gymnasiale empfehlung und dann gesamtschule

hallo!
mein kind (4. klasse) würde ich als gymnasium-kind einstufen. es lernt leicht, komplett selbstständig, hat ehrgeiz, ist fleißig, noten durchgängig 2.
kürzlich war ich auf einem infoabend einer gesamtschule, mehr aus "mal angucken gehen". ich hatte, ehrlich gesagt, gehofft, dass es mir nicht zusagt. aber: es war toll! super differenzierung, 50% gymnasialkinder, 40% realschulkinder, 10% hauptschüler pro klasse (=auch verteilung im kreis), bilinguale fächer (wer möchte), starke ausrichtung aufs miteinander und füreinander....
mein kind ist offen, findet beides gut und wird zu beiden schnuppertagen gehen.
würdet ihr euer kind, wenn es eine reine gymnasialempfehlung bekäme, gerne auf einer gesamtschule sehen? wenn ja/nein, warum (nicht)? lassen wir jetzt mal den wunsch des kindes außen vor (bei dieser diskussion, nicht bei der entscheidung)!
G9 ist hier übrigens auch an gymnasien.
ich bin gespannt!

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Meine beiden gehen zur Gesamtschule.
Tochter ist 12 und hatte als Klassenbeste entsprechend eine Gymnasialempfehlung.
Sohn ist 10, ein schwacher Schüler mit Hauptschulempfehlung.
Beide gehen zur Gesamtschule.
Für beide passt es.

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Ich würde ein reines Gymnasialkind lieber auf einem Gymnasium sehen. Zum einen, weil der Leistungsdruck auf dem Gymnasium höher sein wird, so dass ich denke, dass ein Schüler dann nach dem Abitur besser auf einer Hochschule zurecht kommen wird, als eventuell ein Schüler, der das eher nicht so extrem gewohnt ist; der wird sich m.E. etwas mehr umorientieren und umgewöhnen müssen. Zum anderen ... ich denke, es gibt eine ganze menge Eltern, die zwar ein Kind mit einer Gymnasialempfehlung haben, aber ihr Kind eigentlich nicht als reines Gymnasialkind sehen (Gründe seien dahingestellt): Für diese Kinder ist m.E. die Gesamtschule die beste Schulform und, vielleicht sollte man dann auch einfach die "wenigen" Plätze für diese Kinder freihalten und die nicht mit Kindern belegen, die auch spielend durchs Gymnasium kommen würden, so dass die Kinder, die nicht spielend durchs Gymnasium kämen, plötzlich gezwungenermaßen doch auf dem Gymnasium müssten.

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Hallo,

wir haben auch eine Gym-Empfehlung und überlegen auch Richtung Gesamtschule, genau aus den Gründen die Du aufzählst.
Ich denke es sind beide Schulen gut, aber ich habe Angst, dass ich nicht die Unterstützung für das Gym geben kann, wie es eventuell nötig wäre (ich habe vier Kinder und studiere selbst noch).

VG
Isaura

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Für meinen Sohn passt die Gesamtschule super, er hatte zwar eine Gymnasialempfehlung, hätte aber G 8 machen müssen - wir haben ihm ein Jahr zur sozial-emotionalen Entwicklung zurückgegeben (er hatte in der Grundschule eine Klasse übersprungen). Kognitiv ist er sehr fit, aber nicht fleißig, und ehrgeizig nur dann, wenn er will :-)

Die Differenzierung klingt gut, und auch die starke Ausrichtung aufs Miteinander und Füreinander - ob das klappt, hängt aber wirklich stark vom Schulkonzept und dessen Durchsetzung ab und natürlich auch davon, welche Kinder die Schule besuchen. So kann ich auf der Plusseite verbuchen, dass mein Sohn auf einer Schule mit 60% Kindern mit Migrationshintergrund da überhaupt keine Berührungsängste hat, nicht unter der Käseglocke einer privaten Schule (in unserer Nähe gibt es nur private Gymnasien) aufwächst. Ernüchternd ist aber, dass trotz des guten Konzepts das Lernen in einer so heterogenen Gruppe einfach anstrengend ist - da reichen schon 3-4 Kindern, um "den Laden aufzumischen".

Erkundigen würde ich mich bei einem Kind, dass nach Deiner Beschreibung ja auch gut das Gymnasium besuchen könnte, wie es um die Förderung von fitten Kindern steht.

Manche Lehrer haben das an der Gesamtschule, die mein Sohn besucht, wirklich gut im Blick, in anderen Fächern wie Musik oder Ethik/Religion und auch Geschichte ist das aber vom Niveau her bescheiden, einfach weil vielen Schülern diese Themen nicht die Bohne interessieren und nicht jeder Lehrer ein Händchen dafür hat, da Interesse hervorzurufen.

LG

Anja

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Hallo,

wenn Du ein gutes Gefühl bei der Schule hast und Deinem Kind es auch gefällt, warum nicht ?

Wir hatten bei der Gemeinschaftsschule (Gesamtschule) leider nicht so viel Glück. Die hatten zwar auch viele gute Vorsätze allerdings waren die im Alltag nur schwierig umzusetzen, da die Intelligenz in einer Klasse durch recht durchmischt ist. Wir hatten aber auch mit der Lehrerin Pech.

Allerdings bin ich bei der Aufteilung recht stutzig geworden:

"50% gymnasialkinder, 40% realschulkinder, 10% hauptschüler pro klasse "

Rein logisch kann das für meine Begriffe nicht sein. Das würde ja bedeuten, dass der größte Brocken von Gymnasialkinder gestellt wird. Wenn man jetzt noch davon ausgeht, dass ein Teil der Gym-Kinder tatsächlich aufs ein Gym geht - dann wohnt ihr aber in einer schlauen Gegend :-)

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so ist der schnitt hier im kreis und so werden die klassen zusammengestellt an den gesamtschulen...

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Meine beiden Großen sind auf der Gesamtschule. Beide hatten uneingeschränkte Gymnasialempfehlung, beide lernen extrem leicht. Bloße Anwesenheit im Unterricht reichte schon immer für Top-Noten. Lernen zu hause kenne ich von beiden nicht.
Ich bin sehr glücklich, dass sie beide auf der Gesamtschule sind: es wird sehr viel Wert auf soziales Lernen gelegt. Das Coaching der Schüler bewegt sich auf einem beeindruckend hohen Niveau. Gerade um die sehr heterogene Schülerschaft gemeinsam unterrichten zu können, wird viel Energie auf Methodenlernen und Didaktik verwendet. Etwas, das meine Kinder später überall gebrauchen können.

Das Argument, dass Kinder nach dem Gymnasium besser an der Uni lernen können ist totaler Quatsch!
Gerade durch das Methodenlernen und die Arbeit in heterogenen Tischgruppen können meine Kinder später ziemlich sicher gut auf der Uni klarkommen. Wenn sie denn überhaupt zur Uni wollen.

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da höre ich große begeisterung heraus :-). ich finde die entscheidung so schwierig. ich habe angst, dass kind als mensch auf dem gym nur teil einer fabrik ist, ausgelaugt wird....
in der gesamtschule habe ich angst, dass kind unterfordert sein könnte bzw. zu wenig forderung stattfindet oder es sich "nach unten" orientiert.....
wechsel von der gesamtschule aufs gym geht, andersherum so gut wie nicht (da proppevoll, warteliste).

bist du schief angeschaut worden wg. der schulwahl?

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Schief angeschaut wurde ich nicht. Hier gehen viele Gym-Kinder auf die IGS.

Es ist eher so, dass die Eltern, die ihre Kinder NICHT auf die IGS gegeben haben, es jetzt bereuen. Von den Gym.-Müttern höre ich viel Gejammer über die Hausaufgaben, den Druck etc.
Da wächst sich das Thema Schule regelrecht zu einem Familienhobby aus.
Das "nach unten orientieren" ist bei uns kein Problem. Die Lehrer haben die Schüler erstaunlich gut im Blick. Der Große hat ein paar mal versucht, sich bei Klassenarbeiten mit dem niedrigsten Niveau aus der Affäre zu ziehen. Und ist damit bei seinen Lehrern voll aufgelaufen, die ihn umgehend zum Gespräch gebeten haben. :-)
Ich bin sehr zufrieden mit unserer Schulwahl. Aber am besten ist, dass mittags zwei ausgeglichene und selbstbewusste Kinder nach Hause kommen. Das war in der Grundschule nicht immer so. Obwohl sie leistungsmäßig keine Schwierigkeiten hatten.

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Hallo,

meine Tochter geht seit dem Sommer in die 5. Klasse auf dem Gymnasium.

Ähnlich wie du es beschreibst, lernst sie sehr leicht ist fleißig und motiviert. Aber anders als bei euch müssen die Kinder G8 durchlaufen.

Auch wir waren uns unsicher, welche Schule die richtige Wahl ist, zudem sie 1-2 Jahre jünger als ihre Mitschüler ist. Inziwschen wissen wir, dass wir mit dem Gymnasium die absolut richtige Wahl getroffen haben.

Die Schule hat ein super Förderkonzept erarbeitet, bei dem nicht nur die schwächeren Kinder sehr stark gefördert, sondern auch die starken Kinder gefordert werden.

In der Grundschulzeit ging unsere Große häufig total lustlos und antriebslos zur Schule, weil sie gelangweilt war, auch zum Teil von Mitschülern, welche einfach ein bisschen mehr Zeit im Unterricht brauchten. Jetzt geht sie gerne zur Schule, gehört immer noch zu den besseren Kindern in der Klasse und kommt aber Mittags nicht motzig und unausgelastet nach Hause.

Sie nutzt auch freiwillig die Möglichkeit in der Schule die Hausaufgaben zu machen und geht in die Englisch Fördergruppe, welche ihre Englisch Lehrerin leitet, einfach weil es ihr Spaß macht und sie gemeinsam mit ihrer besten Freundin dort die Zeit verbringt. Auch dieses Mädel ist erst 9 und macht das Ganze freiwillig.

Schon vor der Einschulung fand ein kennenlernnachmittag statt, so dass die Kinder schon vorher wussten, mit welchen anderen Kindern komme ich in eine Klasse und welche Klassenlehrerin und welchen stellverteretenden Klassenlehrer werde ich bekommen. Die ersten tage nach den Sommerferien wurden die Kinder erstmal behutsam in den Schulalltag eingeführt. es wurde eine Schulralley gemacht, es wurden viele Kennenlernspiele , Projekte zum Thema Miteinander lernen und umgehen durchgeführt, die Sitzplatzordnung wurde rein zufällig bestimmt (anhand von Namenskärtchen, die gemischt wurden und dann auf den Tischen ausgeteilt wurden).

Obwohl in der Klasse meiner Tochter viele Kinder aus einer Grundschule kamen und nur wenige von anderen Grundschulen (sie gehört zu den wenigen) gab es von Anfang an keine Cliquenbildung.

Müssten wir mit der jetztigen Erfahrung noch einmal entscheiden, würden wir keinen Moment lang zögern.

liebe Grüße
mckiki

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Hallo,

falls möglich würde ich mir noch einige Elternmeinungen oder auch von Schülern über die Schule einholen, denn am Infoabend wird immer alles besonders toll präsentiert. Ob die Realität dann genauso aussieht, ist für mich fraglich. Ich hatte nach jedem Infoabend an den verschiedenen Schulen das Gefühl es ist eine tolle Schule...
Bei uns war ganz klar, dass eine Gesamtschule nicht in Frage kommt, obwohl am Infoabend diese auch toll dargestellt wurde, aber unsere Tochter hatte in der Grundschule ohne viel lernen nur 1er. Jetzt geht sie auf ein reines Gym und ist ebenfalls wieder eine sehr gute Schülerin. Hier ist es allerdings auch leider so, dass die Hauptschulen gerade fast keine Schüleranmeldungen mehr haben und der Reihe nach geschlossen werden. Die Kinder mit Hauptschulempfehlung gehen fast alle auf die Gesamtschulen, so dass ich mir einfach nicht vorstellen kann, dass ein Kind mit klarer Gym-empfehlung hier richtig gefördert wird.

LG

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Ich wundere mich auch etwas über die 10% Hauptschüler. Gibt es denn noch eine Hauptschule in eurer Stadt, wo die restlichen schwachen Schüler hingehen?

Ansonsten erscheint mir das sehr wenig!

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es gibt sog. oberschulen, wo nur haupt-und realschüler sind.
die 10% sind das, was im kreis an hauptschulempfehlungen vergeben wird nach der 4. klasse UND so werden auch die klassen in der gesamtschule zusammengesetzt.

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Ach so, wenn von den 10% Hauptschülern also auch noch einige auf die Oberschule wechseln, dann habt ihr in der Gesamtschule noch weniger als 10% "schwache" Schüler.....das ist sehr wenig!