"Wir müssen noch für die Probe lernen" - Elternterror

Hallo,

ich bin ja selber Mama und liebe meine Kinder, will nur das Beste für sie.

Mein Großer ist 4. Klasse, der Übertritt steht an. Nachmittags will er sich verabreden, logo.

Das ist aber ziemlich schwer gerade, weil "wir müssen noch lernen"....usw.

Eltern fragen mich, was "wir" in Mathe hätten? Erzählen mir, dass sie seit 3 Wochen für die HSU-Probe lernen usw....
Als ich in der Grundschule war, haben meine Eltern abends gefragt: "Und, hast du deine Hausaufgaben gemacht?" Ich so: "Ja." Mittags habe ich meine Proben vorgezeigt, und meine Mutter hat immer: "Super!" gesagt. Okay, ich war ganz gut in der Schule.

Meinen eigenen Kindern habe ich versucht, Selbstständigkeit beizubringen. Sie machen ihren Schulkram alleine. Ich kontrolliere kaum. Sie haben keine Einser aber stehen in allen Fächern auf 2, ohne dass wir uns irgendwie stressen....okay, vielleicht habe ich Glück mit meinen Kindern, keine Ahnung....
Aber ich frage mich echt, wie sollen diese Kinder, die täglich von ihren Eltern zum stundenlangem gemeinsamen Lernen gedrillt werden je auf der weiter führenden Schule zurecht kommen?
Mein Sohn ist total genervt, weil nachmittags keiner vor 16.30 Uhr Zeit hat...und das Übertrittszeugnis gibt es ja erst in 3 Monaten....
Wie seht ihr das? Gibt es diese Entwicklung schon lange?

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Hallo!

ich verstehe diese Kritik nur insofern, als dass dein Sohn genervt ist "weil nachmittags keiner vor 16.30 Uhr Zeit hat...und das Übertrittszeugnis gibt es ja erst in 3 Monaten...."
Tja das ist und bleibt Dein Problem.

Offensichtlich haben andere Kinder eben andere Sorgen, als gerade nicht gute Spielakameraden abgeben zu können. - ABER das ist deren Problem und das deren Eltern.

Zum GLÜCK (und das ist ein unbezahlbares Glück) hatte ICH auch keine Sorgen um die Übertrittsnoten meiner Kinder, Schule ist immer noch chillig (9. Kl. Gym G8, und 5. Kl. Gym G8) und die GS verdient den Namen SCHULE erst gar nicht, weil da nur Langeweile war. Und trotzdem käme ich NIE auf die Idee irgend wen zu verurteilen oder überhaupt zu beurteilen ob er mehr oder weniger Stress oder Anstrengung bei den Kindern einfordert oder es vollkommen darauf ankommen lässt. - Ich finde das ist jeder Familie höchst eigenes Bier!

Ich habe es bei dem besten Freund meines Sohnes miterlebt. Sohn ist sehr oft nach der Schule direkt zu ihm. Mein Sohn war binnen 4 Minuten (inkl. Auspacken und wieder Einpacken) komplett fertig mit den HAs in bester Form. Sein Freund saß mit seiner Mutter an denselben HAs mindestens 30 Minuten - 1 h. IHR kamen die Tränen zu sehen wie das bei meinem Sohn klappt und was sie mit ihrem veranstalten muss, wenn eben nicht alles auf Anhieb kapiert wird, erklärt werden muss, nachgearbeitet werden muss und dann noch HAs zu machen sind und dabei immer schön hübsch das Kind bei Laune halten. Dann hat das Kind noch eine grausige RS (und wir wissen mittlerweile alle, dass das nicht so leicht steuerbar ist wie man sich das gerne denken will!)
Hätte sie Deiner Meinung nach sagen sollen: "Fritzchen braucht 4 Minuten, also brechen wir nach 4 Minuten HAs ab!"? Es ist ihre verfluchte Pflicht und Schuldigkeit ihr Kind so zu fördern, ihm zu helfen, dass es die optimale Leistung zeigen kann. Oder meinst Du, dass die Lehrerin das cool findet, wenn die Mutter an der Stelle gesagt hätte: "Macht die Schule!"
Die Mutter des Freundes meines Sohnes, wird ganz sicher ihrem Sohn noch lange Unterstützung anbieten .... Was soll bitte daran falsch sein??????

Das was Du meinst es wäre eine "Entwicklung" habe ich vor 40 Jahren, meine Mutter vor 60 Jahren, meine Schwiemu vor 70 Jahren genauso gehandhabt / erlebt! Wer eben Glück hat, halte es fest und sei demütig!

LG, I.

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Vielen Dank für deinen Beitrag!

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Wieso macht Dir das Sorgen?

Wenn ein Kind tatsächlich nur weiterkommt, weil Mama täglich stundenlang mit dem Kind lernt, dann wird sich das doch auf der Schule zeigen.

Mir ist es als Mama völlig gleichgültig, ob und wie viel Eltern mit ihren Kindern lernen. Tatsächlich haben wir hier in Berlin oft das gegenteilige Problem, dass die Kinder zu Hause wenig bis gar keine Unterstützung haben, die aber gut brauchen könnten.

Verabredungen vor 16 Uhr gibt es bei uns auch nicht, nicht weil wir die Zeit zum Lernen bräuchten, sondern weil ich die Kinder nach der Arbeit abhole und wir dann gar nicht so viel früher zu Hause sind. Und eine Stunde Ruhe tut uns allen gut.

Meine Tochter ist erst in der dritten Klasse, aber sie entscheidet selbst, ob und wo sie Unterstützung möchte. Sie wird nicht gedrillt, aber ich achte schon darauf, ob sie ihren Stoff auch beherrscht. Wenn ich feststellen würde, dass sie die Grundlagen versäumt, dann würde ich mich da durchaus auch einmischen.

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Hallo du!

Unsere große geht jetzt in die 2. klasse, ist unser erstes Schulkind.
Von daher habe ich was das betrifft als Mama eines Schulkinds noch keine große Erfahrung.
Ich kann dir aber sagen, dass es das schon zu meiner Zeit gab als ich noch Schulkind war.
Vielleicht nicht so krass, weil damals der Übertritt in die Realschule erst nach der 6. klasse möglich war, aber tendenzen waren auch damals schon da.

Bei uns gibt es aber auch jetzt schon in der 2. klasse solche Eltern, die "sich solang mit den Kindern hinsetzten und lernen, bis sie es 100% können und wenns den ganzen nachmittag dauert." (o-ton einer Bekannten).

Würde mir persönlich so nie einfallen. Proben werden rechtzeitig vorher angesagt (5-7 Tage vorher), ich halte meine Tochter an den lernstoff indieser Zeit jeden Tag einmal durchzulesen(sie für sich!) und Stelle dann abends kurz Fragen zum Stoff, vielleicht 10-15 Minuten.

So fahren wir sehr gut, alle sind zufrieden und die Noten passen auch.

Natürlich gibt es Kinder die sich schwerer tun und evtl etwas mehr Hilfe brauchen, aber auch da sollte man schon schauen, dass man nach und nach zum selbstständigen lernen kommt und soviel Unterstützung wie nötig, aber so wenig wie möglich gibt.

Lg waldfee

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Hallo,

ich denke, Du siehst das etwas sehr locker. Es gibt nunmal Kinder, die einfach länger oder mehr üben müssen, generell mehr für die Schule tun müssen und manche Kinder können das auch nicht gleich nach der Schule, sondern müssen erstmal runter kommen.
Wenn das Kind vielleicht noch im Hort ist, und erst am Nachmittag zu Hause ist oder die Eltern erst später Hilfestellung geben können, ist das nunmal so.
Ich bin auch in der glücklichen Lage, daß meine Tochter alles selbstständig erledigt, schon immer, aber sie hat Freunde, da klappt das nicht so nach Plan ;-)

LG

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Hallo
Also in meinem Umfeld hält sich das zum Glück in Grenzen, wobei eine Mutter auf dem letzten Elternabend (auch 4 Klasse) aus dem nichts eine Idee gebracht hat die ganz in die Richtung ging. "Wir" könnten ja eine große Lerngruppe machen und dann könnten wir versuchen es durchzubringen die Klasse geschlossen wie sie ist ans Gymnasium zu bringen so das sie weiter zusammen bleiben können #kratz
Da war selbst die Klassenlehrerin mal sprachlos #rofl

LG

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#schock

Das ist ja eine ganz fabelhafte Idee, die sicher bei jedem Gymnasium auf absolute Gegenliebe stoßen dürfte.

Auch ich als Mutter hätte da voll Lust drauf. #gruebel

Auf was für Ideen manche Leute so kommen...

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Alleine schon davon auszugehen das ja alle Kinder selbstverständlich aufs Gymnasium gehen werden fand ich interessant #gruebel
Die Mutter die es vorgeschlagen hat war auch die einzige die von dieser Idee überzeugt war #schein

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Meine Tochter ist in der 6. Klasse einer Gesamtschule und ich sehe das Pensum als ihres und nicht als unseres.
Ich frage höchtens mal nach Hausaufgaben und sage ihr, dass sie für die und die Arbeit noch lernen muss, aber sonst ist das ihr Ding.
Ich bin auch höchst zufrieden, sie hat jetzt im Zwischenzeugnis ein paar 2en und sonst nur 1sen.

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Hallo,

ich melde mich mal aus Berlin zum Sachverhalt.

Mein Sohn besucht die 5. Klasse eines Gymnasiums, d.h. er hat der Übertritt schon hinter sich, muss nun aber das Probejahr bestehen.

Auf der Grundschule hat er nicht gelernt. Er kam im Unterricht gut zurecht, schrieb gute Noten, ich wusste oft gar nicht, dass Tests oder Klassenarbeiten anstanden; diese Grundschule hielt die Eltern weitgehend raus. Nach der Schule (d.h. per se erst nach 16:00) war er frei zu tun und zu lassen, wozu er Lust hatte, er traf sich mit Freunden - alles kein Problem. Für die meisten seiner Kumpels war es ähnlich.

JETZT allerdings hat er ein deutlich höheres Lernpensum und ganz andere Anforderungen in Sachen Ordnung, Struktur, Tempo, Konzentration. Die Lehrer sagen, 2 Stunden am Nachmittag sind duchschnittlich für Vor- und Nachbereitung des Unterrichts realistisch. Gucke ich mir mein Kind so an, dann ist das deutlich an der unteren Grenze dessen, was er zu tun hätte. Stichwort Tempo und Konzentration.

Wäre mir das in dem Ausmaß klar gewesen, hätte ich mich auch bereits im letzten Schuljahr mit ihm hingesetzt und mehr kontrolliert. Weniger wegen der Noten, sondern mehr wegen der Arbeitsweise.

Ich finde unsere Fälle vergleichbar, auch wenn der Übertritt schon geschafft ist, denn mit dem nächsten Zeugnis muss er sich bewähren. Das entscheidet über seinen Verbleib an dieser Schule. Er verabredet sich so gut wie nie mit seinen Freunden; dafür haben die aber ALLE keine Zeit. Wenn es gut läuft, geht er am frühen Abend nochmal los und guckt, wen er so an den üblichen Orten trifft, aber das war's dann auch.

Viele Grüße!

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Hi,

ich war auch einigermaßen bestürzt, als die Klassenlehrerin meiner Tochter sich beim Elternabend im zweiten Halbjahr der zweiten Klasse bei uns Eltern bedankte, dass wir unsere Kinder so toll unterstützen würden, so dass sie auf einem hohen Niveau mit ihnen arbeiten kann - sonst würden sie es ja alleine gar nicht schaffen können. Hallo, zweite Klasse?

Dennoch muss ich sagen, dass ich persönlich auch viel Zeit in Hausaufgaben und Üben stecke, allerdings ist meine Tochter mit ADS-Verdacht eben auch ein Spezialfall. Mal schafft sie es ganz gut, konzentriert zu arbeiten, mal muss ich daneben sitzen und sie durch die Aufgaben treiben, damit sie von einer zur nächsten kommt. Durch die Aufmerksamkeitsschwäche hat sie leider auch oft Lücken bei dem, was im Unterricht gemacht wurde, oder hat Inhalte nicht so richtig mitbekommen und aufgenommen. Ich lasse sie dann manches noch nacharbeiten oder frage sie ab.

Ich hege noch die Hoffnung, dass es mit der zweiten Tochter übernächstes Schuljahr anders wird. Wäre toll, wenn sie selbständiger und organisierter wäre. Der Großen fehlt für die nötige Selbstorganisation oft schlicht der Überblick.

Viele Grüße
Angel08

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Hallo,

also die meisten Familien in unserem Bekanntenkreis bewegen sich im Mittelfeld zwischen "meine Kinder machen seit dem Einschulungstag alles ganz alleine" und "täglich stundenlang Drill durch die Eltern". Ich glaube, hier bei Urbia wird ziemlich stark pauschalisiert und übertrieben - mal in die eine, mal in die andere Richtung. Es hängt eben auch sehr viel vom einzelnen Kind ab, manche brauchen länger Anleitung/Unterstützung als andere, bei manchen "hängt" es nur in einem Fach...

Hier sind die Verabredungen eher durch die Hobby-Termine schwierig, wir leben in einer Großstadt und das Angebot ist riesig. Ich bin eher ländlich aufgewachsen, wir Mädels waren entweder im Turnverein, oder halt nicht - die Jungs waren im Fußball, oder halt nicht. Hier ist es jetzt so, dass A montags Klavierunterricht und mittwochs Reiten hat, B dafür dienstags Karate und donnerstags Klarinette... schon bleibt für Treffen von A und B nur noch der Freitag.

Viele Grüße
H.