Berufliches Gymnasium - Erfahrungen

Hallo zusammen,

meine Tochter (17) möchte nächstes Jahr zum Beruflichen Gymnasium Fachrichtung Erziehung wechseln. Im Moment ist sie noch auf der Gesamtschule. Sie hat dann die Fachoberschulreife mit Q - Vermerk, und würde dort in 3 Jahren ihr Abi machen, und nach einem weiteren Anerkennungsjahr hätte sie dann noch eine abgeschlossene Erzieherausbildung.
Hat zufällig jemand Erfahrungen mit der Art der Ausbildung? Ich hab jetzt gehört, dass Erzieher von dort wohl nicht so gerne genommen werden. Ist aber keine andere Ausbildung, als die "normale" ohne Abi dabei 🤔 Hab das aber auch nur von einer Bekannten gehört, sonst von keinem.
Eigentlich möchte sie danach eh studieren, soziale Arbeit evtl. Aber wer weiß, vielleicht möchte sie ja doch als Erzieher arbeiten 🤷🏻‍♀️
So ne Ausbildung in der Tasche kann doch nicht verkehrt sein..

Gibt's Erfahrungen?

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Ich musste mich erst mal schlau über das berufliche Gym in NRW machen, da ich eines in NDS besucht habe und da ist das wie ein normales Gym, nur das der Schwerpunkt vorgegeben ist.
Auf jeden Fall kann ich es aus Erfahrung heraus nur empfehlen. Sie hat danach die normale allgemeine Hochschulreife und ihr stehen alle Türen offen. Durch den zusätzlichen Berufsabschluss hat sie natürlich auch super Möglichkeiten neben einem Studium zu arbeiten oder eben erst mal zu arbeiten und dann zu studieren.
Vielleicht will sie auch gar nicht studieren, sondern möchte sich so weiterbilden. Da gibt es genug Möglichkeiten.
Warum sie nicht gerne genommen werden soll kann ich mir gerade nicht erklären. Erzieher ist eh eine schulische Ausbildung (was das für ein Quatsch ist sei mal dahin gestellt). Ich denke die wenigsten werden nach dem Abi als Erzieherin arbeiten, aber die Grundlage ist doch super.

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Wir leben in NRW, falls das weiterhilft 😊

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Hallo ,

ausnahmsweise ist es mal unwichtig wo ihr herkommt.
Erzieher werden händeringend gesucht. Wenn sie in den längeren Ferien Praktika macht, verbessert das ihre Chancen enorn. Jetzt nicht im ersten Schuljahr aber ab dem zweiten und im dritten. Außerdem bekommt sie so bereits Kontakt zu möglichen Betrieben für ihr Anerkennungsjahr.
Wenn sie da mit guten Noten rausgeht, sollte sie einen Job bekommen. Nicht unbedingt die Wunscheinrichtung und die super Arbeitszeiten aber einen Job.

Gruß Sol

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Ich kenne die Lage in NRW nicht, aber in Berlin/Brandenburg/Meck Pomm kann ich dir sagen, dass sie händeringend Erzieher suchen und quasi alles einstellen, was Lust hat, wo die Fingernägel noch kurz genug sind um die Windeln zu wechseln, kein komischen anzüglichen Tattoos hat und natürlich straftatenfrei ist. Die müssen teilweise nicht mal eine fertige Ausbildung haben, die fangen teilweise gleich praktisch an und werden nebenher inhaltlich ausgebildet mit Schule/Studium und Prüfungen und so, weil die einfach nicht genug fertig qualifizierte Leute finden. Diese Aussagen stammen übrigens von einer befreundeten Kita Leitung. Mein Cousin hat letztes Jahr seine Ausbildung abgeschlossen, auch nicht über den ganz gängigen Weg und der hat sich sicher nicht zu Tode beworben und hatte trotzdem gleich 5 Jobangebote. Hat dann das beste genommen.

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Auch hier in BW werden Erzieher händeringend gesucht. Daher kann ich mir als einziges Argument vorstellen, dass sie gegenüber jemandem der "nur" Erzieher auf einer Fachschule gelernt hat evt den Nachteil hat, dass viele Arbeitgeber denken, dass sie eh nicht lange da bleibt und was besseres machen will. Aber da würde ich mir momentan keine Gedanken machen, der Erziehermangel wird auch in ein paar Jahren noch vorhandne sein. Und wenn sie ein bisschen flexibel ist was den Arbeitsort angeht, denke ich findet sich auch was. Ein weiterer Grund könnte sein, dass die Ausbildung an einem beruflichen Gymnasium nicht ganz so praxisorientiert ist. Also längere Praktika in den 3 Schuljahren fehlen. (ich weiß absolut nicht wie die Erzieherausbildung in NRW läuft, aber hier ist man ich glaube in beiden Schuljahren jeweils min 2 Monate in einer Einrichtung und hat dort auch ein kleines Projekt dass man am Ende aufarbeiten muss und zu dem eine Lehrkraft in die Einrichtung kommt und sich den praktischen Teil anschaut).

Aber wenn Du/ihr Fragen habt, gibt es doch bestimmt einen Tag der offenen Tür oder einen Infoabend an der Schule und da kann man sowas ja auch fragen. Ich denke die werden teilweise schon wissen, was ihre Absolventen machen.

Für mich hört sich das Ganze durchdacht an und ich denke auch, dass es viele Möglichkeiten beinhaltet, die Deine Tochter momentan vielleicht selber noch nicht ganz genau abwägen kann.

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Hallo!

Ich würde deine Tochter da sehr unterstützen. Ich selber kenne die Ausbildung am Berufskolleg (Berufliches Gymnasium mit Erzieherabschluss) und finde den Weg super, gerade auch dann, wenn man später studieren will. Eine abgeschlossene Ausbildung eröffnet immer die Möglichkeit, sofort an der Existenzsicherung zu arbeiten, sprich, ordentlich Geld zu verdienen und zum Beispiel ein Studium zu finanzieren durch Arbeit in den Semesterferien, Wochenenddienste im Kinderheim/Wohngruppen etc. Da fällt mir viel ein.
Erzieher von Berufsschulen, die parallel ihr Abi gemacht haben, werden deshalb oft nicht gerne genommen, weil die Wahrscheinlichkeit sehr groß ist, dass sie einer Einrichtung nicht lange erhalten bleiben wegen dem meist dahinter stehenden Wunsch, das Abi auch zum Studium zu verwenden. Oft warten die fertigen ErzieherInnen auf ihren Wunschstudienplatz und überbrücken mit einer bezahlten Anstellung die Zeit. Aber mit dem Besuch eines Berufskollegs hat es nichts zu tun, da nahezu alle ErzieherInnen dort ausgebildet werden, die eine staatliche Anerkennung haben wollen. Soweit ich weiß, werden lediglich ErzieherInnen separat ausgebildet, die eine besondere pädagogische Richtung wollen (Waldorf oder Montessori).

Aus meiner Perspektive ist das ein toller Plan deiner Tochter mir prima Chancen für die Zukunft!

Liebe Grüße

Judith