Schullandheim - abholen oder durchstehen?

Hallo zusammen,

heute ist meine Mittlere (10) ins Schullandheim gefahren... leider gestaltet es sich nicht gut.

Sie hat heute schon zweimal heulend angerufen. Beim ersten Mal, gegen halb acht, hab ich ihr angeboten, sie abzuholen. Da meinte sie, nein, sie schaut mal weiter, das wird schon.
Jetzt hat sie um zehn nochmal angerufen. Beim ersten Anruf ging es noch um Heimweh, beim zweiten dann, weil sie wieder "schlimme Gedanken" hat, die hat sie hier auch oft, da kann sie nicht schlafen, weil sie Angst hat, dass jemandem etwas passiert.
Um zehn konnte ich sie nicht mehr holen. Ich bin hier alleine mit zwei schlafenden Kindern, das hätte nicht hingehauen.

Ich frage mich natürlich, wie es jetzt weiter gehen soll.

Kurz zu meiner Tochter: Sie ist zehn und geht in die sechste Klasse. Sie hat die erste Klasse übersprungen und ist in der Schule nie richtig angekommen. Ich hatte gehofft, dass sie einen Neustart bekommt bei dem Wechsel auf die weiterführende Schule. Doch dort geht es ihr auch nicht besser. Sie hatte eine Freundin, die die Schule dieses Jahr verlassen hat.
Sie nähert sich an zwei andere Mitschülerinnen an, bezeichnet aber keine als ihre Freundin.
In der vierten waren sie schon mal im Schullandheim, seitdem meinte sie, sie fährt nie wieder da hin. Ich hab ihr die Entscheidung überlassen, sie meinte dann, sie fährt mit. Mit der Lehrerin war ausgemacht, dass sie Auszeiten nehmen kann, wenn ihr alles zu viel wird.
Und jetzt auf alle Fälle das.

Ich bin hin und her gerissen. Ich sage ihr, dass ich nicht möchte, dass sie leidet. Ich sage ihr aber auch, dass das ihren Stand in der Klasse nicht verbessert, wenn sie jetzt als einzige abgeholt werden muss.

Ich habe einer Mutter aus der Klasse eine Nachricht geschickt, weil diese heute beim Abgeben auch meinte, dass ihre Tochter nicht fahren wollte und bestimmt Heimweh bekommt, da meinte sie, sie hätte sie vorher am Telefon gehabt und sie waren alle gut drauf, meine Tochter war auch dabei. Da hab ich echt durchgeatmet, doch jetzt wurde ja die Hoffnung wieder zerstört.

Was würdet Ihr machen, wenn sie nochmal anruft?? Ihr sagen, dass sie durchhalten soll oder sie abholen??

Danke für Eure Antworten und noch einen schönen Abend, Karin

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Genau deshalb verbieten wir Handys im Schullandheim. Dein Kind ruft aus einer "Laune" heraus an, ohne sich mit der Situation auseinander zu setzen. Das ist wirklich das blödeste, was man bei Heimweh machen kann. Viel besser wäre es gewesen, die Lehrer vorher zu informieren und kein!!! Handy mitzugeben. So hat das Kind die Chance auch zu "wachsen" und Strategien zu entwickeln. Wenn es wirklich ganz schlimm und untröstlich wäre, hätte dich ja ein Lehrer informiert.
Gut, nun ist es, wie es ist. Ich weiß nicht, ob die Situation noch zu retten ist. Vielleicht kannst du versuchen die Lehrer zu erreichen und die Situation zu schildern?!
Ich würde sie erst nach einer objektiven Einschätzung abholen. Oft geht es den Kindern den ganzen Tag und Abend blendend, bis sie eine kurze Heimweh- Phase haben. Abholen steht da für mich in keinem Verhältnis.

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Hallo!

Danke für deine Antwort.
Es ist nur so, dass meine Tochter kein Handy dabei hat.

Sie hat wohl so arg geweint, dass die Lehrerin ihr eines von einer Mitschülerin gegeben hat. Sie hatten die Möglichkeit, eines einzustecken, um abends mal zuhause anzurufen. Tagsüber müssen sie aus bleiben. Meine Tochter hat freiwillig auf ihres verzichtet.
Ich werde mich selbstverständlich noch erkundigen, ob der Mitschülerin durch die Anrufe Kosten entstanden sind, meine Kinder haben keine flat auf ihren Handys....

Grüße, Karin

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Um die Kosten würde ich mir jetzt keine Gedanken machen. Liegt ja im Cent-Bereich heutzutage...
Finde es sehr merkwürdig, dass die Lehrerin befürwortet, dass deine Tochter dich anruft und da nicht selbst interveniert. Sie kann doch deine Tochter nicht allein lassen mit dem Heimweh?
Vielleicht schaffst du es, deiner Tochter gut zuzureden. Ihre Gefühle zu ignorieren, jetzt wo sie dich erreicht hat, ist sicher auch kein guter Weg - auch in Hinblick auf die nächsten derartigen Situationen. Aber vielleicht kannst du ihr die Ängste etwas nehmen, wenn du nochmal mit ihr sprichst.

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Ist dein Kind hyperintelligent (Stichwort erste Klasse übersprungen)? Denn solche Kinder tun sich häufig auf emotionaler Ebene sehr schwer. Und das falscheste, was man meiner Meinung nach machen kann, ist sie emotional zu erpressen („Stand in der Klasse“ - was per se schon traurig genug ist)

Hat sie gesagt, warum sie nach Hause will? Kannst du da ansetzen? Hat sie das Gefühl, wenn sie zu Hause ist, kann niemandem etwas passieren?

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Ja, meine Tochter ist hochbegabt.

Ich finde nicht, dass ich sie emotional erpresse, sondern ich zeige ihre Möglichkeiten auf. Ich habe nicht gesagt, dass sie bleiben soll, weil das ihren Stand erhöht, sondern nur gesagt, dass ich sie jederzeit hole, wenn sie das möchte, weil ich nicht will, dass sie dort leidet, aber sie auch andere Dinge bedenken muss.
Ich habe ihr auch gesagt, dass sie dann nicht hier zuhause bei mir ist, wenn ich sie hole, sondern sie dann wahrscheinlich in eine andere Klasse gehen muss - was ja wieder ein emotionaler großer Stress für sie ist.

Des Weiteren hab ich ihr auch gesagt, dass die schlimmen Gedanken ja nix mit dem Schullandheim zu tun haben, weil die hat sie hier auch ab und an und es bestimmt sicherer für mich ist, zu dieser Uhrzeit zuhause zu bleiben, als jetzt noch vier Stunden durch die Gegend zu fahren um sie abzuholen.

Das erörtere ich ihr nicht vorwurfsvoll, sondern lege die Fakten auf den Tisch, weil sie oft in dieser emotionalen Ausnahmesituation nicht mehr alles durchdenkt.
Sie meinte am Ende des zweiten Gespräches, dass es ihr einfach hilft, mit mir zu reden.

Ich hoffe jetzt, dass sie schlafen kann und die Welt morgen schon wieder anders ausschaut, und überlege weiterhin, was ich denn machen soll, wenn morgen das gleiche passiert....

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„Ich sage ihr aber auch, dass das ihren Stand in der Klasse nicht verbessert, wenn sie jetzt als einzige abgeholt werden muss.„
Doch, das ist emotionale Erpressung!

Das mit der anderen klasse finde ich in Ordnung, denn das wäre ja die Konsequenz, die Sie beachten müsste. Auch finde ich gut, dass du ihr gesagt hast, dass es für dich sicherer ist, zu Hause zu bleiben, um ihre ängstlichen Gedanken zu lindern.

Ich kenne so ähnliche Situationen von meinem Nachbarskind. Er hat zusätzlich das Asperger-Syndrom und muss alles sachlich erklärt bekommen, weil er es auf emotionaler Ebene nicht versteht. Da helfen klare Fakten und das finde ich gut, dass du es bei deiner Tochter so machst.

Wie ist es denn heute Nacht ausgegangen? Ich würde heute mit den Betreuern sprechen, wie sie die Situation eingeschätzt haben. Dann würde ich versuchen, für den Notfall eine Kinderbetreuung heute Abend zu organisieren. Sollte deine Tochter abends noch mal anrufen, würde ich ihr sagen, dass du sie abholst. Dann waren es eben erst 2 Tage. Deine Tochter ist besonders. Alle Ratschläge a la „das Kind muss auch mal was aushalten können“ kannst du guten Gewissens in die Tonne treten! 🤷‍♀️

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Hallo Karin,

das erinnert mich bisschen an Theater. Und du machst dabei mit.

Nach dem ersten Telefonat hätte ich Mitgefühl gezeigt, gleichzeitig aber gsagt, dass sich mein Kind entscheiden muss!

Vielleicht hätte ich es mit der Lehrerin ausgrmacht. Aber nicht alle 5 Minuten ein Gespräch.

Ich kenne die Situation vorzeitig eingeschulter. Dieser Ausflug ist eine der wenigen Möglichkeiten, bei denen unsere Kinder auf eine ungezwungene Art und Weise integriert werden können.

LG

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Hallo.

Manchmal müssen Kinder auch was aushalten.

Mein Sohn ist letztes Jahr mit seiner Fußballmannschaft nach Polen zum Freundschaftsaustausch gefahren. Er hat sich im Vorfeld sehr gefreut. Aber je näher der Tag kam, desto ruhiger wurde er und fing an nachzudenken. Am Morgen, als wir ihn zum Bus brachten, ging es noch. Aber als dann alle einstiegen und sie saßen da so und winkten, fing mein Sohn an panisch zu werden. Er wolle nicht mit, er will hier bleiben. Es brach mir das Herz, da ich immer ablehnte. Sie fuhren los und ich hatte mächtig zutun. Ich fragte per Whatsapp dem Trainer, ob es Luca jetzt gut geht. Er meinte, ja ich habe ihn nach vorne geholt und abgelenkt und jetzt freut er sich. Da war ich beruhigt. Es kamen dann auch noch Fotos vom Trainer und ich sah, er hatte Spaß. Als er wieder zuhause war, sagte er, er weiß gar nicht, warum er solche Angst hatte.

Ich denke, wir Eltern übertragen dem Kind auch einige Ängste. Ich bin natürlich auch stolz auf mich, dass ich nicht weich geworden bin. Denn so hätte er diesen Spaß nicht erlebt.

<<<Was würdet Ihr machen, wenn sie nochmal anruft?? Ihr sagen, dass sie durchhalten soll oder sie abholen??>>>

Ich würde nicht ans Telefon gehen. Später dann mal zurückrufen. Einfach mal aushalten. Sie weiß, du bist immer erreichbar und sucht nicht nach eigenen Lösungen. Lass sie mal eine Weile in Ruhe. Sie wird sich dort auch finden. Wenn es ganz schlimm wird, ruft die Schule an.

Alles Gute und viel Durchhaltevermögen.

LG

PS: Ich verstehe dich aber.;-)

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Vielen Dank für deinen wunderbaren Beitrag und vor allem den ersten Satz. Ich sehe das genauso - Kinder müssen auch mal was auhalten. Das passiert heute viel zu selten.

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Danke.

Ich brauchte auch eine Weile, um das zu kapieren. Da war der Schmerz im Herzen größer als die Vernunft. ;-)

LG

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Hallo,

ich finde es auch nicht gut, wenn die Kinder auf Klassenfahrten Handys dabei haben. Deine Tochter hat keins dabei - OK. Aber wenn ein Kind so sehr weint, dass es sich das Handy einer Mitschülerin ausleiht, hätte die Lehrerin eigentlich reagieren sollen.
Um 22.00 Uhr lässt sie 10-Jährige noch allein zu Hause anrufen? Hier hätten die Lehrer angerufen, wenn sie den Eindruck haben, dass es dem Kind wirklich nicht gut geht.

An Deiner Stelle würde ich heute morgen die Lehrerin kontaktieren und in aller Ruhe mit ihr reden, den allgemeinen Zustand Deiner Tochter erfragen. Bevor Du wieder mit Deiner Tochter sprichst.

Und ich würde es wahrscheinlich aussitzen. Kommt sicherlich auf die Situation an und das kann hier niemand beurteilen. Aber manchmal wachsen Kinder an solchen Situationen, wenn sie diese durchstehen.
Wenn es ihr eigener Wunsch war mitzufahren, obwohl sie weiß, dass sie sich mit solchen Situationen schwer tut, würde ich sie zum Durchhalten animieren.

LG

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Ich finde GERADE weil sie in einer besonderen Situation ist (2 Jahre jünger) muss sie lernen, solche Situationen auszuahlten... -- es hilft ja nix ... sie ist nun in dem System drin und muss tagtäglich unter 12-jährigen bestehen ....

Das ist nicht einfach -- und vielleicht auch hart, jetzt im Schullandheim... aber es wird sie stärken, wenn es keine dramatischen Vorfälle gab, sondern einfach nur "Gefühl" oder "Heimweh" oder "Laune" ... Klar: gibt es Vorfälle, dann muss man halten, -- aber wenn es um Empfindungen geht, Heimweh usw... dann muss sie das auch mal aushalten... -- okay ...das sagt man jetzt 6.-Klässlern etwas knackiger, als Grundschülern , -- aber sie ist halt nunmal bei denen drin ... und muss lernen, sich in diesem Umfeld zu arrangieren...

also würde ich so lange wie möglich für "durchhalten" plädieren... --- und ja: ich sehe in solch einem Fall auch eher die Lehrer in der Pflicht... -- sie ist zwei Jahre jünger, und da sollten diese etwas stärkend auf sie vor Ort einwirken...

und auch ja: -- für ALLE gehört das Handy weg ... die ganze Zeit ... für ECHTE Notfälle hat der Lehrer ein Handy dabei .... -- dafür würde ich bei jeder Klassenfahrt bestehen...

das war selbst bei der 4.Klasse-Schullandheitfahrt über 4 Tage so ....

klar: sie muss emotional und Reifemässig in einer Umgebung klarkommen, wo alle schon anfangen zu pubertieren, ... okay ... das ist nicht einfach .... --- aber du solltest sie nicht übermässig schonen ..... ---- auch wir haben früher im Schullandheim mal wegen Heimweh geweint, oder? ----

ich finde: wenn sie das durchzieht, dann wächst sie .... und ich würde sie nur in absoluten Notfällen oder nach üblen Vorfällen abholen....

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Hallo,

das Mädchen ist keine zwei Jahre jünger als alle anderen.

Unsere Tochter war in der 6. Klasse 11, und die war ein normal eingeschultes Muss-Kind und hat keine Klasse übersprungen.
Wegen der Kann-Kinder kann es sowohl 12-jährige, als auch weitere 10-jährige, die bis Ende des Jahres 11 werden, in der 6. Klasse gehen. Dafür müssen die Kinder keine Klasse übersprungen haben.

Ich denke das Problem ist hier, dass hochintelligente oder sehr intelligente Kinder häufig andere Interessen haben, als das Durchschnittskind. Deswegen haben die es immer schwer, Freunde zu finden, egal, ob sie eine Klasse übersprungen haben oder nicht.

Da kommt es dann darauf an, wie gut sich ein Kind anpassen und auf die normalen Interessen der anderen einlassen kann.

Wir kennen das auch. Unsere Kinder (9 und 12) bekommen das, zum Glück, einigermaßen hin.
Unser Sohn hat übrigens auch eine Klasse übersprungen und ist mit 9 in der 5. Klasse, was die anderen Jungs bisher nicht wissen. ;-) Er hätte da aber auch so landen können, wenn wir ihn früh eingeschult hätten (Dezember-Kann-Kind).

Unsere Kinder haben beide in der Klasse diverse Bekannte, mit denen sie sich gut verstehen, aber wenige Kinder, mit denen sie sich verabreden, von denen die meisten nicht in ihre Klasse gehen.
Das sind dann aber auch Kinder, die irgendwie aus dem Rahmen fallen.
Interessanterweise ist das Alter da tatsächlich gar nicht so entscheidend.

Allerdings weiß ich auch nicht, was ich der Fragestellerin raten soll.
Irgendwie müssen die Kinder lernen, sich so weit an die Mehrheit anzupassen, dass sie zumindest nicht außerhalb der Klassengemeinschaft landen.
Ideal ist es, wenn sie auf Kinder treffen, die ähnlich ticken. Aber die kann man ja nicht backen. :-(

LG

Heike

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Passt! Bei uns darf strikt weder in der 4. Klasse noch später ein Handy mitgenommen werden ins Schullandheim. Die Lehrer haben eines für Notfälle und fertig.
Die ersten 2 Tage sind immer die kritischsten - und dann ist es meist eh vorbei. Da ist es eben Sache der Lehrer, tröstend einzuwirken. Meine Kinder waren in Österreich usw. teilweise hatte ich garkein Auto, ich hätte sie nicht mal holen können, war aber sowieso nie ein Problem;-) LG Moni

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Hallo,

ich danke Euch erstmal Alle für Eure Antworten.

Ich wollte Euch kurz auf dem Laufenden halten.

Es ist jetzt Dienstag, 12 Uhr. Bis jetzt hab ich nichts mehr gehört.

Ich habe gestern nochmal überlegt, bei der Lehrerin anzurufen, werde das jetzt aber nicht tun. 1. weil ich die Lehrerin nicht einschätzen kann und ich nicht weiß, ob sie danach meiner Tochter erzählt, dass ich angerufen hab, woraufhin meine Tochter entweder Schuldgefühle kriegt (Mama macht sich Sorgen) oder sie an zuhause denkt und wieder Heimweh bekommt, und 2. weil ich den Tagesablauf nicht stören möchte und es eine absolute Notfallnummer sein soll.

Außerdem denke ich, wenn wieder was sein sollte werde ich bestimmt informiert. Ich vertraue jetzt einfach mal darauf, dass alles gut ist.

Zu der "Altersdiskussion" möchte ich auch noch etwas sagen: Meine Tochter ist Jahrgang 09 und in der sechsten Klasse. Es sind durchaus Kinder in der Klasse, die Jahrgang 07 sind, inzwischen sind auch schon welche dazugekommen, weil sie durchgefallen sind, also sind diese evtl. Jahrgang 06.
In der ersten Schulwoche haben die Kinder einen Steckbrief über sich verfasst, wo auch das Geburtsdatum drauf war und es gibt jedes Jahr einen Jahresbericht der Schule, mit Klassenfoto und Geburtsdatum, daher fällt es schon auf, dass sie jünger ist. Ob es so auffallen würde denke ich nicht. Klar, sie ist klein, aber nicht die Kleinste in der Klasse, aber wenn man mit ihr redet oder sie sieht fällt es nicht auf. Neulich war ich mit ihr beim Schuhe kaufen und die Verkäuferin hat ihr Alter erfragt und meinte dann: Ich hätte sie deutlich älter geschätzt.
Es war auch eine Überlegung, ob man sie überspringen lässt, weil sie halt immer jünger sein wird, aber für mich gilt das nicht, sie hat die anderen Interessen nicht wegen des Alters sondern wegen des anders-seins.....das ist ok, weil jeder so ok ist, wie er ist, wenn es einen stört, wie der andere ist, dann ist man halt nicht mit ihm befreundet, aber deswegen ist er trotzdem ok so. Das einzige was falsch ist, ist, dass meine Tochter denkt, dass sie falsch ist, weil sie eben anders ist, das wird noch eine lange harte Arbeit, ihr das klar zu machen, aber wir sind dran :-)

Ich danke Euch auf alle Fälle und melde mich, falls nochmal was sein sollte.

LG Karin

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Ich gestehe den Text nicht fertig gelesen zu haben.

Als ich gesehen habe "Sie hat die erste Klasse übersprungen und ist in der Schule nie angekommen!" ist mir echt die Kinnlade runter geklappt.

Um zu wissen, dass DAS nur in die Hose gehen KANN, muss man wirklich nichts studiert haben. Ein Kind eine Klasse überspringen zu lassen obwohl es in der Schule gar nicht angekommen ist, ist fatal!

Es geht in der Schule (gerade in der ersten Klasse) nicht nur um stumpfe Paukerei und den Stoff an sich. Es geht vor allem um soziale Kompetenz. Da hat deine Tochter vermutlich erhebliche Defizite.
Allein deshalb hätte sie die erste Klasse ganz dringend gebraucht.

Sie hat bis heute eine entsprechende emotionale Reife nicht erlangt und muss so bereits auf einer weiterführenden Schule ausharren.

Dass Dein Kind sich zum weglaufen fühlt kann ich gut nachvollziehen.

Ob Du Dein Kind nun vom Schullandheim erlöst oder sie sich bis zum Schluss durchquält ist meiner Meinung nach gar nicht das größte Thema.
Die gesamte Situation gehört meines Erachtens nach überarbeitet.

Wer verantwortet sowas und lässt ein Kind in der ersten Klasse vorrücken, dem es an emotionaler Reife fehlt ? Leider fehlen mir die Worte.

Deiner Tochter alles Gute für die Zukunft.

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Hast du gelesen, dass es nicht die emotionale Unreife ist, sondern dass ihr Kind emotional einfach eingeschränkt ist? Dass sie - egal welches Alter - immer eine andere emotionale Ausprägung haben wird als ihre Gleichaltrigen? Dass sie besonders ist? Sie ist kein normales Kind, wo man normale Maßstäbe ansetzen kann. Gerade mit Hochintelligenz ist es besonders schwierig, den richtigen - auch Schul- - Weg zu finden.

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Ich glaube, du hast da zwei Sätze vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen.
Vielleicht habe ich mich auch falsch ausgedrückt und daher kann ich dir die Situation gerne nochmal schildern, auch wenn es nur zur Erklärung der Situation meiner Tochter beitragen sollte.

Meine Tochter hat sich nie irgendwo richtig wohl gefühlt. Sie kam mit drei in der Kindergarten, auf eigenen Wunsch, mitten unter dem Jahr. Sie war dort auffällig, ich durfte oft Gespräche führen mit der Leitung, die aber dann auch immer meinte, das sei halt so in ihrem Alter. Bis ich dann darauf bestanden habe, dass sie jemand anschauen kommt, also kam eine Heilpädagogin und wir haben sie anschließend durch die Diagnostik bei der Psychologin gejagt. Ja, ich schreibe extra gejagt, weil das nix ist, mit einer 5jährigen solche Termine zu machen, wo sie sich nicht wohlfühlt, weil sich die Kindergarten Leitung selber widerspricht und erst Probleme sieht aber sie dann doch ganz normal ist.
Auf alle Fälle haben wir sie nicht vorzeitig einschulen lassen, sie ist dann mit 6 ganz normal in die erste Klasse.
Dort war sie erneut auffällig und ich möchte das mal mit einem guten Vergleich aus einem Buch, das Lehrern hochbegabte Kinder erklären will "zitieren":
Stellen Sie sich vor, sie haben neue Freunde. Japaner, die seit kurzem in Deutschland leben. Um diese Freunde zu unterstützen sagen Sie zu, mit ihnen einen Deutschkurs zu absolvieren. Sie sitzen also in dem Deutschkurs, wo die Japaner total eifrig lernen und voran kommen, doch Sie lernen: Deutsch, ihre Muttersprache. Sie halten vielleicht eine Woche durch, freuen ich, wie die Japaner an dem Kurs Freude haben und freuen sich, dass sie ab und an mit denen reden können. Nach einem Monat haben Sie schon keine Lust mehr, hinzugehen. Doch dann hält man Ihnen den Vertrag unter die Nase, wo drin steht, dass sie noch ein paar Jahre vor sich haben. Es gibt viele Japaner, die nach einiger Zeit mit ihnen ein wenig kommunizieren können, doch viele verstehen Sie einfach nie.

So ging es meiner Tochter. Anfangs war es noch ok, nur meinte die Lehrerin schon nach vier Wochen, es sei wohl besser, sie in die zweite Klasse zu tun.
Also haben wir meine Tochter gefragt, mit ihr geredet und wieder alle Fakten auf den Tisch gelegt und sie hat sich entschieden, NICHT zu überspringen. Weil sie dort Freunde hat (anfangs zwei, am Ende noch eine) und die Lehrerin sehr nett ist.
Wir haben ihren Wunsch respektiert und sie nicht überspringen lassen.

Es war dann Weihnachten, Ferien, sie war natürlich immer wieder auffällig, sie hat sich im Klo eingesperrt und geweint, sie hat das Klassenzimmer einfach verlassen, sie hat Sachen geworfen oder ist einfach sehr sehr wütend geworden. Es war also nicht leicht. Nach den Ferien ging es dann weiter, dass sie "Bauchweh" hatte. Sie wollte nicht mehr in den Deutschkurs mit den ganzen Japanern. Sie sollte jeden Tag eine Zeile mit H schreiben und die Ns unterstreichen, doch konnte sie schon ganze Bücher lesen und der Lehrerin eine Nachricht schreiben in der steht: Ich möchte keine Hs eine Zeile lang schreiben, das ist viel zu langweilig. Wohlgemerkt, sie hätte können, sie hat nie so eine Nachricht verfasst.

Da meine Tochter selbst entschieden hat, nicht überspringen zu wollen hab ich also zugesehen, wie sie langsam aber sicher zugrunde geht und einfach keine Freude hat. Sie hat Zusatzaufgaben bekommen, ganze Hefte ausgefüllt, die die Lehrerin ihr für die nächste Woche geben wollte, in zehn Minuten war sie durch. Ich musste sie schreiend und weinend aus der Schule holen und sie jeden Morgen mit irgendwas locken, damit sie nochmal hin geht. Bis sie selbst gefragt hat, ob es denn noch geht, dass sie in die zweite gehen kann.
Dann durfte sie schnuppern in der zweiten. Anfangs zwei Wochen, dann wurden es drei, weil die aufnehmende Lehrerin der abgebenden Lehrerin beweisen wollte, dass die inkompetent ist und ihre persönliche Fede über mein Kind austragen wollte, doch das war zu schlau, dass sie es nicht ablehnen konnte. Die aufnehmende Lehrerin meinte anfangs, es zähle nur, wie sie sich fühle und nicht die Noten. Doch dann hatte sie ne fünf in Deutsch (am zweiten Tag in der zweiten Klasse wurde der Test geschrieben) und daran hat sie sich aufgehängt. Doch sonst hat alles gepasst und daher hat sie die Probezeit noch ne Woche verlängert, um nochmal zwei Proben zu schreiben und daran zu beweisen, dass es nicht hinhaut. Mit zwei Zweien hat es dann doch.
Auf alle Fälle ist mein Kind anfangs aufgeblüht. Weil sie kognitiv endlich gefordert war. Da war nur noch der eine Junge, der sie ständig geschlagen und beleidigt hat, aber auch das hab ich oben erwähnt, hat die Lehrerin mit den Worten: Wenn sie in die zweite will muss sie da durch! abgetan.

Ich merke, der Text ist sehr lang und ich sitze hier weinend vorm PC, das war die schwerste Zeit meines Lebens, ist es immer noch, weil - siehe gestern - es einfach nicht leichter wird.

Meine Tochter ist nie irgendwo angekommen. Außer zuhause.
Aber wie ich auch schon sagte: Wir arbeiten daran. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

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Wie geht es dir und deiner Tochter jetzt? Hat sie durchhalten können

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Hallo,

Danke der Nachfrage.

Sie hat am Dienstag Abend nochmal angerufen und wieder geweint. Nicht, weil sie nach Hause wollte, sondern weil es wohl ein bisschen Ärger gab in ihrem Zimmer und sie niemanden hatte, mit dem sie darüber sprechen konnte. Also haben wir telefoniert und es ging ihr wieder besser. Am Montag haben ein paar mehr Mädels auch abends geweint und sie haben dann zusammen gehalten und sich gegenseitig unterstützt und am Dienstag gab es zwischen denen ein paar Unstimmigkeiten und Missverständnisse, so dass meine Tochter eben traurig war.
Am Mittwoch hat mich dann der Lehrer kontaktiert, ob wir es nicht als festes „Ritual“ machen können, dass sie mich anruft bevor sie ins Bett geht. Sie braucht mich halt als ihre Stütze und nachdem der Anruf immer was gebracht hat wäre das präventiv eine gute Idee.... also haben wir Mittwoch und Donnerstag Abend telefoniert, sie klang gut, hat viel erzählt und meinte auch, dass alles gut ist.
Heute kommt sie ja schon wieder... 😊

Liebe Grüße, Karin