Zahnspange bei Hartz 4

Hallo,

vielleicht weiß das hier jemand genau? Mir hat eine Verwandte (bezieht Hartz 4) erzählt, dass sie sich die Zahnspange für ihr Kind nicht leisten könne. Die Krankenkasse bzw das Amt (?) würde die Selbstanteilskosten zwar übernehmen, aber erst nach abgeschlossener Behandlung. Die Jahre bis dahin müsste sie das Geld aber selber vorstrecken.

Ist das wirklich so? Das ist doch bestimmt für sehr viele Hartz4-Bezieher nicht leicht zu stemmen. Ich kann das gar nicht glauben. #gruebel

Vielen Dank und viele Grüße

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Hallo,

da bin ich jetzt auch gespannt auf die Antworten. Als ich ein Kind war habe ich genau aus diesem Grund nämlich auch keine Zahnspange bekommen. Meine Mutter war alleinerziehend und konnte sich eine kieferorthopädische Behandlung nicht leisten. Meine unteren Zähne sind deshalb vorne auch ganz schön verschoben. Mit 17 wurden mir alle 4 Weisheitszähne aus Platzgründen gezogen. Sonst würde es noch schlimmer aussehen...

LG
Gabi

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Deine Bekannte sollte einen Darlehensantrag beim Jobcenter schriftlich einreichen. Alternativ schauen, ob der es direkt über den Zahnarzt die Möglichkeit der Ratenzahlung gibt.

Gruß

Manavgat

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Hallo,
ich würde erst mal den Kostenvoranschlag abwarten. Bei meiner Bekannten wird der Selbstkostenanteil immer quartalsweise genau danach abgerechnet, was eben gemacht wurde. Das höchste, was sie mal hatte, waren 40€ in einer Rechnung, es gab auch Rechnungen mit "nur" 10€. Das ist also keinesfalls eine Rechnung über mehrere hundert Euro gleich am Anfang.
Natürlich vorausgesetzt - es handelt sich um eine medizinisch notwendige Zahnspange und es ist nur das absolute "Basismodell" ohne Sonderwünsche. Das muss natürlich extra bezahlt werden und sowas erstattet auch niemand.
Tja, ich weiß nicht - wenn ich bedenke, dass man lieber sein Geld in diverse Süchte oder Hobbys steckt, als seinen Kindern ordentliche Zähne zu "gönnen" ... noch dazu, wo man dieses Geld ja zurück bekommt. Also ich kenne genügend ALG2-Empfänger, denen ihre Kinder wichtig genug waren, dass das echt kein Problem war. Ich würde hier einfach sofort anfangen und jede Woche einen festen Geldbetrag festlegen und diesen dafür sparen. Das kann ein kleiner Betrag sein, denn die Kosten sind wirklich nicht allzu hoch und in Zeiten mit einer niedrigen Rechnungssumme kann sie wieder für eine höhere Rechnung "sparen".

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Hallo!

Ich habe in meinem Patientenstamm sogar Hartz4-Bezieher, die sich noch Privatkosten leisten können. Die schlagen nochmal mit 10€ monatlich zu Buche. Machbar ist da vieles. Und wenn man mal ausrechnet, was ein mittelstarker Raucher im Monate so in die Luft pustet... (und das leisten sich ja auch viele Hartz4-Bezieher)

LG

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also im "Normalfall" (wie es bei Hartz4 ist, weiss ich nicht) zahlt die Kasse 80% der Behandlungskosten, 20% muss man vorerst selbst tragen.

Nach "erfolgreichem" Behandlungsende bekommst du eine Bescheinigung von deinem Kieferorthopäden, den du bei der Krankenkasse mit allen Rechnungen, die in der Regel quartalsmäßig ausgestellt werden, einreichst. Die Kasse zahlt dann die 20% zurück.

Das wird deshalb so gehandhabt, da es ansonsten viele Kinder/Jugendliche geben würde, die die Behandlung nicht durchziehen, vorzeitig abbrechen etc. Und um dies zu verhindern hat die Kasse das so eingeführt.

Wer einmal eine kieferorthopädische Behandlung vorzeitig abbricht hat später keinen Anspruch mehr, dass die Kasse nochmal eine Behandlung bezahlt.

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Hallo!

Dein letzter Satz stimmt so nicht ganz. Ich hab auch schon Patienten gehabt, bei denen ich eine Zweitbehandlung nach abgebrochener Erstbehandlung genehmigt bekommen hab.

LG

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ja, o.k. möglich ist das schon unter bestimmten Voraussetzunge, da gebe ich dir recht

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Hallo,

der Selbstkostenanteil muss nur Quartalsweise bezahlt werden und ist sehr gering (beim ausreichenden Basismodell). Den Selbstkostenanteil bekommt sie nach erfolgreich abgeschlossener Behandlung von der KK zurück - wie jeder Versicherte. Da hat nicht mit ALGII zu tun.

Pro Quartal 10,- bis 40,- € sollten auch einem ALGII Empfänger sein Kind wert sein. Dann lieber an Nikotin, Alkohol und Kino sparen.

Die Selbstkostenanteil, der vorgestreckt werden muss, soll dazu führen, dass die Kinder zum Tragen der Spange ermuntert (bis gezwungen) werden. Kein Spargetragen - Geld weg. Wäre unfair, wenn ALGII Empfänger da besser gestellt würden.

Hat sie denn schon einen Kostenvoranschlag und dem Kieferorthopäden ihre finanzielle Situation mitgeteilt? Normalerweise wird da eine einvernehmliche Lösung gefunden.

Liebe Grüße Andrea

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10,- bis 40,- Euro das klappt aber nicht jedes Quartal

Die Rechnung kann auch schonmal 3-stellig sein, wenn zum Beispiel eine feste Zahnspange gemacht wird und ich rede hier auch nur vom Basismodell

Der Kieferorthopäde erstellt einen Kostenvoranschlag mit den gesamten Kosten für die komplette Behandlung die sich z.Bsp. über 3-4 Jahre hinzieht.

Beläuft sich dieser auf 4.000,- Euro wären das durchschnittlich 50,- Euro im Quartal Selbstkostenanteil. Da kann mal ein Quartal mit 10,- Euro dabei sein aber auch mit 160,- Euro.

Ich weiß es, da 25 Jahre kieferorthopädische Abrechnung gemacht.

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Hallo,

dann antworte doch besser der TE - diese braucht die Informationen. :-D

Ich kenne es von einer guten Bekannten, die einen Ratenvertrag mit dem Kieferorthopäden (der Abrechnungsstelle) geschlossen hat. Jedes Quartal den gleichen Betrag (50€) und da handelt es sich nicht um das Basismodell).

Bei unseren Kindern sind die Beträge auch wechselnd. Aber auch wir haben nicht das Basismodell (dafür arbeiten wir auch regelmäßig).

Liebe Grüße Andrea

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Also, erstmal vielen Dank für eure Antworten. Hat meine Frage absolut geklärt.

Was mich jetzt aber verblüfft, ist, dass hier etwa der Hälfte der Antwortenden davon ausgehen, 10-40 € wären auch für Hartz 4 -Empfänger locker drin, wenn sie nur weniger rauchen und trinken würden.

Das mag in vielen Fällen sicher so sein, ich bin keine Sozialromantikerin. Aber wenn der Sachbearbeiter, bei dem man seinen Darlehens-Antrag stellen muss, auch so eine Pauschaleinstellung hat, hilft das wohl auch nicht weiter.

Bisher war mein Eindruck, dass gerade die "Armen", egal ob Hartz 4 oder nicht, die ihren Kindern trotzdem eine normale Teilhabe am sozialen Leben ermöglichen wollen, es besonders schwer haben.

Also meine Verwandte raucht und trinkt jedenfalls überhaupt nicht. Wie ihre finanziellen Verhältnisse im Detail aussen, weiß ich natürlich nicht, es geht mich ja auch nichts an.

Vielen Dank nochmal

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Es gibt nicht nur eine ALG2-Bezieherfamilie, die sich die Spange leisten kann. Also muss es wohl möglich sein. Und ja, 10-40€ im Quartal sollten wohl drin sein. Das sind im Höchstfall keine 14€ pro Monat. Wenn deine Verwandte also ganze 3€ pro Woche spart, dann ist sie auf der absolut sichern Seite. Lässt sich ganz einfach machen...nach dem Samstagseinkauf immer 3€ in die Spardose legen für den "Einkauf" der Spange. Das fällt im Geldbeutel nicht auf.

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Ich denke, eine Diskussion darüber führt zu nichts, weil Pauschalaussagen nicht weiterhelfen. Vielleicht sind letzten Monat Waschmaschine und Herd kaputt gegangen und müssen auch abbezahlt werden,...

Bei einigen greifen dann auch mal bei neuen Schuhen die Großeltern regelmäßig unter die Arme,..

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Ich finde es furchtbar, dass alle Hartz 4 Empfänger sofort als Alkoholiker und Kettenraucher dargestellt werden. Aber nun zum eigentlichen Thema:
Meine Mutter bekommt z.B. Grundsicherung zur Rente (nennt sich schöner, ist aber im Prinzip Harz IV). Dadurch hat sie die Befreiung von der Krankenkasse für Medikamten etc. Allerdings bekommt sie gelegentlich auch Rechnungen vom Zahnarzt (wenn sie z.B. etwas an ihrer Protese repariert bekommt). Diese Rechnungen legt sie dann der KK vor und sie bekommt den Betrag erstattet. Ich denke, das würde vielleicht bei einer Zahnspange ähnlich laufen.

Der Ansprechpartner für die Mutter des Patienten dürfte demnach erstmal die Krankenkasse sein und nicht das Jobcenter.

LG
Martina75

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<<<Ich denke, das würde vielleicht bei einer Zahnspange ähnlich laufen.>>>

nein, leider ist das nicht so

Reparaturen bei Zahnersatz ist nicht vergleichbar mit einer Zahnspange

Sie muss diese 20% vorstrecken (sie bekommt es nach der Spangenbehandlung ja wieder auf Heller und Pfennig zurück).

Inwieweit das Arbeitsamt da unterstützen kann mit Darlehen, weiß ich nicht. Auf jeden Fal
sollte der Kieferorthopäde Ratenzahlung akzeptieren - sollte heute auf jedenfall möglich sein.

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<<<Der Ansprechpartner für die Mutter des Patienten dürfte demnach erstmal die Krankenkasse sein und nicht das Jobcenter>>>

das ist leider auch nicht richtig

Denn die quartalsmäßigen Zahlungen werden ja an den Kieferorthopäden gezahlt, der stellt auch die Rechnung.

Die KK rechnet mit dem Kieferorthopäden ab und nicht mit dem Patienten, daher wird die KK da auch nichts "regeln" können.

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Hallo,

wir haben gerade ein ähnliches Thema bei uns daheim nur dass es gerade zwei Kids betrifft. Uns wurde wie auch Dir hier ein theoretischer monatlicher Betrag genannt der kommen kann, aber nicht muss.

Eine Sachbearbeiterin der KK bestätigte mir die Aussage und gab mir einen kleinen Tipp den ich Dir auch mitgeben möchte. Kiefernorthopäden möchten wie auch die meisten Ärzte Geld verdienen. Als Patient ist das natürlich bei einer Spange schwerer nachvollziehbar als bei einer Füllung. Normalerweise werden die Grundkosten mit der "einfachsten Ausstattung" abgedeckt und die genannte Summe stimmt. Aber: es gibt immer schönere Dinge die auch Kids nett finden und eine Vielzahl an Untersuchungen die zwar schön aber nicht unbedingt notwendig sind. Da sollte Frau abwägen und sich nicht dazu überreden lassen.

Im Falle Deiner Freundin würde ich wahrscheinlich jeden Tag einen kleinen Betrag zurücklegen - auf die Menge der Tage im Monat ergibt das auch eine Summe.

VG Geli

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Hallo,
meine Tochter (8) hat eine lose Zahnspangen und ich mußte gar nichts bezahlen.

Liebe Grüße
Ashaka

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dann handelt es sich um eine "Frühbehandlung" diese wird von der KK bezahlt

nicht zu verwechseln mit einer kieferorthopädischen Behandlung von der hier die Rede ist

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Frühbehandlung ist nicht richtig, da fällt auch ein Eigenanteil an.
Die Tochter wird einen Lückenhalter tragen. Der ist im Grunde nichts anderes als eine lockere Zahnspange, allerdings ohne aktive Elemente. Und hier fällt tatsächlich kein Eigenanteil an.

LG

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