Mittelschule, es geht erst richtig los!

Guten Morgen,

ich lese schon lange mit und habe immer gezögert mich aktiv zu beteiligen. Es muss aber mal Schluss damit sein, zu denken, dass der Hauptschulabschluss das Ende eines schulischen, beruflichen und erfolgreichen Lebens darstellt bevor dieses überhaupt beginnt.

Das stimmt genau so wenig wie die Annahme, alle Universitätsabsolventen werden mindestens Generaldirektor und verdienen sich goldene Nasen. Der Weg über eine Mittelschule ist nur etwas länger um, sofern man dies möchte, in eine gutbezahlte Position und Beruf zu kommen.

Lebenslanges Lernen, dranbleiben, fleißiger sein, Chancen für sich selbst erkennen und nutzen, Beweglichkeit und Mobilität im Kopf und geografische Veränderung sind Bedingung dafür.

Ich startet selbst aus der damals genannten Hauptschule heraus. Ich war schon immer pfiffig, fühlte mich dort wohl, musste nicht viel machen und war trotzdem immer sehr gut, hatte Zeit für meine Interessen und Tiere. Meinen Eltern passte das damals gar nicht, begleiteten mich jedoch dabei und zeigten ständig Alternativen auf. Ich war damals wenig an beruflicher Qualifikation, Karriere und ausreichenden Gehalt interessiert. Mein Taschengeld war gut, meine Eltern haben in München Waldfriedhof ein Haus und eine Berghütte in Tirol. Es gab keinen Grund mir die Beine auszureißen, wofür auch.

Mit 16 begann ich meine 3-jährige Berufsausbildung und in der ersten Woche hat mich dort der Schlag getroffen, als ich so sah wie man für wenig Geld beschäftigt sein wird. Dort schwor ich mir meine Ausbildung zu genießen und mit sehr gut zu beenden, um mich danach sofort in die BAS und BOS zu verabschieden und diese zu absolvieren, was ich dann auch tat.

Ich hatte in dieser Lehrzeit als Lehrling schnell bemerkt, dass ich mit 2 oder 3 tausend Mark im Monat nicht weit kommen werde, wenn ich so wie meine Eltern leben möchte.

In der Zeit in der ich die mittlere Reife und im Anschluss das techn. Fachabitur nachholte knüpfte ich auf Messen erste Kontakte zu unternehmen um dort in den Ferien zu jobben.

In dieser Zeit lerne ich mit 19 meinen Mann kennen, mit 20 heirateten wir und im letzten Semester, wurde ich schwanger und bekam unser erstes Kind nach meinem Abschluss. Wir sind nun seit knapp 22 Jahren verheiratet und haben zwei Kinder, beide arbeiten wir Vollzeit und das schon immer, also schon seit der Geburt unserer Zwei.

Mein Mann und ich sind jeweils in großen Konzernen angestellt und haben beide die Lohnsteuerklasse 4 und kommen damit auf ein monatliches Einkommen von ca. 10.600,- Euro NETTO. Nicht schlecht für eine ehemalige Hauptschülerin mit Ehrgeiz und Zielen. Wir sind bescheidene Menschen fahren einmal für zwei Wochen in den Sommerurlaub und im Winter eine Woche zum Ortler zum Skifahren. Unsere Kinder erhalten je 10,- Taschengeld die Woche und wen sie mehr möchten, müssen sie bei Ebay aktiv werden.

Den einzigen Luxus den wir uns leisten sind die Schulen unsere Kinder. Die Ausbildung ist uns sehr wichtig, weil dies die Basis für ein Vorankommen ist, alles andere kommt dann von ganz alleine.

Ich will aber auch ehrlich sagen, dass sich die Hauptschulen und ihre Schülerschaft in den vergangenen 25 Jahren offensichtlich stark verändert haben. Die Schullandschaft hat sich doch sehr gewandelt und deshalb haben wir unsere Kinder auf nicht staatliche Schulen gebracht.

Als ehemalige Hauptschülerin kann ich also rückblickend sagen. Hauptschule ist nicht per se das Ende, es ist noch alles offen und möglich. Interessierte und schlaue Schüler werden ihren Weg mit Unterstützung ihrer Eltern und dem Aufzeigen von Alternativen finden und gehen.

Ein großer Rest wird jedoch ein Leben lang mangels Interesse, eigenen Antrieb in diesem System stecken bleiben. Dafür kann aber die Gesellschaft nichts.
Kopf hoch und lernen! Wir haben zu unserem grossen Glück in Deutschland eine weite und offene Berufs- und Bildungslandschaft. Jeder ist also seines Glückes Schmied!

BG
Paulina

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Ist nix los in Regensburg?

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Wobei für Maike ist das zu gut geschrieben. Da fehlen mir gewisse Fehler, die sie immer macht.

Dazu passt das Thema nicht ganz zu ihr und sie würde auch nicht von Hauptschule sprechen, denn in Bayern heißen sie Mittelschulen.

Vielleicht irre ich mich, aber ich tippe nicht auf Regensburg.

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Upps! Jetzt sehe ich, dass sie doch auch von Mittelschulen schreibt #hicks. Ich hatte nur Hauptschule gelesen.

Also vielleicht doch? Irgendwie hat es bei mir nicht geklingelt und mein Bauchgefühl ist eigentlich immer sofort da, wenn Maike schreibt.

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In dem Sinne gebe ich dir Recht.
Es ist keine Schande und kein Ende, wenn es anfangs nur zur Haupt-/ Mittelschule reicht.
Im Laufe der Mittelschule gibt es noch viele Weichen um in Richtung mittlerer Abschluß oder sogar zum Weg eines Abis zu gelangen, die man mit heranreifenden Eifer selbst stellen kann. Da auch keiner nach dem Schulweg zuvor frägt, ausschlaggebend ist immer der Abschluß, der von Firmen und Weiterbildung erwartet wird.
Nur im Gegensatz zu deinen damaligen Qualiabschlusszeiten, gibt es heutzutage ca. 50% Berufswege weniger , denen ein Quali als Abschluss ausreicht und dadurch weniger Chancen in gewissen Berufen.
Ehrgeiz, Eifer und Zielstrebigkeit ist immer das Zauberwort , nur dass es heutzutage vor dem Ausbildungsweg oder Weiterbildung einen leichter weiterbringt.
Mit den Abiabsolventen gebe ich dir auch Recht, wieviele kommen da unter, was sie es jahrelang erstrebt haben, garantiert nicht mal 1/3.

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Ja dieser aktuelle Trend Abiturienten für ehemals klassische Lehrberufe zu nehmen, empfinde ich als grotesk.

Ich sehe selbst in der Firma in der ich arbeite das Gleiche wie schreibst. nach der Ausbildung "hauen" die Abiturienten alle wieder ab und studieren lieber, was ja auch das Ziel ihrer Schullaufbahn war.

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Schön für Dich. Wir sorgen trotzdem lieber dafür, dass unsere Kinder nicht auf die Hauptschule müssen.
Jeder wie er kann halt...

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Stimmt.

Ist ein bißchen wie eine Dumpfbacke aus unserer Straße, die seit Jahren auf ihrem Auto spazieren fährt, dass sie erst Mutter geworden ist und dann das Abi gemacht hat. Sie schnallt einfach nicht, dass sie es andersherum klüger gewesen wäre und sie dann wahrscheinlich beides besser gemacht hätte. #augen

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Da hast DU jetzt aber anscheinend ein Vorurteil, dass auf der Hauptschule nur Dumme sind. Meine Tochetr hat auch die Hauptschule besucht, Obwohl sie eingeschränkte Realchulempfehlung hatte; nur wegen Deutsch die Einchränkung, sonst super für Realschule geeignet.

Da sie aber eine Hör- Wahrnehmungsschwäche hat, haben wir sie auf der Hauptschule angemeldet damals. Beste Entscheidung für unser Kind, denn nach einem guten Realschulabschluß dort macht sie jetzt nächste Jahr am Berufskolleg das Fachabitur und will noch studieren an der Fachhochschule.

Soweit zu: "Wir sorgen dafür, dass unsere Kinder nicht auf die Hauptschule müssen", das Wesen und Schwächen deines Kindes kannst du nicht immer beflussen.

Und Quatsch ist auch, was jdm. anderer ansprach, dass Abiturienten immer studieren wollen nach der Ausbildung. Ja etliche machen erst mal ne Aubildung, u.a. weil sie den Numerus Klausus für den Studiengang nicht hatten.
Aber andere (wie mein Sohn) haben festgestellt, dass sie nicht der Studiumstyp sind, das freie Lernen und organisieren nicht sein Ding ist. Er hat ne Ausbildung, ist übernommen worden und möchte höchstens noch ne Weiterbildung (NICHT Studium) in seinem Lehrberuf machen. Und solche kenne ich viele, die sich bwußt für ne Ausbildung entscheiden haben und zufrieden und gut in ihrem Lehrberuf sind.

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Du schreibst:
"Ich will aber auch ehrlich sagen, dass sich die Hauptschulen und ihre Schülerschaft in den vergangenen 25 Jahren offensichtlich stark verändert haben."

Diesem Teil kann ich zustimmen.

Mein Hauptgrund, meine Kinder nicht auf einer Hauptschule sehen zu wollen ist nicht, dass ich mir einbilde, sie könnten dann nichts weiter lernen (zum Glück steht bei uns jedem Menschen jeden Alters und jeder (nicht vorhandener) Vorbildung ein Bildungsweg offen), sondern auch und vor allem die Gestalten, die die Hauptschulen heute besuchen.

Klar, es gibt auch miese Gymnasien, aber wenn ich mir den Unterschied zwischen den ISS (hier die Alternative zum Gymnasium) und den Gymnasien anschaue, dann ist doch klar, dass die Schüler, die nicht gelernt haben, sich mit ihren Geistesgaben durchzusetzen, sich gesammelt an den ISS befinden, während man sich im Gymnasium nur mit dem Teil der Asozialen herumschlagen muss, der TROTZ geistiger Fähigkeiten sozial völlig inkompetent ist. Das sind nun mal prozentual gesehen weniger, zumindest hier. Deshalb gibt es hier mehr akzeptable Gymnasien als akzeptable ISS.

Davon abgesehen kann (aber muss nicht) es von Vorteil sein, wenn man gleich einen guten Abschluss macht anstatt die Geduld aufbringen zu müssen, nur wegen Faulheit lauter Umwege in Kauf zu nehmen. Vorausgesetzt natürlich, man hat die Wahl.

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Na ,das ist doch schön für Dich.
Viele Wege führen zum Ziel ...
Unsere Kids sind beide am Gymnasium ...also Abi ohne Umwege...müssen beide nicht viel dafür tun.

Es muss nicht jeder Abi ,da gebe ich Dir recht ...so einige gehören auch nicht auf ein Gymnasium.

Aber wenn man kann ,warum nicht den direkten Weg gehen ohne gefühlt 1000 Umwege.
Und Fachabi ist nicht gleich Abi.

Ich glaube aber insgesamt eher ,dass Du mit Deinem Beitrag hier bissl aufmischen willst...

LG Kerstin

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Ich bin eine ehemalige Realschülerin😉

Habe den Sprung auf das Gymnasium nach der 10. Klasse damals nicht geschafft, weil die Prioritäten anders lagen. Ich wollte Geld verdienen und hatte die Nase gestrichen voll.

Nach einer Ausbildung im Rettungsdienst und elender Schufterei für ein paar lausige Euro, bin ich nach den Geburten meiner Kinder zu Hause geblieben und habe das Abitur nachgemacht.

Mittlerweile studiere ich einen Kombi Bachelor mit dem Ziel Master of Education. Geht alles. Man muss es nur wollen.

Schöner wäre es allerdings gewesen, hätte ich das Abitur direkt gemacht und mir den Umweg gespart. Schule und Uni mit zwei (damals noch
sehr kleinen) Kindern, ist wahrlich kein Zuckerschlecken.


LG Eclectus

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hi du ,
vielen Dank für Deinen Bericht.,
und klasse was du aus deinem Leben gemacht hast,
ich bin auch Hauptschüler damals gewesen und hab Realschule nach gemacht.
und bin Erzieher geworden.
allerdings jetzt für die Kids da....

ich glaube das heut das Bild noch mal anders ist, ich würd auch nicht gern wieder zur Schule gehen wollen glaub ,
allerdings wenn , dann um noch mal in Sprachenbereich besser aufzupassen , französisch hatten wir nie, und ich finds gut wenn kidis damit aufwachsen .. und aussuchen können , welche Fremdsprache sie dazu nehmen ...

helen

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Es gab heute eine Diskussion im Radio, und zwar ging es darum, warum immer mehr Abiturienten ihr Abitur nicht schaffen. Fazit: Weil immer mehr Eltern ihre Kinder am Gymnasium anmelden, obwohl die Kinder für diese Schulform nicht geeignet sind. Ich denke, dass das stimmt.

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"warum immer mehr Abiturienten ihr Abitur nicht schaffen"

Wer bereits Abiturient (!) ist, besteht zu 99% sein Abi auch. Diese Zahlen sind gleich geblieben zu früher!

Wieviele am Gymnasium angemeldet sind in Klasse 5 hat damit erstmal nichts zutun, denn das sind keine "Abiturienten".

Gruss

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Hallo,

wenn die Kinder nicht geeignet sind, dann überstehen sie die Schuljahre davor schon nicht. Das Gymi ist kein Zuckerschlecken, da gibt es ganz ordentliche Anforderungen.
Wenn sich da eine Überforderung abzeichnet, ist es ratsam, die Schulform zu wechseln.
Wer einmal in die Oberstufe gekommen ist, der packt die gewöhnlich auch.

Bei uns verlassen viele nach Klasse 9 oder 10 das Gymnasium und streben dann einen anderen Abschluss als Abitur an.
GLG
Miss Mary

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