Meine Tochter kann sich Dinge nicht merken

Hallo,

mich würde mal interessieren, ob ihr das bei euren Kindern eventuell auch schon mal beobachtet habt. So langsam bekomme ich nämlich Zweifel, ob unsere Entscheidung, sie regulär einschulen zu lassen, richtig war. Sie hat ganz dicht am Stichtag Geburtstag. Also ganz knapp ein Muss -Kind.

Meine Tochter kann sich bestimmte Dinge NICHT merken. Das sind ganz banale Dinge.
Beispiele:

1. Sie hat einen Namen mit vier Buchstaben. Den zweiten Buchstaben kann sie sich nicht merken. Seit 1,5 Jahren fragt sie mich, Mama, wie heißt der Buchstabe?
Das muss sie ja nicht können, aber sie fragt explizit ständig nach.

2. Freunde sind zu Besuch mit einer gleichaltrigen Tochter. Die Kinder spielen den ganzen Tag zusammen. Meine Tochter kann sich den Namen des Mädchens nicht merken. Sie fragt mich locker 20 Mal an diesem Tag (am Ende nur noch ins Ohr geflüstert, Mama, wie heißt die nochmal?) Übrigens kein außergewöhnlicher Name.

3. Sie kann kein einziges Lied auswendig. Nicht mal ansatzweise. Lieder, die sie ständig im Kindergarten singen oder die wir zum Einschlafen JEDEN Tag singen.

Das sind nur wenige Beispiele. Ich hätte noch viele. Es sind Dinge, die nicht wirklich wichtig sind, die aber STÄNDIG wiederholt werden. Bei der U-Untersuchung letztes Jahr kam auch eine Aufgabe dran, wo sie sinnlose Zahlenreihen nachsprechen sollte. Da konnte sie, nachdem die Ärztin die Zahlen gesagt hatte, nicht eine einzige Zahl nennen! Da das aber die einzige Aufgabe war, bei der sie schlecht war, wurde das nicht weiter erwähnt.

Ich halte sie für normal intelligent, das zeigt sie in vielen Situationen.
Aber diese isolierten Gedächtnislücken machen mir schon Sorgen. Demnächst muss sie sich einzelne Buchstaben merken können. Und zwar jede Woche einen neuen.
Zur Zeit kann ich mir auch nicht vorstellen, wie sie jemals ein Gedicht auswenig lernen soll. Oder eine Rolle in einem Theaterstück.
Memory ist zum Beispiel überhaupt kein Problem, obwohl man sich da ja auch duchaus etwas merken muss.

Der 3 jährige Bruder wird immer wieder um Rat gefragt. Der wird aber nicht mit eingeschult.

Kann man das üben? Oder ist sie halt so?

Vielleicht könnt ihr mich ja etwas beruhigen oder mir einen konstruktiven Tipp geben.

3

Hallo!
Was hat denn der Kinderarzt zur Merkschwäche gesagt? Es sagt der Kindergarten?

Ich persönlich finde es schon auffällig. Es scheint ja vor allem Dinge zu betreffen, die deine Tochter akustisch wahrnehmen muss.

Mache bitte schnell einen Termin beim Pädaudiologen, um eine auditive Verarbeitungsstörung auszuschließen. Leider sind die Wartezeiten dort oft sehr lang.

Wenn diese vorliegt, können Kinder tatsächlich große Schwierigkeiten in der Schule entwickeln, vor allem beim Lesen und Schreiben lernen.
Lg Basket

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So etwas kenne ich tatsächlich gar nicht. Auch nicht im Umfeld...gerade Lieder können sich viele Kinder wirklich gut merken.

Was ich bei meiner Tochter oft sehe ist, dass sie sich die Namen anderer Erwachsener nicht gut merken kann, aber das ist Recht isoliert, alles andere klappt gut. Das sieht bei euch ja anders aus.

Ich kann mich erinnern, dass bei der Schuleingangsuntersuchung auch Laute nachgesprochen werden mussten beispielsweise. Hat das auch nicht geklappt? Hat man da etwas zu gesagt?
Das ist ja nochmal etwas anders als eine U.

Ist das im Kindergarten noch nicht auffällig geworden? Was sagen die Erzieher?

VG Isa

2

In der Form, wie du es beschreibst, kenne ich es nur in Teilbereichen

- eine Freundin kann sich keine Geburtstage, Jahresdaten etc. merken. Gar keine.
Da sie eine Frau ist, fällt das auf. Bei einigen Männern fällt es nicht so auf. (andere Erwartungen)

Die Menschen sind ihr wichtig, mit Daten kann sie nichts anfangen. In Mathe war sie ganz ok. Zum Abitur hat es gereicht. Für Klassenarbeiten und Hausaufgaben gibt es ja Kalender. Geburtstage im Kalender waren eine kleine Hilfestellung.


- Namen/Gesichter. Bei einer Bekannten ist es so, dass sie vermutet, dass sie "gesichtsblind" sein könnte. Da sie mit ihren Tricks über die Runden kommt, geht es auch so. Die Namen dazu kann sie sich gut merken. Zuordnen kann sie es ihrer Aussage nach nicht. Dazu braucht sie eigene Hilfestellungen.

- Freundin mit Dyskalkulie hat ähnliche Schwierigkeiten bei Zahlen und Mathe. Sie hat ihre Tricks, aber Rechnen sind ihrer Aussage nach anders aus.

- Freundin mit schwerer LRS hatte Schwierigkeiten bei Buchstaben. Sie kann sich sehr viel merken, sehr viel auswendig merken. Voraussetzung: sie hört es! Buchstaben und alles, was sie liest, bereitet ihr Schwierigkeiten. Was sie hört, merkt sie sich sehr gut.


Fragt deine aus Gewohnheit oder wirklich, weil sie es sich nicht merken kann?

Meine kann sich solche Dinge hervorragend merken. Aber manchmal hatte sie Phasen, da fragte sie mehr aus Gewohnheit.

Auf die Gegenfrage: was meinst du? kam dann meist die Antwort von ihr selbst.



Ich selbst habe ADHS. Bei mir ist es typisch, dass ich mir Mittelteile nicht merken kann.
Bei Telefonnummern wusste ich immer zuerst die ersten Ziffern und die letzten.
Die in der Mitte waren bestenfalls weitgehend vollständig mit Zahlendrehern.

Bei Gedichten und Texten ähnlich. Anfang und Ende super, Mittelteil so la la.


Meine war übrigens auch ein spätes Muss-Kind. Rückstellung war nicht möglich. Probleme, wie du sie schilderst, hatte sie nicht.

Hausaufgaben vergessen, Sachen vergessen, falsche Hefte dabei.... das ja, oh ja.
Buchstaben, Zahlen, Wörter zum Nachsprechen: alles kein Problem.

Vergesslichkeit setzt bei ihr dann ein, wenn es IHR nicht so wichtig ist oder wenn sie meint "Mama denkt ja mit".
Das "Mama denkt ja an alles mit" habe ich ihr schnell den Zahn gezogen, wie man so sagt.

Motivation sich etwas zu merken, steigert sich wenn
- es IHR sehr wichtig ist
- wenn sie nur mäßig sicher sein kann, dass ich es für sie denke (lösung bereit habe)
- es IHR wichtig ist (keinen Ärger zu bekommen) und ich nicht voll für sie mitdenke

dann klappt es auch eher mit dem sich was merken.


In Ausnahmesituationen, bei viel Stress, Besonderheiten etc. helfe ich ihr natürlich schon beim Mitdenken, erinnern und so. Allerdings sage ich nur selten die Lösung, sondern frage nach/gebe Tipps, bringe sie auf die Spur. Ein bisschen selbst mitdenken lasse ich sie schon seit sie selbst Fragen stellt.



Was mich zu der Frage bringt: wie geht ihr bisher damit um?
Braucht sie sich vieles nicht merken, weil jemand ja da ist, der ihr was sagt?

(ein Klassenkamerad meinte mal, er wisse nicht, ob er eine Jacke bräuchte. Seine Mama hätte ihm das an dem Tag nicht gesagt. Da war er deutlich älter als die erste Klasse!)


Wenn es bei deiner aber häufiger auffällt, würde ich mal mit dem Kinderarzt sprechen und dann testen lassen.


Auf welche Reize reagiert sie besonders (nicht)?

- optisch
- haptisch
- akkustisch
- sprachlich

Bsp. Memory bin ich heute noch besser als mein Kind. Fotografisches Gedächtnis würde ich mal sagen, ist ähnlich.

Wenn ich den Bildern Begriffe zuordnen muss, brauche ich deutlich länger.
Manchmal geht es sehr schnell, manchmal fällt mir der Begriff nicht ein.
Da ist mein Kind sehr viel schneller.

Z.B. wenn man Bilder sieht und die Begriffe rufen muss. Das ist auch eine Form von merken. Nur eben verknüpft und nicht rein optisch.


Gesichter und Benennung der Mimik: ich bekomme es hin, auf Bildern. Bei Menschen achte ich auf andere Signale.
Besagte Bekannte achtet da auf andere Merkmale. Sie setzt andere Merkfähigkeiten ein, die ich bei Gesichern nicht brauche; bei Mimikdeutung aber ähnlich mache.

Hört sie gut?

Sieht sie gut?
Bei meiner hätte ihr keiner angesehen, dass sie eine Brille braucht. Der Augenarzt testete und sie braucht eine. Mit Brille verbesserte sich ihre Konzentration erheblich und Freude an Bildern auch.

Beim Hören kommt es nicht nur auf die Töne an. Leiseste Geräusche höre ich Frequenzen, die in meinem Alter untypisch gut sind.
Die Verarbeitung im Gehirn ist bei mir aber schwieriger.

Durch das gute Gehör höre ich zwar, DASS etwas gesagt wird; durch das ADHS kommt es manchmal vor, dass ich es im Gehirn nur als Rauschen wahrnehme. Das Gehörte in Begriffe, nutzbare Informationen umzusetzen, klappt nicht immer.


Das sind als Beispiele Möglichkeiten, die auf Gedächtnis, Merken und co. mit reinspielen.

ist es nur manchmal/selten und so, dass es sie selbst nicht beeinträchtigt: so what, jeder hat so seine Bereiche, der er sich nicht merken kann.

Ist es in Bereichen, die für den Alltag relevant sind
- herausfinden, was es ist
- prüfen, ob es Gewohnheit ist (vertrauen ist gut, sich auf andere verlassen ist ja auch ganz ok als Kind, nur eben Training zum lernen, es selbst auch zu können, ist auch ganz gut)

- herausfinden, ob es eine Mischung ist aus fehlendem Training und/oder aus Verarbeitungsschwierigkeiten in manchen Bereichen.
Dann ist auch die Frage als Folge: gibt sich das von selbst, braucht sie da Unterstützung, braucht sie da schon etwas mehr an Behandlung.

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Oje. Ich bin auch gesichtsblind.
Ich muss einen Menschen oft sehen und auch bewusst mit ihm sprechen, erst dann erkenne ich das Gesicht wieder.
Das ist echt ein Problem :(

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Dennoch war ich gut in der Schule ;)

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Hilft dir nicht weiter, aber bei meinem Sohn (gerade 6 geworden) ist es haargenau dasselbe 😳
Er kann sich bis heute den Namen verschiedener Erzieherinnen nicht merken, obwohl er sie jeden Tag sieht. Insgesamt hat er ein sehr schlechtes namensgedächtnis. Und auch hier wird der 3-jährige Bruder (der sich übrigens ALLES merken kann) um Rat gefragt: „wie hießen unsere urkaubsfreunde von letztem Jahr?“) der kleine war damals 2,5 und weiß es immer noch.

Auch bei Zahlenreihen. Er vergisst immer die 8, die 18, die 28.... Immer und immer wieder. Selbst mit Gedankenbrücke „denk an die Autobahn“ (also die 8er), kommt er meistens nicht drauf.

Ja, mir macht es auch etwas sorgen. 😏

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Ach so, ja, Kindergärten und Kinderarzt fanden aber jeweils nichts auffällig.

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Wenn sie ansonsten normal entwickelt ist gibt keinen Grund für eine Rückstellung und der sollte ja gegeben sein.

Hast du mal mit deinem Kinderarzt darüber gesprochen? Ist ihm bei den Vorsorgeterminen etwas aufgefallen?

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Hallo,

ich würde das mal wo checken lassen, und zwar als erstes bei einem Spezialisten für Hörstörungen.
Offenbar kann Deine Tochter sich Dinge nicht merken, die sie nur hört.
Bei Memory sieht sie die Karten ja.
Es gibt Störungen, wo die Leute nicht allgemein schlecht, sondern irgendwie selektiv hören.

Ich kenne zwar Leute, die sich schlecht Namen merken können (mich z.B. ;-)), und unser Sohn (9) kann sich Dinge nicht merken, die ihn nicht wirklich interessieren, aber so extrem, wie bei Deiner Tochter, kenne ich das von niemandem.

Und ja, ich kann mir vorstellen, dass das in der Schule problematisch werden kann.

LG

Heike

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Hallo,

ich weiß dass es verschiedene Lerntypen gibt. Jeder hat einen "besten" Weg zu lernen, die einen durch Hören, die anderen durch Lesen, die letzten durch Schreiben. Ich war leider der Schreibtyp, ich hab in der Schule jeden Eintrag nochmal "nachgeschrieben" also schriftlich zusammengefasst, das war meine effektivste Lernmethode. Ich denke wie "schwach" die weniger gut ausgeprägten Formen sind ist von Kind zu Kind verschieden. Wenn Du ihr z.B. einen Satz als Bildfolge zeigst, es gibt doch diese Bücher in denen die Sätze aus Bildern bestehen, kann sie sich die merken?

Ich weiß dass es Lerntherapeuten gibt die Kindern helfen "Brücken" zu schlagen. Sprich die merken sich nicht die Kombination vom Buchstaben G mit dem Laut G, sondern den Buchstaben mit dem Bild einer Giraffe und kommen so auf den Anlaut G.

Also Tipp wer helfen kann ist so ein Lerntherapeut und das SPZ.

Alles Gute Euch, und denk dran "in der Mitte von Schwierigkeiten findet man Möglichkeiten" ;-)

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Danke mal an euch alle!

Dann bin ich doch nicht überbesorgt und steigere mich in etwas hinein...

Noch ein Beispiel ist mir eingefallen: Falsche Wörter.

Mama, ich liebe den Duft von Ravendel!
Es heißt LLLLLLLLLLavendel!!!!!!!!! (zum 100. Mal in diesem Monat)

Beim Kinderarzt waren wir vor etwa einem Jahr. Eben zu letzten U. Da waren alle Bereiche unauffällig bis auf die oben erwähnte (für sie typisch schwierige) Aufgabe. daher war das kein Thema. Zu dem Zeitpunkt ist mir das auch noch nicht so aufgefallen.

Wir müssen demnächst eh zum Impfen. Da werde ich das wohl mal ansprechen.

Vom Hören her,.mhm... sie hatte als Kleinkind Hörprobleme, hat Paukendrainagen bekommen und war regelmäßig bis vor etwas 1 1/2 Jahren zur Hörkontrolle. Wir sind dann mit unauffälligem Hörtest entlassen worden. (Pädaudiologe)

Was wäre denn, wenn der Kinderazt sagt, ja, das ist auffällig.
Wer therapiert das?

Lg

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„Mama, ich liebe den Duft von Ravendel!
Es heißt LLLLLLLLLLavendel!!!!!!!!! (zum 100. Mal in diesem Monat)“

Erstaunlich 😳 auch hier genau wie bei meinem Sohn. „Ich mag Malelade aufs Brot!“
„Marmelade!!! Zum tausendsten Mal!“ 😏

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Also, mein eines Kind ist recht verpeilt. Kann schon mal passieren dass sie mit irgendwem stundenlang spielt und den Namen hinterher nicht weiß, allerdings nicht wirklich weil sie sich ihn nicht merken kann, eher weil sie's gar nicht erst versucht hat ihn herauszufinden.

Also was ich alarmierend finde ist das mit den Liedern. Ganz viele Kinder die nicht gut aus Büchern auswendig lernen, lernen sehr gut akkustisch und über Reime. Das merken sich eigentlich alle Kinder schnell, gerade wenn ein Lied regelmäßig läuft. Das ist schon sehr ungewöhnlich. Ich hab doch etwas Kitapraxis auf dem Buckel. Und wir hatten mal ein Mädchen in einer anderen Gruppe, dass sich schlecht Dinge merken konnte und da war auch was nicht in Ordnung. Sie wurde später eingeschult und auch inklusiv, obwohl sie sonst ganz normal wirkte und auch sonst durchaus auf Zack und fröhlich war.

Ich finde das schon besorgniserregend und würde das auf jeden Fall ansprechen. In der Kita, bei der Schuluntersuchung und auf jeden Fall zeitnah beim Kinderarzt. Wenn du nichts machst, hat sie möglicherweise einen sehr schweren Schulstart und ist dann ihr halbes Leben lang schulisch gefrustet. Und dann werden die Jahre bis zum Erwachsen werden sehr schwierig für ein Kind dass schulisch nicht zurecht kommt.

Bei meinen beiden Kindern war es schon in der zweiten Klasse der Fall, das manche Sachen innerhalb von 48 h sitzen mussten und wo 1-2x wiederholen ausreichen musste.