Gymnasium heute und früher?

Hallo,

so langsam müssen wir uns auch mit dem Thema "Weiterführende Schule" befassen.
Mir macht es etwas Angst, was ich hier über den angeblichen Stress auf dem Gymnasium lese.
Ist das heute anders als früher? Wenn ja, warum? G8?

Sowohl mein Mann samt Geschwistern als auch meine Schwester und ich haben allesamt ein gutes Abitur (zwischen 1,2 und 2,0).
Wir kennen aber diesen Leistungsdruck überhaupt nicht. Unterstufe und Mittelstufe waren total easy (da sind wir täglich ab 15 Uhr mit unseren Freunden rumgezogen und die Wochenenden und Ferien waren immer frei). Erst ab der Oberstufe hab ich mal länger gelernt.

Ich habe es ehrlich gesagt früher als selbstverständlich vorausgesetzt, dass meine Kinder aufs Gym gehen. Frage mich aber, ob die Kindheit dann nicht vorbei ist. Oder übertreiben hier alle?
Sohnemann kam neulich auch nach Hause und hat erzählt, dass auf dem Gym keine Arbeiten mehr angekündigt werden (komisch, im SchulG steht aber etwas anderes), Er is auch schon vom Übertrittshype infiziert. Leider.

Viele Grüße

Tica

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Ich kann das Thema Stress nicht bestätigen. Sohnemann, 7. Klasse Gym, guter 2,5 Kandidat und tut NICHTS... Er hat auch keinen Druck, trotz G8.
Ich könnte mir vorstellen, dass die Kinder, die Druck haben, entweder nicht auf die richtige Schule gehen oder aber die Eltern diesen Druck aufbauen, weil ja aus dem Kind was werden soll #augen

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#pro

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hi,

mein mann und ich waren auf dem gymnasium (er anfang der 80er und ich mitte der 80er bis mitte 90er) und 2 meiner söhne sind auch auf dem gymnasium.
hier in nrw zieht es jetzt erst in der 7. klasse etwas an. der große hat an 2 tagen bis 16 uhr schule und muss dann noch seine hausaufgaben machen. die restlichen tage sind aber völlig o.k., da hat er ab 16 uhr alles erledigt.
der mittlere kann weiterhin seinen hobbys nachgehen und hat auch genug freizeit.

ich kann mich kaum noch an meine hausaufgaben in dieser zeit erinnern. ich weiß nur noch, dass ich einmal die woche 7 stunden hatte und jeden 2. samstag hatte ich 4 stunden unterricht--das habe ich gehasst wie die pest und dass es das heute nicht mehr gibt ist schon ein riesiger vorteil.

man muss sich mal die masse an kindern vorstellen, die heutzutage zum gymnasium strömen--das sind ganz normale kinder, ein paar davon besonders intelligent, ein paar weniger. ziel von gymnasien ist, dass es möglichst alle schaffen und i.d.r. schaffen es auch die meisten. es wird also überall nur mit wasser gekocht, auch heutzutage am gymnasium ;-) also nur mut!

lg

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Hier bei uns ist es nicht das Ziel, dass es alle schaffen und diese Verallgemeinerung ist mal wieder totaler Schwachsinn.

Bei uns wird in der Erprobungsstufe gesiebt, was das Zeug hält, eben weil so viele Kinder heutzutage auf dem Gymnasium angemeldet werden!! Wenn die Eltern nicht sieben, müssen das die Schulen tun.. ist leider so.

lg

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"....und diese Verallgemeinerung ist mal wieder totaler Schwachsinn."

na danke auch, sehr freundlich von dir.....
ist doch wohl logisch, dass ich nur von MEINEN erfahrungen sprechen kann, oder?

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Hallo,

die Frage kam in letzter Zeit wieder so oft...ein Gespräch mit den Lehrern, Besuche zum Tag der offenen Tür wird Aufschluss geben. Jede Schule ist anders, unser Gymnasium ist super, andere wieder nicht, da gibt es aber auch Mittelschulen, deren Pensum an z.B. HA um einiges höher ist, als bei uns auf dem Gymnasium.
Ein Kind bekommt eine Empfehlung und Du kennst Dein Kind. Die weiterführende Schule ist kein Kindergarten mehr, das sollte man sich auch vor Augen halten, egal ob Gym. oder nicht.

LG

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Hallo

meine Große ist auf einem G8 (mittleweile 9. Klasse)

Schulzeit Mo-Do 8-16 Uhr ,Freitag bis 13:00 uhr.Samstags keine Schule

Hausaufgaben gibt es dort keine,klar ab und an mal lernen.

Klassenarbeiten werden angesagt,kleinere Wissentest (Lernkontrollen) nicht.

Ich hab mir das auch sehr stressig vorgestellt aber sie kommt damit super zurecht,hat auch noch genug Zeit für Freunde und Hobbys.

Also ich finde ganz so stressig wie Du befürchtest ist es nicht.Klar ist es eine Umstellung nach der Grundschule,aber daran gewöhnen die Kids schnell)

Gruß

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Hallo Tica,

ich kann eine Überarbeitung oder verlorene Kindheit nicht bestätigen.
Meine Tochter ist inzwischen in der 8.Klasse Gymnasium und es ist ähnlich wie bei mir früher. Da gibt es Phasen wo viele Arbeiten geschrieben werden und auch mal ein paar Nachmittage gelernt wird, aber auch viele Phasen wo sie nur wenig zu tun hat und mit ihren Freundinnen unterwegs ist. Hobbys mussten wir keine kürzen.
Hört man die Teenys allerdings so reden, dann denkt man sie sterben in absehbarer Zeit an Überarbeitung. Vielleicht liegen sie deshalb so oft auf ihrem Bett .... es ist Schwäche nahe dem Tode und nicht Pubertäre Faulheit. ;-)

Liebe Grüße
Sunny

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Mein Sohn hat sein Abi in der Tasche und großartig gelernt, stundenlanges büffeln, Stress.... auf grund des lernstoffes habe ich in den gesamten Jahren hier nicht erlebt. Mein Neffe geht zur Nachhilfe und muß viel lernen (aber meine Meinung: er wäre besser auf eine Oberschule gegangen).
lg

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Hallo,

evtl. kommen die ganzen Horrormeldungen einfach auch von den Eltern, deren Kinder vielleicht doch im Endeffekt auf dem Gymnasium nicht wirklich richtig sind.

Zu meiner Schulzeit war es so, dass nur wenige Kinder aufs Gymnasium gegangen sind. Die meisten haben sich auf Realschule und Hauptschule verteilt. Heute bin ich immer wieder erstaunt, dass so viele Kinder im Umfeld aufs Gymnasium gehen.

Dabei gibt es auch welche, für die es recht easy ist und welche, die kaum noch Freizeit haben.

LG jokie

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Und auch Charakter und Arbeitsverhalten/-willen spielen sicherlich eine Rolle.

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Das würde ich so unterschreiben.

Wir haben hier (Stadt in Bayern) Grundschulen mit Übertrittsquoten von 60-75% aufs Gymnasium. Hier wird teilweise bis zum Erbrechen mit den Kindern gelernt und zwei von Sohns besten Grundschulfreunden hatten monatelang Nachhilfe, damit es aufs Gymnasium ging. Mit Umweg über den Probeunterricht. Sohn ist jetzt in der 6. Klasse auf der Realschule, kommt sehr gut mit, ist glücklich und hat viel Freizeit und seine Grundschulfreunde kämpfen auf dem Gymnasium gegen das Ertrinken. Und das liegt nicht an dem schrecklich hohen Niveau der Schule (meine Älteste geht dort hin und die Schule ist wirklich sehr bemüht und versucht jeden mitzunehmen), sondern weil die Jungs völlig ausgebrannt sind schon seit der Grundschule. Und die Mütter sind nur am helfen, organisieren, unterstützen, mitlernen. Eine Mutter erzählte mir, dass sie jeden Abend 45-60 Minuten den Unterrichtsstoff für den nächsten Tag vorbereiten. Also wiederholen was in der letzten Stunde dran kam, usw.
Kommt mir ehrlich gesagt nicht normal vor.

Meine Töchter müssen zumindest nicht so intensiv lernen. Nur regelmäßig Vokabeln und eben vor den Schulaufgaben ein paar Tage.

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Ich finde, der größte Unterschied zwischen früher und heute ist, dass zu unserer Zeit vielleicht noch mehr darauf geschaut wurde, welche Schule für das Kind am besten ist. Heute ist für viele am wichtigsten, welche Schule die besten Voraussetzungen für den späteren Beruf schaffen kann.

Es gab Zeiten, da war es kein Problem, auf die Hauptschule zu gehen, Realschule war super und aufs Gymnasium sind halt die, die studieren wollten.

Aber heute herrscht ja oft die Meinung vor, dass das Leben vorbei ist, wenn das Kind den Sprung aufs Gymnasium nicht schafft. Ich kenne Fälle, da sieht man Kinder in der vierten Klasse kaum noch vor der Tür. Zum Fußballtraining kommen die Jungs nur noch in den Ferien oder wenn es ein guter Tag ist. Notfalls wird eine Armee Nachhilfelehrer angeheuert. Nur mit dem Ziel die magische 2,3 (in Bayern ja Voraussetzung) zu schaffen. Wenn dann im Übertrittszeugnis was Schlechteres steht, oh weh, da wird halt noch mehr gelernt, um den Probeunterricht vorzuberieten. Dank des Internets können ja die Prüfungen der letzten Jahre heruntergeladen und durchgearbeitet werden!

Ja und dann schafft das Kind selbst im Probeunterricht die nötigen Noten nicht. Sondern nur zwei Vierer. Ist aber auch nicht schlimm, denn dann entscheidet der Elternwille und was war das Ziel der letzten Jahre? Hurra, das Kind schicken wir auf das Gymnasium. Ist ja wurscht, dass oft genug deutlich wurde, dass es dafür nicht wirklich geeignet ist.

Das Lernen wird nicht weniger, es wird noch mehr, weil das Kind die Voraussetzungen einfach nicht hat. Es kommen neue Fächer dazu, der Nachwuchs, der über den vier deutschen Fällen verzweifelt ist, soll mit den sechs in Latein klarkommen. Der Gemütliche, der die Unaufmerksamkeiten im Unterricht durch Büffeln vor den Proben übertüncht hat, wird auf einmal abgefragt oder schreibt Exen, die das Lernverhalten ziemlich deutlich dokumentieren.

Und dann beschweren sich die Mütter, dass sie nichts anderes mehr tun als mit Junior zu lernen, er ewig für die Hausaufgaben braucht, im Gymnasium ja soooo viel verlangt wird, ihr Kind total überfordert ist und was weiß ich. #klatsch

Wenn ein Kind aber ohne Nachhilfe und stundenlanges Lernen gut durch die Grundschule kommt und gute Noten schreibt, hat es die besten Voraussetzungen für das Gymnasium und der Stress wird sich wohl in Grenzen halten.

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Ich fürchte, du hast unrecht.

Noch heute hängt die Schullaufbahn in erster Linie von der Herkunft ab, das war früher noch ausgeprägter.

Für minderbegabte Kinder aus bürgerlichen Familien standen auch vor 100 Jahren schon spezielle Schulen zur Verfügung, die sie reif fürs Abitur machen sollten.

Gerade auf dem Land hielt man eine Hauptschule noch zu meiner Schulzeit meist für ausreichend. Die Arbeitskraft der Kinder wurde schließlich gebraucht, Schule war Nebensache. Solange es möglich war hielt man auch Ausbildungen oft für überflüssig. Das änderte sich erst seit den 70er Jahren langsam.

Auch Stadtkinder hatten nur eine geringe Chance in ein Gymnasium zu kommen bzw. dort zu bleiben. Noch in meiner Schulzeit mussten viele Kinder erst einmal Hochdeutsch lernen. Das hat erst das Fernsehen geändert. Heute spricht hier keines mehr Dialekt - das macht die Sache einfacher. So etwas war dann kaum noch aufzuholen.

Man hat früher tatsächlich sehr schnell einem Kind aus benachteiligten Verhältnissen zum Besuch der Hauptschule geraten. Aber war das wirklich richtig? Und traf das wirklich nur schwach begabte Kinder, die dort am richtigen Platz waren? Ich habe da meine Zweifel.

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Hallo

Es kommt doch auch viel aufs Kind an.
Manchen fliegt es zu andere müssen mehr dafür tun.

Dann kommt es noch viel auf den Lehrer an. Wird er gemocht, kann er seinen Stoff gut erklären und rüberbringen, ist das schon mal die halbe Miete.

Meine ist in der 9. Kl. Gym (BY- G8)
Sie hat täglich von 8-13 Uhr Schule und einmal in der Woche bis 17 Uhr.
Seit der 8. Klasse muss sie was tun, vorher kam sie auch so sehr gut durch.
Aber irgendwann wird halt mal angezogen und das war bei uns in der 8.Klasse.
Sie bekommt in jedem Fach Hausaufgaben auf, die zwar nicht immer bis zum nächsten Tag erledigt sein müssen aber trotzdem gemacht werden.
Dazu kommt noch das Lernen. Es kann jeden jeden Tag treffen und eine mündliche oder schriftliche Abfrage stattfinden.
Meine will nicht unvorbereitet dasitzen , also muss sie ihre Unterlagen ein paar Mal durchlesen/lernen.

Es ist alles nicht leicht, aber sie hat noch genug Freizeit.

Da man nun wieder wählen kann ob man G8 oder G9 machen möchte ist das doch schon mal ein Vorteil.

Früher wars sicherlich auch nicht einfacher. Alle die ich kenne haben etwas tun müssen.

Damals hat man weniger drum rum gehabt. Heute hat ja jeder mind. noch 2-3 Hobbys oder eben Nachmittagstermine.
Sei es, weil die Kinder mit Nachhilfe durch das Schuljahr gequält werden oder weil man zum Fußballtraining, Klavierspielen, tanzen, turnen, Gitarrenunterricht, Judo,
reiten oder was weiß ich noch was es alles gibt, geht. Zocken und mit Freunden treffen kommt ja dann auch noch dazu.

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Ich fürchte auch das ist ein Klischee.

Ein Kind wird nicht durch die Schule gequält, wenn es Nachhilfe bekommt, weil es den Anschluss verloren hat. Das kann schlichte Faulheit oder auch eine Krankheit verursachen. Gegen profane Dummheit ist ohnehin immer noch kein Kraut gewachsen und das lässt sich auch nicht mit Nachhilfe kompensieren. Solche Kinder scheitern zwangsläufig und versagen dann nicht selten auch noch auf Realschulen.

Als ich Kind war hat nahezu jedes Kind eine Sportart ausgeübt und ein Musikinstrument erlernt. Das ist heute nicht anders.

Verändert hat sich, dass Freunde sich früher treffen mussten, heute aber auch gemeinsam am Computer spielen können, wenn sie nur über das Netz verbunden sind.

Hier ist G8 gar nicht erst eingeführt worden. Nachmittagsunterricht gibt es in der Orientierungsstufe noch nicht. Die Hausaufgaben sollen dann etwa 60 Minuten am Tag dauern - einschließlich der Vorbereitung von Klassenarbeiten. Bis zur 10. Klasse steigert sich das auf 12 Stunden pro Woche. Wenn ein Kind wesentlich länger braucht hält es das nicht lange durch. Das war früher aber nicht anders als heute.