Nachteilsausgleich beantragen?

Hallo,

bei meinem Sohn, 8. Klasse, wurde eine Konzentrationsstörung festgestellt. Im Prinzip eher durch Zufall. Er war schon immer sehr schusselig und unkonzentriert, hatte aber schulisch nie Probleme. Durch die Grundschule ging er mit Leichtigkeit, wechselte aufs Gymnasium und die 5. und 6. Klasse liefen auch gut. Von den Lehrern wurde zwar öfters kritisiert, dass er öfters abgelenkt ist und auch andere ablenkt, die Noten waren aber in Ordnung und er musste nicht viel lernen. In der 7. Klasse gingen die Noten schon bergab. Zwar noch im 3er Bereich und einer 4 in Mathe, aber auch 2en in manchen Fächern. Ich schob es auf die Pubertät und Faulheit und machte natürlich auch Druck. Nun kam die 8. Klasse und die Noten gingen in den Keller. Vor allem in Mathe rutschte er gravierend ab. Ich meldete ihn also zur Nachhilfe an. Die Nachhilfelehrerin bat mich nach der 2. Stunde zum Gespräch und sagte, dass er massive Konzentrationsprobleme habe und ich dem nachgehen soll. An seinem Matheverständnis würde es nicht liegen. Was ich vielleicht noch erwähnen sollte, mein Kind hatte nach der Geburt eine vereiterte Hirnhautentzündung und Hirnblutungen. Er hat alles gut überstanden. Wir mussten aber bis zum Schuleintritt regelmäßig zum Neurologen um ihn untersuchen zu lassen. Es war alles ok. Man sagte mir aber, dass ADS, ADHS, Konzentrationsprobleme etc. als Spätfolgen auftreten könnten. Da in der Grundschule nichts auffällig war, bin ich da auch nicht weiter nach gegangen.
Ich habe als erstes mit der Lehrerin gesprochen. Sie bestätigte was die Nachhilfelehrerin sagte. Auch anderen Fachlehrern wäre das aufgefallen. Also bin ich zum Kinderarzt. Diese bestätige den Verdacht, sagte aber, dass es nicht so gravierend sein kann, da er ja problemlos bis zur 8. Klasse Gymnasium gekommen ist. Nun war gestern der Amtsarzt in der Schule zur Schuluntersuchung. Ich hatte in den Fragebogen seine Krankengeschichte geschrieben und auch, dass er unter Konzentrationsproblemen leider. Sie hat dann einige Tests mit ihm gemacht und in einem Schreiben an mich um Rückruf gebeten. Am Telefon sagte sie mir, dass sie auch eine Konzentrationsschwäche feststellt, ich das beim KJP testen lassen soll. Vor allem bei der Vorgeschichte. Außerdem riet sie mir einen Nachteilsausgleich zu beantragen um mehr Zeit in Tests zu bekommen. Einen IQ-Test sollen wir ebenfalls machen lassen, da es ungewöhnlich ist, dass er problemlos bis zur 8. Klasse durchkam.
Nun meine Fragen: Bringt so ein Nachteilsausgleich auf Zeit was und kann das wirklich helfen? Hat das irgendwelche Nachteile? Und was soll ein IQ-Test bringen? Außer, dass man vielleicht weiß, dass das Kind schlauer oder weniger schlau ist.

Vielen Dank für's Lesen und eventuelle Erfahrungen.

LG
Michaela

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Meine totale Laienmeinung (kenne mich mit Konzentrationsproblemen, AD(H)S, Hochbegabung, etc. so gar nicht aus): Wenn dein Sohn nicht selbst unter der Situation leidet und trotzdem noch ganz gut, wenn auch nicht optimal, in der Schule mitkommt, würde ich es nicht machen. Weder IQ-Test noch Nachteilsausgleich. Wenn Konzentrationsstörung diagnostiziert ist, kann man was dagegen machen (Ergo?). Auch ohne Konzentrationsprobleme werden bei vielen die Noten schlechter. Das liegt daran, dass es schwerer wird und zeitgleich die pubertäre Unlust zunimmt. Dein Sohn ist ja schon älter und hat vllt auch eine Meinung dazu. Möchte er einen Nachteilsausgleich?

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Eine Diagnostik möchte ich definitiv. Gerade wegen seiner Vorgeschichte. Ich möchte abgeklärt haben, ob es tatsächlich nur eine Pubertätserscheinung ist oder ob tatsächlich was dahinter steckt. Allein die Gewissheit bringt mir schon viel. Mein Sohn möchte einen Nachteilsausgleich wenn es ihm hilft. Wir haben natürlich darüber gesprochen, da es dann ja in der Klasse auch auffällt, dass er bevorzugt wird. Da mein Sohn in der Klasse und auch am Gymnasium bleiben will, schließe ich Null Bock aus. Er weiß um was es geht, lernt und kann es daheim im Prinzip auch. Zuhause macht er während dem Lernen Pausen. In der Arbeit fängt er stark an, hat in den ersten Aufgaben auch meist volle Punktzahl, lässt dann aber stark nach. Deshalb vermute ich tatsächlich eine Schwäche. Wenn es am schwereren Stoff läge, würde er ihn ja gar nicht erst verstehen.

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Er hätte ja keinen Vorteil, sondern er soll einen Nachteil ausgleichen können. Ich dachte, sein Leidensdruck ist vielleicht gar nicht so groß und kann es noch gut (außer in Mathe) kompensieren. Aber das hört sich ja jetzt schon anders an und wegen der Vorgeschichte ist es wahrscheinlich auch gut so es abzuklären.

Alles Gute!

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Hallo Michaela,
seid ihr euch sicher, dass die Geschichte von damals wirklich keine Spätfolgen hat jetzt? Ansonsten würde ich da nochmal auf eine weitergehende Diagnostik bestehen mit bildgebenden Verfahren.
Du solltest den Rat dringend beherzigen und dein Kind in einer guten KJP zur Diagnostik anmelden. Bitte gehe nicht zu einem Psychologen, sondern wirklich zum Psychiater. Ich musste damals 8 Monate für einen Diagnostiktermin für meine Kinder warten.
Soweit ich es von uns kenne, gehört zu den Tests grundsätzlich ein IQ-Test dazu. Der IQ-Test ist sozusagen die Voraussetzung. Die Tester wissen sonst nicht welchen Test sie beim Kind machen müssen. Das ist abhängig von der Intelligenz, dem Entwicklungsstand, der Sprache,...
Bestimmte seelische Behinderungen kann man per Definition auch nur bei einem bestimmten IQ haben.
Der IQ hat außerdem nich nur einen Durchschnittswert, sondern es gibt Teilbereiche. Mein Ältester hat z.B. einen durchschnittlichen heterogenen IQ von 101. Um es ganz salopp zu sagen, der Wert von 101 klingt zwar nach „normal“, aber das Wörtchen „heterogen“ sagt, dass schon der IQ selbst behindert ist. In den Bereichen Sprachverständnis, Arbeitsgedächtnis und Verarbeitungsgeschwindigkeit hat er Werte im Bereich einer Lernbehinderung und im wahrnehmungsgebundenes logisches Denken liegt er jenseits von Gut und Böse ganz tief in der Hochbegabung.
Mein Sohn hat unter anderem einen Nachteilsausgleich auf Zeit etwas. Ja, es bringt etwas. Es nimmt den Druck. Ich würde aber Nachteilsausgleiche erstmal mit dem Facharzt besprechen.

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Den Nachteilsausgleich bekommt er nur mit bescheinigter Diagnose. In unserem Bundesland soweit ich weiß aber auch nur für LRS, falls er das hat wäre das aber wohl schon weit früher aufgefallen. Für ADS/ADHS gibt es bei uns keinen Ausgleich, das kann aber wohl von Bundesland zu Bundesland variieren.

Wenn ihr extra zum IQ-Test geschickt werdet dann heißt das, dass noch keine Diagnostik in diese Richtung gelaufen ist - der IQ-Test gehört nämlich standardmässig dazu.
Er dient dazu eine Überforderung des Kindes auszuschließen, die zu ähnlichen Problemen wie ADHS führen kann.

Deshalb irritiert mich die Vorgehensweise auch etwas - bevor du dir Gedanken um einen Nachteilsausgleich machen kannst musst du dich erstmal fragen, ob du eine umfassende Diagnostik machen möchtest. Erst dann stellt sich möglicherweise die Frage nach einem Ausgleich, je nach diagnostiziertem Problem.

lg
murkel

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Ich habe heute einen Termin in der KJP zur Diagnose gemacht. Da haben wir aber erst Ende Februar einen Termin bekommen. Ich möchte definitiv eine Diagnose. Oder halt keine. Je nachdem was dabei raus kommt. Gerade bei der Vorgeschichte hätte ich gerne Gewissheit. Die Schulärztin sagte, dass das abgeklärt gehört und ich ihn testen lassen soll inkl. IQ-Test. Ich habe keine Ahnung wie so etwas abläuft und warum sie den IQ-Test extra genannt hat. Ich habe nun heute in der Kinder- und Jugendpsychiatrie hier im Klinikum angerufen. Die haben eine Ambulanz wo man für eine Diagnostik vorstellig werden kann. Ich hoffe das war der richtige Ansprechpartner. Auf der Liste der Amtsärztin für eventuelle Ansprechpartner waren noch 2 Psychologen und 2 Ergotherapeuten. Mir schien jetzt der Psychiater als einziger Mediziner auf der Liste am kompetentesten. Wir haben nun erst mal einen Termin zum Vorgespräch bekommen. Was dann folgt, wird man uns dann sicher erklären. Den Nachteilsausgleich hat die Amtsärztin angesprochen. Ich habe daraufhin die Klassenlehrerin gefragt wie so etwas abläuft. Diese sagte mir, dass ich den jetzt schon beim Direktor beantragen könnte. Da schon Fälle in der Schule waren, wo der Kinderarzt einen Verdacht hatte und es bis zur eigentlichen Diagnose ewig gedauert hat, würde der Schulleiter den Anfangsverdacht des Kinderarztes nehmen und einen Zeitausgleich genehmigen. Vorausgesetzt das Kollegium hält es ebenfalls für sinnvoll. Deshalb frage ich wie sinnvoll so etwas ist und ob ihm damit schon mal geholfen wäre.

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"Da schon Fälle in der Schule waren, wo der Kinderarzt einen Verdacht hatte und es bis zur eigentlichen Diagnose ewig gedauert hat, würde der Schulleiter den Anfangsverdacht des Kinderarztes nehmen und einen Zeitausgleich genehmigen."

Stimmt, das ist tatsächlich möglich. Aber auch nicht ewig, man erwartet dann schon, dass ihr euren Sohn auch untersuchen lasst. Da du das ohnehin vorhast, würde ich einfach anfragen. Schadet ja nicht.

Ich wunder mich allerdings, dass die Klassenlehrerin dir rät zum Schulleiter zu gehen. Das ist eigentlich ihre Aufgabe. Hat dein Sohn aufgrund seiner Konzentrationsprobleme einen Förderplan? Auch der muss vor Beantragen des Nachteilsausgleiches (eigentlich) vorliegen.

Kommt natürlich immer auf das jeweilige Bundesland an.

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Wie Kati schrieb: Ein Nachteilsausgleich nimmt den Dampf 'raus. Und das kann sehr wertvoll sein. Der IQ - Test ist unabdingbar. Um es mal salopp zu sagen: Wenn ein Kind mit einem IQ von 80 15 Minuten für eine Matheaufgabe braucht, kann man davon ausgehen, das seine Intelligenz an ihre Grenze stösst. Bei einem Kind mit einem IQ von 130 sucht man nach anderen Ursachen.

Grüsse
BiDi

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"Diese bestätige den Verdacht, sagte aber, dass es nicht so gravierend sein kann, da er ja problemlos bis zur 8. Klasse Gymnasium gekommen ist. "

Ich HABE ADHS, geerbt. Bis zur Mittelstufe Gymnasium kam ich locker durch. Geringe Konzentration konnte ich sehr gut kompensieren. Ab der Mittelstufe konnte ich es in der Menge und bei den vielen Fächern nicht mehr kompensieren.

Dem Nachzugehen kann sinnvoll sein. Vor allem von Menschen, die sich damit auskennen UND seine Vorgeschichte mitbeachten.



"Außerdem riet sie mir einen Nachteilsausgleich zu beantragen um mehr Zeit in Tests zu bekommen. Einen IQ-Test sollen wir ebenfalls machen lassen, da es ungewöhnlich ist, dass er problemlos bis zur 8. Klasse durchkam.
Nun meine Fragen: Bringt so ein Nachteilsausgleich auf Zeit was und kann das wirklich helfen? Hat das irgendwelche Nachteile? Und was soll ein IQ-Test bringen? Außer, dass man vielleicht weiß, dass das Kind schlauer oder weniger schlau ist."

Ob ein Nachteilsausgleich bei ADS/ADHS etwas bringt, weiß ich nicht.
Mehr Zeit würde für mich bedeuten, dass ich noch mehr Zeit zum Verträumen hätte.

Bei mir mit H würde mehr Zeit bedeuten, dass ich noch 5x mehr meine Antwort ändern würde. Obwohl ich es eigentlich weiß, ändere ich es aus Konzentrationsmangel noch einige Male und werde immer unsicherer. Im Hyperfokus bin ich blitzschnell und liege richtig.

Hierzu würde ich mich einfach infomieren.
- wie sieht es bei euch im Bundesland aus
- kann ein Nachteilsausgleich auch ohne Diagnose gegeben werden
- wer und wo gibt diesen
- wie kann ein Nachteilsausgleich SINNVOLL aussehen.

Hilfreich wäre hier auch mit der Nachhilfe zu sprechen, was hilft ihm, was macht es nur schlimmer.


Ungewöhnlich würde ich nicht sagen. Ich kenne einige ADSler, die es bis zum Abitur geschafft haben. Ohne Medikamente und ohne Wissen, was sie haben.
Jedoch hatten sie ein anderes Umfeld, die Lernsituation war für sie passender (ohne, dass sie es wussten) und der IQ ist entsprechend hoch + eigene Motivation und die Fähigkeit den Hyperfokus für sich zu nutzen.

Manche Menschen, die ich mit ADS kamen mehr oder weniger durch die Schule, Hauptschule, Realschule. IQ gut/durchschnittlich. Oder auch im HB Bereich. Im Beruf kommen manche super klar, da sie einen für sich passenden gefunden haben, andere suchen noch.
Mitentscheidend ist, wie es ihnen in dem Beruf geht und wo sie ihre Stärken voll ausleben können.


"Und was soll ein IQ-Test bringen? Außer, dass man vielleicht weiß, dass das Kind schlauer oder weniger schlau ist."

Um die Begleittherapien entsprechend anpassen zu können!
Andere Voraussetzungen.

Außerdem wird bei einem ADS-IQ Test nicht nur der Gesamt IQ getestet, sondern auch
- die Teilbereiche
- die Arbeitsgeschwindigkeit
- Reaktion bei Überforderung / Unterforderung
- Konzentrationsspanne

z.B. kann bei einem hochbegabten ADSler der IQ sehr hoch sein, die Arbeitsgeschwindkigkeit jedoch sehr langsam und die Flüchtigkeitsfehlerzahl sehr hoch sein.
Ergebnis: nicht geschafft!

Jedoch ist das Kind keineswegs dumm. Sondern braucht eine andere Herangehensweise an die Symptomatik als ein Kind, das eine durchschnittlichere Arbeitsgeschwindigkeit hat, jedoch Teilhochbegabungen in einelnen Bereichen und durchschnittliche oder unterschnittlichen IQ in anderen Bereichen.


Hierzu sollten euch die testenden Ärzte in einem Gespräch vorher aufklären.
Was wird gemacht, warum und vor allem sollten sie auf deine Fragen eingehen!


Häufig wird auch um einen Fragebogen gebeten, der von Eltern und anderen Personen ausgefüllt werden soll. Das wird dir dann erklärt wie und was und könnte von seinen Lehrern/Nachhilfelehrerin ausgefüllt werden. Je ehrlicher, desto sinnvoller, desto differenzierter bei der Hilfe.

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Wie sieht der Nachteilsausgleich aus, den dein Sohn braucht?

Welchen Nachteilsausgleich gewähren die Lehrerinnen deines Sohnes?

Meist paßt das nicht zusammen! Und wie sie einen Nachteislausgleich gewähren entscheiden die Lehrerinnen....

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Zum Begabungstest hast du schon sehr gute Antworten bekommen.
Ich möchte etwas zum Nachteilsausgleich ergänzen:

Dieser KANN mehr Zeit in einer Arbeit bedeuten, aber eigentlich bedeutet das, dass der individuelle Nachteil deines Kindes ausgeglichen werden soll...

Vereinfacht gesagt: ein Kind, welches sehr schlecht sieht, bekommt einen hellen Platz, gute Sicht zur Tafel, eine Lupe, einen Laptop und die Blätter größer kopiert...
Ein hörgeschädigtes Kind bekommt ruhige Nebensitzer, darf auch in einer stillen Ecke sitzen, auch mal im Nebenraum arbeiten, sitzt ggf. so, dass es den Lehrkräften von den Lippen lesen kann etc.

Prinzipiell KANN man sehr viel tun. In meinem Bundesland entscheidet jeweils die Klassenkonferenz. In Prüfungs-und Abschlussklassen muss evtl. eine Behörde drauf schauen, um die Prüfungssituation zu regeln. Das wissen die Schulleitungen oder die Schulpsychologen des Landkreisen.

Bei einem Nachteilsausgleich müsste man raus finden, was deinem Sohn hilft:
Kurz an die frische Luft, Pause machen, ein paar Schritte gehen, Musik hören, tatsächlich mehr Zeit bekommen, die Aufgaben einzeln bekommen etc.

Aber es steigt und fällt mit der Lehrerschaft, der Diagnose und eurem Schulgesetz.
Allerdings lohnt es sich fast immer, mit den Lehrkräften sprechen. Ein anderer Blick auf den Schüler hilft oft auch schon ein wenig!

Alles Gute!
bommelmuetze

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Vielen Dank für deine Antwort. Ich denke, meinem Sohn würden kurze Pausen zwischendurch schon helfen. Das sehe ich Zuhause beim Hausaufgaben machen und Lernen. Er macht schon unbewusst immer dann Pausen wenn er sie braucht. Geht zum Beispiel auf Toilette oder einfach nur die Treppe hoch und runter bzw. kurz am offenen Fenster durchatmen. Ich stelle mir das nur schwierig in der Schule vor. Es stört ja den Unterricht und lenkt andere Schüler ab. Und während einer Arbeit ist das ja nun gar nicht umsetzbar. Ich denke aber, dass uns durch eine Diagnose weitergeholfen werden kann. Wird etwas diagnostiziert bekommen wir mit Sicherheit Tipps und Hilfe mit auf den Weg. Dann können wir ja mit den Lehrern sprechen was davon umsetzbar ist. Wird keine Diagnose gestellt, ist es ebenso gut. Dann wissen wir woran wir sind und können die Schulwahl ruhigen Gewissens überdenken. Obwohl mir die Lehrer bisher alle bestätigt haben, dass die Noten nicht durch mangelndes Wissen entstehen, sondern durch Flüchtigkeitsfehler. Da werden in Mathe Vorzeichenfehler gemacht, Einheiten vergessen, Aufgaben nicht fertig gerechnet, in Chemie werden Formeln falsch abgelesen, Wertigkeiten vergessen, Rechtschreibfehler in den Sprachen weil Buchstaben vergessen werden, in Aufsätzen sind die Anfänge sehr gut, dann folgen Wortwiederholungen, falsche Zeitformen und auch die Aufgabenstellung wird missachtet. Wie schon mal erwähnt, die Anfänge der Arbeiten sind immer gut. Ab der Hälfte geht's drastisch bergab.

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Ich wünsche euch einfach, dass insgesamt alles auf einen guten Weg kommt!

Und zur Bestärkung für dich: doch, das was du aufgezählt hast, ist auch in Arbeiten möglich! Dein Sohn kann raus auf den Gang, dort frische Luft tanken (Fenster), Treppen gehen...
An vielen Schulen gibt es Nachschreibetermine für Arbeiten. Dort könnte er z.B. manchmal den 2. Teil einer Arbeit weiter schreiben etc.

Und, ganz wichtig: wenn ihm ein Nachteilsausgleich zusteht, dann eben auch im Alltag!! Jeden Tag!!Nicht nur in den Arbeiten!!

Zu den Wünschen oben füge ich speziell den Wunsch hinzu, eine offene und kreative Lehrerschaft zu treffen!!
Übrigens, beim Bundesverband Legasthenie gibt es beim Download (glaube ich, sonst bei Service) Steuulungnahmen und Forderungen zu Nachteilsausgleich (Legasthenie. und Dyskal.), die auch ganz grundlegend gelten und vielleicht helfen...

#klee

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Hallo,

ein Nachteilsausgleich ist in der Regel erst mit vorliegender Diagnose möglich. Allerdings beantragt das der/die Klassenlehrer/in, nicht du als Mutter. Darüber stimmen dann alle Lehrer ab, die deinen Sohn unterrichten.

Wenn du denkst, dass es deinem Sohn helfen könnte, würde ich die Untersuchungen durchführen lassen und den/die Klassenlehrer/in bitten, einen Nachteilsausgleich zu beantragen. Der Nachteilsausgleich wird im Zeugnis nicht erwähnt, dein Sohn hat dadurch keine Nachteile.

Ein Nachteilsausgleich bezieht sich übrigens nicht nur auf Zeitverlängerung. Weitere Möglichkeiten sind die Verwendung technischer Hilfsmittel, mündliche statt schriftliche Leistungsnachweise, veränderte Form der Aufgabenstellung, Leistungsfeststellung in Einzelsituation. Ich kann mir vorstellen, dass deinem Sohn letzteres auch helfen würde. Ob es wirklich notwendig ist, müsstest du mit den Ärzten und Lehrern besprechen. Wird über den Nachteilsausgleich abgestimmt, muss gleichzeitig festgelegt werden in welcher Form er gewährt wird. Das sind nicht automatisch alle Punkte, die ich aufgezählt habe.

Was noch wichtig ist: Der Nachteilsausgleich wird für ein halbes Jahr gewährt, dann schaut man wieder, ob er noch notwendig ist. Es wird sicher von euch erwartet, dass ihr etwas tut (therapeutische Maßnahmen), um die Konzentrationsprobleme zu "beheben".

LG

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Laut Klassenlehrerin muss ich den beim Schulleiter beantragen.

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Kommt wahrscheinlich, wie immer, auf das Bundesland an.

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Hi,

Ich würde unbedingt uf den IQ schauen. Wenn er bisher gut durchkam, könnte das heißen, dass seine „Probleme“ einfach nicht auffielen, weil et halt einfach alles so konnte, obwohl ihm keiner wss erklärt hat.
Hast du denn den Eindruck, dass er „nicht blöd“ ist?
Du glaubst gar nicht, zu wie viel Problemen das führen kann. Ich hab bei meiner Tochter auch lange gedacht: Schön, dass sie nicht blöd ist, wusste ich auch so, schade, dass es ihr nichts nutzt; aber die ganzen Auswirkungen waren mir überhaupt nicht klar.

Vor allem erschwert es erst mal die Diagnose. Bei mir wurde in den ‚Standardgesprächen = Schulberatung, SchulSozialpäfagogin, Schulpdychologin‘ direkt abgewunken, als ich gesagt hab, dass meine Tochter gute Noten hat : Ja, was wollen Sie denn bei uns?

Nur unser Kinderarzt meinte „Ja, die Intelligenten erkennt man halt schlechter (die „Normalen“ fallen halt schon viel früher auf).


Bei meinem Sohn ist es zum Beispiel so, dass alles passt, so lange er sich Dinge selbst erschließen kann. Aber wehe die Lehrerin sagt mündlich, dass die Aufgabe anders gelöst werden soll (anders als auf dem Blatt steht) - so was geht regelmäßig schief. Er ist jetzt in der dritten und hat eine sehr nette und sehr engagierte Rederendarin, die experimentiert - ständig Probleme.

Wir haben keinen Nachteisausgleich (Tochter wird mit ADHS geführt, bei meinem Sohn ADS), aber ich hab beim Wechsel aufs Gymnasium vorab mit der Schulüsychologin gesprochen und im Gegensatz zur Grundschule wurde ich ernst genommen und im Gegensatz zur Grundschule sehen sich auch die Lehrer in der Lage, Rücksicht zu nehmen und auf einzelne Kinder zu achten.

Ich hab jetzt noch nicht viel Erfahrung, aber meine Tochter hatte jetzt zum Beispiel in ihrer Klassenarbeit für jede Aufgabe ein eigenes Blatt (wenn alle Aufgaben auf einem Blatt stehen, schreibt sie die zB nicht hin).

Sei es, dass sie sie liest, und als so einfach empfindet, dass sie nach dem Lesen davon ausgeht, sie hätte sie schon aufgeschrieben, sei es, dass die Aufgaben nicht sauber getrennt formuliert sind...
Bei Hausaufgaben habe uch mitunter lange Diskussionen, dass diejenigen, die das aufgeschrieben haben das doch viel besser hätten formulieren sollen...

Mein persönliches Fazit ist: Lehrer könnten, wenn sie wollten - auch ohne offiziellen Schrieb. Ich kenne aber auch Fälle Grundschule!!!!), bei denen sich die Lehrer auch nach Diagnose stur gestellt haben. Der Extremfall war ein Kind mit Asperger - in der dritten Klasse diagnostiziert, und die zuständige Lehrerin hat trotz Schulbegleitung alles genauso von dem Kind verlangt. (Vermutlich hätten die Eltern klagen können...)

Viele Grüße

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So ging es uns auch. Uns wurde beim Abschlussgespräch beim Neurologen damals gesagt, dass so etwas als Spätfolge auftreten kann. Klar, mir ist aufgefallen, dass er ab und zu unkonzentriert ist. Ich habe das mal beim Kinderarzt angesprochen weil ich den Neurologen im Hinterkopf hatte. Der Kinderarzt sagte, dass er keine großartigen Symptome zeigt und in der Schule problemlos mitkommt. Probleme mit der Konzentration hätten viele Kinder. Mir kommt er schon ziemlich clever vor. Er kann unheimlich schnell Zusammenhänge erkennen. Das wird vor allem in Physik ersichtlich. Soll er sich etwas selbst erarbeiten oder auf irgendwas selbst kommen, wendet er eine unheimliche Logik an. Bekommt er Physik aber im Frontalunterricht erklärt und soll dies auswendig lernen, geht das gar nicht. Bekommt er eine Matheaufgabe und weiß nicht wie man sie löst, findet er die Lösung schnell, aber nicht nach dem Rechenweg der Lehrerin. Bekommt er in Mathematik einen Rechenweg erklärt, kann er diesen erst mal oft nicht umsetzen. Wir waren schon so weit, dass die Lehrerin sagte, dass er seine eigenen Wege nutzen darf. Insofern er seinen Rechenweg genau hinschreibt. Da kommt er dann aber jedesmal durcheinander weil er den Weg der Lehrerin noch im Kopf hat. Komischerweise hat er in sprachlichen Fächern keinerlei Schwierigkeiten. Er lernt die Vokabeln sehr schnell, versteht auch schnell die Grammatik und kann sie anwenden. Mündlich steht er in Englisch und Französisch auf 1. Kommt aber nie auf die Note im Zeugnis weil die Rechtschreibung am Ende der Arbeit Probleme macht.