Gewalt in der Grundschule

Ich hätte mal eine Frage an euch! Wie wird in eurer Schule mit Gewalt umgegangen? Mein Sohn wurde dieses Jahr eingeschult. Immer wieder berichtet er mir von Übergriffen auf sich oder andere Mitschüler. Grössere Schüler greifen die Erstklässler an etc. Was auch noch hinzukommt ist, dass sie einen wahnsinnigen Jungsüberschuss haben. Das Jungs sich raufen ist zu einem gewissen Grad normal, aber dieses massive Treten und Schlagen bereitet mir Sorgen. Auch mein Sohn ist da kein Engel. Zu Hause kann ich auf ihn einwirken, jedoch bin ich in der Schule nicht dabei. Ich habe morgen ein Gespräch mit der Klassenlehrerin und möchte dort die Dinge ansprechen.

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Ich finde das ist ein schwieriges Thema! Bei unserer Grundschule habe ich nicht den Eindruck, dass sich übermäßig geschlagen und gerauft wird, allerdings kann ich das nicht so genau sagen, da mein Sohn ein Kind ist, das sich Grundsätzlich fern davon hält. Wenn er angegriffen wird, kann er sich zwar verteidigen, aber insgesamt beteiligt er sich noch nicht einmal bei "Spaßkämpfen". Es ist einfach nicht sein Ding.
Aus diesem Grund höre ich in dieser Richtung auch nichts von ihm. Ich gehe aber mal davon aus, dass die Pausenaufsicht und die Lehrer sehr schnell eingreifen, wenn es wirklich Streit gibt und es zu richtigen Raufereien kommt. Allerdings scheinen bei uns die Schüler auch sehr schnell Hilfe zu holen, wenn es zu Streitereien kommt.
Unsere Grundschule ist aber auch nicht so riesig, der Pausenhof ist einigermaßen überschauber und es sind ca. 390 Schüler in der Schule.

In einer großen Schule, kann ich mir vorstellen, dass es schwieriger für die Lehrer ist den Überblick zu behalten und wenn dann das eigene Kind Kämpfe nicht scheut (das ist jetzt kein Vorwurf!), dann wird es für dich schwierig sein es in den "Griff" zu bekommen.

Rede mit der Lehrerin, wie die Schule insgesamt mit diesem Thema umgeht und gehe mit deinem Sohn Strategien durch, wie er sich aus solchen Kämpfen raushalten kann.

Mein Sohn hat mir in der 1. Klasse von einem Kind erzählt, dass sofort zugeschlagen, wenn es sauer wurde, auch auf völlig unbeteiligte Kinder, wenn sie in seiner Nähe waren. Dieses Kind ist auch auf 4. Klässler losgegangen, als es noch in die Vorschule ging. Meinen Sohn hat er wohl auch mal erwischt, das hatte er mir allerdings erst viel später erzählt. Als ich ihn fragte, wie er mit diesem Kind umgeht, meinte er einfach, "ich spiele nicht mehr mit ihm und halte Abstand von ihm". Damit war das Thema für ihn erledigt. Aber wie gesagt, mein Sohn lässt sich auf Schlägereien nicht ein, wenn sie sich vermeiden lassen.

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Scheint an allen Schulen so zu sein. Nach der Einschulung waren wir zunächst auch sehr aufgeschreckt. Was heißt Gewalt....ich finde man muss immer genau hinsehen. Mir wird heute zuviel aus einer Rauferei gemacht. Mein Sohn ist eher ein ruhiger Artgenosse und wehrt sich mit Worten und wurde noch nie angegangen. Trotz allem finde ich es normal, wenn Jungs mal ne Rauferei und auch mal einen blauen Fleck haben.
Sollte es Ausmaße annehmen, würde ich die Lehrerin ansprechen.
Was mir auffällt ist, dass Jungs heute so angepasst sein sollen und müssen, so dass mich oft nicht wundert, wenn sie ihre Energie anderweitig auslassen.
In der Pause darf man kein Fußball spielen, Bälle sind sowieso verpönt etc....und die Schule dauert heute weitaus länger als früher und dann müssen viele auch noch in den Hort und kommen erst spät am Nachmittag nach Hause.
Gewalt kann schubsen sein, Schläge oder auch Worte.....es kommt darauf an, wieviel man selber bereit ist, zu tolerieren. Da ich ein Dorfkind bin, sehe ich es etwas lockerer aber evtl. auch deshalb, weil ich keine Brennpunkte kenne und wir noch nie betroffen waren.

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Ganz wichtig ist, dass Du der Lehrerin freundlich aber bestimmt klarmachst, dass Du Gewalt gegen Dein Kind auf keinen Fall tolerieren wirst, notfalls auch die Schulleitung einschalten wirst. Wenn garnichts hilft, ist auch die Polizei Dein Ansprechpartner. Leider kehren viele Schulen das Problem unter den Tisch oder unterstellen den Eltern, zu übertreiben. Erst kürzlich hier bei urbia gelesen. Die Schulen sind in der Verantwortung, gegen Gewalt und Mobbing anzugehen.Genauso wichtig ist aber, Dein Kind anzuhalten, sich nicht gewalttätig zu zeigen. LG Moni

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"Das Jungs sich raufen ist zu einem gewissen Grad normal, aber dieses massive Treten und Schlagen bereitet mir Sorgen. Auch mein Sohn ist da kein Engel."

Es ist schwierig der Lehrerin klar zu machen, dass man Gewalt gegen sein eigenes Kind nicht toleriert, wenn das eigene Kind sich daran beteiligt. ;-)
Ich glaube das Kind der TE ist kein Opfer von Gewalt oder Mobbing, ihr geht es generell um die Rauferereien in der Schule, an die sich auch ihr Sohn beteiligt. ;-)

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Ihr Kind ist aber auch kein Engel...und sie meint ja, das es ein typisches Jungs Verhalten ist....da schneidet sie sich ja ins eigene Fleisch.

An die TE, wenn ich weiss, das sich mein Sohn sivh woanders körperlich daneben benimmt, gibt es Stress zu Hause. Natürlich kannst du dagegenwirken, das hat was mit der Erziehung zu tun oder vergisst man die gute Erzeihung, sobald man die Haustür verschliesst?

ög
lisa

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Hallo,

das klingt ja ganz schön belastend.

Klar sind kleinere Raufereien in der Grundschule mal vorhanden, aber so wie Du es beschreibst, hört sich das ja nach generellen Problemen an.

Bei uns an der Schule ist Gewalt - wie wohl an jeder Schule - verboten. Der Unterschied ist die Umsetzung.

Da es sich um eine Ganztagsschule handelt, sind ab 7 Uhr morgens auch Erzieher (ehemalige Kita-Erzieher) in der Schule und beaufsichtigen die Kinder in kleineren Gruppen. Allein dürfen die Schüler sich nicht irgendwo aufhalten, also auch nicht auf den Schulhof oder in den Flur. Es gibt einen Freizeitraum, dort wird gespielt und ab 8 Uhr sind die Klassenräume offen und die Lehrer beaufsichtigen ihre Klassen. Der Unterricht geht dann erst 8:30 Uhr los.

Mein Kind hat die gesamte Grundschulzeit hier verbracht und ist nun in der 6. Klasse - anderes Haus, gleiche Schule. Ich habe es immer so erlebt, dass bei Raufereien sofort dazwischen gegangen wurde. Da die Schule nur wenige Schüler hat, ist das auch personalmäßig kein Problem gewesen.

War es mehr als ein kleines Handgemenge oder lief über eine längere Zeit immer wieder, wurde mit den betreffenden Kindern ein Krisengespräch geführt und richtige Lösungsstrategien erarbeitet. Das hat gerade den kleinen Raufbolden sehr geholfen, sich zu benehmen, aber auch gehört zu werden!

Ist ein Kind immer wieder körperlich übergriffig geworden oder hat andere Kinder mit Beschimpfungen angegriffen, wurde mit den Eltern gesprochen. Manchmal gab es dann auch ein Klassengespräch und als letzte Maßnahme eine Suspendierung (1. Stufe 3 Tage, 2. Stufe 1 Woche, 3. Stufe Schulverweis). Auch das gab es alles mal zur Grundschulzeit meines Kindes. 2 Kinder in seiner Klasse mussten nach der 4. Klasse die Schule verlassen, weil sie richtig gehend um sich gemobbt haben (auch körperlich) - sicher hatten diese Kinder Probleme, aber wenn mit den Eltern nicht zu reden ist, klappt auch Integration nicht. Zum Schutz der anderen Kinder wurde tatsächlich ein Verweis ausgesprochen und in der Klasse kehrte danach auch Ruhe ein.

Ich würde also sagen, dass relativ früh gehandelt wird und die Kinder zur Aufmerksamkeit und Mitarbeit an einem guten Sozialleben erzogen werden. Die Schule arbeitet auch eng mit Eltern von integrativen Kindern zusammen, die hier Hilfe brauchen (und auch bekommen).

Mein Kind wurde selbst 2 mal von einem Kind angegriffen (einmal wurde er die Treppe runter geschubst, das zweite Mal im Spielhaus eingesperrt und mit einem Bücherregal wurde die Tür verrammelt :-(). Die Vorfälle hat er "gemeldet" und dann wurden erst mal Augenzeugen-Berichte gesammelt. Mit allen betreffenden Schülern gab es ein Gespräch, bei dem jeder frei aussprechen konnte, wie es dazu kam.

Am Ende wurde ausgemacht, dass die Verursacher den Opfern etwas Gutes tun mussten (jeder war irgendwie Verursacher und Opfer gewesen - mein Kind musste also auch sich etwas ausdenken, was dem anderen gefällt). So musste sich jeder Gedanken machen, wer der andere ist und was der gern mag. Der eine bekam Pokemon-Sticker, der nächste ein Rätselheft - zwei Kinder (waren eigentlich Feinde) verbrachten einen Nachmittag im Freizeitraum beim Tischfußball usw.

Mir gefallen solche Lösungen sehr gut, weil sie nicht nur den Kindern ein dickes "DuDuDu" #nanana zeigen, sondern sie aktiv an einer Wiedergutmachung arbeiten (müssen). So tragen sie die Konsequenzen (den Geschädigten wieder glücklich machen) und lernen besseres Sozialverhalten, als nur aus der Gemeinschaft ausgestoßen zu werden.

Ich habe auch mal eine Studie zum Thema gelesen. In Schweden ist es bei Mobbing-Fällen die bevorzugte Strategie, die Täter den Opfern an die Seite zu stellen und sie aufzufordern, dafür zu sorgen, dass es den Opfern wieder besser geht. Es ist eine sehr erfolgreiche Methode, die niemanden ausschließt und das finde ich gut.

Nichts desto trotz muss massives Schlagen und Treten unterbunden werden und es müssen entsprechende Strafen für diese Kinder folgen, bevor man weiter den Weg ebnen kann zu besserem Sozialverhalten.

Aus dem Bekanntenkreis kenne ich leider nur die Stories, dass wenn es sich an einer Schule schon so massiv eingeschlichen hat, man als einzelnes Elternpaar nicht mehr viel dagegen tun kann. Die Lehrer waren überfordert und konnten nicht gegen alle Gewaltfälle angehen. Das Kind hat dann die Schule gewechselt und dort war es weit besser.

Alles Gute für Dein Kind.

Liebe Grüße
monkiwi

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Ich glaube, zu diesem Thema haben wir Frauen eine etwas verzerrte Wahrnehmung. Wo beginnt Gewalt, was ist foppen und normales Spiel?

Wir haben letztlich in einem Indoorspielplatz Geburtstag gefeiert. Mein Mann und ich konnten den ganzen Tag wunderbar das wilde Treiben der Kinder beobachten. Die Jungen aller Coleur / Alter und Größe haben sich zum Kloppen / Prügeln / Kämpfen / Erschießen usw. usf. regelrecht gesucht. Mir stockte bei so mancher Szene der Atem. Mein Mann empfand das alles als reines Spiel und erklärte mehrfach, dass er in dem Alter an nichts anderem Interesse hatte, als sich zu kloppen. Und seine Freunde auch.

Ich will damit nicht Gewalt verherrlichen, aber ich glaube, so manche Rangelei, die für uns Frauen "Gewalt" ist, ist streng genommen keine.

LG, Cherish, die auch einen Sohn hat, der kein Engel und der ständig in Kämpfe verwickelt ist (am liebsten mit seinem Bruder :-) )

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Liebe Cherish,

ich stimme dir voll und ganz zu! Jungen sind da völlig anders als Mädchen (jedenfalls die meisten). Und wir unsere frauendominierte Kindergarten- und Grundschulwelt täte gut daran das endlich zu akzeptieren.
LG
Skuld

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mmmhhh - ich muss gestehen, dass meine Jungs mir manchmal fast Leid tun, weil sie für ihre "Gewalt" ständig kritisiert werden (von mir auch, wie gesagt, mir stockt manchmal der Atem....). Mein Mann (übrigens Pazifist) empfindet das alles ganz anders.

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Wann und wo findet das statt?

Lehrer können nicht überall sein.
Oder ist es gar zur Zeiten, wenn es sich schon um Betreuung handelt??

In der Klasse: Da gibt es sicher Regeln, an die sich alle halten müssen und die Lehrerin auch ein Auge drauf hat.

Pausen: Da ist sicher eine Aufsicht, aber sicherlich gibt es da auch "Ecken" die nicht gut einzusehen sind. - Da sollte man sich besser nicht aufhalten...

Betreuung: Mit der Betreuung sprechen, die ist es sicherlich ein ganz geringer Personalschlüssel.

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Bei uns findet grad das Programm Gewaltfrei lernen statt. Das ist sehr gut.

Hier mal der Link vielleicht ist das was für eure Schule.

http://www.gewaltfreilernen.de/gewaltfrei-lernen-damit-bildung-ankommt/fuer-schulen/grundschulen/

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Ich danke euch für die vielen Antworten! Bei dem Gespräch kam heute heraus, dass sich mein Sohn ständig in Konflikte anderer Kinder einmischt, weil er helfen oder schlichten will. Grundsätzlich nichts Negatives. Jedoch gerät er dann selbst zwischen die Fronten, wie z. B.das er einen Tritt abbekommt und dann zurücktritt oder schlägt und dann eskaliert die Situation.
Auf der anderen Seite berichtet halt auch mein Sohn "Mama, soll ich mich nicht einmischen, wenn ich sehe, dass ein anderes Kind gewürgt wird?" Tja, was antworte ich da....
Es ist für ihn selbst gerade total konfus. Was darf ich und was soll ich lassen? Ich bitte ihn auch immer, die Streitsituationen zu ignorieren. " Ja, wie denn, wenn ein Kind hinter mir her läuft und ständig Wichser zu mir sagt!" Ich bitte ihn auch immer zur Lehrerin zu gehen und er berichtet, da wäre niemand.
Ich bin ehrlich gesagt total verunsichert. Ich verstehe, dass die Schule kein Kindergarten mehr ist und das die Kinder zum gewissen Grad selbst klar kommen müssen, aber das schon so krass in der 1. Klasse?

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Genau aus dieser Grauzone und Verunsicherung heraus sind sowohl an der Grundschule meiner Kinder als auch an der Oberschule, in der ich arbeite auch Scheinkämpfe strikt verboten. Da gibts dann nämlich gar keine Verunsicherung.

Wer meint, sein Kind bräuchte Prügeleien zur Entwicklung, der kann das ja am Nachmittag, am Wochenende und in den Ferien anbieten.

Bei uns in der Schule reicht es, wenn die Kids Fussball oder Basketball, Tischtennis oder Kicker spielen. Damit bauen sie auch Bewegungsenergie ab.

Hinterherlaufen und Schimpfworte benutzen ist natürlich auch nicht, wer dabei erwischt wird, darf ein längeres Gespräch mit dem Lehrer, ggf. auch mit dem Schulleiter und den Eltern führen. Ja, das sind vergleichsweise strenge Schulen. Aber die Kinder fühlen sich dort sehr wohl!

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Hallo pepe2016
es ist wichtig, dass der/die Klassenlehrer es schaffen, in der Klasse ein friedliches Klima herzustellen. Das ist eine Gemeinschaftsaufgabe der Klasse - keinesfalls einzelner Kinder oder Eltern. Diese Gemeinschaftsaufgabe (Sozialverhalten) kann auch nur im Klassenverband erlernt werden und muss durch den/die Lehrer angeleitet werden. Dazu gibt es die unterschiedlichsten Mittel und Instrumente - und jeder Lehrer versucht es auf andere Art und Weise. Wenn Du unzufrieden bist, lass Dir von den Lehrern ganz konkrete Maßnahmen erläutern, was sie unternehmen, damit die Klasse dies erlernt. Wenn die Antworten nicht zufriedenstellend sind, kannst Du das auch diskutieren oder Ideen einbringen. ABER: es bleibt eine Aufgabe der Klassengemeinschaften.

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Die Lehrerin macht einen sehr kompetenten Eindruck auf mich.
Ich hoffe jetzt einfach durch das Gespräch, dass jetzt nochmal genauer geguckt wird. Sie hat mir berichtet, dass sie immer wieder mit den Kindern die Regeln bespricht. Ich versuche mich ein bisschen zu beruhigen. Mit meinem Sohn habe ich gestern Abend nochmal eindringlich gesprochen. Ich hoffe, er kapiert es jetzt. Danke dir für deine Antwort!