Mein Kind muss zur Schule

Hallo,

ich habe eine Weile überlegt, ob ich meine Sorgen hier aufschreibe. Da ich hier auch sonst aktiv unterwegs bin, das Thema "Schulpflicht - ja oder nein" aber sehr kontrovers ist, möchte ich zunächst unerkannt bleiben.

Meine Tochter ist Schülerin einer 5. Klasse und wir überlegen, wie wir die Schulpflicht umgehen können.

Die Gründe hierfür sind:

- sie besucht schon eine Schule, in der sehr auf soziales Miteinander geachtet wird, trotzdem wird sie ausgegrenzt
- sie ist unglücklich und hat keine Freunde, obwohl sie nicht gemobbt wird
- sie ist sehr traurig darüber
- sie spricht nur mit Lehrern des Vertrauens - bei allen anderen bleibt sie stumm
- sie hat autistische Züge, aber keinen Autismus (auch mutistische Züge - aber keinen Mutismus)
- sie ist hochbegabt, aber folgt kaum dem Unterrichtsgeschehen sondern träumt sich in ihrem Kopf etwas zusammen
- an den Wochenenden, in den Ferien und wenn sie krank ist, ist sie glücklich, ausgeglichen, freundlich und aufgeschlossen auch zu neuen Bekannten
- Schularbeiten erledigt sie fast ausschließlich zuhause (Da sie eine Ganztagsschule besucht, bedeutet dies bis zu 12 h Unterricht am Tag)

Nun hatte ich ein Gespräch mit der Klassenleiterin. Diese sieht die Probleme unseres Kindes und rät dazu, sie psychologisch betreuen zu lassen - und zwar mit folgender Begründung:

Sie benimmt sich anders als die anderen, hat in besonderen Frustsituationen einen Wutanfall. Dies grenzt sie noch mehr aus.

Da die Kinder ihrer Klasse demnächst in die Pubertät kommen, wird das Verständnis dieser Kinder für meine Tochter drastisch sinken. Weitergehende Probleme sind vorprogrammiert.

Eine psychologische Betreuung soll meine Tochter "verbessern" und dem Schulalltag anpassen.

Einerseits kenne ich dieses Verhalten nur aus der Schule - im privaten Umfeld ist sie ganz anders, auch in der Ferienbetreuung in der Schule ist sie ganz anders.

Andererseits habe ich ein großes Problem damit, mein Kind therapieren zu lassen, damit es weiterhin ein System besucht, dass sie erst krank gemacht hat.

Natürlich möchte ich ihren Leidensdruck verringern - ich selbst hatte eine schreckliche Schulzeit. Das möchte ich ihr nicht zumuten.

Ich stehe generell nicht hinter dem Konzept "Schule in der Schule" - es werden meiner Meinung nach zu viele junge, vergleichbare Menschen zusammen gepfercht - und diese Vergleichbarkeit schafft Konkurrenz-Denken.

Ich habe mich viel belesen. Da mein Mann im Ausland arbeitet, könnte er sich dort anmelden und unsere Tochter "mitnehmen". Mit einer Abmeldung ins Ausland wäre die Schulpflicht ja umgangen. In den europäischen Nachbarländern gibt es zwar Bildungspflicht, aber keine Schulpflicht. Man kann sein Kind auch zuhause bilden.

Grundsätzlich möchten wir aber gern in Deutschland wohnen bleiben. Eine Flucht wollen wir eigentlich nicht.

Wenn ich mir die Frage stelle, was wir tun würden, wenn es keine Beschulungspflicht gäbe, wäre für uns klar, dass unser Kind keine Schuleinrichtung besuchen würde.

Wie seht Ihr das?

Gibt es hier Kinder, die alternativ beschult werden? Oder Eltern, die wirklich Deutschland deswegen verlassen haben?

Welche Gedanken habt Ihr zu der Situation?

Ich habe schon so viel im Kreis gedacht, dass mir etwas Meinungsvielfalt wahrscheinlich sehr gut tun würde.

Viele Grüße

"freilernen"

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Zeig mir die Schule in Deutschland, in der Fünftklässler 12 Stunden Unterricht haben.
Ich kann den Sinn nicht erkennen, die Probleme deiner Tochter damit zu lösen zu wollen, indem du sie von Gleichaltrigen isolierst.
Mit Weglaufen löst man keine Probleme.

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Was ich denke ist, dass du bzw. Ihr euch durch das falsche anmelden im Ausland strafbar macht, weil ihr falsche ang2btn macht und ein schulpflichtigen Kind der schule fern haltet. Das Jugendamt könnte euch sogar das sorgerecht erziehen und eure Tochter in eine pflegefamilie geben, wenn ihr uneinsichtig bleibt und die Gefahr besteht, dass ihr eure Tochter nicht in die schule schicke obwohl ihr in Deutschland lebt. Dann denke ich, dass eure Tochter weder in eine Ganztagsschule noch in eine regelschule gehört sondern in eine Schule für hochbegabte oder in eine mit förderklassen. Zusätzlich fände ich eine Therapie sehr gut, da eure Tochter eben speziell ist und deshalb auch spezielle Förderung benötigt. Ein Homeschooling wie in Amerika möglich dürftest du erstens nicht und zweitens wenn du es dürftest, hätte deine Tochter nie einen schulabsc6luss. Und ohne Schulabschluss wird sie keinen Beruf erlernen können, keine Ausbildung machen können und eigenes Geld verdienen können, von dem sie leben kann. Du würdest deiner Tochter komplett die Chance auf ein eigenständiges lebrn nehmen, da sie ohne vernünftigen Abschluss, ohne Grundwissen und sozialverhalten und ohne soziale Kontakte nicht in der Lage wäre im Erwachsenen lebrn zurecht zu kommen.

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Hallo

<<<<Natürlich möchte ich ihren Leidensdruck verringern - ich selbst hatte eine schreckliche Schulzeit. Das möchte ich ihr nicht zumuten.

Ich stehe generell nicht hinter dem Konzept "Schule in der Schule" - es werden meiner Meinung nach zu viele junge, vergleichbare Menschen zusammen gepfercht - und diese Vergleichbarkeit schafft Konkurrenz-Denken.<<<

Du bist also entsprechend geprägt, deine Einstellung könnte auch das Verhalten deiner Tochter beeinflusst haben?!
Ist sie wirklich nur und ausschließlich in der Schule so ?
Wutanfälle bei Frust nur dort?
Schwer vorstellbar.

Eines meiner Kinder war auch einige Jahre nicht glücklich in der Schule, auch ohne Mobbing.
Ausgrenzung erfolgte nicht,sie ging einfach nicht auf Gespräche und Kontaktversuche ein. Wirkliche Freundschaften schloss sie erst im 8. Schuljahr!
Sie sprach die ersten Jahre auch nicht mit allen Lehrern, mich hat immer gewundert, dass die das mitgemacht haben.
Es gab viele Ähnlichkeiten mit deiner Tochter, sie war auch sehr verträumt.
Autistische Züge, teilweise vielleicht, eher hoch sensibel und sehr begabt.
Allerdings hatte sie keine Wutanfälle bei Frust!

Ein sehr ruhiges, schüchternes Kind.
Wir waren u.a. ( Psychologin brachte nichts, da die Chemie nicht stimmte ) bei einer Schulberatungsstelle.Dort hat man mit ihr regelmäßig Gespräche geführt, die Mitarbeiterin hatte auch Kontakt mit den Lehrern und war oft in ihrer Schule.
Es wurde langsam aber sicher immer besser für sie.
Zwischenzeitlich habe ich auch oft gedacht, eine Privatschule mit kleiner Klasse wäre vielleicht besser gewesen.
Ihr Vater ( mein Ex ) wollte sie zu Hause privat unterrichten lassen.Das fand ich abwegig und hätte sie sicherlich nur weiter in die Isolation getrieben.
Sie wurde die letzten Jahre ( ab der Pubertät ) noch sehr zufrieden und glücklich in der Schule.
Auch weil sie dort zwei wirklich gute Freundinnen ( bis heute, mittlerweile studiert sie ) fand.
Sozialverhalten, Freundschaften, Gruppenerlebnisse ( Feste, Klassenfahrten etc. ) und Erfolgserlebnisse ( ihre Kreativität fiel bald allgemein auf ) wurden in der Schulzeit entscheidend letztendlich positiv geprägt.

L.G.

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Wird dein Kind mal eine Million erben? Falls nicht, muss dein Kind ja früher oder später auch mal arbeiten um den Lebensunterhalt zu verdienen. Und im Arbeitsleben muss man sich auch anpassen.

Man ist nun mal Teil des Systems. Außer man ist ein Aussteiger. Wenn Du möchtest, dass dein Kind später als Erwachsener sich im Arbeitsleben auch eingliedern kann, so muss dein Kind lernen sich anzupassen. Auch wenn es sehr schwer ist.

Diese Erfahrung ist wichtig im Heranwachsen, meiner Meinung nach. Ob jetzt Schulpflicht ja oder nein, die Diskussion fange ich gar nicht an, weil ich mich in dem Thema nicht auskenne warum jemand dagegen sein könnte. Aber meiner Meinung nach, ist es wichtig zu lernen sich in die Gesellschaft einzugliedern. Oder aber ihr lebt als Aussteiger und dein Kind hat die gleiche Option als Aussteiger glücklich zu sein. Ohne Geldsorgen.

Falls das aber nicht so ist, so muss dein Kind es eben lernen sich einzugliedern. Ich denke, jeder hat in der Pupertät mal das ein oder andere Probleme in der Schule gehabt. Das gehört zum Heranwachsen dazu.

Wenn man diese Probleme meistert, so stärkt das das Selbstbewusstsein. Du kannst hier dein Kind unterstützen mit den Problemen besser zurechtzukommen und Lösungen zu finden. Anstatt den Problemen auszuweichen.

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------ Schularbeiten erledigt sie fast ausschließlich zuhause (Da sie eine Ganztagsschule besucht, bedeutet dies bis zu 12 h Unterricht am Tag)---

Ich möchte wissen......... warum muss ein Kind, welches solche Probleme hat, eine Ganztagsschule besuchen?

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Und vor allem: welche Schule in Deutschland hat 12 Stunden am Tag Unterricht? Ganztagsschule hin oder her....

VG,
Natalia

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Bei den Domspatzen könnte es klappen, da kommt man vielleicht auf noch mehr Stunden pro Tag #rofl

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Wenn Deine Tochter lernen soll, mit gleichaltrigen Menschen klar zu kommen, muss sie wohl oder übel weiterhin eine Schule besuchen. Sie kann später im Job nicht mutistische Züge oder autistisches Verhalten zeigen, wenn sie nicht sofort integriert wird. Das bedeutet ja keinesfalls, dass sie in eine staatliche Regelschule gehen muss - für Kinder wie Deins gibt es Montessori, Waldorf und Jenaplan, damit sie sich entsprechend ihrer Fähigkeiten entwickeln können. Ich kenne für jede dieser Schulformen Kinder, die diese besucht haben und bis auf die hier örtlich ansässige Jenaplan Schule, die aufgrund der Schulleitung einen sehr schlechten Ruf hat (falls es die überhaupt noch gibt) kommen besondere Kinder dort wohl sehr gut zurecht, weil es keinen Leistungsdruck, dafür viel Miteinander gibt.

Wenn Dein Mann im Ausland arbeitet kannst Du ja eher einen Umzug innerhalb Deutschlands erwägen, bevor Du das Risiko eingehst, Dich strafbar zu machen und Sorgerechtsentzug riskierst. Falls es nötig sein sollte und es keine alternativen Schulen bei Euch gibt.

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Zwei Fragen:

Warum geht eure Tochter (mit den von dir beschriebenen „Problemen“) 1. auf eine Ganztagsschule und 2. auf eine Regelschule und nicht auf eine Schule für Hochbegabte?

Meine Meinung:
- Wenn ihr keine Schulpflicht wollt, müsst ihr in ein Land, wo es diese nicht gibt.
- Das Fliehen von Problemen ist selten eine gute Lösung.

- Eure Tochter hat anscheinend einen höheren Förderbedarf, erhält diesen meiner Meinung nach jedoch nicht.
- Als "Freilerner" wird man ebenfalls zum Außenseiter. 98% meiner Freundschaften in der Kind-/Jugendzeit habe ich aus Kontakten in der Schule geknüpft. Wer sich aus diesem sozialen Leben "ausklingt" wird es meiner Meinung nach noch schwerer haben soziale Kontakte zu knüpfen.
- Ich bin auch kein Fan der konventionellen Schule, dennoch bin ich der Meinung, dass man es dafür später leichter hat (Ich kenne eine Familie in Frankreich mit 4 Kindern, die mit dem Freilernen auf die Nase gefallen ist).
- Wir sind alle Teil eines Systems und wir alle müssen nach gewissen „Spielregeln“ spielen. So funktioniert Gesellschaft.
- Deine negativen Erfahrungen spielen hier eine große Rolle und projizieren sich auf deine Tochter. Ich bin z. B. sehr gerne als Kind zur Schule gegangen und liebte es. Zudem habe ich die festen Strukturen gebraucht.

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Hallo,

naja, ihr habt den Plan, vor den Problemen Deiner Tochter zu fliehen.
Schlechte Idee.

Ich denke, Du überträgst deine negativen Erlebnisse unbewußt auf Deine Tochter. Sie hat ein oder mehrere Probleme, die sich in der Schule zeigen. Sie braucht Unterstützung von euch - vielleicht in Form einer Therapie bzw. erst mal in Form einer Diagnosestellung. Wenn diese Schule nichts für sie ist, dann steht vielleicht ein Schulwechsel an?

Schlussendlich tust Du deiner Tochter keinen Gefallen, wenn Du sie im Ausland meldest und sie nicht zur Schule geht. Und sie ihre Probleme weiterhin mit sich herumträgt.

Grüße
hundkatze.maus

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Hallo,

ich würde die Ratschläge der Lehrer annehmen und mich nach einer Schule umsehen, in der Dein Kind glücklich werden könnte.

LG