Schule und Probleme mit Sprachverständnis und logischem Denken

Hallo,

ich weiß gar nicht so recht, wo ich anfangen und wie ich die Frage formulieren soll. Meine Tochter (10) tut sich beim Thema Schule etwas schwer. Nicht erst, seitdem sie jetzt auf der Realschule ist, sondern schon in der Grundschule. Wir haben in der 4. Klasse einen Begabungstest machen lassen, nachdem Konzentrationsschwierigkeiten durch ADS ausgeschlossen wurden. Bei diesem Test kam raus, dass meine Tochter Probleme mit dem Sprachverständnis hat und mit dem logischen Denken und es wurde ein Hauptschulgang ab der 5. Klasse empfohlen (trotz Notendurchschnitt 2,5 im Halbjahreszeugnis #kratz). Ein zusätzlich durchgeführter Test bei der Pädaudiologie war negativ. Sie hat fast alle Tests gut bestanden und laut Ärztin liegt somit keine auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung vor.

Im Alltag merkt man vom Sprachverständnisproblem und dem mangelnden logischen Denken schon einiges. Vor allem vor Hausaufgaben sitzt sie oft stundenlang und kann die Aufgabe trotz Hilfe nicht umsetzen. Genauso ist es in Tests. In diesen wird ja das gelernte Wissen abgefragt und durch Übungen kontrolliert, ob es verstanden und umgesetzt werden kann. Ich kann mit ihr vor Tests üben, aber die Noten werden nie besser als eine 3, womit ich mittlerweile schon ganz zufrieden bin. Oftmals sagt sie mir aber auch nicht, dass ein Test ansteht, weil sie von sich aus gar keine Lust hat zu lernen. Falls mir mal ein Test entgeht, kommt sie dann auch mit einer 3-4 nach Hause ohne gelernt zu haben. Oder sie stellt sich einfach stur beim Lernen und arbeitet gar nicht mit.

Ich tue mich schwer damit meiner Tochter das Wissen stundenlang "einzutrichtern", da die Noten erstens sowieso nicht deutlich besser werden dadurch, zweitens es oft eher ein Machtkampf ist (weil sie selber das Gefühl hat, ich verstehe den Stoff und sie nicht und das demotiviert sie) und drittens ich auch nicht die Geduld habe zum stundenlang lernen. Ich selber kenne das gar nicht von mir. Mit mir hat früher niemand gelernt. Ich war da schon als Kind recht selbstständig zur Freude meiner Eltern #schein

Aber kann man so jemanden, der beim Thema Lernen innerlich (bewusst oder unbewusst) abblockt, überhaupt helfen? Macht es Sinn, eine Nachhilfe zu organisieren? Ich komme mir momentan ziemlich hilflos vor. Eigentlich ist meine Tochter ein hilfsbereiter, freundlicher Mensch mit halt anderen Interessen als Schule. Sie kann super mit ihren kleineren Geschwistern und mit Tieren umgehen. Ich weiß, dass ich mich in vielerlei Hinsicht auf sie verlassen kann. Nur das zählt in der Schule ja nicht.

Nächste Woche habe ich ein Elterngespräch mit der Klassenlehrerin und denke, dass da auch das Thema Lernen angesprochen wird. Genauso wie die doch des öfteren mal vergessenen Hausaufgaben, weil sie diese nicht aufschreibt.

LG

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Hallo,

Hast du schon einmal den Gedanken zugelassen, dass deine Tochter eine allgemeine Lernschwäche haben könnte und im Sinne einer Förderschülerin im Bereich Lernhilfe beschult werden könnte?

Das geht im Rahmen der Inklusion auf jeden Fall ohne Schulwechsel. Ich würde auf jeden Fall dringend Beratung in dieser Richtung suchen (es müsste Förderschullehrer an dr Schule geben, die die Beratung übernehmen).

Von außen ist es schwer zu sagen, was euch helfen könnte, ohne die Gesamtsituation und dein Kind zu kennen.

LG Joeri (Lehrerin Förderschule)

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Ja sag mal: Die Realschulen sind zumindest hier zu Restschulen geworden, aber eine Realschülerinnen, die mit Vorbereitung Dreier und ohne Vorbereitung Vierer schreibt ist schwerlich lernbehindert.

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Hallo,

Diese grobe Einschätzung habe ich aufgrund der o.g. Ergebnisse der Tests getätigt.

Man kann auch mit ner Lernschwäche und entsprechend viel Fleiß auf ner Realschule bestehen ;)

Aber Leidensdruck für Familie&Kind scheinen gegeben zu sein, dem Post Nach zu urteilen. Darum der Ratschlag mal die Beratung der Förderschullehrer in Anspruch zu nehmen.

LG

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Also:
Deine Tochter geht trotz der nachgewiesener Lernschwierigkeiten auf eine Realschule, schafft es ohne Lernen auf eine 3 - 4 und wenn Du mit ihr paukst auf eine 3, allerdings unter nicht unwesentlichem zeitlichen und emotionalen Aufwand?

Hast Du mal versucht, die Wurzel des Übels anzupacken, also am Sprachverständnis und am logische Denken? Es gibt Lerntherapien, die genau an diesem Problem ansetzen und nicht an der nächsten Mathearbeit. Wissen einzutrichtern löst das Problem imho nicht.
Da ist die Frage in der Arbeit ein wenig anders gestellt und Töchterchen fällt auf die Nase - obwohl sie es eigentlich weiss. Ich kann mir lebhaft vorstellen, das das furchtbar frustrierend ist und sie deswegen anfängt 'dichtzumachen'.

Grüsse
BiDi

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Hallo,
genau das, was du schreibst, ist es vermutlich auch. Sie weiß es, aber sobald es anders formuliert ist als in der Schule, fällt ihr die Antwort nicht ein. Genau wie bei Beispielaufgaben in Tests.

Ich habe mich gestern Abend ewig noch durchs Internet gegoogelt und bin tatsächlich am Punkt "Lernbehinderung" hängen geblieben. Das werde ich beim Elterngespräch ansprechen, weil das auch der Grund für andere Sachen sein könnte (Schulangst - sie hat seit einigen Monaten oft Bauchschmerzen und nachdem fast alles Organische ohne Befund abgeklärt wurde, tendiere ich in diese Richtung). Das würde zu einer Lernbehinderung auch passen und auch zu der Tatsache, dass die Bauchschmerzen nicht erst nach dem Wechsel zur weiterführenden Schule entstanden sind, sondern bereits ab dem 2. Halbjahr der 4. Klasse, wo die Noten dann auch etwas schlechter wurden als die Schuljahre davor. Ich hatte in der 4. Klasse gedacht, das liegt an ihrer schnellen körperlichen Entwicklung. Sie ist im Vergleich zu Gleichaltrigen sehr viel weiter mit Oberweite, Behaarung und ihre Tage hat sie auch vor Kurzem bekommen. Vielleicht hängt auch eins mit dem anderen zusammen (Schule, körperliche Entwicklung, Bauchschmerzen).

Auf jeden Fall weiß ich jetzt, in welche Richtung ich noch prüfen / beobachten kann. Daher hat mir mein Posting schon etwas gebracht. Weil bei Kinderarzt & Co. bin ich irgendwie nicht weiter gekommen.

LG

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Eine Lernbehinderung bedeutet, dass der gemessene IQ unter 80 liegt. Das kann man feststellen. Selbst wenn es einen entsprechenden Test gibt - lass sie noch einmal testen. Bei vielen Kindern ist das Ergebnis wenig aussagekräftig, Kinder mit Konzentrationsproblemen können sehr unterschiedlich abschneiden. Ein einziger schlechter Test kann auch ein Ausrutscher sein. (Bei meinem Sohn gab es Ergebnisse zwischen 90 und 135.)

Bauchschmerzen können alle möglichen Gründe haben - nicht alle sind psychosomatisch und nicht alle psychosomatischen Gründe habe mit der Schule zu tun. Sagt sie denn, dass sie Angst vor der Schule hat? Wenn nicht - vergiss das erst einmal und stell sie einem Kinder- und Jugendpsychiater vor, der mit Psychologen kooperiert. Wenn sie wirklich lernbehindert ist, kann man das feststellen. Dann kann man sie immerhin ihren Fähigkeiten gemäß fördern. Wenn nicht findet man vielleicht etwas, was man behandeln kann oder was ihr einen Nachteilsausgleich einbringt.

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In welchem Bundesland wohnt ihr?
Danach geht es, welche Hilfen und Überprüfungsmöglichkeiten es innerhalb der Schule gibt.

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Wir wohnen in Baden-Württemberg. Hast du Ideen bezüglich einer Förderung?

LG

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Nein, leider nicht. Im Schulsystem von B-W kenne ich mich gar nicht aus. Zu Niedersachsen hätte ich einiges sagen können.

Wenn es bei euch Förderschullehrer gibt (oder Förderschulen) dann frag bei denen mal nach. Die haben in der Regel einen sehr guten Überblick über mögliche Hilfen, Testungen, Förderprogramme.

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Mein Bruder ist Legastheniker und hat ne LRS dazu.
Er hatte massive Probleme vorallem in Deutsch meine Mama machte sich krumm und buckelige usw. Baute dadurch Leistungsdruck auf und mein Bruder blockierte immer mehr.
Im Grunde genau das was du gerade auch tust.
Erst nachdem die Diagnosen standen und der Arzt meiner Mutter klar machte das noch so viel lernen nicht all zu viel hilft sondern ihn noch mehr blockiert und sie es einfach annehmen soll wurde es besser.
In der Schule wurden die Diagnosen bekannt gegeben so das die Diktate nicht mehr gewertet wurden (es kamen nur 6er) und bei den Aufsätzen nicht die Rechtschreibung sondern nur der Inhalt usw bewertet wurden.

Ab da wo der Lerndruck weg war ging mein Bruder wieder gerne in die Schule und heut hat er nach Hauptschule, Lehre, Zivi, Fachhochschulreife, dann seinen Bachelor und dann noch den Master gemacht.
Er ist der einzigste seiner damaligen Hauptschulklasse der noch studierte und das obwohl die Vorraussetzungen zu Anfangs echt nicht die besten waren.

Nimm den Druck raus lass auf LRS und Legasthenie testen und nehm deine Tochter so an wie sie ist. Denn auch ohne zusätzliches lernen scheint sie doch noch vernüftige Noten zu bringen. Finde es eh quatsch das man dauernd liest alles was schlechter als ne 2,5 ist sei schlecht und Kind müsse getrietzt werden

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Hallo,

Ich verstehe, dass deine Tochter dicht macht. Deutlich besser wird sie durch das Lernen auch nicht.

Aus welchem Bundesland kommt ihr denn? Wie setzten sich die Noten denn für den 2,5 Durchschnitt zusammen? Welche Noten waren es in Deutsch, Mathe, Englisch? Und wie hat sie in der Grundschule gelernt? Wie kam sie auf die Realschule? Zählt der Elternwille oder entscheidet der Notendurchschnitt?

Sucht doch mal das Gespraech mit dem Beratungslehrer. In Bayern wäre es vielleicht eine Option, an die Mittelschule zu wechseln. Dort wird das Lerntempo gegenüber der Realschule deutlich gedrosselt und es bleibt mehr Zeit zum Durchdringen des Lernstoffs. Zudem besteht die Möglichkeit, dort ueber die M-Klasse den mittleren Abschluss zu machen oder nach dem Quali das Modell 9 plus 2 zu besuchen. An der Mittelschule wird zudem ein x-Faches mehr an Berufsvorbereitung gemacht, was der scheinbar eher praktischen Veranlagung deiner Tochter Entgegenkommen könnte.

LG
Delfinchen

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Hallo!
Unser großer Sohn hatte eine starke Sprachentwicklungsstörung, die er durch viel Therapie gut bewältigen konnte.
Seit einem Jahr geht er - nach mehrjähriger Therapie Pause - zur Lerntherapie bei einer Logopädin.
Sie macht viele Übungen für logisches Denken, verbesserte "Verknüpfung" der Hirnhälften usw., aber auch konkrete Vorbereitung auf Deutsch- und Mathe arbeiten. Es ist aber in dem Sinne keine Nachhilfe weil schulische Inhalte mit Bewegung verbunden werden und mit ihm erarbeitet wird, wie er am effektuvsten lernen kann usw. Er würde auch ohne die Therapie in der Schule zurecht kommen, aber so fällt es ihm zunehmend leichter und seine Prüfungsangst lässt nach.
Vielleicht ist eine Lerntherapie auch eine Möglichkeit für deine Tochter.
LG Silvia

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Hallo,
ich weiß nicht. Es gibt ja nicht nur ADS und AVWS, welches solche Probleme verursachen könnte. Ich will jetzt nicht irgendwelche theoretischen Diagnosen in den Raum werfen. Aber ich würde in dieser Situation mein Kind dringend bei einem SPZ vorstellen. Die sollen mal eine umfassende Diagnostik machen. Die Symptome sind schon irgendwo eigenartig. Ich hätte da eigentlich Angst, dass hier mehr dahinter steckt, als es im ersten Moment den Anschein hat.
Bezüglich der weiteren Beschulung...nun, hier würde ich mir die Empfehlungen der Lehrer anhören. Inklusion ist gut und schön, funktioniert aber nur, wenn der komplette Lehrkörper der Schule das auch will. Klar ist es dein Recht nach der UN-Konvention, aber das gegen den Willen der Schule durchzusetzen geht prinzipiell und zu 100% schief - auf dem Rücken deines Kindes. Denkbar wäre eine I-Kraft, wobei deine Tochter keine echte Diagnose hat und da die Begründung echt schwer fällt gegenüber den Ämtern - die verschenken das nicht (daher unbedingt die Diagnostik im SPZ durchführen lassen) und denkbar wäre auch die Feststellung eines sonderpädagogischen Förderbedarfs - ob die Richtung Lernen so optimal ist, weiß ich nicht. Vielleicht wäre körperliche Entwicklung besser. Aber hier kommt es eben auch auf die Diagnose an. Ob nun Förderschule oder bisherige Schule...nun, schau dir die Schulen doch mal an!

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Ach ja,ich gehe eigentlich davon aus, dass dein Kind schon seit Jahren beim Logopäden in Behandlung ist. Das Problem ist ja bekannt. Aber vielleicht wäre eine Intensivlogopädie mal angebracht. Das bieten einige Krankenhäuser im Rahmen eines stationären Aufenthaltes an oder Baiersbronn Gabriele Iven. Mein Ältester war damals für 4 Wochen in Frankfurt im KH. Täglich Logopädie und die praktische Anwendung dann in der Kleingruppe unter der Aufsicht von 2 Pädagogen war natürlich ein wahnsinniger Entwicklungsschub. Baiersbronn hat ein anderes Konzept. Der Aufenthalt dort ist kürzer.

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Hallo,

vermutlich mache ich mir jetzt keine Freunde aber ich bin der Ansicht, dass Lehrer durchaus erkennen können, ob ein Kind ein Realschul- oder aber Hauptschulkind ist. Nach der Hauptschule mit entsprechendem Schnitt ist es doch möglich, den Realschulabschluß zu erhalten. Jetzt ist sie auf der Realschule und ganz ehrlich, eine 3 ist eine durschnittliche Note da kannst Du doch noch froh sein, bei einer Hauptschulempfehlung. Es sind doch auch Schüler in der Realschule die einen viel besseren Schnitt als Deine Tochter hatten zum Teil vielleicht eine Gymnasialempfehlung.Ich glaube ich hätte nach einer Gesamtschule Ausschau gehalten da ja dort alle Möglichkeiten gegeben sind und lernschwache Kinder gefördert werden so ist das auf der hiesigen Gesamtschule. Langsam bin ich damit meine ich Dich nicht persönlich genervt von diesem es zählt nur Gymnasium und in Ausnahmefällen Realschule.....es gibt doch auch Kinder die daran zerbrechen können und haben alle hier im Forum tatsächlich nur den super Abschluß ? Glaube ich nicht, auch wenn es als behaupten im Netz kann man viel erzählen....

LG

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sorry, war etwas schnell beim Tippen - dadurch verworrene Sätze.

Gruß

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Vorweg: Ich gehe mal davon aus, dass das Niveau der Realschule zwischen Hauptschule und Gymnasium ist. Hier haben die Gesamtschulen diese Funktion, während die Realschulen die Kinder nehmen müssen, die alle anderen Schulen ablehnen.

Wenn Eltern versuchen ein weit unterdurchschnittlich begabtes Kind durch's Gymnasium zu prügeln bin ich deiner Meinung. Wenn es um Teilleistungsstörungen bei ansonsten begabten Kindern geht sieht die Sache schon anders aus. Ich finde es sehr gut, dass die Kinder heute Nachteilsausgleiche bekommen und nicht mehr - vor noch vor 20 Jahren - auf die am wenigsten anspruchsvolle Schulart abgeschoben werden.

Gesamtschulen haben andere Vor- und Nachteile. Sie brauchen eine eigene Oberstufe, weil die 2. Fremdsprache vielen Schülern fehlt. Dadurch müssen sie aber auch sehr groß sein. Außerdem können Gymnasiasten in der Klasse ein weniger leistungsfähiges Kind zwar mitziehen, aber auch entmutigen.

Ein Kind, das Dreier heimbringt und einigermaßen bereit ist dafür auch zu lernen gehört nicht auf die am wenigsten anspruchsvolle Schulart und es ist schon gar nicht lernbehindert.

Ein Haupt - bzw. hier Realschüler kann zwar weitermachen, aber dazu muss er die Defizite, die ihn in diese Schulart gebracht haben erst einmal aufarbeiten. Dann muss er in einer sehr unruhigen Klasse mit vielen verhaltensauffälligen Kindern zurechtkommen, weil Kinder die stören oder Probleme im Sozialverhalten haben von anderen Schulen abgelehnt werden. Dann muss er auch noch nachlernen, was sie Schüler anderer Schularten zusätzlich gelernt haben. Das ist eine Menge NaWi und Mathe, dazu die zweite Fremdsprache und jede Menge Englisch.

Es gibt ein paar Kinder, die das schaffen - aber es sind Ausnahmen. In der Regel ist der Schulabschluss schon festgelegt, wenn man sich für die niedrigste Schulart entscheidet.

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Hi,

Wart ihr bei einem SPZ? Welche Tests wurden denn alle gemacht? Ist der IQ im Normbereich? Wie wurde deiner Tochter bislang geholfen? (Logo, Ergo. ..)

Viele Grüße

Julia