Integrative Gymnasien

Ich schiebe jetzt einfach mal das Thema nach.

Mein Drittklässler besucht eine Schule für Körperbehinderte, er hat ADHS und Asperger.

Jetzt bekommt er zum ersten Mal Noten - und bringt nur 1er und 2er heim. Ich bin natürlich seeeeehr stolz - und fange an mich mit Plan B zu beschäftigen. Plan A wäre K-Schule bis zur 9. Klasse, danach Internat für Körperbehinderte mit der Option alle Schulabschlüsse zu erreichen oder eine Berufsausbildung zu machen.

Plan B wäre ein Regelgymnasium mit einem Schulbegleiter. Bei der Einschulung haben wir uns gegen die Regelschule entschieden. Der junge Mann war sehr empört, als Mama mal laut nachgedacht hat. Er will in seiner Schule bleiben - aber das kann sich noch ändern.

Ich weiß von zwei Schülern, die mit diesen Störungen so beschult worden sind. Beide sind gescheitert. Allerdings scheitern auch viele Schüler auf Gesamtschulen. Die Kinder lernen eben doch anders als die meisten anderen.

Hat von euch jemand gute Erfahrungen damit gemacht und hat Lust darüber zu berichten? Das wäre super.

1

Das Gymnasium in der Nachbarstadt ist ein integratives Gymnasium, jetzt kenne ich nur "normale" Kinder, die hingehen, aber die erzählen durchweg positiv von ihren Klassenkameraden. Scheitern ? Klar, die Leistungen müssen erbracht werden, aber das drumrum ist passend, gerade für KB-Kinder und so werden es an dieser Schule immer mehr...

2

Hallo,
also mit den Diagnosen ist er ja eher E/So als KB. Mit KB in einem Gym wird man eher scheitern. E/So kann klappen. Kommt auf die Inklusionswilligkeit der Schule an.
Aber ganz ehrlich, wenn er das schon in der Grundschule nicht wollte und lieber die Behaglichkeit und das geschützte Umfeld der KB hat, wird er mit den Diagnosen auf dem Gym ohne Vorbereitung scheitern.
Ich kann es dir nur "eine Nummer niedriger"'erzählen, denn mein Ältester ist auch gerade in der 3. Er war in der Vorklasse der Sprachheil - extra Gebäude nur 2 Klassen insgesamt mit jeweils 6 Kindern. Für Autismus also super geeignet. Da brauchte er nicht einmal eine I-Kraft. Er hat die Schule dann gewechselt und ist nun seit der 1. Klasse in einer Regelschule inklusiv. Die ist 4-zügig, in seiner Klasse sind 25 Kinder, davon 3 I-Kinder. 300 Kinder in einer Schule - das ist schon ein Unterschied. Wir hatten damals Angst, ob er den Sprung schafft. Er hat ihn geschafft, mit Hilfsmitteln (Lärmschutzkopfhörern, PC), I-Kraft, Nachteilsausgleichen und Förderbedarf. Aber selbst so brauchte er einige Wochen um damit klar zu kommen - und das nach jeden Ferien. Und da ist diese Schule wirklich optimal eingerichtet und ausgestattet.
Auf einem reinen Gym werden bei uns behinderte Kinder nicht angenommen. Allerdings haben wir im gesamten Schullandkreis auch nur 3 Gymnasien. Eine Option wäre daher nur noch eine Gesamtschule. Und das würde ich ohne vorherigen Besuch einer inklusiven Grundschule nicht versuchen. Bei uns haben diese Schulen so um die 1200 Schüler. Das ist vor allem eines: sehr, sehr laut. Wenn das Kind da nicht schon seine Möglichkeiten kennt und weiß, was es wann machen kann, ist es da verloren.

4

Huhu,

was bedeutet den E/So und KB?

KB denke ich körperbehindert.

Mein Sohn hat auch ADHS und Asperger und geht seit September auf ein Gymnasium.
Dort sind auch körperbehinderte Schüler. Allerdings gibts auch eine Oberschulklasse pro Jahrgang. Ich kann jetzt nicht 100%tig sagen ob die körperbehinderten Schüler wirklich Gymnasiasten sind. Es ist eine private, chistliche Schule.
Aber eigentlich sagt die Körperbehinderung ja nichts über das Wissen aus, oder?

Eine Freundin von mir ist auch Schulbegleiterin an dieser Schule.
Sie begleitet ein gehbehindertes Kind, dieses ist in der Oberschulklasse.

Meinem Sohn gehts dort bisher sehr gut.
Es ist als hätte er nur darauf gewartet.
Ich glaube er war auf der Grundschule massiv unterfordert.
Er ist ziemlich begabt (aber - per Definition - nicht hochbegabt).

LG
Salo

LG
Salo

9

Ein integratives Gym kann ein Asperger schaffen. Das ist gar keine Frage. Schon einige Asperger haben das wirklich eindrucksvoll bewiesen. Von meiner Freundin der Sohn ist Aspie und wählt dieses Jahr seine Kurse für die Oberstufe. Schon über eine 2 ärgert er sich, eine 3 hatte er glaube ich noch nie. Allerdings ist er seit seiner Grundschulzeit schon in Regelschulen gegangen. Seine Eltern haben ihn immer wieder mit der Realität konfrontiert. Er MUSSTE an vielen Vereinstätigkeiten teilnehmen und heute ist er seinen Eltern dankbar dafür. Er hat einige Hobbies und viele Freunde.
Das Problem, welches ich bei dem Kind der TE sehe ist der Übergang von dem geschützten Umfeld der bisherigen Förderschule in eine riesige, lärmende weiterführende Regelschule. Das Kind der TE hat neurotypische Kinder in einer Regelschule nie kennengelernt. Ich kenne die KB-Schule der TE nicht, aber bei uns ist diese 2-zügig mit je 12 Kindern. Die Weiterführenden Regelschulen sind 8-zügig mit 30 Kindern. Ohne den "Zwischenschritt" der Regelgrundschule, die bei uns 4-zügig mit 25 Kindern ist, sehe ich da echt keine Möglichkeit.

E/So ist Emotional Sozial - ein Förderbedarf
KB ist Körperbehinderung, der Förderbedarf dazu lautet bei uns KME (Körperliche und Motorische Entwicklung)

weitere Kommentare laden
3

ganz ehrlich das wäre nicht ohne denn auf einem gym sind rund 1200 Schüler und das sind schon für normale Schüler schwer anzukommen

meine hat den sprung bis jetzt gut verkraftet

ist aber eine normale sehr gute Schülerin schon immer gewesen

auch sehr leistungswillig

aber sie hat am anfang schon sehr gekämpft vor allem mit der Lautstärke und dem durcheinander

denn die Schüler wechseln sehr regelmäßig die zimmer und Gebäude

und sich da erst mal zurecht zu finden ist nicht ohne

dazu kommt der regelmäßige leitungsabfragen wo man sich immer vorbereiten muß ob nun ex oder abfragen Klausuren usw

5

In die Klasse meines Grossen geht ein Asperger - Autist, allerdings ohne Schulbegleitung. Es ist wohl nicht ganz einfach. Länger als bis zur 4. Stunde ist er eigentlich nie da - dann wird es ihm zuviel und er geht nach Hause. Mein Sohn erzählt, dass der Junge, obwohl er ziemlich schlau sei, fast nur 5er und 6er schriebe und sich auch am Unterricht fast gar nicht beteiligen würde.

Gymnasium ist schon für Normalo-Kinder nicht ganz einfach. Die Messlatte für Eigenverantwortung, Selbstorganisation liegt halt schon was höher. Es wird erwartet, das die Kurzen kontinuierlich und konzentriert mitarbeiten und ihr Wissen auf Knopfdruck abrufen können.

Ich find's halt jammerschade, wenn Kindern, die intellektuell durchaus mithalten könnten, als schulische Rückmeldung ständig ein 'hat wieder nicht gereicht' abbekommen, weil ihre Art des Lernens und Wissens nicht zum Konzept der Schule passt.

Nichtsdestotrotz kann es natürlich sein, das Dein Sohn auch auf einem Gymnasium gut klarkommen würde. Ich würde da einfach auch auf die Ratschläge der Lehrer der jetzigen Schule hören. Normalerweise können die schon beurteilen, ob ein Kind (nach derzeitigem Stand) auf einer bestimmten Schule mithalten kann oder untergehen wird.

Grüsse
BiDi

6

Hallo,
Nicht böse sein aber du solltest aufhören laut nachzudenken. Bis zum Schulwechsel ist es noch lange hin, in dieser Zeit kann sich ein Kind noch sehr unterschiedlich entwickeln. Jetzt schon von der weiterführenden Schule zu sprechen erzeugt unnötigen Stress.
Ich kenne das von meiner Kindheit. Ohne das sie es wirklich angesprochen haben, wusste ich, dass die einzige Option die meine Eltern Glücklich macht, das Gymnasium ist.
Aus dieser Erfahrung heraus mache ich mir bisher weniger Gedanken, wie es mit meinem 4. Klässler weitergehen soll.
Der hat übrigens in der 4. noch mal richtig Gas gegeben. Ich denke dass er jetzt SEIN Ziel vor Augen hat.

Ich weiss nicht, ob bei Kindern mit adhs etc. eine längerfristige Planung notwendig ist. Aber auch dann würde ich das Kind noch nicht mit einbeziehen, bzw mich gedanklich auf eine Option festlegen.

Lg luci

7

HI,

wir haben an unserer Schule (Regelschule, Realsschule, Bayern) mehrere Kinder mit ADHS/Asperger und Schulbegleitung. Das funktioniert in der Regel sehr gut und auch die "normalen" Kinder profitieren von der Inklusion. Ab der 8. konnten die Kinder dann den Schulalltag auch gut allein bewerkstelligen ...
UNser Ältester geht in ein Regelgymnasium mit Schulbegleitung aufgrund einer körperlichen Einschränkung und ihn nervt seine Schulbegleitung so sehr (aber er ist auch fast 13), dass wir überlegen, ihn Schule wechseln zu lassen.

Wenn dein Kind ein guter Schüler ist (und das sind viele Asperger-Kinder) - glaubst du nicht, dass er auch entsprechend gefordert und gefördert werden sollte? Der Anfang in der 5. war für die Kinder schwer, zugegeben auch für uns Lehrer :-) weil jede Änderung des normalen Plans zu Ausrastern geführt hat (Stundenplanänderung, unangekündigte Arbeiten etc pp) - jetzt geht es gut.

LG

8

Hallo,

ich möchte Dir mal aus der Nachbarklasse meiner Tochter, Gymnasium, jetzt 6. Klasse berichten. In diese geht ein Junge mit Asperger und ADHS. Der Junge hat einen Schulbegleiter an der Seite und ist auch ganz gut in der Schule. Das zur Vorinformation.
Der Junge stört permanent den Unterricht, er kann nichts dafür, aber die Schüler können momentan nicht mehr richtig lernen. Sie sind wütend auf den Jungen, der nichts dafür kann, daß er von seinen Eltern in diese Schule gesteckt wurde. Er tickt oft aus, wenn er sich bedroht fühlt, grundlos natürlich. Er schlägt auch oft gleich zu, im Affekt, wie gesagt, ich betone immer wieder, er kann nichts dafür.

Muss ich das meinem Kind antun, was es eh schon schwer genug hat? Ich frage mich oft, ob das Kind in einer Schule mit "Gleichgesinnten" nicht besser aufgehoben wäre. Das wurde den Eltern auch so gesagt, doch sie bestehen darauf, daß er auf dieser Schule bleibt.

Eine andere Geschichte. Der Sohn meiner Freundin hat Asperger. Er hat vor einem Jahr den Realschulabschluss 10. Klasse gemacht. Auch er war gut in der Schule. Die Eltern wollten immer das Beste für ihn, somit kam er ab Klasse 5 in eine Privatschule, wenig Kinder in der Klasse und die Hoffnung, bzw. Abmachung, daß man sich hier gut im ihn kümmern kann. Eines Tages kam er immer und immer wieder mit blauen Flecken nach Hause. Es stellte sich später heraus, daß er von den Schülern IM Unterricht permanent gekniffen wurde, richtig schlimm gekniffen. Er hat kein ausgeprägtes Schmerzempfinden und ist nicht emotional. Dennoch wurde er richtig gequält :-( Er musste die Schule durchziehen und als es jetzt an die Ausbildung ging wurde die Lage ernst. Natürlich bekam er keine Ausbildungsstelle und ist jetzt in einem Vorbereitunkurs auf einem Internat mit Gleichgesinnten, lernt selbstständig zu werden und wird nächstes Jahr wieder vor der Frage stehen, wie geht es weiter. Der normale Berufsweg wird es nicht werden.
Jeder möchte das beste für sein Kind und keiner weiß, ob das alles richtig ist, was man so plant und umsetzt.

LG

10

Danke für eure Antworten.

@ Kati - Gymnasien sind hier faktisch die Regelschulen, zumindest in der Orientierungsstufe. "Elias" hat einen K-Bedarf, weil er auch Probleme mit der Motorik hat. Rollstuhlfahrer sieht man inzwischen auch an Gymnasien, das ist nichts ungewöhnliches mehr.

Natürlich sollte ein Kind nach seinen Möglichkeiten gefördert werden. Im K-Bereich ist es allerdings auch möglich in der 10. Klasse auf ein Internat zu wechseln, auf dem man jeden Schulabschluss und eine Ausbildung machen kann. Was da richtig ist zeigt sich noch. Die Vorlaufzeit ist eben länger als normal, außerdem geht es auch in Grundschulen in der 3. Klasse los.

@woodgo - Leute, die zufällig die gleiche Behinderung haben sind doch nicht "gleichgesinnt". Sie verstehen sich auch nicht unbedingt besonders gut. Ein Kind, das dauerhaft stört ist an einer Regelschule auf Dauer nicht tragbar und die I-Helfer sind auch dazu da die Kinder zu schützen.

11

Über Gymnasien kann ich nichts sagen, ich weiß aber, dass in unserer kleinen Stadt die meisten Gymnasien leider nur wenig Bereitschaft zeigen, Kinder mit ADHS, Asperger und Schulbegleitung aufzunehmen - das würde nur stören. Soviel zur hochgelobten Inklusion.

Ein früherer Mitschüler meines Sohnes mit Asperger-Autismus besucht mit Schulbegleitung eine Gesamtschule und kommt dort gut zurecht. Auf der Gesamtschule, die mein Sohn selbst besucht, sind einige Kinder mit Schulbegleitung und verschiedenen Behinderungen: Das Klima ist im großen und ganzen gut, auch wenn natürlich manche Kinder einfach unruhiger sind. Ein Mädchen z. B. ist kognitiv total weit, kann aber nicht selbst schreiben und auch schlecht artikulieren: Sie hat einen Schulbegleiter und besucht phasenweise den Unterricht höherer Klassen.

Natürlich kommt nicht jedes Kind zurecht: Bei einigen zweifeln auch die Eltern, ob die Regelbeschulung mit Unterstützung richtig war, einfach weil die Kinder im Unterricht wirklich gar nicht mitkommen. Und ein Kind mit ausgeprägter ADHS hat gerade die Schule verlassen und auf eine Privatschule gewechselt: Die Schule war einfach zu wuselig für ihn, die medikamentöse Einstellung wohl auch schwierig.

LG
Anja

13

Hier sind die Gesamtschulen auch Schwerpunktschulen. Dafür lohnt sich der Wechsel für ihn nicht. Den Stoff kann er auch in der K-Schule lernen.

14

Ah, das wusste ich nicht - wenn sich Dein Sohn an der K-Schule wohl fühlt, würde ich erst mal abwarten - bei Gymnasien muss man echt sicher sein, dass die besondere Kinder auch haben wollen, sonst kann das gnadenlos werden.

LG
Anja

17

Hallo,

ich arbeite im Bereich Inklusion. Meiner Erfahrung nach muss man leider sagen, dass Inklusion an den allerwenigsten Schulen auch nur ansatzweise funktioniert. Vor allem die weiterführenden Schulen sind noch lange nicht so weit!! Viele Grundschulen zeigen mittlerweile immerhin schon gute Ansätze im Bereich Inklusion.

Allerdings weiß ich, dass viele Eltern ihre I-Kinder gerne an Gymnasien schicken, weil sie dort mit einem anderen Klientel zu tun haben, wie z.b. an Haupt- oder Realschulen oder auch an Förderschulen. Bzw wird ihnen auch oft von Pädagogen dazu geraten. Ein Gymnasium ist sicherlich verwirrend für einen Autisten.. in der Lauststärke.. in dem täglichen Gewusel, die Aufgaben usw. Aber auf einer Haupt- und Realschule ist es für solche Kinder nicht besser..deshalb oft dieser Gedankengang.

I-Kinder an Gymnasien müssen auch nicht zwangsweise denselben Unterrichtsstoff durchnehmen wie die "normalen" Kinder, sondern bekommen bei einem Nachteilsausgleich Arbeitsmaterialien die dem Kind angepasst werden. Das alles ist aber viel Arbeit, die man eigentlich nur mit einem guten Schulbegleiter bewältigen kann. Man muss ein verdammt dickes Fell haben und kämpft immer und immer wieder gegen Windmühlen an!

Dann hat man natürlich immer und immer wieder Lehrer, die komplett querschießen, weil sie einfach nicht einsehen,das irgend ein Kind aus irgend einem Grund besondere Rücksicht erwarten kann #augen Autist? - Ist mir doch egal.. wir ändern heute einfach mal die gesamte Sitzordnung, am besten noch 2 min vor der Klassenarbeit! (hab ich alles schon erlebt..endete darin, dass das autistische Kind mit gebrochenem Fuß im KH landete, weil ein vor Wut umgekippter Tisch auf seinem Zeh landete.. was das für einen Autisten heißt, muss ich dir ja glaube ich nicht erklären!) . Der Lehrer sieht natürlich nichts ein (obwohl er im Vorfeld aufgeklärt wurde, was man bei einem Autisten beachten sollte)).

Ob für einen Autisten eine Beschulung anderswo besser ist.. ich weiß es nicht. Autisten sind sehr oft auch hochbegabt und brauchen ihre Aufgaben. Ich denke, das muss man von Fall zu Fall beobachten und sich die Sache sehr gut überlegen.

lg