Aufsatz 4. Klasse

Hallo,

mein jüngerer Sohn ist in der 4. Klasse, in Deutsch sind z.Z. Aufsätze dran. Meist bekommen sie eine Bildergeschichte und sollen dazu einen Aufsatz mit möglichst vielen Adjektven und Darstellung der Gefühle schreiben.
Jetzt ist mein Kleiner recht fantasievoll und witzig drauf, er schreibt begeistert lange Aufsätze, die echt unterhaltsam und lustig sind.
Kommentar der Lehrerin: Das hast Du sehr lebhaft beschrieben. Aber bitte lass doch die comikartigen Witze weg. Hast Du die Adjektive der Liste alle im Aufsatz untergebracht?
Hat er natürlich nicht, aber dafür andere.
Der nächste Aufsatz stand an, wieder eine Bildergeschichte. Ich sagte ihm: Du schreibst tolle Geschichten, aber in der Schule wollen sie, dass Du nur beschreibst, was Du siehst und die Adjektive in der Liste im Text unterbringst. Mach es kurz, mach Dir nicht zu viel Arbeit.
Das hat er dann auch getan, allerdings hat er dann doch noch einen seiner Kalauer reingepackt (was ich klasse fand). Die Lust an der Aufgabe war deutlich geschrumpft.

Ich finde es schade, dass Kindern die Freude und die Fantasie gestutz wird. Klar müssen Grundregeln, Gliederung, Sprache usw. gelehrt werden. Aber wenn das soweit passt - wieso dann nicht die Kinder in Ihrer Erzählfreude und Fantasie unterstützen anstatt sie in das vorgegebene Muster zu pressen?
Wie sind Eure Erfahrungen?
LG Petra

1

Es gab eine konkrete Aufgabe, und zwar eine bestimmte Liste von Adjektiven einzubauen. Das hat er nicht getan. Wo ist nun dein Problem? Die Aufgabe kannte er doch. Er hat sich bewusst dagegen entschieden.

2

Dafür gibt es ja die unterschiedlichen Aufsatzarten , wie Erlebniserzählung und Phantasiegeschichten, wo er seine Phantasie einbauen kann und freier Schreiben könnte.. Aber jeder Aufsatz hat seine geregelten Vorgaben und Punkte , die sie zuvor Lernen und üben , eben eingebaut / eingehalten werden müssen. Im Enddefekt hat er gewisse geübte Vorgabenspunkte nicht beachtet und nicht eingebaut und somit seine Arbeitsanweisung nicht konkret ausgeführt, was gerade die Bewertung eines Aufsatzes ausmachen..

3

Es gibt nun mal verschiedene Erzählformen. Und die Aufgabe Deines Sohnes war es eine Bildergeschichte zu schreiben - da haben nunmal Kalauer nix zu suchen. Wenn Dein Sohn eine Bleistiftzeichnung machen soll und er macht sie dann noch schön bunt ist es auch egal, mit wieviel Freude, Eifer und Können Dein Sohn die Buntstifte benutzte, es bleibt 'Thema verfehlt'. Wenn im Sport Handball gespielt wird und Dein Sohn kickt den Ball mit dem Fuss ist es egal, das er ein so begnadeter Fussballer ist.

Das hat nix mit 'Freude und Fantasie stutzen' zu tun, sondern schlicht und einfach mit der Aufgabenstellung.

Grüsse
BiDi

4

Hallo,
Sprachstil/ Sprachwitz und „Kalauer“ sind aber nicht unbedingt die gleichen Dinge und Kalauer können in eine Glosse, nicht aber in eine Bildergeschichte eingebaut werden.
Allerdings müsste man das im Kontext lesen, ob es jetzt plumpe Witze à la Mario Barth oder feine Ironie war.

Vielleicht schreibt die Klasse noch eine Reizwortgeschichte oder eine Phantasieerzählung, dann ist drin Sohn „frei“ in seiner Sprachwahl. Eine Bildergeschichte sollte in der Tat nicht an einen Comic erinnern..
Dein Sohn muss lernen, Vorgaben einzuhalten, einen Bericht kann er auch nicht mit Witzchen würzen, ebensowenig eine Stellungnahme.

5

Ich sehe das ebenso wie die anderen. Es gab eine klare Aufgabenstellung und die hat er nicht richtig umgesetzt, das bedeutet, Ziel verfehlt, egal wie schön er daneben liegt.

Ich schreibe selber sehr gerne Geschichten, habe das auch schon zur Grundschule getan, aber für mich hieß es, maximal so und so viele Seiten, auf keinen Fall mehr.für mich war das auch schwer, vorallem weil ich in der vorgegebenen Zeit locker noch mehr hätte schreiben können. Aber meine Lehrerin wollte das halt nicht. Ebenso musste auch ich mich an die Aufgabenstellung halten. In diesem Rahmen darf man sich ja gerne kreativ bewegen, aber man muss im gesteckten Rahmen bleiben.
Ich hoffe, du hast deinen Sohn nicht vermittelt, dass du die Haltung des Lehrers nicht gut findest, das wäre kontraproduktiv. Ist ja toll das er schreibt, schenk ihm schöne Blöcke, kladden und Stifte uns lass ihn Geschichten schreiben. Aber ich würde ihm definitiv vermitteln, in der Schule gibt es Aufgaben und die müssen korrekt erledigt werden, um volle Punktzahl zu erhalten. Das hat nichts mit in Muster pressen zu tun - ich musste auch meine schulischen Aufgaben erledigen und schreibe dennoch meine Geschichten weiter und bin 29. Habe das immer gerne in meiner Freizeit getan, die Schule hat mich da nirgends ausgebremst. Es gibt nunmal Zeiten für Schule und Zeiten für Hobbys. Auch wenn er da kreativ ist und schreiben in der Schule stattfindet, Geschichten selbst erfinden und schreiben ist ein Hobby, das sind zwei paar Schuhe, die nicht gemischt werden sollten.

Stell dir mal vor, der Lehrer würde deinen Sohn deswegen gesondert benoten - das ist unfair den anderen gegenüber. Ebenso würde dein Sohn das kreative schreiben sehr schnell als Last ansehen, wenn es immer von ihm gefordert wird. Er sollte sein schreiben entspannt in der Freizeit ausleben, nicht, bzw nur wenn es passt, in der Schule.

6

Hallo,
ich sehe es etwas anders. Vielleicht weil ich zwei verschiedene Exemplare von Aufsatzschreibern zu Hause habe.
Einmal: sehr schön beschreibend, jemand der immer alle Adjektive einbaut und akribisch beschreibt. Bisher immer sehr gute Noten - für mein Gefühl klasse in der formalen Erfüllung aber etwas zu pedantisch.

Und Nummer zwei, der wohl deinem Sohn gleicht: eher lebendig, mit viel Phantasie, vergisst manchmal ein oder zwei Sachen von Listen (Punktabzug dafür ist für mich okay!) aber man findet immer etwas zum Lachen in der Geschichte. Eine Bildergeschichte soll ja meiner Einschätzung nach nicht nur akribisch beschreiben, sondern auch einen Wendepunkt haben, ein überraschendes Moment... und das gelingt Nummer 2 eindeutig besser.

Ich lobe beide für ihre jeweilige Art zu schreiben, es entspricht einfach ihrem Charakter.
Nummer 2 muss mit den Abzügen leben (für eine 2 reicht bisher immer noch), wenn er etwas Formales vergisst. Ich sage ihm aber trotzdem, dass ich seine Geschichte spannend oder lustig finde.

Ich finde Lebendigkeit und Kreativität ist auch ein Wert an sich. Ich will keine geklonten Aufsätze schon in der Grundschule!!! Und ich denke in der Schule muss auch Platz dafür sein. Nicht, dass ihr mich falsch versteht, dass bedeutet nicht, dass darauf eine eins gegeben wird, wenn Sachen vergessen werden, aber man kann einfach Originalität auch mal positiv und nicht immer nur als Abweichung von der Norm sehen. Und vor allem am Anfang denke ich, dass der Spass am Schreiben, das sich ausdrücken können auch die Möglichkeit zum Experimentieren beinhalten muss.

Seine Lehrerin hat ihn bisher in seiner Art auch respektiert … auch wenn sie eher der "formale Typ" ist.

Viel Spass mit Deinem originellen Sohn, ich finde Phantasie schön....

P.S.: ich habe in meinem Berufsleben sehr viele Präsentationen und Vorträge gehalten - sehr zahlenlastig, sehr seriös - aber niemand hat sich beschwert, wenn ich zwischendurch bei aller Ernsthaftigkeit originelle Vergleiche oder (passende) Witze gemacht haben...

7

Es ist hier nicht "am Anfang" sondern in der 4. Klasse.

weiteren Kommentar laden
9

hi,
ich würde sagen Aufgabe verfehlt.
Mein Sohn ist kreativ, schreibt zu viel....meine Tochter ist eher kurz und bündig und schreibt zu wenig.
In der Grundschule kurze Sätze schreiben, auf der weiterführende bitte laaaange Sätze schreiben.

Wenn Dein Sohn die Zahl 11 liebt....was würdest du sagen, wenn er in Mathe kreativ ist und seine eigenen Lieblingszahlen hinschreibt.

10

Wenn er meint, in seinen Aufsätzen den Klassenclown geben zu müssen, muss er auch mit dem Urteil leben "Aufgabe verfehlt". Was hat ein Kalauer in einer Bildergeschichte zu suchen?
Meine Enkelin kämpft mit den Aufsätzen der 6. Klasse Gym auch immer mal, wenn ihre Phantasie nicht der der Lehrerin entspricht; versuche ich ihr bei den Hausaufgaben gerade auch klarzumachen.
Vorgaben sind nun mal einzuhalten, ob es den Kindern und den Eltern gefällt oder nicht.
Du kannst in Deinem Job auch nicht machen, was Du willst, falls Du berufstätig bist.
LG Moni

11

Naja, die Lehrerin muß ja auch deinem Kind eine Note geben, benotet wird, was im Unterricht besprochen wurde. Und natürlich wie dann in der Arbeit DAS Thema bearbeitet wurde. So kommen Noten zustande....

Wenn dein Sohn aber gerne schreibt, dann gibt ihn den "Stoff" zu Hause. Biete ihm an seine Arbeiten abzutippen und auszudrucken, so dass er sie in der Verwandtschaft verteilen kann, zum Beispiel. Was auch immer, aber ich denke hier bist du gefragt und nicht Schule.

12

Ging mir als Kind wie dein Sohn.

Als Erwachsene bin ich froh, beides gelernt zu haben.
Fantasie lebe ich privat zu Hause aus.
Das Lernen mich an Vorgaben zu halten, die Aufgabe einzuhalten, war nicht nur für die Schule wichtig.

Für den Beruf muss ich es können, mich an konkrete Aufgaben zu halten. Mich so auszudrücken, dass mich andere verstehen. Heute noch ein Problem für mich. Schule und Aufsätze (mit schlechten Noten) waren jedoch eine gute Übung, es wenigstens etwas zu können.

Freude am Schreiben, lange Texte etc. kann ich gerne ausleben. In Foren #schein oder falls ich mich mal aus Schriftsteller versuchen sollte. Freizeit. Zum Geld verdienen würde meine Fantasie nicht ausreichen.

13

Ich bin erstaunt, wie vehement hier gleich von „Thema verfehlt“, dem späteren Berufsleben etc. geschrieben wird. Es sind Aufsätze im ersten Halbjahr der 4. Klasse, und da ist man in meinen Augen noch Anfänger (meine haben erst in der 3. Klasse mit Aufsätzen begonnen) und darf auch noch mal übers Ziel hinausschießen.

Ich hatte beim Ausgangspost auch nicht den Eindruck, dass die Aufsätze notenmäßig total daneben gegangen sind, sondern dass sie etwas „zu kreativ“ geraten, dabei aber lebendig und witzig sind und die Noten halbwegs stimmen.

Meiner Erfahrung nach lag das Hauptproblem bei Kindern in den ersten Jahren Aufsatzschreiben auch eher darin, überhaupt sinnvolle, abwechslungsreiche längere Texte zu schreiben und bei Bedarf so etwas wie einen Spannungsbogen hinzukriegen. Ganz zu schweigen davon, so etwas wie spannende Wendungen/lustige Auflösungen gut zu beschreiben - und die waren bei uns immer Teil der Auflösung in den Bildergeschichten z. B. bei „Vater und Sohn“. Zu viel Phantasie und Kreativität waren in unseren Klassen wohl seltener das Problem…

Außerdem: der Unterschied zu Mathematik liegt ja wohl darin, dass Aufsatzschreiben keine exakte Wissenschaft ist, sondern es unglaublich viel unterschiedliche Lösungsmöglichkeiten gibt. Und auch der Bewertungsmaßstab ist abgesehen von der Einhaltung formaler Kriterien eindeutig subjektiver als in anderen Fächern.

Ziel für die Zukunft eines solchen eher etwas überschießend kreativen Kindes wäre es für mich das Aufsatzschreiben behutsam zu lenken ohne die Freude am Schreiben kaputt zu machen: achte auf die formalen Kriterien, deine Fantasie ist klasse, pass aber auf, dass deine Witze zum Thema passen, im Dienst der Geschichte stehen und kein Selbstzweck sind (so versuche ich es meinem Sohn beizubringen).:-)

14

Die Frage ist eben auch die Benotung.
Ich bekam meine Pluspunkte für gute Rechtschreibung, Satzbau, Grammatik etc.
Und Abzug für vergessene Wörter, Fantasie an den falschen Stellen usw.

Entsprechend war die Note schlechter.

Die Note im Ausgangspost kenne ich nicht.

"Kommentar der Lehrerin: Das hast Du sehr lebhaft beschrieben. Aber bitte lass doch die comikartigen Witze weg. "

Das zeigt doch, dass sie seine Kreativität zur Kenntnis nimmt und in Bahnen lenkt.

Welche Kriterien in die Benotung einfließen, kann die Lehrerin sicher erklären.
Als Kind fand ich Noten für Aufsätze total doof, eben weil es oft subjektiv ist.
Aus heutiger Sicht finde ich es vollkommen in Ordnung. Es gab Richtlinien, an die ich mich nicht gehalten habe. Daraus habe ich gelernt.

In Deutsch habe ich aus einer 4 gelernt. In Mathe habe ich aus einer 2 gelernt. Flüchtigkeitsfehler sind auch doof, obwohl ich es konnte. Beim nächsten Mal war ich sorgsamer.
Die Noten sind ja nicht dazu da um Schüler zu degradieren, sondern um ihnen eine Rückmeldung zu geben, wo sie stehen. Und das ist auch der Punkt weswegen ich für den Beruf gelernt habe.

Hätte ich gute Noten erhalten, weil ein Teil dessen gut war, hätte ich mich nicht mehr angestrengt. So aber hatte ich zwar bei Aufsätzen schlechte Noten - irgendwas passte immer nicht - aber dafür habe ich mich an verschiedenen Stilen geübt, habe daran gearbeitet Neues auszuprobieren.

Bei einem Kind, das durch Noten den Spaß verliert (so ging es mir in Mathe manchmal), gibt es die Möglichkeit zu Hause austoben zu lassen. Darüber zu reden.

Gemein/demotivierend fände ich Kommentare wie: schlechter Stil, aber besser bekommst du es sowieso nicht hin. DAS fände ich demotivierend.

Vorschläge wie man es besser machen kann, ist doch in Ordnung und zeigt, dass sie es zur Kenntnis genommen hat und zeigt auch, dass sie durchaus Potential bei dem Kind sieht. Nur eben auch mit Übung. Und genau darum geht es ja auch in der Schule: üben und lernen. Zu mindest war das mal so.....

weiteren Kommentar laden