Keine Schulempfehlung

Hi zusammen,

meine Kleine ist jetzt 5 Jahre alt und da sie im Oktober geboren ist, können wir sie entweder zum nächsten oder zum übernächsten Schuljahr einschulen lassen. Eigentlich hatten wir vor, sie nächstes Jahr einschulen zu lassen, mitunter aus folgenden Gründen:

- Sie zählt locker bis über die 20 und hat auch ein gutes Mengenverständnis
- Sie spricht schon sehr komplexe Sätze mit großem Wortschatz
- Sie kann bereits das Alphabet, kann alle Buchstaben lesen und größtenteils schreiben, kann schon vereinzelt ganze Wörter lesen.
- usw.

Sie hat sich das alles mithilfe von Büchern und Lerncomputer selbst beigebracht. Meiner Meinung nach hat sie sehr gut entwickelte kognitive Fähigkeiten. Außerdem will sie selbst auf jeden Fall in die Schule gehen.

Das große Problem ist, dass sie das im Kindergarten nicht so zeigt, weil sie unglaublich schüchtern ist. Die Erzieherinnen sagen, dass sie dort ziemlich zurückhaltend ist, nuschelt und man dort nicht den Eindruck hat, dass sie schon für die Einschulung nächstes Jahr geeignet sei. Das kam jetzt auch bei einer ersten vorärztlichen Untersuchung raus. Das Problem haben wir schon immer, dass sie im Kindergarten ganz anders wahrgenommen wird als bei uns zuhause. Von den Erzieherinnen werden wir bei den Gesprächen teils behandelt, als wären wir so Eltern, die ihr Kind überfordern und unbedingt schnell in die Schule bringen wollen, was aber absolut nicht der Fall ist. Wenn wir dort erklären wie wir sie zuhause erleben, werden wir nur schief angeschaut.

Ich bin immer noch der Meinung, dass sie (wenn sie weiter mit so viel Interesse lernt wie jetzt) im nächsten Jahr eingeschult werden sollte. Ich glaube auch nicht, dass ein Jahr länger im Kindergarten irgendetwas an ihrer zurückhaltenden Art ändern würde (ich war selbst sehr schüchtern und zurückhaltend als Grundschulkind).

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und kann uns vielleicht ein paar Tipps geben wie wir damit umgehen sollen?

1

Hallo,

uns ging es mit unserem Sohn ebenso. Er ist am 05.10. geboren und wir hatten zunächst auch vor, ihn vorzeitig einschulen zu lassen.
Auch bei ihm war kognitiv alles soweit wie bei den "großen".

Wir waren dann zum Gespräch in der Schule. Kognitiv wäre alles top. Er könne eigtl. in die Schule, sagte man. Aaaaaaber: Sozial-emotional wäre das große Fragezeichen. Er war etwas schüchtern in Gruppen, träumte in der Probestunde und reagierte nur bei mehrmaligem Nachfragen auf Fragen. Er konnte sie beantworten, war aber gar nicht bei der Sache. Die älteren Kinder waren da um einiges fitter.

Wir haben uns dann gegen eine vorzeitige Einschulung entschieden und ich muss sagen: Es war absolut richtig so!

Er ist dieses Jahr mit fast 7 in die Schule gekommen und im letzten Jahr hat er eine enorme soziale Entwicklung durchgemacht. Er bewältigt die neuen emotionalen Anforderungen, denen die Kids in der Schule ausgesetzt sind, super. Ich glaube nicht, dass er das letztes Jahr einfach so weggesteckt hätte. Ich merke deutlich einen Unterschied zwischen meinem Sohn letztes Jahr und dem Sohn, der er jetzt - ein Jahr später - ist.

Das kognitive ist nicht das wichtigste für die Einschulung. Rechnen und lesen etc. lernen sie in der Schule. Was sie aber bereits mitbringen müssen, um den Schulalltag und den SchulHOF-Alltag zu meistern, sind die emotional-sozialen Kompetenzen. Kann sich dein Kind durchsetzen auf dem Schulhof? Kann es selbständig zur Turnhalle gehen, in den Kunstraum, traut es sich, sich zu melden, wenn es Fragen hat...antwortet es begeistert, wenn es etwas weiß...etc..Was ist mit dem Schulweg?

Mein Sohn hätte einiges davon nur unter starken Anstrengungen und emotionalem Stress bewältigen können. Ich denke es hätte dazu geführt, dass er ungern zur Schule geht. etc.

Überlegt es euch gut. Welchen Vorteil seht ihr für das Kind früher zu gehen?

Uns wurde noch gesagt, dass für unseren Sohn eine halbjährliche Einschulung super sei. Also im Februar. Leider bietet unsere Grundschule keine halbjährlichen erste Klassen an.

LG
Albu

2

Guten Morgen,
ich habe keinerlei eigene Erfahrungen, da meine Kinder noch nicht schulpflichtig sind.

Aber eine gute Freundin hatte ein ähnliches Thema mit ihrer Kleinen. Sie wollte unbedingt in die Schule gehen (die Große und alle Nachbarskinder gingen ja auch) und war sicherlich kognitiv sehr weit. Die Kleine konnte mit 5 lesen, selbst beigebracht mit den Büchern der Großen, und sogar etwas rechnen.

Trotzdem war sie einfach aus sozialen Gesichtspunkten noch nicht schulreif. Sie war immer sehr ruhig, schüchtern und in sich gekehrt. Der Kindergarten hat von ihrem Lesen erst zufällig mitbekommen, als sie in einer ruhigen Minute einem kleineren Kind etwas vorgelesen hat. Gezeigt hat sie ihr Können nie, viel zu schüchtern eben.

Sie ist ein Jahr zurückgestellt worden, was heute deutlich schwieriger ist, als frühzeitig einschulen. Dieses Jahr im Kindergarten hat aus dem Mädchen einen anderen Menschen gemacht. Sie ist wirklich aufgeblüht. Natürlich steht sie immer noch nicht in erster Reihe oder ist die lauteste, aber sie traut sich viel mehr zu und lässt sich nicht so leicht unterbuttern, wie es noch ein Jahr zuvor der Fall gewesen wäre. Es war die absolut richtige Entscheidung.

Ich weiß nicht, ob Dir dieser Bericht wirklich hilft. Aber vielleicht ist es ein Hinweis, dass Deine Tochter im Kindergarten ihr Können nicht zeigen mag, dass sie eben aus persönlichen Gründen noch nicht schulreif ist. Denn in der Schule muss sie es zeigen. Man darf das mit schüchtern und zurückhaltend nicht verwechseln.

Alles Gute und eine gute Entscheidung.

3

Hallo,

zum einen ist ja noch Zeit, bis zum nächsten Jahr. Es reicht nunmal oft nicht aus, daß ein Kind wissbegierig ist, sondern die soziale Aspekt sollte auch berücksichtigt werden.
Was tust Du aktiv, um das Selbstbewußtsein Deiner Tochter zu stärken? Daran würde ich arbeiten. In einem Jahr macht das Kind nochmal nen großen Sprung ;-)

LG

4

Hallo ich kann dir dazu nur die Geschichte meiner Großen erzählen. Wir hatten in der Nähe eine Privatschule mit sehr gutem Ruf und dort musste sie zwei Probetage absolvieren, was mit der Empfehlung endete sie mit 5 1/2 einzuschulen. Letztlich bekam sie den Platz eben doch nicht (zu viele Bewerber) und sie wurde normal mit 6 1/2 eingeschult. Tja was soll ich dir sagen die besten kognitiven Leistungen bringen dir null , wenn dein Kind zu schüchtern ist. Ihre Klassenlehrerin war einigermaßen streng und so saßen wir beim ersten Elterngespräch und bekamen gesagt, sie müsste die ersten beiden Schuljahre auf drei Jahre dehnen, wegen mangelnder sprachlicher Kompetenz. Wir waren sprachlos denn das ging ja komplett entgegen der bisherigen Einschätzungen und hatte null mit der Tochter zu tun, die wir daheim erlebten. Auf Nachfrage sagte meine Tochter, dass sie die Lehrerin eben nicht mag und deswegen nicht mit ihr redet. Ein Schock für uns. Letztlich haben wir die Empfehlung der Lehrerin beherzigt und siehe da inzwischen klappt es super. Sie ist offen in der Schule und beteiligt sich rege am Unterricht und zwar unabhängig davon, welcher Lehrer vor ihr steht.

5

Ich habe zwei Kinder in der Schule und ich kann dir nur sagen, dass es gar nicht wichtig ist, ob ein Kind am Anfang schon Buchstaben kennt oder rechnen kann. Viel, viel wichtiger ist, dass es die Schüchternheit abgelegt hat, in der Gruppe arbeiten kann, selbständig ist, usw. An Deiner Stelle würde ich wirklich auf den Rat der Erzieherinnen hören. Denn es ist doch völlig egal, wie Deine Tochter zuhause ist. In der Schule wird sie sein wie jetzt im Kiga und das scheint noch nicht schulreif zu sein.

56

und die Schule wäre da ja eher analog zum KiGa zu sehen - das heißt, die Chance, dass das Mädel in der Schule auch sehr schüchtern ist, ist relativ groß...

6

Möglicherweise ist die Betrachtung und Erfahrung des Personals im Kindergarten objektiver.

7

Hallo,

dein Kind spricht undeutlich, nuschelt nach Aussage der Erzieher? Dann würde ich versuchen, ein Rezept zur Logopädie zu bekommen. Der Logopäde baut Vertrauen zum Kind auf und untersucht es auf seine Fähigkeiten, nicht nur auf die gesprochene Sprache. Damit hättet ihr eine zusätzliche Meinung, die oft aussagekräftiger ist, als die Beurteilung vom Arzt (den das Kind nicht gut kennt und bei dem es nicht den Mund aufmacht.)

Zusätzlich zu der weiteren Meinung würde ich versuchen mein Kind in seinen Defiziten zu fördern. Also nicht mit dem Lerncomputer das verstärken, was mein Kind schon kann und noch nicht braucht, sondern im Alltag das einbringen, was noch fehlt. Regelmäßig Kinder einladen, die Menge steigern, damit mein schüchternes Kind lernt sich durchzusetzen. Beim Einkaufen kann das Kind viel übernehmen, z.B. bestellen, bezahlen. So dass es seine Scheu gegenüber Fremden/Erwachsenen verliert und übt laut und deutlich zu sprechen. Schau einfach mal, was sich in euren Alltag einbauen lässt.

Dürftet ihr das Kind denn gegen die Empfehlung von Erzieher/Arzt vorzeitig einschulen lassen? Wie sind denn bei euch die Anmeldefristen? Hier haben die Kann-Kinder mehr Zeit, die Anmeldung ist er ein halbes Jahr vor der Einschulung, Zurückziehen geht sogar bis zum Tag der Einschulung. Bis dahin kann sich auch bei schüchternen Kindern viel tun.

LG

8

Ich schließe mich den bisherigen Meinungen an. Es ist toll, dass deine Tochter wissbegierig ist und ihr könnt das gern weiter zulassen. Aber viel wichtiger ist, dass ihr an ihrem Selbstbewusstsein arbeitet. In der Schule geht es nicht zu wie im Kindergarten. Da ist nicht immer die Lieblingserzieherin dabei. Man muss mit Lehrern und Schülern auskommen, die man vielleicht nicht mag. Vor / mit anderen sprechen und Aufgaben übernehmem. Ich könnte die Liste ewig fortführen...
Ich bin Grundschullehrerin und kann nur aus Erfahrung sagen, es ist sehr wichtig, dass die Kinder selbstsicher und selbstständig sind! Tatsächlich schlagen sich die älteren, selbstbewussteren Kinder meist besser in der ersten Klasse (Ausnahmen bestätigen die Regel).

Wartet mal ab, wie sie sich in den nächsten Monaten entwickelt. Gibt es ein Vorschul-Programm, an dem ihr teilnehmen könnt? Bitte vertraut den Erziehern ubd ihrer Einschätzung! Es ist (fast) egal, wie sich dein Kind zu Hause gibt. Wenn die Erzieher es in der Gruppe anders erleben, dann nehmt das bitte ernst!

9

Danke für die vielen schnellen Antworten.
Vielleicht muss ich noch dazu sagen, dass wir letztes umgezogen sind und sie jetzt erst seit ca. 6 Monaten in diesem KiGa ist. Sie taut da gerade so richtig auf und hat jetzt die ersten richtigen Freundschaften im Kiga geschlossen. Auch daher finde ich die Einschätzung der Erzieherinnen recht vorschnell.

Dass die Erzieher eine objektivere Meinung dazu haben, mag sein. Andererseits sehen sie eben nur eine Seite und ehrlich gesagt nervt es ganz schön, wenn man ihnen erzählt wie sie sich bei uns verhält und man genau merkt, dass die einem kein Wort glauben.

Ich habe die Befürchtung, dass ein Jahr mehr im Kindergarten daran nicht wirklich was ändert und sie sich am Ende eher langweilt. Ich geh natürlich auch ein bisschen von mir selbst aus. Ich war immer schüchtern, hab mich in der Grundschule daher wenig aktiv beteiligt, aber war trotzdem gut in der Schule. Schüchternheit verschwindet nicht automatisch, nur weil man ein Jahr später in die Schule geht.

Natürlich arbeiten wir daran, dass sie selbstbewusst wird und sich auch außerhalb von zuhause was zutraut.

Ja. Es gibt ein Vorschulprogramm. Aber das ist genau das Problem. Die Erzieherinnen wollten sie da eigentlich gar nicht rein nehmen. Und das ärgert mich extrem, weil es eben möglich wäre, dass sie nächstes Jahr eingeschult wird.
Natürlich nehmen wir das ernst was sie sagen, sonst würde ich hier nicht um Rat fragen ;)

Was übrigens noch erschwerend hinzu kommt ist, dass sie für ihr Alter sehr groß ist. Sie wird in der Regel eher für eine Zweitklässlerin gehalten. Dadurch kommt sie oft in Situationen, dass sie von älteren Kindern und auch Erwachsenen überfordert wird. War im alten KiGa schon so, dass die Erzieherinnen sie von Anfang an eher bei den Großen eingeordnet haben, obwohl sie noch ganz jung war.