Und da meine ich nicht lernen. Sondern: Stifte mitnehmen, mitschreiben, Ranzen packen, Vokabeln aufschreiben.

Wie ist das mit euren bummeligen Kindern und Montessorischule? Haben sie von selbst die Kurve gekriegt, oder was habt ihr unternommen?

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Hallo,

dein Problem ist, dass du der Meinung bist, deinem Sohn wer weiß was schlimmes anzutun. Das Kind muss aber durch die Schulzeit durch. Das kannst du ihm nicht abnehmen. Und dein Sohn muss auch sein Pensum an Stoff schaffen um mitzukommen. Das müssen alle anderen Kinder auf der ganzen Welt auch. Er schreibt nicht gern, weil ihm sein Arm weh tut. Also gehe ich von aus, dass er zu sehr verkrampft. Das bekommt man aber nicht weg indem man ihn nicht schreiben lässt. Übe mit ihm Zuhause schreiben, schau wie er den Stift hält, mach Schwungübungen. Dein Großer hasst die Schule. Dein Kleiner wird es auch bald tun, wenn ihr so weiter macht. Kinder fangen an die Schule zu hassen, wenn sie nicht mehr mitkommen und es zu anstrengend wird. Dem kannst du nur entgegen wirken, in dem du am Ball bleibst. Die Schule ist nicht dafür verantwortlich, Verpasstes aufzuholen. Und dein Sohn verpasst anscheinend einiges. Ebenso kann die Schule nichts dafür, dass ihr lange arbeiten müsst und ihr erst spät heim kommt. Seid ihr erst um 17:00 Uhr Zuhause und es bestehen Lücken, muss das aufgeholt werden. Deine Aufgabe ist es, deinem Sohn begreiflich zu machen, dass er das nachholen muss, was er in der Schule nicht schafft. Schreibt er nicht mit, weil der Arm zittert, ist es eure Pflicht, hinterher zu sein, dass es nachgeholt wird. Wie soll er denn später mal aus Hefteinträgen lernen, wenn er nie gelernt hat wie wichtig es ist mitzuschreiben? Und dann geht es los, dass große Lücken entstehen, das Kind nicht mehr weiß was Sache ist und verweigert. Ihr habt ein schlechtes Gewissen weil ihr eh schon spät daheim seid und wollt die wenige Zeit nicht der Schule opfern. Damit setzt ihr euerm Sohn völlig falsche Signale.

LG
Michaela

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Hi,
ich finde 16.30 Uhr extrem lang für einen kleinen Erstklässler, daran würde ich (!) sofort schrauben, damit anschließend noch Zeit für z.B. Ergo oder auch Sport, Musik, einfachen Entspannen..... bleibt und v.a. auch, damit man als Eltern noch etwas vom Kind und seinem Leben in der Schule mitbekommt (zusammen Hefte/Bücher/Mappen durchgucken, über den Stoff sprechen, Lesen üben...) .
Sehr seltsam finde ich, dass der Lehrerin nicht aufgefallen ist, dass er nur 8 Arbeitsblätter bearbeitet hat in 2 Monaten #kratz. Klingt nach extrem großer Klasse und/oder wenig bis kein Überblick. 8 Arbeitsblätter sind hier eher täglich oder vielleicht 2tägig dran in D/MA/HSU/Ku....
Ob das ganze jetzt mit Montessorikonzept zusammenhängt oder nicht, sei dahingestellt, aber ich wäre äußerst unzufrieden über diese Gesamtsituation.
Alles Gute

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Glaub mir: aus lauter spaß an der Freude gehe ich nicht so lange arbeiten.

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Davon gehe ich auch nicht aus, würde aber trotzdem überdenken, ob es nicht irgendwie auch anders geht :-). VG

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Hallo,

vielleicht kannst du erst erläutern, warum ihr euch für das Konzept Montessori entschieden habt?

Wie war euer Bub im Kindergarten? Was sagten die Erzieher? Welches Konzept verfolgte der Kindergarten?

Erst einmal allgemein nicht jedes Konzept passt zu jedem Kind und die meisten Kinder "lieben" die Ergotherapie, weil es eine dreiviertel Stunde Spielzeit ist, auch bei den grafomotorischen Einheiten.

LG Reina

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"Ich hab mir gedacht, dass das mit der Schule der Job der Lehrer ist."

Bei dieser Einstellung wundert mich das Verhalten eures Kindes nicht.

"Er hat nie Schulsachen im Ranzen..."

Warum machst du nichts dagegen? Ranzen zusammen packen, kontrollieren...

"Haben sie von selbst die Kurve gekriegt, oder was habt ihr unternommen?"

Reden wir hier von einem Erstklässler oder Erwachsenem? Ich finde du machst es dir ziemlich leicht. Der Schulalltag scheint dich nicht sonderlich zu interessieren und Hilfe und Unterstützung kann er von dir irgendwie auch nicht erwarten. Er steht also mit der ganzen neuen Materie allein da.
Was hast du denn bis jetzt gemacht?

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1. Das reformpädagogische Konzept einer Montessorischule (oder ähnlichen Schulen wie Waldorf etc.) ist nicht für jedes Kind geeignet. Ich hab das jetzt schon soooo oft bei Freunden und Bekannten gesehen. Das selbstbestimmte Arbeiten nach eigenem Tempo setzt eben unglaublich viel Selbstdisziplin voraus, ansonsten endet es schnell wie bei deinem Sohn. Die Tochter von Freunden hat ein halbes Jahr gar nichts für Deutsch gemacht, weil sie "praktischerweise" immer ihre Materialien "zu Hause vergessen" hatte, und dann immer nur das gemacht hat, was ihr Spaß macht.

2. Ich finde den ganzen Nachmittag auch zu lang. Könnt ihr irgendwie anderer Lösungen finden? Ich habe mir das mit der Arbeit auch extra so gelegt, dass ich auf jeden Fall mittags ab 13.00 Uhr zu Hause bin, um meine zwei Grundschüler gut begleiten zu können. Manchmal geht es ja nicht, aber vielleicht können dein Mann und du beide 80% arbeiten oder so? Dann gibt das in vielen Berufen schon 4 "abgedeckte" Nachmittage pro Schulwoche.

Hier muss man als Eltern auch immer "hinterher" sein, das wird von der Schule so vorausgesetzt (wenn es nicht sehr gewissenhafte Kinder sind, die alles von alleine können und machen).

Die Idee, dass die Schule und die Kinder "alles" machen, ist zwar sehr schön, aber nicht bei jedem Kind umsetzbar. Meine zwei sind gut in der Schule, aber freiwillig und von sich aus in der Freizeit lesen lernen, Rechtschreibung üben etc., machen sie nicht, und würden sie in den Hort gehen (der bei uns sehr schön ist), würde an Hausaufgaben nur das absolute Minimum gewährleistet sein. So sind viele Kinder nun mal, sie spielen lieber und nutzen jede Lücke im System. ;-)

Abends wären meine Kinder zu müde und zu bockig, um lesen und schreiben zu üben oder die Hausaufgaben zu machen/zu verbessern. Bei uns klappt der immer gleiche Ablauf: nach Hause kommen--> Mittag essen --> Hausaufgaben machen und von Mama kontrollieren lassen --> drei Seiten Lies mal (der Kleine), eine Seite Rechtschreibheft (die Große) --> ab spätestens 15:30 Uhr Freizeit, Verabredungen, Hobbys und Spielen für den Rest vom Tag.

So können sie gut einschätzen, wie lange sie was tun und üben müssen, bis sie ferig sind und nicht nochmal "ran" müssen, das steigert natürlich die Motivation.

Was war denn beim Großen, hat er eine Lernbehinderung wie LRS oder so?

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"Das selbstbestimmte Arbeiten nach eigenem Tempo setzt eben unglaublich viel Selbstdisziplin voraus, ansonsten endet es schnell wie bei deinem Sohn."

Das sehe ich anders. Selbstständige Arbeitsformen setzen einen Lehrer voraus, der ein Auge darauf hält, dass die Kinder die Zeit sinnvoll nutzen. Klar kann man nie JEDES Kind mit jedem System erreichen. Aber "dieses System eignet sich nur für Kinder mit unglaublich viel Selbstdisziplin" - öhm. Dann ist das aber ein sehr schlechtes System. ;-)

LG

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Das sehe ich ganz genau so, dass das nicht das beste System ist. Aber es hat seine Fans.

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Hallo.

Ich kann mich den anderen Antworten nur anschließen.

Ranzenkontrollieren und ggf. GEMEINSAM einräumen für den nächsten Schultag wäre mal der Anfang!

Zum Thema "Arm tut weh beim Schreiben": Da braucht es gar keine Ergo. Das liegt ganz einfach daran, dass er keinerlei Übung im Schreiben hat. Somit verkrampft er, sobald er es mal machen soll.

Ihr könnt auch nach 17 Uhr zuhause noch ein bissl was zusammen üben/schreiben. Wenn er in der Schule eh nur gespielt hat, während die anderen Kinder ihre Übungsblätter machten, dann dürfte seine Hand und sein Kopf ja um 17 Uhr noch fit sein.;-)

Auch DU schaffst das um 17 Uhr noch. Klar, gibts was Tolleres. Aber es hilft ja scheinbar in eurem Fall nicht. Ich muss oftmals auch bis 16 bzw. 18 Uhr arbeiten, komme heim und dann sind noch die Hausaufgaben zu kontrollieren, oder die Kinder in mehreren Fächern abzufragen.

Mir wäre es auch lieber, wenn das alles schon vorher erledigt worden wäre (von wem auch immer). Aber oft gehts halt nicht anders.

Alles Gute!

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Hallo,
meine Jungs sind zwar auch Montessori (jedoch schon weiterführende Schule), ausserdem Montessori ist ja nicht gleich Montessori.
Tatsache ist aber, dass gerade mein Ältester auch extrem wenig aufschreibt, eben nur, wenn Aufgaben schriftlich zu erledigen sind. So bekommt er in einem ganzen Schuljahr eine einzige Kladde voll (die Hälfte der Seiten sind leer)...natürlich sind dort alle Fächer drin.
Aber bei uns gibt es eigentlich in jedem Fach noch Projekte - mindestens 2-3 im Halbjahr plus natürlich die großen Projekte im Fach Projekt. Da wird dann geschrieben und natürlich auch extrem viel zu Hause ausgearbeitet. Das beinhaltet ja auch den Lernstoff mehrerer Fächer. Bei uns ist Montessori eigentlich eher „Lernen durch selbst machen“ und nicht Tafel abschreiben.

Bei uns gibt es Therapeuten in der Schule. Vielleicht fragst du mal bei euch nach, ob diese Möglichkeit besteht.

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Ach so...
Ranzen ist bei uns gar nicht gewollt. Die Kinder werden in der Schule voll verpflegt. Das Schulzeug bleibt dort. Hausaufgaben gibt es nicht.
Freitags bekommen sie den Navigator mit nach Hause. Dann sehe ich den Wochenbericht und die Bemerkungen des Lehrers dazu inkl. was die Kinder individuell noch brauchen bis zur nächsten Woche. Montag gibt es den Navigator wieder von mir unterschrieben zurück.
Wenn Hausaufgaben erledigt werden müssen, erfahren wir das über eine Mail.

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Ui, ui, ui......

Wenn ich mir deine Antwort auf die "Klingelhosen-Frage" durchlese, könnte man bei euch aber auch ein Erziehungsproblem sehen.......;-)

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Jupp. Und damit bin ich offen. Hilft ja nix.

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Mein Sohn geht zwar nicht auf eine Montessori Schule aber ich antworte trotzdem mal. Mein Sohn wurde auch dieses Jahr eingeschult und ich kontrolliere alles ohne geht es meiner Meinung nach am Anfang auch nicht. Wir packen abends den Ranzen zusammen und schauen, ob das Etui vollständig ist und die Stifte ok sind. Ich setz mich mit meinem Sohn abends hin und wir lesen oder rechnen im Bett ein wenig. Hausaufgaben kontrollier ich auch wenn sie im hort gemacht wurden.
Ich und mein Mann arbeiten auch voll, wobei ich seit Mitte des Jahres wg baby zu Hause bin. Mein Sohn hatte vorher 2mal die Woche Therapie und jetzt erstmal einmal. Da muss man halt schauen wie man es organisiert. Man tut seinen Kinder damit auch nix an sondern es ist ja grade die Hilfe, die sie brauchen.

Bei Schulkindern gerade am Anfang muss man hinterher sein. Das ist auch nicht Aufgabe der Lehrer. Für Kinder ist es nun mal eine Umstellung von Kita zur Schule.

Häng dich also mehr dahinter und vermittel deinem Kind das Schule Spaß macht. Man kann auch mit Spaß lesen lernen, Ranzen packen etc.